Kasino

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Monochrom

Mitglied
Kasino

Der Portier hat die Augen geschlossen.
Halbschatten einer sterbenden Halogenleuchte
gräbt in seinem träumenden Gesicht.
Gestern hatte er Gepäck, es liegt
neben dem Kellerabgang, das Zimmer
des Besitzers hat er vergessen, und der
ist längst im Kasino, verliert dort sein Leben.

Der Portier träumt von der Fliege,
die er einst durch die Suite jagte.
Sie kreist auf ewig um seinen haarlosen Kopf.
Er schlägt nicht mehr nach ihr,
denn ihr Summen macht ihn träumen,
vom Mond, von der Suite, ihren Gästen,
die längst ihr Leben verspielt haben.

Der Portier weiß es besser, er hatte
seine Finger auf rotem Samt, auf glänzenden Kordeln,
spielte mit dem Fahrstuhl in vergessenen
Nächten, als der Mond mit ihm lächelte.
Sie leiteten die Gäste durch die Nacht,
mit sicherem Schritt und munteren Worten,
weinten heimlich um ihr Leben.

Der Portier bewegt sich jeden Tag
ein paar Zentimeter zum Kellerabgang.
Nach unten geht es nur ein paar Stufen,
im blauen Licht der Reklame; er fürchtet
nicht den Manager, sondern bangt
um den Einsatz, den Rat an die Gäste,
und was ihm gebührt, im Kasino.
 

Marker

Mitglied
lieber monochrom
kann mich revilos enthusiastischer kuerzestkritik nur anschliessen. sehr stimmig und subtil ruebergebracht. kompliment vom
marker
 

revilo

Mitglied
ja, ich wünschte, es würden hier häufiger solche melancholischen Geschichten erzählt werden......es wird leider zu wenig Prosalyrik veröffentlicht..... viel zu viel verkopfter Kram....LG revilo
 

Monochrom

Mitglied
Lyrik vom Lyriker für Lyriker ist leider der Kopfkreis, der sich so alsbald nicht brechen wird.

Auch bei diesem Text ist die Metaebene ein wenig hermetisch.

Deshalb Danke für Eure lobenden Worte.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Nicht doch, Freunde!

Ich finde eher, daß der Text melancholisch leiert.

Zu viele Wiederholungen.
Zu selbstverständlich.
Zum Beispiel die armen Spieler, die ihr Leben verlieren. Beim Spiel.

Und die Übertragbarkeit aufs Leben - Metaebene, ein wenig hermetisch?
Ja, das ist witzig. Schade, daß ich keinen Humor habe. Deshalb muß ich jetzt lachen.

grusz, hansz
 

Monochrom

Mitglied
Hi Mondnein,

leider ist Deine Kritik zu distanziert, um sich damit ernsthaft beschäftigen zu können.

Wo sind die Wiederholungen? Zeig Sie mir bitte.

Was ist in Deinen Augen zu "selbstverständlich". Ich finde verständliche Dinge gut.

Was ist Deiner Meinung nach "hermetisch"?

Was nun? Ist der Text/ die Metabene zu "selbstverständlich", also zu geläufig, oder zu "hermetisch", also zu individuell?

Irgendwie habe ich den Eindruck, das Du versucht hast, eine Kritik zu schreiben, und zwar nur, weil Du kritisieren wolltest.

Sorry, aber bitte bleibe mal beim Text...

Grüße,
Monochrom
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Liebes Monochrom!

leider ist Deine Kritik zu distanziert, um sich damit ernsthaft beschäftigen zu können.
Ich weiß nicht, was eine "distanzierte" Kritik sein soll. Du hältst Dich doch nicht für mit mir identisch?
Wo sind die Wiederholungen? Zeig Sie mir bitte.
Ich habe Dir die Wiederholungen bereits genannt. Ich wiederhole mich aber nicht gerne, lies daselbst.
Was ist in Deinen Augen zu "selbstverständlich". Ich finde verständliche Dinge gut.
Ich auch.
Was ist Deiner Meinung nach "hermetisch"?
Wen fragst Du? Dich selbst? Die Zuschreibung "hermetisch" stammt von Dir. Ich halte eigentlich nichts für "hermetisch" in Deinem Text, sondern für ganz normal narrativ-flach.
Was nun? Ist der Text/ die Metabene zu "selbstverständlich", also zu geläufig, oder zu "hermetisch", also zu individuell?
s.o.
Irgendwie habe ich den Eindruck, das Du versucht hast, eine Kritik zu schreiben, und zwar nur, weil Du kritisieren wolltest.
Deine Eindrücke interessieren mich nur insoweit, als sie in Deinem Gedicht verankert werden.

Sorry, aber bitte bleibe mal beim Text...
Wo bitte bin ich nicht "beim Text"?
Nix mit "sorry", ich sehe keine Entschuldigung für Deine Unterstellung, ich bliebe nicht "beim Text".

grusz, hansz
 

Monochrom

Mitglied
Hi Mondnein,

dann ist ja alles gut. Ich weiß jetzt zwar leider nicht, worauf Du eigentlich hinaus wolltest, denn ich kann Deinen Äußerungen keine Informationen entnehmen,

aber ich wünsche Dir ne gute Zeit.

Grüße,
Monochrom
 
T

Trainee

Gast
Grüß dich Monochrom,

hier ist dir ein wirklich dichtes Werk gelungen. [Ärgerlicherweise beschäftige ich mich seit längerer Zeit mit einem ähnlichen Thema - wenn auch aus anderer Sicht. Nun bin ich gleichsam zum Abwarten gezwungen. :D ]
Das Besondere an diesem Gedicht ist, wie sich eine abgrundtiefe Melancholie in alltäglichen Gebrauchsgegenständen des Protagonisten spiegelt: dem Fahrstuhl, den Kordeln und dem Samt. Allesamt Dinge und Stoffe, die zunächst auf eine "gehobene" Gesellschaftsschicht schließen lassen - eine, die der Portier selbst nicht erreichen wird, indes stetig zerbrechen sieht (wunderbar: das Bild der Fliege).
Das macht ihn zu Philosophen.

Sehr schön! :):)
Trainee
 

Monochrom

Mitglied
Hi Trainee,

danke für das Lob.

Ich glaube, Melancholie ist eine passende Grundstimmung, die dem Text beiwohnt.

Ich wollte den Text in der Art verfassen, dass eine einfache Versführung mit einfachen Sätzen in eine verdichtete Metaebene mündet.

Ich glaube, klanglich gibt es noch Baustellen, da lag nicht so der Fokus, vielleicht setze ich mich dahin gehend irgendwann nochmal dran.

Grüße,
Monochrom
 



 
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