Katerstunde

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H

HFleiss

Gast
Katerstunde

Einmal wird ein
analphabetischer Kater
all meine Bücher zerfetzen.

O ihr stillen Wortherbergen
Ihr gabt mir das Leben.

Zirzensische Zauberzeilen.
In der stinkenden Manege
Lodern gespenstische Feuerringe,
Büchers Himmelssturz - Tusch, Applaus!
Ascheregenschauer,
Auf die gebannten Köpfe.
Ach, und kein Schirm zur Hand.
So macht man das.
Autodafé.

Und der Kater stolziert
Auf philosophischen Pfoten
Durchs dröhnende Chapiteau.

Dreimal schwarze Katerstunde.
 
B

bonanza

Gast
analphabetischer kater auf philosophischen pfoten.
und auch sonst. bisserl sinnlos durcheinander gewürfelt.
und es fehlt an leidenschaft.

bon.
 
H

HFleiss

Gast
Lieber Bonanza,

jede Wette, dass du nichts begriffen hast. Es ist ein sehr verschlüsseltes Gedicht.

Lieben Gruß
Hanna
 
M

Melusine

Gast
Es hat was, zweifellos. Aber irgendwas fehlt. Abwehrzauber gegen die Wiederkehr der verfluchten Vergangenheit? Nicht ganz gelungen, wie mir scheinen will. Deine Sprache oszilliert zwischen naiver Schlichtheit und altvatrischem Pathos, bleibt dabei zugleich spröde und in bildungsbürgerlicher Prätentiosität be- bzw. verfangen.
Bitte fasse das jetzt nicht falsch auf, ich möchte dir nichts dreinreden oder gar besserwisserisch erscheinen. Bloß geht es mir mit fast allen deinen Texten so: Im Kern gefallen sie mir, aber der Funke will nicht überspringen. Ich denke, du hast mehr Potential als du bisher ausgeschöpft hast.

Mel
 
H

HFleiss

Gast
Ja, Melusine, wie recht du hast. Altvatrisches (bitte richtiges Deutsch: altväterisches) Pathos und im übrigen eine "Kommunistin und Marxistin" (Originalzitat), von der kommt sowieso nichts Gescheites. Erstens habe ich überhaupt nichts gegen das Altväterische, die großen Dichter der Vergangenheit haben mich an die Literatur herangeführt, und sie haben mich geprägt, und ich bin stolz darauf, dass sie es waren und nicht irgendein Hinz und Kunz der tristen Gegenwart, sonst würde ich nämlich so verkrumpt schreiben wie so manch einer hier und anderswo.

Zum Inhalt:
Dieses Gedicht ist verschlüsselt, das ist wahr, vielleicht zu sehr, als dass einfacher gestrickte Leute hinter den Sinn kommen können. Das habe ich bedacht (aber ich habe mir gesagt, ich bin unter der schreibenden Zunft). Aber ich denke, auch dem harthörigsten Nichtleser, zumal dann, wenn er selbst schreibt, müsste beim Lesen eine Erinnerung kommen: nämlich die an die Bücherverbrennung 1933. Und es gab eine zweite Bücherverbrennung, nämlich 1990, als die Verlage ihre Lager in die Müllcontainer entsorgten, beinahe noch schlimmer als das Original, denn wir im Osten wussten es besser, wir haben mit der Literatur gelebt, und von den Nazis konnte man sowieso nichts anderes erwarten. Und das in einem Land, das sich demokratisch nennt. Ich habe vergeblich auf den Aufschrei gewartet. Beides war barbarisch. Und was, das frage ich, haben wir dafür erhalten? Weitgehend mit Schund vollgestopfte Buchhandlungen, das ist die Antwort.

Ich halte nichts von plakativen Gedichten, in denen zum Beispiel das Wort Bücherverbrennung als Wort auftauchen würde oder gar die Jahreszahl, damit auch Lieschen Müller begreift, was gemeint ist. Ich zeige den Hergang in einer Metapher, denn egal, wann der Barbarismus geschieht, er bleibt barbarisch.

Und in Reminiszenz an beide Bücherverbrennungen habe ich dieses Gedicht geschrieben, und ich glaube auch nicht, dass es so unkünstlerisch ist, dass dir merkwürdige Gefühle kommen (ich spare mit das Lichtenbergsche Bonmot von dem Buch und dem Kopf), dazu bin ich einfach viel zu sehr mit der Lyrik in Kontakt. Das Gedicht ist ein Gleichnis, das ist wahr, und es fällt nicht jedem leicht, Gleichnisse auf Anhieb zu verstehen, zumal dann, wenn sie Bezug auf ein Ereignis der Vergangenheit nehmen, das man selbst, bewusst oder unbewusst, ausblendet. Womit ich die künstlerische Seite keinesfalls verteidigt haben will, das ist vielfach Geschmackssache - einer liebt Domin, ein anderer Schiller, verlangt aber, alle sollten so schreiben wie er selbst. Inhaltlich aber verlangt dieser Text geradezu eine Verteidigung gegen so viel Ignoranz. Es tut mir sehr leid, dass ich das dir (und auch Bonanza) sagen muss, ich setze bei Leuten, die selbst schreiben, einiges voraus, auch an politischer Bildung, das gehört zum Handwerk des Schreibens. Vielleicht zuviel, das ist wahr, denn so manch ein Blick in die Leselupe hat mich eines Besseren belehrt. Leider.

