Kalter Entzug

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Nein, nein, nein – heute nicht – heute halte ich mich zurück – wenn es mich auch drängt – wenn ich es auch nur zu gerne würde – aber nein – heute bleibe ich hart – und wenn mich auch der Turkey quält und peinigt – NEIN – ich darf nicht – ich muss hart bleiben – ich darf mich nicht weiter abhängig machen – ich darf meine Freiheit nicht verlieren – ich muss widerstehen – oh Buddha, gib mir Kraft – ach, wie es mich zieht – immer stärker zieht es mich – aber ich bin ein Mann – und ein Mann hält sich an das, was er sich vorgenommen hat – ein Mann kann sich disziplinieren – ein Mann ist ein Mann – ach hör‘ bloß auf mit deinem Mann-Gequatsche – ich will mich nicht disziplinieren – viel lieber will ich diesem süßen Drängen nachgeben – will es tun – will es total tun – aber es kostet mich so viel – es macht mich zum Sklaven – und es macht mich zum Bettler – es geht einfach nicht – ich muss standhaft bleiben – doch ich zittere – mein Körper bäumt sich auf vor Begierde – ich greife ... – nein, ich ziehe die Hand wieder zurück – wenn ich jetzt nicht hart bleibe, werde ich diesen Kampf immer wieder verlieren – ich musst mich jetzt beherrschen – jetzt – nicht morgen – nicht heute – hier und jetzt – das zählt – sofort aufhören – ja, ich weiß – noch einmal, denkst du – noch einmal – aber das ist doch alles nur Selbstbetrug – schaffe ich es jetzt nicht, werde ich es vielleicht nie schaffen – ich halte mich fest – versuche den tobenden Trieb in mir zu besänftigen – es hat keinen Sinn, den Drang einfach zu unterdrücken – dazu ist die Begierde
zu stark – ich muss sie ins Leere laufen lassen – mich ablenken – immer wieder Ablenkung – aber wie soll man sich von seinem Leben ablenken? – ja, es ist, als sollte ich auf mein Leben verzichten – auf alles, was mir etwas bedeutet – auf das Einzige, was mir wirklich Erfüllung geben kann – und dennoch – nein – immer wieder nein – ich will nicht in der Gosse landen – nein, da will ich nicht hin – dieses Schreckensbild gibt mir Kraft – ich werde es schaffen – ich werde mich meiner Sucht nicht ergeben – jedenfalls heute nicht – wenigstens heute werde ich mich zurückhalten – heute esse ich keine Gummibärchen !
 
S

steky

Gast
Schade, dass du diesen explosiven Text mit einem einzigen Satz zerstörst! Warum ins Lächerliche ziehen? Ich finde, das hat dieser Text nicht verdient.
LG Steky
 
Nein, nein, nein – heute nicht – heute halte ich mich zurück – wenn es mich auch drängt – wenn ich es auch nur zu gerne würde – aber nein – heute bleibe ich hart – und wenn mich auch der Turkey quält und peinigt – NEIN – ich darf nicht – ich muss hart bleiben – ich darf mich nicht weiter abhängig machen – ich darf meine Freiheit nicht verlieren – ich muss widerstehen – oh Buddha, gib mir Kraft – ach, wie es mich zieht – immer stärker zieht es mich – aber ich bin ein Mann – und ein Mann hält sich an das, was er sich vorgenommen hat – ein Mann kann sich disziplinieren – ein Mann ist ein Mann – ach hör‘ bloß auf mit deinem Mann-Gequatsche – ich will mich nicht disziplinieren – viel lieber will ich diesem süßen Drängen nachgeben – will es tun – will es total tun – aber es kostet mich so viel – es macht mich zum Sklaven – und es macht mich zum Bettler – es geht einfach nicht – ich muss standhaft bleiben – doch ich zittere – mein Körper bäumt sich auf vor Begierde – ich greife ... – nein, ich ziehe die Hand wieder zurück – wenn ich jetzt nicht hart bleibe, werde ich diesen Kampf immer wieder verlieren – ich musst mich jetzt beherrschen – jetzt – nicht morgen – nicht heute – hier und jetzt – das zählt – sofort aufhören – ja, ich weiß – noch einmal, denkst du – noch einmal – aber das ist doch alles nur Selbstbetrug – schaffe ich es jetzt nicht, werde ich es vielleicht nie schaffen – ich halte mich fest – versuche den tobenden Trieb in mir zu besänftigen – es hat keinen Sinn, den Drang einfach zu unterdrücken – dazu ist die Begierde zu stark – ich muss sie ins Leere laufen lassen – mich ablenken – immer wieder Ablenkung – aber wie soll man sich von seinem Leben ablenken? – ja, es ist, als sollte ich auf mein Leben verzichten – auf alles, was mir etwas bedeutet – auf das Einzige, was mir wirklich Erfüllung geben kann – und dennoch – nein – immer wieder nein – ich will nicht in der Gosse landen – nein, da will ich nicht hin – dieses Schreckensbild gibt mir Kraft – ich werde es schaffen – ich werde mich meiner Sucht nicht ergeben – jedenfalls heute nicht – wenigstens heute werde ich mich zurückhalten – heute esse ich keine Gummibärchen !
 

steyrer

Mitglied
Hm … das Düpieren von Erwartungen hat ja durchaus literarische Tradition. Es ist eben dieses gezielte Zerstören einer scheinbar aufwendig ausgestalteten Szene/Geschichte im letzten Satz.

steyrer
 
Hallo steyrer,
danke für deinen Kommentar. Ja, du hast meine Absicht erkannt. Ich zielte auf die Überraschung durch eine Schluss-Pointe, aber ich wollte so auch die Schwere und Dramatik der vorherigen Worte ironisch mildern. Außerdem wollte ich auf Alltagssüchte hinweisen. Eine Sucht ist ja heute nicht mehr notwendig an Alkohol, Nikotin oder Drogen gebunden, sondern Leute sind süchtig nach Shoppen oder Computerspielen, nach Nasenspray und Lippenpflegestift oder eben nach Gummibärchen – die Sucht, in irgendeiner Form, ist m. E. in unserer Gesellschaft fast schon der Normalfall. Das ist einerseits tragisch, aber eben auch tragisch-komisch, und um diese zwei Seiten der Sucht ging es mir.

Viele Grüße
Stefan Sternau
 
Hallo steky,
ich habe dir schon per Online-Nachricht geantwortet. Wie gesagt, ich kann deine Kritik verstehen, und ich habe auch länger überlegt, wie ich den Text beenden soll. Aber warum ich eben doch an den Schluss den Satz über Gummibärchen gesetzt habe, wird in der Antwort an steyrer genauer erklärt.

Viele Grüße
Stefan Sternau
 



 
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