Kaninchenbraten?
Zwischen meinem Bruder und mir gab es ständig Streit. Er war drei Jahre älter als ich, dennoch versuchte ich stets, ihn zu übertrumpfen. Überall war er mir im Weg. Mama sagte, das ist bei Kindern immer so, aber Papa meinte, das könne nicht sein, Geschwister müssten sich vertragen. Er versuchte alles Mögliche, um uns zu Freunden zu machen, aber vergebens. Dann machte er uns eine große Freude: er schenkte uns zwei weiße Kaninchen. Wir tauften sie „Schnucki“ und „Mucki“ und hatten sie sehr lieb. Wir gaben ihnen gut zu essen und spielten jeden Tag mit ihnen. Beim Saubermachen half uns Papa. Mutti hatte sich ausgebeten, dass die Tiere stets sauber sind, sie würden ja sonst auch krank werden. Menschen werden auch krank, wenn sie sich nicht immer waschen.
Und oh Wunder – wenn wir bei den Tieren waren, vertrugen wir uns. Wir hatten die beiden so lieb, dass wir nicht um sie streiten konnten. Es wäre darauf hinausgelaufen, dass sie getrennt würden, und das wollte ich nicht.
Eines morgens saßen neben Schnucki und Mucki fünf ganz, ganz kleine Kaninchen. Die beiden hatten Babys bekommen! Wir klatschten in die Hände und jubelten vor Freude. Schnell suchten wir Namen für die Kleinen aus. Das eine war eindeutig eine Prinzessin, denn es hatte ein gezacktes schwarzes Muster auf dem Kopf. Das größte nannten wir Hasi, denn wenn es so weiter wachsen würde, wäre es bald so groß wie ein Hase. Das kleinste nannten wir Mausi, auf die beiden restlichen kamen die Namen Toni und Lu, weil das Namen sind, die sowohl ein Junge als auch ein Mädchen haben konnten. Zu unserer großen Freude machte Papa den Stall größer, damit die Familie nicht auseinander gerissen werden musste.
Was soll ich sagen, die Kaninchen vermehrten sich immer schneller, Papa kam gar nicht nach mit Ställe bauen. Dann sagte die Mutter, dass sie nun genug Karnickel groß gefüttert hätte. Man könnte endlich eines schlachten und essen.
Wir sagten sofort, dass sie in unserer Familie wohl keinen finden wird, der so liebe Tiere isst. Aber sie ließ sich nicht abhalten und bat den Nachbarn, den Schlächter zu machen. Am Sonntag hatte sie wie immer den Tisch sehr liebevoll gedeckt, mit Kerzen, Blumenstrauß und funkelnden Gläsern. Dann saßen wir vor dem Braten, schön mit Kartoffelklößen und Rotkohl, es duftete verführerisch, aber niemand nahm seine Gabel zur Hand. Nachdem ich eine Weile trotzig den Fußboden angeschaut hatte, blickte ich die schimpfende Mutter an und hatte eine giftige Bemerkung auf der Zunge. Die schluckte ich verblüfft hinunter, weil ich sah, dass mein Vater Tränen in den Augen hatte.
Mein Bruder musste sie wohl auch gesehen haben, denn er sprang vom Tisch auf und lief weinend aus dem Haus. Dabei rief er: „Nur Verbrecher essen kleine süße Kaninchen!“ Er kam erst spät abends nach Hause und aß in der nächsten Zeit nur, was er gründlich untersucht hatte, ob es nicht etwa doch Kaninchenfleisch enthielt.
Auch ich verzichtete sogar auf den Nachtisch, Birne auf Vanillepudding, sonst mein Leibgericht, und ich war tagelang böse mit Mama. Wie konnte sie nur einen von unseren Lieblingen schlachten lassen und dann auch noch erwarten, dass wir ihn essen! Wir sind doch keine Kannibalen! Darin stimmten mein Bruder und ich überein. Von nun an waren wir die dicksten Freunde, die man sich denken konnte.