Hanna
 
M

Melusine

Gast
??
Danke für die Erklärung des Inhalts, den hätte ich jetzt nicht verstanden, strohdumm wie ich nun mal bin.
Es scheint dir nicht aufgefallen zu sein, liebe Hanna, dass mein Kommentar sich auf die sprachliche Ebene bezog. Wir sind hier nämlich, wie du richtig bemerktst, in einem Literaturforum.
Das war mein erster und wohl auch mein letzter Kommentar zu einem deiner Texte. Schade, ich finde deine Texte nämlich interessant (wie ich bereits erwähnte). Aber ich habe keine Lust, mich mit einer arroganten Besserwisserin herumzustreiten, deren Scheuklappen ihr offenkundig den Blick auf alles außer dem eigenen hoch erhobenen Zeigefinger verstellen.

(Nur nebenbei: Wenn du in der DDR gelebt hast, kann ich zwar deine Empfindlichkeit etwas besser verstehen, aber glaub mir, du bellst hier die falschen Bäume an. Die Kommunistenfresser und potenziellen Bücherverbrenner sind woanders.)

Mel
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
upps!

und ich hatte gedacht, es handele sich um die schilderung eines mordsmäßigen morgendlichen katers . . .
auf den hintergrund wäre ich nicht gekommen.
lg
 
H

HFleiss

Gast
Liebe Melusine, deine Reaktion verwundert mich überhaupt nicht. Aber ich habe nun mal nicht ganz vergessen, was du mir bei anderer Gelegenheit geschrieben hast, und das kam einer Denunziation gleich. Und dass ich auf den 9. Mai hinweisen muss und dass ich deshalb gleich als Besserwisserin von dir abgestempelt werde - verwundert mich ebenfalls nicht. Ist dir wenigstens deine eigene Arroganz aufgefallen?

Hanna
 
M

Melusine

Gast
Hanna, was soll ich dazu sagen? Ich kann dich nicht dazu zwingen, deine Scheuklappen abzulegen. Du siehst, was du sehen willst. Viel Vergnügen dabei.
Schade um deine Texte, denn du verbaust dir mit deinen Reaktionen gründlich den Weg zu jeder Form von konstruktiver Kritik.
 
H

HFleiss

Gast
Liebe Melusine, habe ja schon meine Erfahrungen hier in der Leselupe sammeln müssen, und gebranntes Kind - du weißt. Ich habe nichts gegen Kritik, auch wenn sie nicht konstruktiv ist, ich amüsiere mich gern, zum Beispiel kringel ich mich über Bonanzas Anmerkungen. Sie sind so schön direkt. Mir geht es darum: Hier in der Leselupe wird im allgemeinen nach einem einzigen Stiebel geschrieben (selbstverständlich mit Ausnahmen). Ich finde auch zu selten etwas, was zum Beispiel die Persönlichkeit des Schreibenden lebendig ausdrückt, so dass ich (wie z. B. wie bei Nelly Sachs oder Hilde Domin u. a.) mich in die Person des Schreibenden wirklich einfühlen kann. Lyrik ist eben Ausdruck des Intimen. Hauptsache, der schöne Klang. Nun gut, auch der schöne Klang muss sein. Aber es gibt eben auch Themen, wo es mal nicht um den schönen Klang geht. Und die Katerstunde ist so ein Thema. Ich habe dich damit enttäuscht, ist klar. Ich verlange auch nicht, dass es dir gefällt. Das einzige, was ich erhoffe, ist, dass man akzeptiert, wie einer an dieses Thema herangeht. Und da hat es gehapert. Ich finde, das ist doch das Schöne an einer Gruppe, dass jeder anders an seine Themen herangehen kann, ohne dass ihm deshalb gleich die Fähigkeit zum Schreiben abgesprochen wird. Und das hast du gemacht. Und deshalb bin ich hochgegangen. Ganz abgesehen von deinem Ausrutscher bei anderer Gelegenheit. Wir sind hier im Internet, die Anonymität begünstigt manchmal Dinge, die man lieber nicht schreiben sollte. Im übrigen, glaube ich, haben wir genug Gemeinheiten ausgetauscht, und jetzt sollten wir unseren kleinen Speek beenden und wieder nett zueinander sein.

