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shinigamic

Mitglied
\"Und ich werde niemals vergessen, was mir angetan wurde.\"
Und ich konnte nie mehr vergessen, was ich getan habe.


\"3. Oktober 1989,
der Tag an dem ich starb. 28 Jahre nach meiner Geburt. Unter Qualen, die sich kein Mensch, keiner außer mir je hätte vorstellen können. Glauben sie mir, denn ich kann es nicht.
Meine Geburt war keine Besondere. Meine Eltern hatten nicht viel Geld und haben sich auch keine wirkliche Feier geleistet. Der Rest der Familie war nie an Ereignissen interessiert und auch sonst führte ich ein eher überschaubares Leben. Unter Gewissensbissen habe nie gelitten, denn ich versuchte ein guter Mensch zu sein und nur Gutes zu tun. So wurde mir seit meiner Kindheit auch von anderen kein Leid gewünscht und ich wünschte auch Keines meinen Mitmenschen.
Körperlich war ich nie der schnellste, größte oder stärkste, aber das machte nichts, denn niemand erwartete besondere Leistungen meinerseits. Meine einzige Besonderheit war eine Wunde, die mich durch den Kaiserschnitt meiner Mutter am linken Schulterblatt prägte. Es war eine umgekehrte, in die länge gezogene Drei. Mein Vater sagte, es wäre ein Zeichen dafür, dass ich der dritte Sohn sei. Meine Mutter war überzeugt dies sei ein Symbol für einen Auserwählten. Ich sei schon immer dazu bestimmt gewesen, etwas Besonderes zu tun, das spüre sie. In meinen jungen Jahren, hatte sie das immer wieder gesagt. Jeden Abend las sie mir aus der Bibel. Jeden Abend beteuerte sie, wie wichtig ich eines Tages sein würde. Bis sie starb. Und selbst für meine tote Mutter hatte ich nie wirklich das Bedürfnis etwas Großes zu tun. Nie hatte mich Materielles gereizt, nie Machtspiele, nie der Wettbewerb. Und wenn Sie nun glauben dies sei die Geschichte, eines weltbewegenden Mannes, der aus einer unter- bis mittelständischen Familie entstammt und es durch viel Mühe und ehrliche Arbeit an die Spitze einer wohlwollenden Welt geschafft hat, so muss ich Sie leider enttäuschen. Denn diese Geschichte ist nicht so lang und bei weitem nicht so spannend, wie die eines aufsteigenden Tellerwäschers.
Ich begab mich also an jenem Tage, wie an jedem anderen, zur Betreuung der Ärmsten und Ältesten. Jenen, die kein zu Hause hatten.Und ich half ihnen den Tag durch zu stehen. Ich bemerkte, dass einer meiner bevorzugten Senioren, Herr Delbert sich sehr merkwürdig verhielt. Er entschuldigte sich im Laufe des Tages ungewöhlich oft und bei den unpassendsten Gelegenheiten. Er verabschiedete sich am Abend auch genau drei Mal bei mir. Sonst nickte er mir nur lächelnd zu und plante den nächsten Tag. Ich dachte der Tod seiner Nichte hätte ihn eine Woche später im Bewusstsein so hart getroffen, dass er nun psychisch darunter leide. Denn zuvor er tat so, als konnte er sie nie lieb gewinnen. Als gehe ihn der Tod eines Kindes nicht ans Herz. Rein logisch konnte, und rein menschlich wollte ich diese Tatsache in Herrn Delbert nicht annehmen, denn er war von Grund auf ein guter Mensch gewesen. Doch ich musste mir früh genug eingestehen, dass dies nicht der Fall wahr. Tatsächlich vermute ich auch heute noch, es musste eine psychische Abstaktivität sein. Diese ging in eine Richtung, die ich nur aus den religiösen Erzählungen meiner Mutter kannte. Über die jedoch wenig gesprochen wurde, da sie zu den Tabus und dem Unnatürlichem gehören musste.
