Kaffeehausanekdote

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are-T

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Kaffeehausanekdote

A schreitet durch die weiten, zu beiden Seiten starr grau begrenzten Gassen einer Innenstadt. Gehetzt hebt er im Gehen den Arm und betrachtet die Uhr an seinem Handgelenk. Ich bin ein Kind meiner Zeit. Kind doch als wohlhabend zu charakterisierender Eltern. Er kommt auf einem Platz an, von dem einige nicht einsehbare Gässchen ins Ungewisse führen. Hinein geboren in eine Zeit ohne Grenzen. Ohne Anhaltspunkt, aber mit unzähligen Möglichkeiten. Ratlos bleibt er stehen.
Lieber Kunde, wir bauen für Sie. Skeptisch sieht er am umrüsteten Altbau hinauf. Hier entsteht in Kürze eine neue Starbucks-Filiale. Jeden Tag neu. Stetig im Wandel. Schnelllebig-kurzatmig. Mauern zum Anlehnen werden jeden Tag aufs Neue nieder gebrochen und an anderer Stelle wieder hochgezogen. Entnervt blickt er in den herbstlich bewölkten Himmel. Nicht noch einer! Hochgezogen in einen für die Zukunft immer blauen Himmel, an dem die Wolken dezent übergangen werden. Seinen Kopf wieder senkend, wird er erneut mit seinem Problem konfrontiert: unzählige Gässchen und er neu in der Stadt. Wo bin ich? Ich suche Orientierung, suche Sinn, suche mich. Warum bin ich hier? Warum bin ich so, wie ich bin? Wieso bin ich eigentlich nicht anders? Und wozu eigentlich? Ach ja, er war in der Stadt verabredet, jedoch hatte diese erste Frage, einer gedanklichen Lawine gleich, die anderen losgelöst, welche ihn für den Moment, ihres überraschenden Auftauchen wegen, förmlich erschlugen.
Abermals besieht er sich den Platz, in dessen Mitte er steht. Erleuchtete Schaufenster strahlen heraus und bieten Konsum gegen Kapital für den Kommerz. Doch etwas anderes strahlt ihn im Vorbei-Eilen flüchtig an und ist auch schon wieder verschwunden – eine in ihre Jacke geschlungene Frau von vielleicht 25 Jahren, mit von der Kälte rötlichen Wangen, ihre schulterlangen aschblonden Haare, wie eine Mähne, im Gehen wiegend, ihre vollen Lippen zu einem Lächeln gespreizt, ihre Augen – nein, nicht schon wieder, dem Trieb nachgeben und sie ansprechen!
Wozu eigentlich? Ja, biologisch korrekt kommt mir nun spontan die Erhaltung unserer wölfischen Spezies Mensch in den Sinn. Er stutzt. Jedoch, ist dies als Ursprung und Triebfeder jedweden menschlichen Handelns ungenügend, wenn nicht gar sinnlos. Denn uns alle auf mehr oder weniger individuelle Triebviecher zu reduzieren fällt mir doch sehr schwer, zu mal ich in der Schürzenjägerei keine Erfüllung mehr sehe.
Er zieht ein Photo aus seinem Geldbeutel. Eine mindestens genauso freudig freundlich, wie die Blonde lächelnde junge Brunette ist darauf zu sehen. Eventuell ist es ja die Liebe, das Dasein als Da-sein für eine andere Person, die dieser evolutionären Komponente doch noch Legitimation verschafft. Aber kann Liebe auch als dauerhafter Antrieb unseres Triebes und Tuns gelten? Ist sie nicht vielmehr wie ein sterbender Stern beschaffen? Er zerreißt das Photo energisch. Vom kleinen Funken Hoffnung in der Unendlichkeit des Nichts unseres Lebens, nach dem wir sehnend streben, schwillt sie zur leuchtend hellen Supernova und verschwindet dann gänzlich, ein schwarzes Loch hinterlassend; uns herunter ziehend. Kann eine solche Kraft konstant den Menschen lenken? Er zuckt die Schultern, nimmt beide Bildhälften in die rechte Hand und zerknüllt sie langsam. Ich vermag es nicht zu sagen. Er holt aus, die Papierkugel in seiner Hand weit von sich zu schleudern, schwingt seinen Arm – und stoppt abrupt, öffnet seine Faust, besieht sich ruhig ihren Inhalt, entknittert ihn so gut, wie möglich und hält beide Photohälften zu einer mit Falten übersäten scheinbar gealterten Frau zusammen. Liebe und Hass liegen dicht beieinander.