Zwischen meinem Bruder und mir gab es ständig Streit. Er war drei Jahre älter als ich, dennoch versuchte ich stets, ihn zu übertrumpfen. Überall war er mir im Weg. Mama sagte, das ist bei Kindern immer so, aber Papa meinte, das könne nicht sein, Geschwister müssten sich vertragen. Er versuchte alles Mögliche, um uns zu Freunden zu machen, aber vergebens. Dann machte er uns eine große Freude: er schenkte uns zwei weiße Kaninchen. Wir tauften sie „Schnucki“ und „Mucki“ und hatten sie sehr lieb. Wir gaben ihnen gut zu essen und spielten jeden Tag mit ihnen. Beim Saubermachen half uns Papa. Mutti hatte sich ausgebeten, dass die Tiere stets sauber sind, sie würden ja sonst auch krank werden. Menschen werden auch krank, wenn sie sich nicht immer waschen.
Und oh Wunder – wenn wir bei den Tieren waren, vertrugen wir uns. Wir hatten die beiden so lieb, dass wir nicht um sie streiten konnten. Es wäre darauf hinausgelaufen, dass sie getrennt würden, und das wollte ich nicht.
Eines morgens saßen neben Schnucki und Mucki fünf ganz, ganz kleine Kaninchen. Die beiden hatten Babys bekommen! Wir klatschten in die Hände und jubelten vor Freude. Schnell suchten wir Namen für die Kleinen aus. Das eine war eindeutig eine Prinzessin, denn es hatte ein gezacktes schwarzes Muster auf dem Kopf. Das größte nannten wir Hasi, denn wenn es so weiter wachsen würde, wäre es bald so groß wie ein Hase. Das kleinste nannten wir Mausi, auf die beiden restlichen kamen die Namen Toni und Lu, weil das Namen sind, die sowohl ein Junge als auch ein Mädchen haben konnten. Zu unserer großen Freude machte Papa den Stall größer, damit die Familie nicht auseinander gerissen werden musste.
Was soll ich sagen, die Kaninchen vermehrten sich immer schneller, Papa kam gar nicht nach mit Ställe bauen. Dann sagte die Mutter, dass sie nun genug Karnickel groß gefüttert hätte. Man könnte endlich eines schlachten und essen.
Wir sagten sofort, dass sie in unserer Familie wohl keinen finden wird, der so liebe Tiere isst. Aber sie ließ sich nicht abhalten und bat den Nachbarn, den Schlächter zu machen. Am Sonntag hatte sie wie immer den Tisch sehr liebevoll gedeckt, mit Kerzen, Blumenstrauß und funkelnden Gläsern. Dann saßen wir vor dem Braten, schön mit Kartoffelklößen und Rotkohl, es duftete verführerisch, aber niemand nahm seine Gabel zur Hand. Nachdem ich eine Weile trotzig den Fußboden angeschaut hatte, blickte ich die schimpfende Mutter an und hatte eine giftige Bemerkung auf der Zunge. Die schluckte ich verblüfft hinunter, weil ich sah, dass mein Vater Tränen in den Augen hatte.
Mein Bruder musste sie wohl auch gesehen haben, denn er sprang vom Tisch auf und lief weinend aus dem Haus. Dabei rief er: „Nur Verbrecher essen kleine süße Kaninchen!“ Er kam erst spät abends nach Hause und aß in der nächsten Zeit nur, was er gründlich untersucht hatte, ob es nicht etwa doch Kaninchenfleisch enthielt.
Auch ich verzichtete sogar auf den Nachtisch, Birne auf Vanillepudding, sonst mein Leibgericht, und ich war tagelang böse mit Mama. Wie konnte sie nur einen von unseren Lieblingen schlachten lassen und dann auch noch erwarten, dass wir ihn essen! Wir sind doch keine Kannibalen! Darin stimmten mein Bruder und ich überein. Von nun an waren wir die dicksten Freunde, die man sich denken konnte.