Als ich mich also von Delbert verabschiedet habe, Drei Mal, begab ich mich auf gewohntem Wege nach Hause. An der letzen Kreuzung, saß ein, im schmutzigen Anzug bettelnder, Mann. Ich begab mich ohne weitere Gedanken, an das gute im Menschen glaubend, zu ihm und holte meine Brieftasche raus, um ihm ein paar Moneten in den Kaffeebecher legen zu können. Zwar bemerkte ich seinen nicht ganz billigen Anzug, doch dieser war so verdreckt, dass ich mir wohl dachte, der Mann hätte ihn irgendwo im Müll ausgegraben, um etwas ziviles tragen zu können. Ich hatte gut nachvollziehen können, dass die Bettler in unserem Stadtteil ihre äußerst markante Deckenkleidung nicht mehr sehen, geschweige denn tragen wollten.
Als ich mich vorbeugte spürte ich einen freudigen Blick, und bevor ich Diesen mit einer Bitte, das Geld gut einzusetzen, erwiedern konnte, spürte ich ein Messer unter meinem Brustkorb. Langsam versuchte ich mich von dem Mann loszulösen und als ich meinen linken Fuß unter größter Mühe zum Fortlaufen heben wollte, spürte ich wie ein Tritt gewaltvoll über meinen Schuh schleifte. Ich konnte den Schmerz deutlich spüren, der durch die Reibung beinahe die Haut an meinen Zehen abgeschliffen hätte. Als nun das gleiche Messer in meinen rechten Waden gestochen wurde, fiel ich zu Boden und spürte für einen kurzen Moment gerade noch, wie der Mann, von dem ich im ersten Augenblick nie angenommen hätte, dass er diese Stärke besaß, mich über den harten Fußboden schleppte.
Er brachte mich in diese Zelle, in der Ich nun seit fünf Jahren saß und auf jede erdenkliche Art und Weise gefoltert wurde. Ich möchte ihnen die Einzelheiten ersparen, denn ich bin weder wie jener Sadist, noch ich möchte jegliche Art des Mitleids oder gar der Unterhaltung durch die Beschreibung der Ereignisse fördern. Bereits anfangs leitete ich die Qual ein, die ich erlitten habe. Nun könnte man annehmen, diese bestand in der körperlichen Folter, die mir zugefügt worden ist. Viel gravierender als diese, versichere ich ihnen, ist jedoch die Ungewissheit, warum es gerade mich treffen musste. Ich hatte keinerlei Verbindung zu diesem Mann. Ich wusste nicht woher er kam, warum er das Tat. Reines Vergnügen? Reine Boshaftigkeit? Zeitvertreib? Eine Wette? Geistige Behinderung? Äußere Umstände? Ich konnte nicht ablesen, ob es ihm Spaß machte oder Vergnügen bereitete. Ab und an sah ich den Zorn, der sich, und auch da bin ich mir nicht ganz sicher, ob er sich denn gegen mich richtete.
Und doch war die Erkenntnis beinahe schlimmer, als die Ungewissheit meiner Situation. Ich war kein schlechter Mensch, das wusste ich sicher. Und auch er wusste es sicher. Und auch derjenige, der über den Menschen wacht, wusste es. Und meine Erkenntnis begann, als ich genau vor drei Tagen Sein Mal entdeckte. Und er sich dazu entschloß Meines zu verbrennen..\"

