Katze, Mond und Sterne

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Alpha

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Katze, Mond und Sterne

Wie eine Katze, die totkrank ist, weiß auch ich, wann es Zeit ist. Während von draußen Hell und Dunkel ins Fenster schaut, schaue ich schon lange nicht mehr nach draußen. Zu hoch ist die Gefahr, sich an Bildern zu überfühlen.
Aber manchmal, wenn es so dunkel ist, dass sich selbst Mond und Sterne nicht hinaus trauen, dann setze ich mich auf die Steintreppe vor unserem Hintereingang. Es ist dann auch so dunkel, dass ich schlafen kann, ohne die Augen zu schließen.

Nein, lange bleib ich da natürlich nicht sitzen. Wenn man träumt, träumt auch das Rad der Zeit. Und dabei wird es immer so langsam, dass man für jede Sekunde einen Atemzug braucht (So viel Luft habe ich doch gar nicht). Da frage ich mich jedesmal, wohin die Atemzüge reisen. Und ob ich eigentlich Bahnhof oder Passier bin ... oder beides. Vielleicht auch nichts davon. Und warum trauen sich Mond und Sterne nicht?

Meine Katze habe ich übrigens wirklich geliebt. Nicht so, wie andere Katzen lieben. Eher so, wie andere Menschen lieben. (Nicht, dass ich euch nicht leiden kann, aber meine Katze wusste einfach, was Sache ist)
Sie fragte nie warum, sondern teilte mein Schweigen (geteiltes Schweigen ist doppeltes Schweigen). Sie saß auch immer auf dem Fensterbrett und schaute hinaus, und meist ließ ich ein Fenster offen. Sie ging immer, wann sie wollte. Und sie kam wann sie wollte, weil sie mich liebte (Ich liebte sie übrigens auch).

Heute bleiben die Fenster geschlossen. Die Türen kann ich offen lassen, weil ich es früher nicht getan habe. Früher habe ich die Türen immer geschlossen. Aber heute lasse ich sie offen. Wozu abschließen, wenn doch keiner kommt? (Nicht einmal zu Besuch) Mein Namensschild hängt noch, nur so zur Sicherheit (damit ich mich nicht vergesse). Mond und Sterne hätte er ja auch hängen lassen können ... Meine Katze ist übrigens auch fort gegangen.
 



 
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