Lieben Gruß
Hanna
 
M

Melusine

Gast
Ausrutscher? Hanna, ich hab jetzt genug von deinem Kinderkram. Wenn dich die Anonymität stört, mach dir mal die Mühe in mein Profil zu schauen. Laut deinem bist du so alt wie meine Mutter jetzt wäre, wenn sie noch leben würde, und ich hab keine Lust dir zu erklären was respektvoller zwischenmenschlicher Umgang ist, weil du das in deinem Alter verdammt noch mal langsam selber wissen solltest. Kommunikation von meiner Seite aus beendet. Over and out.
 
@ HFleiss

[Und es gab eine zweite Bücherverbrennung, nämlich 1990, als die Verlage ihre Lager in die Müllcontainer entsorgten, beinahe noch schlimmer als das Original, denn wir im Osten wussten es besser, wir haben mit der Literatur gelebt, und von den Nazis konnte man sowieso nichts anderes erwarten. Und das in einem Land, das sich demokratisch nennt. Ich habe vergeblich auf den Aufschrei gewartet. Beides war barbarisch. Und was, das frage ich, haben wir dafür erhalten? Weitgehend mit Schund vollgestopfte Buchhandlungen, das ist die Antwort.]

Liebe Autorin,

mit Deinem Text "Katerstunde" kann ich nur, eine Zahl zu nennen, damits verständlicher wird, 70% etwas anfangen bzgl. "Bücherverbrennung". Der Text ist nicht übel, aber mir gehts da genau, wie bereits erwähnt wurde: Kein Funke, der Text gefällt sich selbst, er wirkt "un-inspiriert", scheint irgendwie Leser-abgewand.
Du solltest ihn ein klein wenig Leser-freundlicher gestalten.

Viel wichtiger mir Dein Hinweis auf die "Bücherverbrennung ~1990", die insgesamt dem über-Nacht-Einstampfen einer Kultur gleichkam, als westdeutscher Kapitalismus die DDR überrannte und ausnahm wie eine Weihnachtsgans, und natürlich Alles, das dort von kulturellem Wert war, nullte, auch zB die vorhandene Infrastruktur. Das Unternehmen Wiedervereinigung war ein Raubzug West gegen Ost.
Das habt nicht nur "ihr Linken" im Osten mitbekommen, sondern "wir Linken" im Westen genauso.
Und ich selbst lief "Amok" damals, als mir die DDR-Verlage abhanden kamen, die mir jahrelang wertvollste Bücherbestände lieferten, auch russ.Fachliteratur-Naturwissenschaften und Literatur in sehr guten und liebevollsten Übersetzungen. Die Arbeit dieser DDR-Verlage war weit mehr als "ihr Geld wert", denn die Bücher waren auch noch überaus preisgünstig,
Da ist eine ganze Kommunikationsschiene Richtung Osten damals "über Nacht" weggebrochen und ein hoher intellektueller Verlust entstanden. Dies alles natürlich aus Geldgründen. ZB russ. Physik- und Mathebücher dann nicht mehr erhältlich, auch nicht in Neuauflagen, weil zB im Original im Vorwort stand, dass einer der Autoren "Mitglied der KPDSU" sei, usw., als wäre dies für die im Buch enthaltene feinst explizierte Mathe wichtig gewesen.
Ich hab damals zur Zeit der Perestroika schon immer gesagt: "Dieser Narr Gorbatschov wird einmal als einer der größten Idioten aller Zeiten in den Geschichtsbüchern landen.", und an dieser meiner Vermutung hat sich bis heute nichts geändert.

Und Du hast mehr als Recht, wenn Du sagst, was blieb sind:
[Weitgehend mit Schund vollgestopfte Buchhandlungen.]

Dennoch nutzt ein Aufschrei dagegen wenig, er kann allerdings -falls mehr als nur ein "Gedicht" und permanenter- aufklärend sein. Das Thema ist wichtig, und Du könntest zum Nutzen aller da dranbleiben.
Dass um 1990 kein "Aufschrei" stattfand, weder in Ost, noch in West, wundert(e) mich nicht, es ärgerte mich bloß maßlos. Und ich habe auch damals beobachtet, wie die hiesigen Medien solche "Kleinigkeiten" sofort absichtlich unterbutterten = unter den Teppich.
Und boshaft gesagt: Wir leben hier in PISA, es hat sich bis auf Weiteres ausgedichtert und ausgedenkert, was kann man schon erwarten?

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Vielleicht Dich ein wenig mit Melusine "wiedervereinigen"? Mel lebt in Österreich, und nicht jeder im Ausland hat jederzeit den Überblick über innerdeutsche Konfusionen. Wenn ich in Südamerika das Problem erzählen würde, tät ich dort wohl auch auf Schulterzucken stoßen.
 
B

bonanza

Gast
hfleiss, bisserl zu elitär dein leseranspruch - wirst du
dem als autorin wirklich gerecht? deine statements
und erklärungen deuten lediglich auf ein eingebildetes
ego hin.

bon.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
he,

bon, wie steht es denn bei dir mit der bandbreite des gelesenen und verstandenen? oder mit der toleranz? aus dir wird nie n guter pazifist . . .
lg
 



 
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