Kafka (Pantun)

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tho schett

Mitglied
Kafka

Der Dichter, der große
Ein wahrhaftiger Held
Der lebt in den Briefen
Der nichts auf sich hält

Ein wahrhaftiger Held
In den Nächten von Prag
Der nichts auf sich hält
Der treue Diener bei Tag

In den Nächten von Prag
Er schreibt wie im Fieber
Der treue Diener bei Tag
In ungeahnten Tiefen

Er schreibt wie im Fieber
Der Dichter, der Große
In ungeahnten Tiefen
Der lebt in den Briefen
 

fenestra

Mitglied
Hallo, tho schett,

ein Pantum, das liest man nicht häufig, darum habe ich auch gleich nachgeschaut! :)

Die Pantum-Form (die Schreibweise mit n am Ende ist mir gänzlich unbekannt) bringt durch die Wiederholungszeilen immer neue Kombinationen von Inhalten mit sich. Das sollte man im Gedicht dann bewusst nutzen. Also meiner Meinung nach sollte man eben nicht versuchen, die Wiederholungen nahtlos einzufügen, sondern vielmehr überraschende Neudeutungen zu erzeugen. Das ist dir hier allerdings nicht gelungen, es war vielleicht auch gar nicht deine Absicht.

Und warum hast du bei den letzten beiden eingeflochtenen Zeilenpaaren auf Endreime verzichtet?

Fieber reimt sich nicht auf Tiefen
Große reimt sich nicht auf Briefen´

Von Kafka erzeugst du jedenfalls ein stimmungsvolles Bild. Ich kann es allerdings nicht überprüfen, da ich mich bisher zu wenig mit diesem Autor beschäftigt habe.

Viele Grüße
fenestra
 
F

Fitzberry

Gast
Ein Pantun Berkait,

also eine Variante dieser malaiischen Gedichtform. Neben dem schon bemängelten Reim fehlt mir die charakteristische Aufteilung in "Schatten" (pembayang) und "Bedeutung" (maksud).
Trotzdem: Wenn also dein Poem nur pantunesk zu nennen ist, gefällt es mir doch erstens als dein Gedicht über Kafka und zweitens als Anstoß zu lehrreicher Internet-Recherche. Und das an einem Freitag Abend!

Grüße
Robert
 
F

Fitzberry

Gast

tho schett

Mitglied
Danke für eure Reaktionen. Wenn man sich in eine Form zwingt, läuft man natürlich Gefahr, genau an dieser Form gemessen zu werden. Einiges was ich da lese, muss ich gestehen, hab ich gar nicht gewusst. Meine Beschäftigung mit dem Pantun(m)ist neu, das merkt man wohl auch. Gruss tho
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe erst heute dieses Gedicht entdeckt, es gefällt mir sehr gut.
Die Form ist selten und erzeugt eine ganz spezielle Stimmung. Bei einem anderen Bantun in der Leselupe nannte ich sie "magisch" - hier aber ist es eher eine Verstärkung einer düster-getriebenen Stimmung, die dem grotesken Charakter der Kafka'schen Werke entspricht.
 
M

Marlene M.

Gast
eine Ode auf einen großen Di9chter, ja, warum nicht?
das Pantun hat feste regeln, obgleich es ja immer schwer ist, asiatische Dichtung ins deutsche zu transferieren.
Ich kenne es nur so, dass es 4 Hebungen haben muss pro Zeile, dass sich die Endwörter reimen müssen .
Dennoch ein schönes Werk, pantun oder nicht Pantun.
LG von Marlene
 
H

Heidrun D.

Gast
Nö, liebe Marlene,

da bist du wohl falsch informiert. - Das malaiische Pantun ist ein mystisches Ding, das keines Reims bedarf. Auch eine bestimmte Anzahl von Hebungen ist nicht vorgegeben, lediglich die Wiederholungen bestimmter Zeilen.

Die Form sollte "getanzt" werden.

Euch herzliche Grüße
Heidrun
 



 
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