Vielleicht sind sie es also vereint, die uns prägen. Wo Liebe ist, bleibt keine Zeit zu hassen. Lange, jedoch ohne die geringste Regung in seinem sieht er das Gesicht in seinen Händen an, öffnet die Finger, welche es halten und zwei Hälften fallen schlingernd getrennt von einander zu Boden. Doch bleibt von der Liebe nichts, ist die Zeit des Hassens gekommen. Ihm zieht der herb-aromatische Duft frisch gebrühten Kaffees, ihm einen wolligen Schauer über den Rücken jagend urplötzlich in die Nase und erst jetzt bemerkt er, dass direkt neben der weiten Gasse, aus der er kam, ein scheinbar sehr altes Kaffeehaus mit großen Fenstern und gemütlichen Ledergarnituren und seinem warmen gedämpft rötlich-gelbem Licht und dieser Priese Exotischem ihn förmlich an zuziehen scheint. Noch einen flüchtigen Blick wirft er auf die Schnipsel vor sich. Zeit des Hassens gekommen? Nicht immer, aber immer öfter. Er tritt ein und fühlt sich sofort geborgen. Der Duft gerösteter Kaffeebohnen. Leise klassische Musik – vermutlich Mozart, oder einer von denen. Er setzt sich in einen roten Ledersessel direkt am Fenster, so dass er auf den Platz hinaus sehen kann und bestellt sich eine Tasse Kaffee: schwarz. Ohne Milch. Ohne Zucker.
Genüsslich führt er seine Tasse an die Lippen und nippt langsam, jeden einzelnen Tropfen in seinem Aroma auskostend. Er stellt die Tasse wieder auf den Tisch neben die, auf ihm liegende, Zeitung und wendet sich wieder dem Fenster zu.
Gute Besserung. Ratiopharm. Viagra - schafft Leben. Ami-Triyptilin und du kannst wieder lächeln. Grinsend besieht er sich die Reklame, die von der Apotheke auf der anderen Seite des Platzes herüber leuchtet. Stellen wir uns doch mal das Kontraszenario zu Hassen vor: eine Welt auf Drogen - alle friedlich, freundlich miteinander im Einklang vereint und jegliche Emotion getötet. Ist es das, was wir wollen? Die ganze Menschheit lächelnd gleichgültig, ihre Gefühle unterdrückend. Wieder hält er kurz in seinen Gedankenspielen inne und das Grinsen entweicht aus seinem Gesicht. Gleichgültig sind sie ja schon. Jeder auf sich fixiert. Nach persönlichem Glück suchend. Oder negativer ausgedrückt: egoistisch verschlossen.
Draußen im immer dunkler werdenden Grau der hereinbrechenden Nacht zieht eine Mutter ihr Kind über den Platz. Sie vom Typ Managerfrau ohne Beruf und Beschäftigung, dafür mit den neuesten Skurrilitäten aus Mailand, London und Paris behängt, das Kind, Kind was es nun mal ist, ungewillt an der Hand der Mutter bei Fuß zu schreiten. So wird es kurzer Hand an der Hand mehr oder weniger sanft hintendrein gezogen bis sich die beiden dem Blickfeld entziehen.
Abermals führt er seine Tasse zum Mund und trinkt nicht wissend, was er von dieser Szene halten soll, als sein Blick auf eine Schlagzeile der Titelseite fällt: Hilary Clinton – Die erste Frau im Weißen Haus? Ja, sie hat schon recht, wenn ich mir diese scheinbar überforderte Frau gerade eben ansehe. In meiner Zeit ohne Werte und Wahrheiten wird meine Umwelt, die Gesellschaft, die mich umgibt und die auch mich, Hilary Clinton folgend, die sagt es bedarf eines Dorfes, um ein Kind zu erziehen, prägt, nur von einem zum Zereisen gespannten Korsett der Scheinetiquette und Mainstreamkurzzeittrends, welches immer wieder geflickt wird mit neuen Einfältigkeiten, gestützt, um nicht zusammen zu klappen.
Er stellt seinen Kaffee neben die Zeitung, schlägt diese auf und beginnt darin zu blättern.
Politik: der-und-der ehemalig Minister wird Aufsichtsrat bei der-und-der Firma
