Katzenjammer

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tiberius

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Der Regen prasselte in langen Fäden auf die Straße herab. Unsicher schritt ich zur Tür meines Wagens. Eigentlich trank ich nie, aber heute hatte ich allen Grund dazu. Mehrmals versuchte ich den Schlüssel in das Türschloss zu stecken, entschied mich dann aber dafür, den Wagen stehen zu lassen, was nicht zuletzt an meiner Unfähigkeit lag, die Türe zu öffnen.
Ich wusste nicht, wie lange ich bereits durch die einsamen Straßen lief, die zu meiner Wohnung führten, hatte allerdings auch keine Zeit für solche Unwichtigkeiten, denn immerhin musste ich mich darauf konzentrieren, ein Bein vor das andere zu setzen. Als mir dies immer schwerer zu fallen schien, legte ich mich auf eine Parkbank. Das Karussell um mich herum drehte sich allmählich langsamer.
Etwas raschelte im Gebüsch neben mir. Erschrocken sprang ich auf, nur um festzustellen, dass eine zerzauste Katze die Ursache des Geräuschs war.
„Blödes Mistvieh!“, rief ich und versuchte mich zu beruhigen.
„Entschuldige!“, sagte eine Stimme.
„Wer ist da?“, fragte ich und der Schleier meines Rausches schien wie weggeweht zu sein.
„Das Mistvieh!“, antwortete die Stimme.
Verblüfft rieb ich mir die Augen. Hatte die Katze etwa gesprochen?
„Um diese Uhrzeit sieht man selten Menschen hier im Park.“, grummelte das Fellknäuel.
„Ich wollte dich nicht beleidigen,“, hörte ich meine Stimme sagen, „es ist nur...“
Ich zögerte, sollte ich wirklich einer Katze von meinen Problemen erzählen?
„...meine Frau hat mich betrogen.“, sagte ich und zweifelte an meiner geistigen Gesundheit.
„Mit dem Gärtner, nicht wahr?“, fragte die Katze und leckte sich das Fell trocken.
„Woher...“
„Ich sah sie am Fenster, zusammen!“, ergänzte sie.
„Außerdem ist es doch stets der Gärtner gewesen!“, fügte sie hinzu und in ihren Augen brach sich das einfallende Licht.
Ich nickte.
„Wie konnte sie nur! Ich bin wohl doch nur ein Versager. Als ist mein Leben nicht eh schon die Hölle auf Erden.“, sagte ich in manisch-depressivem Ton.
„Hey, mein Leben ist auch nicht einfach, schließlich wohnst du nicht hinter den Mülltonnen und musst dich von Abfällen ernähren!“, raunzte die Katze.
Sie hatte recht. Ich lebte nicht hinter den Mülltonnen und ernährte mich auch nicht von Abfällen. Nein, der Abfall schlief direkt neben mir in meinem Bett!
Ich verabschiedete mich von der Katze und versuchte, meine Hausnummer zu finden.
„Hey Tom!“, rief sie mir hinterher. „Kopf hoch! Die Sonne scheint nicht für eine Blume allein!“
Damit hatte sie recht.
Als ich am nächsten Mittag erwachte, wusste ich nicht, wer mich nach Hause und in mein Bett gebracht hatte. Etwa die Katze? Nein, das war absurd. Mit dröhnendem Schädel ging ich ins Bad und überlegte, ob ich nicht vielleicht eine volle Dose Thunfisch hinter die Mülltonnen stellen sollte, natürlich erst, wenn ich mich selbst mit Kopfschmerztabletten ausreichend versorgt hatte.
Schlaftrunken betrachtete ich meine blutroten Augen im Spiegel.
Was für eine Nacht! Was für ein Kater!
 
D

Denschie

Gast
hallo tiberius,
eine süße geschichte.
den dialog mit der katze finde ich gelungen,
aber an der innenschau des protagonisten würde
ich noch etwas feilen.
mal ein beispiel:
Eigentlich trank ich nie, aber heute hatte ich allen Grund dazu. Mehrmals versuchte ich den Schlüssel in das Türschloss zu stecken, entschied mich dann aber dafür, den Wagen stehen zu lassen, was nicht zuletzt an meiner Unfähigkeit lag, die Türe zu öffnen.
da erklärst du sehr umständlich und langwierig.
solche stellen könntest du straffen, bzw. prägnanter
formulieren.
viele grüße,
denschie
 



 
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