Meine Geschichte ist nicht sonderlich spannend. Mein Leben auch nicht. Ich bin ein moderner Mensch in einer modernen Gesellschaft. Ich trinke, spiele, verkehre – oh Ich verkehre gut, meine Damen! Und Ich arbeite. Ich arbeite wie ein Hund und Ich verdiene jeden Cent meines Gehalts. Das System fordert einen Menschen, der nach einem Nutzen strebt. Und zwar nach seinem Eigenen. Lassen sie Mich ihnen was über unsere Wirtschaft erzählen, liebe Herrschaften. Die Wirtschaft ist wie ein Tier. Nein, nicht wie eins, eher wie ein Rudel. Ein Rudel, das ständig nach Fressen ausschau hält, das von den unsichtbaren Trieben geleitet wird, das ihr Revier um jeden Preis gegen den Feind, den Konkurrenten verteidigt und die Beute frisst. Ein Tier ist niemals satt, denn es ist ja ständig in Bewegung, auf der Jagd. Auf der Jagd nach noch mehr Futter. Das ist meine Auffassung von Geld. Ach, es wird so oft missverstanden, überschätzt. Geld ist Futter. Und wir machen alles, um mehr davon zu bekommen, denn dieser Prozess ist die Arbeit - unser Rudel, die Firma. Und der Fraß, das Geld. Dennoch unterscheidet uns, dass wir Geld ausgeben können. Uns unterhalten lassen. Wir benutzen unsere Beute, um viel größeres Gut zu erlangen. Gut, das unsere Identität steigert. Gut, das uns zu dem macht, was wir sind. Gut, das aus der kleinen Beute eine größere Macht, mit der reinen Menge, die durch zeitlich größeren Aufwand bedingt ist.
Ich möchte sie nicht langweilen. Ich weiß, Lebensgeschichten sind so viel unterhaltsamer, als Metaphern – erst recht wenn diese die Wirtschaft betreffen. Und was will der gemeine Bürger? Unterhaltung. Seien sie jedoch nicht beschämt für ihre Neugierde und ihr Verlangen nach Sensationen. Denn damit erhalten Wir – und damit meine Ich selbstverständlich sowohl Sie, als auch Mich im Privaten – dieses System am leben. Nun Ich bin kein Dichter und deshalb fasse ich Meine Geschichte kurz:
Meine Familie ging bei meiner Geburt in einem riesigen Streit außeinander. Da ich lange Zeit keine Geschwister hatte, konnte Ich eine sehr gute Bildung durch meine Eltern genießen. Ich war der älteste der Drei Söhne unserer Familie und meine Mutter verstarb mit dem Dritten, 18 Jahre nach meiner Geburt. Mein Vater, der Mir zuvor alle Wege ermöglichte, die Ich begehrte, fing seitdem an, gewaltsam zu werden und verfiel in einen tiefen Trunk. Wenn auch beschämt, so gebe ich doch zu, Ich habe seine Gewalt – anders als der Jüngere – am eigenen Leibe erfahren müssen. Die Wut und die Verzwiflung trieben ihn letztenendes in den Suizid. Ich habe, wie es sich für einen Mann gehört, bis zum bitteren Ende dabei zugesehen. Es war kein schöner Anblick, ohne den Ich allerdings niemals zu dem gekommen wäre, was heute Meins ist.
Da Ich ein so hohes Leid erfahren konnte, gab es Mir die gerechtfertigte Möglichkeit daraus Kapital schöpfen zu können. Ja, es hatte das Leid des niederen Arbeitsvolkes zu folge. Dennoch waren dies nur eine handvoll kleiner Menschen, die sich für ein paar Tausender selbst dem Kannibalismus versprochen hätten. Und es war, verglichen an Meinem Leid nichts. Dennoch wurde Ich in Meinem Tun abrupt unterbrochen. Unterbrochen und degradiert. Dank eines Alten, der Mich verklagte. Der Mich verklagte, die Klage nicht gewann, einen Haufen Geld verlor und keinen, absolut keinen Nutzen daraus mitnahm. Außer vielleicht sein moralisches, geistig offensichtlich beschränktes Weltbild zu befriedigen - da er in diesem Alter natürlich nichts anderes befriedigen kann, um dies nur am Rande zu bemerken.
Nun, trotz all dem wurde diese Verhandlung öffentlich und so galt es, dass ICH, einer der Gründer und Erfolgreichsten, dem \"Image\" der Firma geschadet hätte.
Ich muss zugeben, Ich hatte an dem darauf folgnedem Abend zu viel getrunken, genommen und auch meine Lust an der Frau meines Chefs ausgelassen, woran der alleinige Konsum von Abhängigkeitsmitteln schuld war. Und ich gebe zu: Es war falsch. Denn auch Ich habe Respekt vor einem Höheren. Beschämt verbrachte ich den Morgen auf der Straße, an einer im Mittel- bis Untermilleu gelegenen Kreuzung. Die gennante Frau gab Mir einen Kaffe zum Abschied und als Ich zum Abend wieder auffachte, nicht sicher was Ich denn nun tun sollte, kam ein Mann auf Mich zu, der Mich offenbar für einen Bettler hielt und wollte Geld in Meinen Kaffeebecher werfen. MIR! Jemandem, der für genau dieses Geld in seiner Brieftasche gesorgt hatte! Nicht nur, dass er Mich so sehr erniedrigt hat und Ich Mich unglaublich beschämt fühlte, er tat es auch noch aus der tiefen überzeugung ein Gutmensch zu sein, und mir helfen zu wollen. Jeder logisch denkende Mensch wird nun verstehen, dass ich das nicht habe auf mir sitzen lassen können!

