Katharsis

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Abalone

Mitglied
Überarbeitete, endgültige Fassung vom 11.03.03

In dem Moment, als seine Augen brachen, entwich seinen Lippen ein entzücktes "Ooooohhhhh!" - es klang so herzrührend fröhlich-erstaunt! Mein Blick folgte diesem Laut, welcher sich spiralförmig gen Himmel schraubte und allmählich goldschimmernde Flügel entfaltete, bezaubernd. Er flog über Kuh-bespickte grüne Wiesen, atmete ihren Saft und sang mit den Fliegen ein Sommerlied der Freude. Im Bach benetzte er seine Flügel mit dem kalten Nass und liess mich wonnig glucksen - mir war nach Herumkugeln am Wümmestrand und Wolkenschafe-Zählen. Der Laut verneigte sich tief vor einem Regenwurm und liebkoste einen Weidenbaum. Das Blätterrauschen machte mich ganz trunken und mir war, als würd' ich fliegen - mit dem Laut an eisschleckenden Kindermündern vorbei, ins süße Fleisch reifer Sonnenkirschen eintauchend und im Meer unbekümmert tanzender Rittersporne ertrinkend. Er ließ mich am Grund zurück und schwang sich wieder auf, um sich mit einem Zitronenfalter im Walzertakt zu wiegen. Die ich einst nur Augen war, wurde nur noch Herz. Und fand mich wieder neben jenem, dessen Augen gebrochen waren. Der Laut senkte sich nun auf meine Lippen, welche ihn sogleich wieder in die Welt schleuderten. Ich küsste den Gebrochenen ein letztes Mal.

© Abalone


Ehrlich gesagt wusste ich nicht genau, wo ich diesen Text einordnen sollte - falls er also nicht in dieses Forum passt, so kann er ruhig in ein anderes verschoben werden.

P.S. Als Begleitmusik sei Percy Faith - A Theme For Young Lovers empfohlen :)
 

Zefira

Mitglied
Liebe abalone,

der ist hier schon richtig. Ein schönes Schlaglicht, ich habe es genossen.

Ein paar Gedanken dazu:

>...und im Meer sich wiegender Rittersporne ertrinkend. Er ließ mich am Grund zurück und schwang sich wieder auf, um sich mit einem Zitronenfalter im Walzertakt zu wiegen<

ist zwei mal zu kurz hintereinander "wiegen".

>Ich war nur noch Augen, dann nur noch Herz. <

Die "Augen" finde ich nicht so ganz passend, denn in der - wie sagt man das - Binnenhandlung scheinen alle Sinne angesprochen zu werden, nicht nur die Augen. Vielleicht besser "ich war nur noch Sinne" oder "nur noch Fühlen"?

>Der Laut senkte sich nun auf meine Lippen, welche ihn sogleich wieder in die Welt schleuderten.<

Mir persönlich würde es am besten gefallen, wenn der Text mit diesem Satz enden würde.
Zumindest der Halbsatz
>und konnte vor Dankbarkeit nicht einmal weinen<
sollte m.E. gestrichen werden. Irgendwie habe ich das Gefühl, daß er die ganze Sinnenfreude profaniert. "konnte vor... nicht einmal weinen" paßt nicht zu dem Vorhergehenden, es klingt in diesem Zusammenhang einfach abgedroschen.

Mir gefällt der kurze Text.

Liebe Grüße,
Zefira
 

Rainer

Mitglied
...kleiner popelbeitrag...

hallo abalone,

schließe mich, weil es so einfach ist:), zefira an.
mein vorschlag falls du am letzten satz "hängst":

...und konnte NOCH nicht weinen.

dieses ende schließt nicht aus, daß es nicht doch Noch geschehen kann, ohne das "einmal" wirkt es meines erachtens nach auch nicht so "abgedroschen" - ist aber nur ein vorschlag.

da ich glaube, daß du zefiras ratschläge beherzigen wirst, bewerte ich mal mit ...spitzenklasse...

grüße

rainer
 

Abalone

Mitglied
*freu*

Ach, ihr zwei, danke, solche Reaktionen brauche ich! *lächel*

Der "wiegen - wiegen"-Fehler ärgert mich ein wenig, solche Dinge springen mir bei anderen immer gleich ins Auge, nur bei mir selbst haut das nicht hin ;-)
Hm - das Bild "erst Auge, dann Herz" ist mir zu wichtig, als daß ich es völlig verändern könnte, aber ich sehe, was du meinst und habe mal eine andere Formulierung gesucht. Die ursprüngliche hat nicht ganz verduetlicht, was ich meine, jetzt ist es vielleicht ersichtlicher.
Und beim Abschlußsatz nahm ich Rainers Vorschlag auf, denn wenn ich ihn ganz weglasse, erscheint mir der Text unvollständig... Hier nun die überarbeitete Version:

In dem Moment, als seine Augen brachen, entwich seinen Lippen ein entzücktes "Ooooohhhhh!" - es klang so herzrührend fröhlich-erstaunt! Mein Blick folgte diesem Laut, welcher sich spiralförmig gen Himmel schraubte und allmählich goldschimmernde Flügel entfaltete, bezaubernd. Er flog über Kuh-bespickte grüne Wiesen, atmete ihren Saft und sang mit den Fliegen ein Sommerlied der Freude. Im Bach benetzte er seine Flügel mit dem kalten Nass und liess mich wonnig glucksen - mir war nach Herumkugeln am Wümmestrand und Wolkenschafe-Zählen. Der Laut verneigte sich tief vor einem Regenwurm und liebkoste einen Weidenbaum. Das Blätterrauschen machte mich ganz trunken und mir war, als würd' ich fliegen - mit dem Laut an eisschleckenden Kindermündern vorbei, ins süße Fleisch reifer Sonnenkirschen eintauchend und im Meer unbekümmert tanzender Rittersporne ertrinkend. Er ließ mich am Grund zurück und schwang sich wieder auf, um sich mit einem Zitronenfalter im Walzertakt zu wiegen. Die ich einst nur Augen war, wurde nur noch Herz. Und fand mich wieder neben jenem, dessen Augen gebrochen waren. Der Laut senkte sich nun auf meine Lippen, welche ihn sogleich wieder in die Welt schleuderten. Ich küsste den Gebrochenen ein letztes Mal.



Erneute Kritik ist gern gesehen!

*Danke* Abalone
 

Zefira

Mitglied
Liebe abalone,

ich murkse nicht gern in den Beiträgen anderer herum, aber da Du es so ausdrücklich formuliert hast, habe ich mir jetzt die Freiheit genommen, es entsprechend zu ändern.

Ich finde den Text herrlich. Er ist fast ein Gedicht, stellenweise rhythmisch wiegend wie der Laut, von dem er handelt. Der Satz "Die ich einst nur Augen war, wurde nur noch Herz" verdient ein Extralob.

Zefira (schwärmt)
 

Rainer

Mitglied
hallo abalone,

ich alte heulsuse bin nicht traurig über die nichtverwendung meines vorschlages. ich fand und finde den text halt nur zum heulen schön und wollte das "ende" offen lassen.

grüße

rainer

ich hoffe, ich gerate wieder in eine abhängigkeit - nach dem spiel abalone war ich mal "süchtig". dein text hat ein ähnliches potential - werde mich mal nach weitern werken von dir umsehen.
 
A

Arno1808

Gast
Liebe abalone,

ein kurzer, wundervoller Text.

Du hast ihn komponiert, nicht geschrieben.

Ich habe ihn in mir aufgenommen, nicht gelesen.

Wunderbar!

Lieben Gruß

Arno
 
H

hoover

Gast
hi abalone,


eine kurzgeschichte ist es zwar nicht, aber ist nicht schlimm, das sind die wenigsten. meine sowieso nicht.

erinnert mich irgendwie an zoe jenny, das hier:

"... welcher sich spiralförmig gen Himmel schraubte ..."

kenn ich schon. sagte jenny mal in "der ruf des muschelnhorns" ... oder? (könnte auch in "ein schnelles leben" gewesen sein) auf jeden fall haben sich mir bei dem satz damals die zehennägel aufgerollt. sie sagte damals so was wie: "ihre stimme, die sich spiralförmig in seine ohren schraubte." ist ja schon ´ne weile her. aber bei dir passt das perfekt rein. und wenn wir gerade bei perfekt sind ...: arno hat das schon richtig auf den punkt gebracht, kann ich nur zustimmen. *ggg*

grüßle
hoover
 

Abalone

Mitglied
Ja hola!

So, habe nun herausgefunden, daß ich das Eingangsposting noch verändern darf und habe es dann mal auf den aktuellen Stand gebracht :)

Ich bin ganz überwältigt von der positiven Resonanz! Nicht, daß ich daraufhin nun Arroganz entwickle! :p Ehrlich gesagt hatte ich die Befürchtung, die Zeilen könnten als zu süß empfunden und dadurch als Kitsch betitelt werden, um so mehr erfreuen mich eure Antworten - zeigen sie mir doch, daß ich diese Klippe wohl erfolgreich umschippern konnte. Obwohl, die negativen Kritiken kommen vielleicht erst noch ;-)

@ hoover: Keine Kurzgeschichte, aber noch weniger ein Gedicht - dann doch lieber dieses FOrum wählen ;-) Eine Zoe Jenny ist mir nicht bekannt, werde aber gleich mal google anschmeissen gehen.