Wirtschaft: Kaufkraft steigt - jedoch einseitig verteilt Gesellschaft: Reich-Arm-Gefälle wächst
Bildung: Zugang zu den Hochschulen bald nur noch für Akademikerkinder und Reiche?
Kultur: Heynes Leben
Hmm, dachte Heyne also an Deutschland in der Nacht, war er um seinen Exilschlaf gebracht.
Besehe ich mir dagegen unsere ganze westliche Welt, so sehe ich ein mehr und mehr ins Feudale abdriftende System, in dem Macht gleich Geld und Geld wiederum Macht, sowie Wissen ist und dass dies ja seit jeher Macht bringt, also wiederum Geld dürfte allgemein bekannt sein. Überrascht und übermannt von seiner eigenen Gedankenflut und Argumentationswut lehnt er sich grübelnd ins Polster zurück.
Hier also gilt es seine Platz zu finden und zu sichern, will man morgen noch ein Heute haben. Ist es also das Streben nach einem Platz an der gesellschaftlichen Sonne, welches uns treibt?
Wäre aussteigen hier nicht eine ideale Lösung, um dem Druck zu entgehen und sich seinen eigenen privaten Raum zu schaffen? Ssssrr. Ssssrr. Ssssrr. Ain't no use in complainin', when you got the job to do, spent my evenin's down at the drive in, and that's when – er zieht sein Handy aus der Tasche seines Sakkos und drückt das SMS-Klingeln weg, indem er sich die eingegangene Botschaft ansieht. Verdammte Werbe-SMS! Wer sich aus unserer vernichtenden und aufzehrenden Informationsgesellschaft zurückziehen will, braucht hierfür sehr wahrscheinlich mehr Kraft, als von Nöten wär, um in ihr zu bestehen.
Er blickt in seine beinahe leere - oder kaum mehr gefüllte – Tasse. Außerdem ist es traurig und schmerzhaft mit sich allein zu sein; man muss sich mit sich selbst auseinander setzen. Jedoch ist dies nötig, um zu dem zu werden, was man ist. Sprich, um zu sich selbst zu finden, sich zu finden und sich damit, Glück findend, abzufinden. Er steckt sein Handy wieder ein und sieht dabei an sich hinunter: Krawatte, teures Hemd, edler Anzug, schicke Schuhe, am Handgelenk der silberne Chronograph glänzend. Doch ab und an muss man einfach aussteigen. Ich glaube, die - immer wieder neu zu vollziehende - Selbstfindung - denn nur der bleibt sich treu, der sich stetig verändert - als den eigentlichen universellen Sinn des irdischen Seins ausgemacht zu haben.
Erfreut, jedoch immer noch verwundert angesichts seiner neu gewonnenen Einsicht leert er mit einem Schluck den inzwischen kalten Kaffee. Denn er zieht alle anderen nach sich. Nur wer zu sich selbst gefunden hat, kann wirklich Lieben, sich in Liebe vermehren, kann trotz, oder gerade auf Grund von Gefühlen glücklich werden. Somit ist also der immer wieder vollzogene kurzzeitige Ausstieg aus der Gesellschaft der sinnstiftende Einstieg in selbige und die Lösung für eine Zeit ohne Anhaltspunkte.
Er steht auf und will gerade nach der Bedienung, die er schon beim Bestellen und als sie ihm seinen Kaffee brachte ganz in seinen Gedanken versunken nicht bemerkt hatte, fragen, als eine Stimme aus der Küche ruft: Ist schon in Ordnung, geht auf's Haus.
So verlässt A. also das Kaffeehaus. Ab jetzt halte ich mich an mir, beziehungsweise mit mir selbst, meinen Wahrheiten und Werten, egal an welchem Punkt.
Er tritt aus der Tür und steht in einer Sackgasse, an deren Ende das Kaffeehaus und er vor diesem steht. Der Platz, die vielen Gassen und die Geschäfte sind verschwunden und ein Windstoß wirbelt zwei Zettel um ein Mauereck, in welches ein Blumenkasten eingelassen ist, in dem Weihnachtssterne blühen.
Perplex steht er da und späht in Richtung der Straßenlaterne am anderen Ende der unbeleuchteten Sackgasse. Und wo ist jetzt dieses dämliche Meeting mit dem Stadtbaurat, der mir meine H&M-Filiale absegnen soll?
 

Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
Teammitglied
Steht so einsam da, das Textlein, kein Kommentar, keine Meinung.

Ist aber auch schwierig; ich hab' auch drei Anläufe nehmen müssen.
Die Perspektive vor allem ist gewöhnungsbedürftig: so von außen auf den Prot und mittels Endoskop in sein Hirn. Beim dritten Lesen hatte ich den Dreh raus: Schwarzweißfilm – ein wenig verwackelt, da aus der Hand gedreht – und die Erzählstimme aus dem Off. Nicht übel, wenn man sich darauf einläßt. Sehr schön fand ich den Salto Filiale zum Eingang der Geschichte.

Für detailliertes Fleddern muss ich noch einmal wieder kommen. Für heute bin ich erst einmal stolz auf die Überwindung meiner Begriffsstutzigkeit. Da wird gefeiert, nicht mehr gearbeitet ;-)

Tat sich auch ohne Weh einen in den Tee
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ein

harter brocken. schon wegen der fehlenden absätze schwer lesbar. ein guter autor macht vor jedem neuen gedanken einen absatz, das erhöht das lesevergnügen und erleichtert das verstehen.
mir jedenfalls will sich der sinn nicht erschließen. und was hat der titel mit dem inhalt gemein? ich seh da keine anekdote.
lg
 

are-T

Mitglied
*g* anekdote leitet sich vom griechischen "nicht herausgegeben" her
in diesem fall eine sache die nicht gleich verständlich ist wenn man's nur oberflächlch überfliegt und sich nicht drauf einlässt
außerdem beschäftigt sie sich mit dem leben eines menschen und ich glaube das mit diesem ausschnitt kurzgeschichtenhaft getan zu haben

ps: das is ne gedankenkette in der einer den anderen bedingt da macht man keine absätze!
 

Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
Teammitglied
ps: das is ne gedankenkette in der einer den anderen bedingt da macht man keine absätze
Der Versuch war gut, aber nicht gut genug. Für die endoskopischen Teile mag das gelten, was ist jedoch mit den Perspektivwechseln von außen nach innen und umgekehrt? Da täte ein Absätzchen, auf dem der Leser Atem schöpfen kann, ehe er sich weiter im Hirnkasten des Prot versteigt, sicher gut.

Mehr als die fehlenden Treppenpodeste stört mich die nicht immer treffsichere Wortwahl.
Will's an einem Beispiel verdeutlichen, das mich gleich in den ersten Zeilen anspringt:
A schreitet durch die weiten, zu beiden Seiten starr grau begrenzten Gassen einer Innenstadt. Gehetzt hebt er im Gehen den Arm und betrachtet die Uhr an seinem Handgelenk..
.
Auch einzelne Worte transportieren komplexe Informationen, weshalb wir auch beim Gebrauch von Synonymen sehr achtsam sein müssen, ob es sich tatsächlich um identische Bedeutungen handelt. Aufmerksam betrachtet, sind sie häufig nur ähnlich – und wenn es nur das 'Aroma' der Begriffe ist, was sie unterscheidet.

Ich schweife ab. Zum obigen Textauszug: 'schreiten' suggeriert eine bewegungsbewusste Art der Fortbewegung.
Dabei hebt er gehetzt den Arm.
Klick?
Betrachtet die Uhr. Betrachten ist im allgemeinen Sprachempfinden ein ausgiebiges Begucken, ganz ohne Hast. Klickerdieklack?

Als Leser kenn' ich mich nu' gar nicht mehr aus. Ist der Kerl jetzt hektisch oder gelassen?

Denk mal drüber, auch über die erweiterten Wortbedeutungen im übrigen Text.

Autoren! Worte brauchen Diszipliiin! Und lümmelte sich hin.
 

Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
Teammitglied
Huch,

nu' komm' mal runter. So wichtige Zwerge wie mich darf man nicht mit so wütenden Emails und PNs erschrecken, die werden dann gleich schrecklich nervös ;-))

Am besten lege ich Dir erst meinen Disclaimer auf die heiße Stirn:
DISCLAIMER:

Alle von mir geschlagenen Kerben und Rillen sind Ausdruck meines ganz persönlichen Sprachempfindens, unverbindlich und jederzeit in Frage zu stellen.
Dieses Sprachempfinden erhebt in meinem Universum den Anspruch auf absolute Stimmigkeit , hier aber bin ich Gast in der Welt des Autors.


Besser?
Diskutieren wir:
natürlich hast Du Recht, ein jeder von uns schaut aus seinem ganz individuellen Egokästchen durch's Guckloch auf die Wörterwelt. Aber es gibt so was wie einen Konsenswolke, im Kern ziemlich dicht, nach außen wird es immer lichter zwischen den Verständnispartikeln. Ohne eine solche Wolke wäre Sprache zur Verständigung schlicht ungeeignet.

Ich bin nun genug von mir eingenommen, um mir einzubilden, einen einigermaßen brauchbaren Blick dafür zu haben, wo das Dicke in der Suppe schwebt, trotz zu nehmender Dioptrenzahl. Kann natürlich auch Altersstarrsinn sein. Siehe die Gemütskühlkompresse oben.

Laß sie ruhig noch eine Weile auf dem Hitzkopf liegen. Du darfst sie behalten. Zusammen mit einem zwar unerbetenen aber freundlichen Rat:
Wenn Dich ein Kommentar wie Hafer sticht, schlaf' erst drüber, derweil beißt er nicht.

Unverdrossen davon geschossen
 

are-T

Mitglied
*g*

wer sich wegen schreiberei aufregt der läuft gefahr am herzkasper zu krepieren nur so nebenbei und außerdem verschüttet man dabei sein rotwein

wie ging doch gleich dieser seltenschlau spruch

wer sich nicht auf lyrik einlässt denkt die anderen sein verrückt,
wer es tut wirds .....

in diesem sinne: das war ne ruhige antwort auf deine sicher konstruktive kritik die ich versuch umzusetzen
 

mitis

Mitglied
A [blue]schreitet[/blue] durch die weiten, zu beiden Seiten starr grau begrenzten Gassen einer Innenstadt. Gehetzt hebt er im Gehen den Arm und [blue]betrachtet [/blue]die Uhr an seinem Handgelenk. [blue]Ich bin ein Kind meiner Zeit. Kind doch als wohlhabend zu charakterisierender Eltern. [red](wozu dieser einschub, wenn doch die zeit knapp ist?)[/red] [/blue]Er [blue]kommt[/blue] auf einem Platz [blue]an,[/blue] von dem einige nicht einsehbare Gässchen ins Ungewisse führen. Hinein geboren in eine [blue]Zeit ohne Grenzen[/blue]. Ohne Anhaltspunkt, aber mit unzähligen Möglichkeiten. Ratlos bleibt er stehen.
ich gebe dem rumpelstilzchen vollkommen recht.
im ersten absatz möchtest du eine gehetzte szenerie schildern, nehme ich an, und brichst dieses gehetzte ständig, ich hab die stellen blau markiert.
damit hast du mich sofort aus deinem text gekippt, weil ich mir dachte - was nun? was will mir dieser text sagen?
er ist nicht authentisch, jedenfalls nicht im ersten absatz.
und der ist fürs weiterlesen entscheidend.

eigentlich kann er, genau genommen, nur durch EINE gasse schreiten, in dem moment.
 

are-T

Mitglied
schon mal dran gedacht dass dieser mensch nicht auf der stelle tritt sondern sich durch eine stadt bewegt und da verschiedene gassen passiert (ps bei tieferer analyse sollten dies abschnitte im leben sein und die anderen gassen auf dem platz wahlmöglichkeiten wie es weiter gehn soll aber nachdem es hier menschen gibt die ob ihrer begrenzten sicht nach 3 zeilen verzagen anstatt zu versuchen den inhalt des textes zu verstehen und sich dabei an worten aufhängen die sie für sich vereinnamend anders deuten lass ich es einfach dies zu erklären -
drum lese wer es mag und kritisiere wer es mag und verstehe wer es kann
 