\"Und mich zu begraben. Ich weiß nicht, was ich anderes tun soll als mich an dieses eine Ereignis in meinem Leben zu erinnern. Was mache ich mit der Zeit, die Er mir gab, um dieses Leben zu verlassen. Wer gab sie mir eigentlich? Dieser Mann, wieso, wenn er mich schon bei lebendigem Leibe begräbt, wieso bring er es nicht zu Ende? Wieso kommt ihm die Idee Suizid zu begehen bevor er die Erde auf mein Grab schaufeln kann und wieso verschließt er meinen Sarg nicht gut genug, so dass ich wenigstens gewiss auf ein Ersticken warten kann. Nein. Ich verstehe, warum Ich dieses Leid verdiene,
Meine Augen werden nun träge und wenn ich sie schließe erkenne ich es ganz genau: Es war eine in die länge gezogene Drei am rechten Schulterblatt.\"

denn ich bin doch derjenige der mir selbst das antut. Ich bin die Schuld die ich zu begleichen habe. An mir selbst und an niemandem sonst.

3. Oktober 1989,
der Tag an dem ich geboren wurde.
 
A

Architheutis

Gast
Hallo shinigamic und ein Herzliches Willkommen in der grünen Hölle.

Das Formale:

Unter Gewissensbissen habe [blue](ich) [/blue]nie gelitten, denn ich versuchte [blue](Komma)[/blue] ein guter Mensch zu sein und nur Gutes zu tun.
So wurde mir seit meiner Kindheit auch von anderen kein Leid gewünscht und ich wünschte auch Keines [blue](wird hier wohl klein geschrieben)[/blue] meinen Mitmenschen.
Körperlich war ich nie der schnellste, größte oder stärkste, aber das machte nichts, denn niemand erwartete besondere Leistungen meinerseits [blue](von mir)[/blue].
Meine Mutter war überzeugt [blue](Komma)[/blue] dies sei ein Symbol [blue]eines [/blue] Auserwählten.
In meinen jungen Jahren [blue](kein Komma)[/blue] hatte sie das immer wieder gesagt.
Und selbst für meine tote Mutter hatte ich nie wirklich das Bedürfnis [blue](Komma)[/blue] etwas Großes zu tun.
Und wenn Sie nun glauben [blue](Komma) [/blue]dies sei die Geschichte [blue](kein Komma)[/blue] eines weltbewegenden Mannes,
Und ich half ihnen [blue](Komma)[/blue] den Tag durch zu stehen.
Du wolltest sicher nicht sagen, dass dein Protagonist den Schwachen hilft, zu stehen. Besser: "zu überstehen"; dann wirs klarer.

