Katze
Da war wieder so eine Katze. Und wieder wusste ich nicht, fürchte ich diese Tiere, hasse ich sie oder liebe ich sie. Und wieder wurde ich tollpatschig, unschuldig in das Unheil verstrickt.
Sie lief die ganze Zeit schon gelangweilt, ohne auf mich zu achten, im Zimmer umher, während ich mich unterhielt. Ich weiß heute nicht mehr worüber, da ich meine Aufmerksamkeit, ohne es zu zeigen, der Katze widmete. Es ist leicht, die eigene Abwesenheit zu überspielen, da man doch für übliche Gespräche, und es war ein solches, nur einen Bruchteil der möglichen Aufmerksamkeit benötigt. Nur konnte ich, damit es nicht auffällt, nicht ständig auf das Wesen schauen; auf ihre zierliche Nase, auf ihren kleinen aber schönen Mund, auf ihre kalten Mandelaugen, die einem vorzugaukeln vermochten, sie wisse mehr als einem solchen Wesen überhaupt zukomme. So glaube ich noch heute, dass sie alles, was sie später tat, geplant und berechnet habe. Und dann war sie auch mal nicht zu sehen, weil sie sich irgendwohin nach Katzenart verkrochen hatte, und ich spürte nur ihre Anwesenheit, da ich mich in Gegenwart eines solchen Wesens nie frei fühlen kann, und immer versuche, ihnen nicht zu nahe zu treten, um sie nicht zu beleidigen, und mich dann doch daneben benehme und mich als der Dumme entfernen muss.
So sagte ich ein paar belanglose Worte und achtete auf nichts anderes als darauf, wo sie als nächstes auftauchen würde, da ich ihr schließlich, solange ich sie sehe, auch kein Leid zufügen könne.
Nur als ich sie lange nicht gesehen hatte, und das Gespräch dauerte scheinbar ewig, da ritt mich der Teufel und ich stand auf, um mir zu beweisen, dass ich nicht verkrampft sei, und ging umher, und schon hatte ich sie getreten, blieb betroffen stehen, ihren Angriff erwartend. Sie aber entfernte sich in eine andere Zimmerecke, ohne Hast, nur einmal einen mitleidig verachtenden Blick seitlich aus ihren Mandelaugen zurückwerfend.
Ich weiß nicht mehr, was im Einzelnen noch vorgefallen ist, aber ich weiß noch gut, dass je mehr ich versuchte, sie nicht zu beleidigen, desto öfter ich ihr Schaden zufügte. Und ich erhoffte ständig die Strafe und mit inständigen Blicken trug ich ihr meine Entschuldigungen vor und bat um die Bestrafung. Und ich sah ihr in die Mandelaugen, um ihr klar zu machen, dass die Strafe eine Erlösung für mich wäre. Aber in ihrem Blick las ich von Mal zu Mal nur einen höheren Grad der Beleidigung. Aber immer blieb da ein Rest von Mitleid für mich. Und von Mal zu Mal gewann die Katze bei meinen Gesprächspartnern Sympathien, zumal ich nur noch zusammenhanglose Sachen erzählte, und in deren Blicken las ich die Strafe, die ich mir von der Katze erwünschte.
Schließlich konnte ich nur noch starr in meinem Sessel sitzen. Und wäre es nicht meine Pflicht gewesen, das Tier zu beobachten, ich hätte auch die Augen nicht mehr bewegt. Aber obwohl ich auf einem gut gepolsterten Sessel saß, glaubte ich plötzlich, ich müsste unbedingt noch ein Kissen haben, und ich schaute umher, ob ich nicht eines fände, und ich entdeckte eines auf der zum Sessel passenden Couch, und die Katze war nicht zu sehen. Ich sagte nichts mehr, um mich auf die kommende Handlung vorzubereiten; und als das Gespräch einen Moment verstummte, nahm ich das als Signal, sprang auf, rannte die paar Schritte zur Couch, riss hastig das Kissen an mich und war schon einen Schritt zurück, da erkannte ich das Unheil: auf diesem Kissen hatte gerade die Katze geschlafen und stand nun mit langen Beinen auf dem Boden und betrat gerade den Halbkreis, den sie in der nächsten halben Minute um mich herum gehen würde.