R. Herder

Mitglied
Die Schnauze spricht noch nicht frei. Stilistisch teilweise dicht am Schulaufsatz. Zuviel Worte, die geschrieben wurden, um geschrieben worden zu sein. Das Bisschen was an Kritik durchschimmern will, ist zu kraftlos um als solche zu gelten. Beispiel für sämtlich Vorgenanntes: "Ja, biologisch korrekt kommt mir nun spontan die Erhaltung unserer wölfischen Spezies Mensch in den Sinn." Oder auch: "Gleichgültig sind sie ja schon. Jeder auf sich fixiert. Nach persönlichem Glück suchend. Oder negativer ausgedrückt: egoistisch verschlossen." -- Im Ledersessel bei 25°C Zimmertemperatur, Cappuccino und Zigarette, in vier Stunden gehts ins Bett. So liest sich der Text. Als würd er in seiner Bequemlichkeit ersticken. Reduktion, Distanz, Ehrlichkeit und Blut fehlen mir. Und vielleicht der gewisse Funken Ironie. Wie bei Heine. Den man übrigens so schreibt: Heine. Und der so ironisch war:

Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.

"Mein Fräulein! Sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück."

Was dir teilweise allerdings schon ganz gut gelingt, ist die Verschriftlichung von Alltag. Darum ist auch der letzte Satz so ziemlich der beste.


Grüße,
René.
 

Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
Teammitglied
Jetzt muss ich mich doch einmal in meiner Funktion als Mister Wichtig in die Diskussion einmischen.
Ach was, Diskussion!
Bisher finde ich hier diverse Stellungnahmen von Lesern, einschließlich meinem eigenen Senf, die – fast – alle um konstruktive Kritik bemüht sind. Deine Reaktionen, lieber are-T, sind leider dem ernsthaften Bemühen der Kommentatoren nicht gerade angemessen. Die geistigen Fähigkeiten der Leser oder Ihr Bemühen um Verständnis zu bezweifeln, ist für die TEXTARBEIT (DA ist es, dieses hassgeliebte Wort) wenig zielführend.

Außerdem gibt es auf der Leselupe eine Netiquette. Vielleicht möchtest Du dort einmal nachlesen. Über den Umgang miteinander. Und verwandte Themen.

Als ich Dein Ihrkönntmichmal („drum lese wer es mag und kritisiere wer es mag und verstehe wer es kann“) las, baute sich vor mir die Frage auf, warum Du überhaupt Mitglied der Leselupe geworden bist. Um Ovationen entgegen zu nehmen? Verdien' sie Dir. Mit guten Texten, sachlichen Kommentaren, hilfreicher Textarbeit an fremden Texten. Dann bin ich der Erste, der klatscht.

So aufgeblasen hat es ihn glatt verweht, verfurzt und zugenäht!
 

are-T

Mitglied
interpretiere nicht dinge in aussagen! so kurz so gut
ich habe kritik entgegengenommen und versucht mich zu erklären wieso ich das so und so gemacht habe worauf ich abermals einen hingefahren bekommen habe (weis dein reim grad leider nicht mehr)

und wer diskussion mit aggression gleichsetzt hm ich weis net - sagen wegen schreiberei in rage zu reden wäre schwachsinn nur btw

was mit bei leselupe nicht gefällt ist die tatsache dass jeder autor anders schreibt und im nachhinein viele in den text hineinreden wollen anstatt konstruktiv kritik zu geben a la:

was mir aufgefallen ist ist dass und das? war das so beabsichtigt? wenn ja was wolltest damit aussagen? wenn net achte bei deiner nächsten story mal auf das und das und schon ist man sich grün

ps um auf alter und status zurück zu kommen: eig sollte man ja meinen ok gut der junge sollte respekt haben aber ich bin der meinung das respekt die selbstentfaltung und innovation einschränkt und man damit net weit kommt man sollte allerdings ein höfliches miteinander pflegen
 

mitis

Mitglied
dass jeder autor anders schreibt und im nachhinein viele in den text hineinreden wollen anstatt konstruktiv kritik zu geben
are-t, du hast natürlich auch die möglichkeit, deine texte hier abzustellen und mit der bemerkung zu versehen: BITTE KEINE BÖSEN KOMMENTARE oder - etwas poetischer formuliert - GENTLEMEN, GENIESST UND SCHWEIGT
 

Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
Teammitglied
Natürlich interpretiere ich. Wie könnte sonst Verständigung durch Verständnis entstehen? Möglicherweise interpretiere ich falsch. Aber dann solltest Du vielleicht Deine Ausdrucksweise überdenken; warum sie nicht die Inhalte vermitteln kann, die Du eigentlich transportieren möchtest.

Genau so ist das beim Schreiben und Lesen von Texten. Wenn das, was Du mit dem Werk vermitteln willst, nicht so beim Leser ankommt, dann hilft kein 'eigentlich habe ich gemeint' oder sonstwie hinterher gekarrter Erläuterungskommentar, dann hast Du als Autor schlicht versagt. Der Leser hat nur den Text.

Du schreibst, Dir gefiele die Art des kritischen Kommentierens nicht, wie sie auf der LL gepflegt wird. Unbenommen. Nur, was hält Dich dann noch hier? Es gibt gewiss in den unendlichen Weiten des Web genügend Foren, in denen Du Dich mit Deiner Haltung eher zu Hause fühlen könntest.

Zu Alter oder Status hat in diesem Thread bisher noch kein Kommentator auch nur eine Silbe verloren. Was soll also dieses 'man sollte meinen, der Junge sollte Respekt haben, aber ich bin der Meinung, dass Respekt die Selbstentfaltung und Innovation einschränkt' (die Schreibfehler wollten sich einfach nicht mit zitieren lassen)? Eigentlich kann man aus diesem Ausspruch nur schließen, dass Du Dir über die Bedeutung des Begriffs 'Respekt' nicht im klaren bist. Hier könntest Du Dir einen ersten Eindruck verschaffen: http://de.wikipedia.org/wiki/Respekt

Es bekommt der Kommunikation ungemein, wenn man sich auf Worte beschränkt, deren Sinn man wirklich kennt und sie damit auch richtig anzuwenden weiß.

Respekt.
Ich habe ihn.
Vor Dir, wie vor jedem anderen Menschen, der sich diesen in meinem persönlichen Wertesystem nicht verscherzt hat.

Du arbeitest eifrig daran.

Da kam der Katz auf leiser Tatze, dass er ihm den Buckel kratze
 

are-T

Mitglied
langsam aber sicher wird mir die diskussion zu wider, aber eins muss ich doch noch loswerden:

"in meiner funktion als bla bla" war ein von dir ironisch angeführter beweis deiner längeren zugehörigkeit und "statushöherstellung" auf die ich lediglich genauso ironisch (und mit einigen rechtschreibfehlern zugegeben) reagierte.

und ich finde es immer noch faszinierend wie du dir mühe gibst meine worte bewusst anders zu verstehen: ich habe denke ich klar dagelegt was mir an ll nicht gefällt und es ist nicht die tatsache das kritik geübt wird sondern nur wie! (oben nachzulesen) denn das grenzt häufig an vemeintlicher besserwisserei wie ich sie mir nie anmaßen würde einem menschen "der es sich in meinem wertesystem nicht verscherzt hat" aufs auge zu drücken - ich bin der meinung das "das hätte ich so und so gemacht weils so und so anders rüberkommt" nicht wirklich hilfreich ist sondern das man sagen kann "da und da hast das das gemacht, klignt evtl net so gut, transportiert evtl et von dir gewolltes, oder ist das so gewollt? wenn ja warum? würd ich nächstes mal wenns net so is anders machen" (so sieht konstruktive kritik in meinen augen aus. (aber gut siehst du vermutlich wieder anders ...)