Ich bemerkte, dass einer meiner bevorzugten Senioren, Herr Delbert [blue](Komma) [/blue]sich sehr merkwürdig verhielt.
Ich dachte [blue](Komma)[/blue] der Tod seiner Nichte hätte ihn eine Woche später im Bewusstsein so hart getroffen, dass er nun psychisch darunter leide.
Der Tod unserer Lieben trifft uns immer psychsich. Das zu beschreiben, wirkt mir zu überfrachtet.

Vorschlag:

Ich dachte, er leide noch unter dem Tod seiner Nichte vorige Woche.

Denn zuvor er tat so, als konnte er sie nie lieb gewinnen[blue], als [/blue]gehe ihn der Tod eines Kindes nicht ans Herz.
Mach ruhig einen Satz daraus.

Doch ich musste mir früh genug eingestehen, dass dies nicht der Fall [blue]war[/blue].
es musste eine psychische [red]Abstaktivität [/red]sein.
Was ist das? Meintest Du vielleicht Abstraktion? Ich finde das viel zu umständlich, schreibe doch auf Deutsch!

An der letzen Kreuzung [blue](kein Komma)[/blue] saß ein [blue](kein Komma)[/blue] im schmutzigen Anzug bettelnder [blue](kein Komma)[/blue] Mann. Ich begab mich ohne weitere Gedanken, an das [blue]Gute [/blue]im Menschen glaubend,
[strike]erwiedern
[/strike] -> erwidern

Ich breche hier mal ab. Grundsätzlich folgen noch weitere Kommafehler; vielleicht kann jemand übernehmen?


Zum Inhalt:

Du schreibst eigentlich flüssig, wenngleich mir der Text zu fragmentarisch zusammengesetzt ist. Er ist schwer verdaulich. Soll nicht heissen, bitte nur leichte Kost, aber man muss dem Leser schon den roten Faden hinhalten, finde ich.

\"3. Oktober 1989,
der Tag an dem ich starb. 28 Jahre nach meiner Geburt.
3. Oktober 1989,
der Tag an dem ich geboren wurde.
Der Tod kann der Anfang von etwas sein, wer wollte es widerlegen. Aber man kann nicht am selben Tag geboren werden, 28 Jahre leben und sterben. Da liegen geschätzte 28 Jahre dazwischen. :)

Anfangs fragte ich, braucht es diese ganzen Umstände (Familie, Schwachen helfen, Herr Delbert usw)? Ich bejahe es, denn Du wolltest einen Kontrast zur Sinnlosigkeit der Folter an ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft veranschaulichen.

Ärgerlich finde ich das ständige "ich will sie nicht langweilen, meine Geschichte ist uninteressant". Das funzt einmal, nicht aber in dieser Häufigkeit. Es stört mich.

Der Aufbau ist nicht stringent. Er hopst zwischen verschiedenen Zeit- und Sachebenen. Das macht es dem Leser nicht leicht, zu folgen. Ich empfehle, den Text möglichst aus der Sicht eines Dritten zu lesen, ob er ihm ohne Mühe folgen kann.

Er brachte mich in diese Zelle, in der Ich nun seit fünf Jahren saß und auf jede erdenkliche Art und Weise gefoltert wurde. Ich möchte ihnen die Einzelheiten ersparen,
Schade. Ich wäre Voyeur genug! :)

Im Großen und Ganzen wirkt der Text auf mich überfrachtet. Er hat zwei Kerne: die persönliche Erfahrung des Protagonisten und seine Stellung in der Gesellschaft, sowie eine Gesellschafstkritik, dem Kapitalismus. Es hat irgendwas von einer Stoiber-Rede, der begann auch bei jedem Abnsatz einen neuen Gedanken, nicht wissend, wie er enden sollte und dennoch immer über das Selbe redend.