„Liebe, liebe Katze, es tut mir leid, ich hab Dich nicht gesehen, Du kannst das Kissen wiederhaben, ich weiß, so etwas tut man nicht, aber ich hab Dich nicht gesehen, liebe Katze, ich hab Dich doch lieb, ich hab Dich doch lieb!“
Ich ließ das Kissen fallen und streckte die Hände bittend aus. Da sprang sie hoch, verkrallte sich in meine Hände, legte die Ohren platt an und verbiss sich in meine Knöchel, und hatte immer noch den mitleidigen Blick in den Mandelaugen. Und ich konnte nichts anderes tun, als meine Hände zur verkrampften Faust zu schließen und stand nun da, weinend mit erhobenen Armen, an deren Ende das krampfige Knäuel, und ich hoffte, es würde vorbeigehen. Da kam mir die Idee, das krampfige Knäuel fest auf den Steinboden aufzuschlagen, damit es tot oder wenigstens betäubt wäre. Aber was, wenn es nicht einmal betäubt wäre? Dann wüsste Wesen, dass ich gelogen habe, als ich sagte, ich hab dich lieb, und es würde mich vollends verachten. So ertrug ich den Schmerz, die entstellten Hände langsam senkend. Da ließ die Katze nach und ich öffnete die Hände, und die Katze bettete sich darauf, ihren Kopf liebkosend an meinem Daumen reibend, und ich legte sie behutsam auf das noch am Boden liegende Kissen.
Dann ging ich zum Fenster und drehte mich noch einmal um, und sah den dümmlichen Blick der nie etwas verstehenden Gesprächspartner, die einen schauten weg und verstanden nichts, die anderen schauten mich ganz ruhig an und verstanden nichts, und wieder andere liebkosten mit ihren plumpen Blicken das Tier, und das Tier fühlte sich wohl dabei und schickte mir einen ruhigen Mandelblick. Da drehte ich mich wieder um, nunmehr auch ganz ruhig, endlich fähig, an nichts mehr zu denken, öffnete das Fenster und sprang hinaus. Ich stieß mit einem offenbar schwachsinnigen Passanten zusammen, der weiterging als hätte er nichts gemerkt, aber dann nach ein paar Schritten wartend stehen blieb, mit dem Rücken zu mir.
Da sehe ich Sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Sie kommt langsam zu mir herüber, bleibt vor mir stehen, schaut mich an, zieht leicht die Mundwinkel, hebt leicht die Schultern. Da werden auch ihre Gesichtszüge die einer Schwachsinnigen und ich richte kein Wort an sie, da sie es nicht verstehen würde, und sie geht zu dem anderen Schwachsinnigen und sie gehen Arm in Arm davon. Ich schaue ihnen nach und weiß, ich muss nachgeben, um einem alten Sprichwort zu gehorchen.
Da war wieder so eine Katze. Und wieder wusste ich nicht, fürchte ich diese Tiere, hasse ich sie oder liebe ich sie. Und wieder wurde ich tollpatschig, unschuldig in das Unheil verstrickt.
Sie lief die ganze Zeit schon gelangweilt, ohne auf mich zu achten, im Zimmer umher, während ich mich unterhielt. Ich weiß heute nicht mehr worüber, da ich meine Aufmerksamkeit, ohne es zu zeigen, der Katze widmete. Es ist leicht, die eigene Abwesenheit zu überspielen, da man doch für übliche Gespräche, und es war ein solches, nur einen Bruchteil der möglichen Aufmerksamkeit benötigt. Nur konnte ich, damit es nicht auffällt, nicht ständig auf das Wesen schauen; auf ihre zierliche Nase, auf ihren kleinen aber schönen Mund, auf ihre kalten Mandelaugen, die einem vorzugaukeln vermochten, sie wisse mehr als einem solchen Wesen überhaupt zukomme. So glaube ich noch heute, dass sie alles, was sie später tat, geplant und berechnet habe. Und dann war sie auch mal nicht zu sehen, weil sie sich irgendwohin nach Katzenart verkrochen hatte, und ich spürte nur ihre Anwesenheit, da ich mich in Gegenwart eines solchen Wesens nie frei fühlen kann, und immer versuche, ihnen nicht zu nahe zu treten, um sie nicht zu beleidigen, und mich dann doch daneben benehme und mich als der Dumme entfernen muss.
So sagte ich ein paar belanglose Worte und achtete auf nichts anderes als darauf, wo sie als nächstes auftauchen würde, da ich ihr schließlich, solange ich sie sehe, auch kein Leid zufügen könne.
Nur als ich sie lange nicht gesehen hatte, und das Gespräch dauerte scheinbar ewig, da ritt mich der Teufel und ich stand auf, um mir zu beweisen, dass ich nicht verkrampft sei, und ging umher, und schon hatte ich sie getreten, blieb betroffen stehen, ihren Angriff erwartend. Sie aber entfernte sich in eine andere Zimmerecke, ohne Hast, nur einmal einen mitleidig verachtenden Blick seitlich aus ihren Mandelaugen zurückwerfend.