Und jetzt noch ein besonderes Dankeschön an zefira, deine Kritik hat maßgeblich zum jetzigen Ergebnis beigetragen!

*ganz erstaunt* Abalone
 
S

Stoffel

Gast
Hallo,
habe mir erlaubt, meine Vorschläge/Anregungen, in den bestehenden Text ein zu arbeiten..ist für mich so einfacher..:)

lG
Stoffel


In jenem Moment, als seine Augen brachen, entwich seinen Lippen ein herzergreifender, entzückter Laut. Er klang so herzrührend, fröhlich(??find ich nicht passend), voller Erstaunen und mein Blick folgte diesem Laut, der sich ganz allmählich, so als würde er goldschimmernde Flügel entfalten und sich in den Himmel schrauben.
Dabei schien er über eine Kuh-bespickte grüne Wiese zu fliegen und er atmete ihren Saft,sang mit den Bienen ein Sommerlied der Freude. Im Bach benetzte er seine Flügel mit dem kalten Nass und liess mich wonnig glucksen - mir war nach Herumkugeln am Wümmestrand(WAS ist das??) und Wolkenschafe-Zählen. Der Laut verneigte sich tief vor einem Regenwurm und liebkoste einen Weidenbaum. Das Blätterrauschen machte mich ganz trunken und mir war, als würd' ich fliegen - mit dem Laut an eisschleckenden Kindermündern vorbei, ins süße Fleisch reifer Sonnenkirschen eintauchend und im Meer unbekümmert tanzender Rittersporne im Winde, ertrinkend. Er ließ mich am Grund zurück und schwang sich wieder auf, um sich mit einem Zitronenfalter im Walzertakt zu wiegen. Die ich einst nur Augen war, wurde nur noch Herz. Und fand mich wieder neben jenem, dessen Augen gebrochen waren. Der Laut senkte sich auf meine Lippen, welche ihn sogleich wieder in die Welt schleuderten. Ich küsste den Gebrochenen ein letztes Mal.
 

Abalone

Mitglied
Oha.

Hallo Stoffel -

danke für deine Anregungen, aber sei mir nicht böse, wenn ich sie nicht annehmen werde ;-)
Deine Veränderungen nehmen sehr viel Spannung aus den Zeilen und du baust Dinge ein, die ich gerade zu umgehen versuchte. Der Laut "scheint" nicht über eine Wiese zu fliegen und er "würde" nicht goldschimmernde Flügel entfalten - er TUT es. Was du erschaffst, ist Distanz zum Geschehen, aber gerade die ist NICHT vorhanden, der Laut lebt, atmet, tut etwas und ist gerade darum so erschütternd und aufrüttelnd für das lyrische Ich. Und der Tanz der Rittersporne ist NICHT passiv und durch den Wind verursacht, sondern ihr AKTIVES Tun. Sie in die Passivität zu drängen nähme dem Text eine wichtige Aussage.
Deine Änderungen holen das Geschehen auf eine weniger surreale Ebene, versuchen alles in unser Weltbild zu integrieren und nehmen der Sprache die Spannung. Alles das wollte ich nicht - denn damit verfehlt der Text die Wirkung und erzählt etwas ganz anderes.
Ach, die Wümme ist übrigens ein Fluß im Norden bei Bremen, nahe der Weser, und ist ein Teil meiner Kindheit.
 
S

Stoffel

Gast
Hallo Abalone,
ja..macht doch nix..schon ok.:)
Von zehn Autoren ist immer mal einer dabei, dem die Vorschläge was nützen/hilfweich sind.

Mir war das so..ein wenig zu..hm..umständlich geschrieben..aber das soll ja nichts heissen.

Habe versucht, mich da rein zu versetzen und hat dennoch Spass gemacht ;-)

salut
schönen Tag
Stoffel
 

Abalone

Mitglied
Aloah Stoffel -

es ist ja nicht so, daß ich Kritik grundsätzlich ablehne. Sefiras Einwände habe ich beachtet, da ich sie nachvollziehen konnte und sie einen nicht so krassen Einfluss auf den Stil bzw. die Aussage des Textes hatten. Ihre Anmerkungen waren derart, daß ich noch durch meine eigenen Formulierungen Verbesserungen vornehmen konnte.
Deine Textkritik verändert jedoch den gesamten Stil - und da sage ich dann "Nein", besonders wenn es zu einer Sprache führt, die mir missfällt. Ich bin dann trotzdem noch erfreut, daß sich jemand so intensiv mit dem Text beschäftigt hat, allein das Ergebnis kann mich nicht überzeugen.

