Karma

Karma

Wenn unsre Zeit sich erfüllt,
Tag sich zum Abend hin neigt,
alles in Schatten sich hüllt,
bleibt eine Heiterkeit.

Dann wenn wir körperlos leicht
jenseits von Irdischem stehen,
haben wir Grenzen erreicht.
Ob wir die Prüfung bestehen?

Und wir fragen uns zag,
hat es gereicht?

Doch wir werden verstehen
was unser Karma vermag,
werden den langen Weg gehen
bis zu dem anderen Tag.

im Grenzenlosen sich zu finden

Wenn ich es richtig verstehe, lieber Hermann, möchtest Du diese Reflexion im Zustand zwischen Tod und Neugeburt verorten, und zwar so, daß eher der Tod davor als die eventuelle Neugeburt danach in den Blick kommt.
Das verzerrt den Karma-Begriff ein wenig, denn er meint nicht eine fegefeuerartige Jenseitsphase nach dem Tod (die es mit Himmeln und Höllen z.B. im Mahabhârata durchaus gibt), sondern eine Art Erbe von der einen irdischen Verkörperung in die nächste hinüber, also das dem Charakter als Tatenspur Eingeprägte, das sich im nächsten Leben lebendig entwickelt.

Ein anderer kleiner Widerspruch ergibt sich aus der "Leichtigkeit" des vom Körper befreiten Seelenzustandes und dessen "Grenzen". Aber die Leichtigkeit des vom irdischen Stoff Befreiten beruht (für die Indophilen unter den abendländischen Sängern, denen das "Karma"-Konzept nicht fremd ist) auf einer geradezu explosiv sich ins Ganze erweiternden Grenzenlosigkeit - "in des Weltatems wehendem All ertrinken, versinken, unbewußt, höchste Lust".

grusz, hansz

Hallo Mondnein,
ich glaube, wir sind uns beide völlig einig, was mit dem Begriff des Karmas gemeint ist. Es ist das Erbe, das Soll und Haben Konto unseres Lebens. Wenn man an Wiedergeburt, Erlösung etc. glaubt, dann muss man sich am Ende des Lebens natürlich fragen, wie war ich? Haben die "guten Taten" gereicht, die Erlösung zu erreichen, bzw. ins grenzenlose Nirwana einzugehen? Mit der Leichtigkeit war nicht dieser Endpunkt, sondern nur der Grenzübergang aus dem Leben gemeint.
Grüße
Hermann