in diesem sinne
bissl weniger stress bissl mehr kommunikation und vor allem einlassen auf aussagen und text (weil sorry weil mir zwei leute sagen sie sehen worte anders als sie gemeint sind heißt das noch lange nicht dass sie alle so sehen - kann dir etz zb sagen dass dieser text der wie oben schon vermutet wurde wirklich eine arbeit in einem deutschleistungskurs war vom kurs ausführlich zerlegt wurde der überwiegende großteil allerdings nicht der meinung war die worte würden nicht die aussage absicht transportieren ...... aber gut werden wohl - zugeben - alle nicht deine erfahrung - manches muss man menschen ob ihres "status" zusprechen - gehabt haben, aber sie wussten es geschickter auszudrücken:

verkürzt:

welcher autor ist bitte nicht so eitel und wird noch stundes des denken, schreiben, überarbeiten in denen er ein "endprodukt" geschaffen hat welches er für "vollkommen" hält sich noch groß reinreden lassen? weis net ... denke deswegen kritik ja aber eher als hilfestellung für künftiges schaffen (soll ja auch nen entwicklungsprozess erkennen)

hoffe etz haste meine intention verstanden - ganz ohne in deinem wertesystem absteigen zu wollen ^^ gruß are-T
 

Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
Teammitglied
Seufz. Mich beschleicht der Verdacht, dass wir beide verschiedene Sprachen sprechen. Aber ich hab' mich schnell umgedreht, 'Buh' gemacht und will Dir doch noch die Beinlängendifferenz Deiner Argumentation aufzeigen:
Die Kollegen in Deinem Deutschleistungskurs (für einen alten Sack wie mich übrigens eine erschreckende Offenbarung, angesichts der hier vorgeführten orthographischen Fähigkeiten.) lesen DICH immer mit. Sie kennen Dich, Deine Denk- und Ausdrucksweise und interpretieren jeden Text von Dir mit diesem Hintergrundwissen.

Die Leser in einem Forum verfügen darüber nicht. Sie haben nichts als den Text. Eventuell noch ein wenig Kenntnis vom 'üblichen' Stil des Autors, weil sie bereits einige andere Werke von ihm kennen. Aber das ist es auch schon.

Daraus folgt, dass der gemeinsame Nenner für die Textdivision um Größenordnungen kleiner ist. Wenn da hinter dem Gleichheitszeichen noch ein ganzer Sinn heraus kommen soll, muss die zählende Bedeutung dadurch (mit)teilbar sein. Schwierig genug bei der egozentrischen Weltsicht, die wir systembedingt alle haben, ohne das bereits erwähnte Dicke aus der sprachlichen Konsenssuppe aber vollkommen aussichtslos.

Unverweilt fort geeilt
 

Clara

Mitglied
eine Anekdote und sei es aus dem Kaffeehaus
ist etwas klares kurzes
was sich mir hier wiederspiegelt - zu Beginn noch interessiert lesend, ist der Run unserer Zeit - das soziale Gefüge damit auch - die 197 verschiedenen Eindrücke - dazwischen der eigene Kummer - zerrissen wie das Foto welches ihm aus den Fingern gleitet.
Und dann geht es immer rasender zu, immer vielfältiger, ich irrte schon weil ich praktisch jeden Satz hätte überdenken müssen, hat der Autor Recht? Stimme ich ihm zu oder dagegen?
Wie sehe ich unser Leben? Was schreibt der da eigentlich?

Ich hab nach 3/4 abgebrochen - schon der rote einladende Sessel - der hätte sich nicht drauf gesetzt, aber sie.

Es hat einen Touch von persönlicher Raserrei, gar Hass und Wut des Protagonisten. Bei gleichzeitiger Erhabenheit
Zitat : Kind doch als wohlhabend zu charakterisierender Eltern"
KIND seiner Zeit - mag sein, das der Protag das nicht gelernt hat, zu filtern - sich zu kümmern um das was wichtig ist - der lässt sich durch diese Suppe unserer Zeit treiben - ja, zielgerichtet orientierungslos.

Interessante Brüche ergaben sich durch den Allwissenden Erzähler mit den Ich-Varianten. Aber das Ich - es hat nicht mal einen Namen A - wie das unglückselige Wort, was keiner sich traut zu tippen? Oder vielleciht ein Andreas, ein Andy?
Dieses A - ist völlig anonym - es denkt - zuviel - das A hat irgenwie nur eine Uhr - aber kein Eigenleben.

Dies ist mein Leseeindruck - nicht mehr nicht weniger.
Einer von 500 möglichen.
 



 
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