"Mir war das so..ein wenig zu..hm..umständlich geschrieben."

So soll es auch sein :) Ich will den Lesern nicht alles vorgekaut und einfachst formuliert servieren - sie sollen es nicht zu einfach haben. Nachdenken ist für mich das A und O - und den Anspruch stelle ich besonders an die Leselupe. Ich will dir jetzt nicht zu nahe treten und dich auch nicht beleidigen, aber mit dem von dir veränderten Text würde ich mich allenfalls an ein Poesie-Forum irgendeiner Chat-Community wenden, aber nicht an die Leselupe. Hier erwarte ich, daß die Leser einen höheren Anspruch an die zur Schau gestellten Werke stellen, gerade auch an die Sprache.

*Gruß* Abalone
 
S

Stoffel

Gast
*grübel*

Hallöli Abalone,
Du musst Dich nicht erklären..
danke dennoch..das ist nett.:)

Tja, dann habe ich wohl einen zu niedrig angesetzten Geschmack?
Auch recht.

Ich lasse, das es für MICH einfacher ist, meine Anregungen und Vorschäge, in den Text einfliessen.
Einfach nur, weils einfacher ist..und manchmal eben kann jemand aus EINER der Vorschläge etwas ziehen.
Und sei es nur ein einziges Wort oder Satz..
Ist mir völlig klar, das es IM GANZEN etwas anderes ergeben hat, was ICH da schrieb.

Ich denke, wir haben das nun geklärt..
zufällig aber dennoch..das ist nicht persönlich gemeint, habe ich(das mir seit langem auffiel) das in "the best of" gelesen.
Ich bin einfach der Meinung, das DA eben nicht jeder Text rein gehört.
Nich böse sein.
Es sollte ein Thread sein...wo Werke sich finden, die wirklich ..ausserordentlich...sind..

Bitte nicht falsch verstehen..
ich hab mal laut gerülpst..dann war das auch wieder weg.Und ich werde meinen Thread in der Plauderecke löschen.

Hab einen schönen Abend
viel Spass weiter am schreiben
lG
Stoffel
 

Abalone

Mitglied
Wie schon in der Plauderecke geschrieben: für mein Erscheinen in der Best-of-Liste kann ich nur insofern etwas, daß ich nicht wusste/nicht gesehen habe, daß die Bewertung von mir verhindert werden kann.
Und auch hier nochmal: eine objektive Beurteilung ist nicht möglich, daher wird eine Best-of-Liste nie jeden zufrieden stellen. Mir gefällt auch nicht alles, was dort steht. Damit müssen wir einfach leben ;-)
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Verständnisschwierigkeit

Hallo Abalone,

seit zwei Tagen kreise ich um diesen Text, den Du ja auch überarbeitet hast. Ich muss als Leser (bitte NICHT als Administrator!) bekennen, dass ich den Text immer noch nicht verstehe.

Um was geht es? Um einen Toten, der ein letztes Stöhnen abgibt?
Um einen Geschlechtsakt?

Du siehst, meine Gedanken sind weit gestreut, aber ich verstehe einfach den Duktus dieser Geschichte nicht. Sie ist bildlich ausgeformt, sicher, aber sie ist keine Kurzgeschichte. Ich würde sie lieber in Poesie sehen.

Nur bringt sie mir dort keine weiteren Erkenntnisse.

Könntest Du mir vielleicht einige erklärende Hinweise geben?
(Möglicherweise stehe ich vollkommen auf dem Schlauch!)

Mit Dank und Grüßen,
 
S

Stoffel

Gast
ich hab ZEDER 10 Punkte gegeben...

ihr Kommentar..war einfach ehrlich..und Ehrlichkeit muss auch mal belohnt werden.

Hoover, ich habe Deine Geschichten gelesen..
die ja auch KURZgeschichten sind..
Du solltest nicht so unwirsch mit Deinen Lesern umgehen.;)

lG
Gute Nacht
*gähn*
Stoffl

Hoppala..da war doch eben Hoover mit nem Kommentar..hm..egal..Nacht.
 
K

kaffeehausintellektuelle

Gast
ich steh neben zeder auf dem schlauch.
natürlich ist die sprache sehr blumig, wohlformuliert, wortverliebt.
aber kann irgendjemand zusammenfassen, worum es geht in dieser geschichte?
wenn mir dann noch erklärt wird, dass der sinn einer geschichte ist, dass sie sich dem leser verschließt, dann wundere ich mich schon ein bisschen. aber bitte.


die k.
 



 
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