Ich weiß nicht mehr, was im Einzelnen noch vorgefallen ist, aber ich weiß noch gut, dass je mehr ich versuchte, sie nicht zu beleidigen, desto öfter ich ihr Schaden zufügte. Und ich erhoffte ständig die Strafe und mit inständigen Blicken trug ich ihr meine Entschuldigungen vor und bat um die Bestrafung. Und ich sah ihr in die Mandelaugen, um ihr klar zu machen, dass die Strafe eine Erlösung für mich wäre. Aber in ihrem Blick las ich von Mal zu Mal nur einen höheren Grad der Beleidigung. Aber immer blieb da ein Rest von Mitleid für mich. Und von Mal zu Mal gewann die Katze bei meinen Gesprächspartnern Sympathien, zumal ich nur noch zusammenhanglose Sachen erzählte, und in deren Blicken las ich die Strafe, die ich mir von der Katze erwünschte.
Schließlich konnte ich nur noch starr in meinem Sessel sitzen. Und wäre es nicht meine Pflicht gewesen, das Tier zu beobachten, ich hätte auch die Augen nicht mehr bewegt. Aber obwohl ich auf einem gut gepolsterten Sessel saß, glaubte ich plötzlich, ich müsste unbedingt noch ein Kissen haben, und ich schaute umher, ob ich nicht eines fände, und ich entdeckte eines auf der zum Sessel passenden Couch, und die Katze war nicht zu sehen. Ich sagte nichts mehr, um mich auf die kommende Handlung vorzubereiten; und als das Gespräch einen Moment verstummte, nahm ich das als Signal, sprang auf, rannte die paar Schritte zur Couch, riss hastig das Kissen an mich und war schon einen Schritt zurück, da erkannte ich das Unheil: auf diesem Kissen hatte gerade die Katze geschlafen und stand nun mit langen Beinen auf dem Boden und betrat gerade den Halbkreis, den sie in der nächsten halben Minute um mich herum gehen würde.
„Liebe, liebe Katze, es tut mir leid, ich hab Dich nicht gesehen, Du kannst das Kissen wiederhaben, ich weiß, so etwas tut man nicht, aber ich hab Dich nicht gesehen, liebe Katze, ich hab Dich doch lieb, ich hab Dich doch lieb!“
Ich ließ das Kissen fallen und streckte die Hände bittend aus. Da sprang sie hoch, verkrallte sich in meine Hände, legte die Ohren platt an und verbiss sich in meine Knöchel, und hatte immer noch den mitleidigen Blick in den Mandelaugen. Und ich konnte nichts anderes tun, als meine Hände zur verkrampften Faust zu schließen und stand nun da, weinend mit erhobenen Armen, an deren Ende das krampfige Knäuel, und ich hoffte, es würde vorbeigehen. Da kam mir die Idee, das krampfige Knäuel fest auf den Steinboden aufzuschlagen, damit es tot oder wenigstens betäubt wäre. Aber was, wenn es nicht einmal betäubt wäre? Dann wüsste Wesen, dass ich gelogen habe, als ich sagte, ich hab dich lieb, und es würde mich vollends verachten. So ertrug ich den Schmerz, die entstellten Hände langsam senkend. Da ließ die Katze nach und ich öffnete die Hände, und die Katze bettete sich darauf, ihren Kopf liebkosend an meinem Daumen reibend, und ich legte sie behutsam auf das noch am Boden liegende Kissen.
Dann ging ich zum Fenster und drehte mich noch einmal um, und sah den dümmlichen Blick der nie etwas verstehenden Gesprächspartner, die einen schauten weg und verstanden nichts, die anderen schauten mich ganz ruhig an und verstanden nichts, und wieder andere liebkosten mit ihren plumpen Blicken das Tier, und das Tier fühlte sich wohl dabei und schickte mir einen ruhigen Mandelblick. Da drehte ich mich wieder um, nunmehr auch ganz ruhig, endlich fähig, an nichts mehr zu denken, öffnete das Fenster und sprang hinaus. Ich stieß mit einem offenbar schwachsinnigen Passanten zusammen, der weiterging als hätte er nichts gemerkt, aber dann nach ein paar Schritten wartend stehen blieb, mit dem Rücken zu mir.
Da sehe ich Sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Sie kommt langsam zu mir herüber, bleibt vor mir stehen, schaut mich an, zieht leicht die Mundwinkel, hebt leicht die Schultern. Da werden auch ihre Gesichtszüge die einer Schwachsinnigen und ich richte kein Wort an sie, da sie es nicht verstehen würde, und sie geht zu dem anderen Schwachsinnigen und sie gehen Arm in Arm davon. Ich schaue ihnen nach und weiß, ich muss nachgeben, um einem alten Sprichwort zu gehorchen.