Diese Passage ist gedanklich stark:

Meine Geschichte ist nicht sonderlich spannend. Mein Leben auch nicht. Ich bin ein moderner Mensch in einer modernen Gesellschaft. Ich trinke, spiele, verkehre – oh Ich verkehre gut, meine Damen! Und Ich arbeite. Ich arbeite wie ein Hund und Ich verdiene jeden Cent meines Gehalts. Das System fordert einen Menschen, der nach einem Nutzen strebt. Und zwar nach seinem Eigenen. Lassen sie Mich ihnen was über unsere Wirtschaft erzählen, liebe Herrschaften. Die Wirtschaft ist wie ein Tier. Nein, nicht wie eins, eher wie ein Rudel. Ein Rudel, das ständig nach Fressen ausschau hält, das von den unsichtbaren Trieben geleitet wird, das ihr Revier um jeden Preis gegen den Feind, den Konkurrenten verteidigt und die Beute frisst. Ein Tier ist niemals satt, denn es ist ja ständig in Bewegung, auf der Jagd. Auf der Jagd nach noch mehr Futter. Das ist meine Auffassung von Geld. Ach, es wird so oft missverstanden, überschätzt. Geld ist Futter. Und wir machen alles, um mehr davon zu bekommen, denn dieser Prozess ist die Arbeit - unser Rudel, die Firma. Und der Fraß, das Geld. Dennoch unterscheidet uns, dass wir Geld ausgeben können. Uns unterhalten lassen. Wir benutzen unsere Beute, um viel größeres Gut zu erlangen. Gut, das unsere Identität steigert. Gut, das uns zu dem macht, was wir sind. Gut, das aus der kleinen Beute eine größere Macht, mit der reinen Menge, die durch zeitlich größeren Aufwand bedingt ist.
Das taugt was, das ist fast eine philosophische Abhandlung, die in Prosa gefasst ist. Es erinnert mich vom Typus her an Nietzsche.

Zu diesem Abschnitt möchte ich Dir gratulieren. Vielleicht gewinnt der Rest Deines Textes, wenn Du ihn merklich straffst und an diesem Gedanken enger orientierst.

Wie so oft, Licht und Schatten, aber dank einzelner, starker Fragmente gerne gelesen.

Lieben Gruß,
Archi
 

shinigamic

Mitglied
Vielen, vielen Dank für den Kommentar, Archi (ich hoffe es ist ok, wenn ich Dich so nenne uhm..)
Und danke für die Hinweise auf die Fehler, ich überarbeite das mal, wenn ich dazu komme~
Der Tod kann der Anfang von etwas sein, wer wollte es widerlegen. Aber man kann nicht am selben Tag geboren werden, 28 Jahre leben und sterben. Da liegen geschätzte 28 Jahre dazwischen. :)
OK, alsoo: Das ganze sollte eine Wiedergeburt des zweiten Erzählers im gleichen Zeitraum darstellen, der im Endeffekt seine 'Sünden' durch den ersten Erzähler abzahlt. Ich habe hier ein wenig mit der Zeit und den Wiedergeburts/Aufterlife-Theorien rumhantiert. Naja darüber lässt sich sicher diskutieren. Auf jeden Fall waren die Fragmente und "Überfrachtungen" beabsichtigt.
Ich weiß nicht, ob es genug gekennzeichnet war, dass es sich um 2 Erzähler handelt, ich hab's versucht mit den ""s zu Markieren. Anscheinend hätte ich das deutlicher machen sollen. (??)
Ansonsten vieelen Dank zu den Worten zu der zitierten Passage. Sie ist mir auch am einfachsten gefallen und ließ sich ganz flüssig schreiben. Ich sollte vielleicht dabei bleiben darauf zu achten, was mir leichter fällt uhm.
Auf jeden Fall Danke für die konstruktive Kritik!
 
A

Architheutis

Gast
Gerne. ;-)

Wichtiger als die Fehlerchen schätze ich eine nachvollziehbare Struktur ein.
 



 
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