Kaukasus

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ENachtigall

Mitglied
Kaukasus



Vater
wer hat dich gekettet
an den Felsen
Stein gewordener Angst
verhöhnt verlacht vergessen
zu werden im Taumel
zwischen vorher bedenken
und nachher bereuen
locktest du den Adler
deine Leber verkosten
Stückchen für Stückchen
einen Teil deiner selbst
weit hoch hinaus
schwingend
wo doch die Hoffnung
nur ein dumpf geschlagener
Rhythmus an die Wände
von Pandoras Büchse war
schliefen die titanischen Brüder
auf versteckten
Glück bringenden Murmeln
einen großen Rausch aus
Erinnerungslücken

am Ufer unserer Gesänge
bleibe ich dich zu kränzen
mit kindlicher Liebe





© elkENachtigall
Mai 2008
 

ENachtigall

Mitglied
Kaukasus



Vater
wer hat dich gekettet
an den Felsen
Stein gewordener Angst
verhöhnt verlacht vergessen
zu werden im Taumel
zwischen vorher bedenken
und nachher bereuen
locktest du den Adler
deine Leber verkosten
Stückchen für Stückchen
einen Teil deiner selbst
weit hoch hinaus
schwingend
wo doch die Hoffnung
nur ein dumpf geschlagener
Rhythmus an die Wände
von Pandoras Büchse war
schliefen die titanischen Brüder
auf versteckten Glück bringenden Murmeln
einen großen Rausch aus
Erinnerungslücken

am Ufer unserer Gesänge
bleibe ich dich zu kränzen
mit kindlicher Liebe





© elkENachtigall
Mai 2008
 

ENachtigall

Mitglied
Kaukasus



Vater
wer hat dich gekettet
an den Felsen
Stein gewordener Angst
verhöhnt verlacht vergessen
zu werden im Taumel
zwischen vorher bedenken
und nachher bereuen
locktest du den Adler
deine Leber verkosten
Stückchen für Stückchen
einen Teil deiner selbst
weit hoch hinaus
schwingend
wo doch die Hoffnung
nur ein dumpf geschlagener
Rhythmus an die Wände
von Pandoras Büchse war
schliefen die titanischen Brüder
auf versteckten Glück bringenden Murmeln
einen großen Rausch aus
Erinnerungslücken

am Ufer unserers Gesangs
bleibe ich dich zu kränzen
mit kindlicher Liebe





© elkENachtigall
Mai 2008
 

ENachtigall

Mitglied
Kaukasus



Vater
wer hat dich gekettet
an den Felsen
Stein gewordener Angst
verhöhnt verlacht vergessen
zu werden im Taumel
zwischen Vorherbedenken
und nachher Bereuen
locktest du den Adler
deine Leber verkosten
Stückchen für Stückchen
einen Teil deiner selbst
weit hoch hinaus
schwingend
wo doch die Hoffnung
nur ein dumpf geschlagener
Beat an die Wände
von Pandoras Büchse war
schliefen die titanischen Brüder
auf versteckten Glück bringenden Murmeln
einen großen Rausch aus
Erinnerungslücken

am Ufer unserers Gesangs
bleibe ich dich zu kränzen
mit kindlicher Liebe





© elkENachtigall
Mai 2008
 
T

Thys

Gast
Hallo Elke,

eine Kind, dass über seinen Vater sinniert. Soldat, gekämpft und/oder gefangen im Kaukasus. Wie er (endlich doch) in der Gefangenschaft aus diesem falschen Rausch aufwacht und über sich und sein Tun beginnt nachzudenken mit all den daraus resultierenden Gewissensproblemen. Was mir gefällt, ist die überwiegende Schlichtheit im Text. Was mir nicht so ganz gefällt, sind die aus der Schlichtheit rausfallenden Titanen und die Murmeln.

Gruß

Thys
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Elke,

da hast Du auf Prometheus zurück gegriffen, um etwas zu verdeutlichen. Da diese Geschichte so uralt ist, lässt sie sich heute weiträumig interpretieren.
Ich lese für mich die Undankbarkeit heraus, das Vergessen all dessen, was dem Menschen überhaupt erst zum Überleben verholfen hat. Auch das Vergessen, unter welchen großen Opfern die Erde für den Menschen lebbar wurde und deswegen das Abwenden von allem, was nötig wäre, um die Erde weiterhin lebbar für den Menschen bleiben zu lassen.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 
T

Thys

Gast
Hi Vera-Lena,

das ist es, was mir an solchen Texten richtig Spaß macht. Wenn man daraus vollkommen unterschiedliche Inhalte für sich lesen kann :) Auch eine interessante Interpretation, die Deinige.

Gruß

Thys
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Thys,

ja, es ist der Blick eines Kindes auf den "verfluchten" Vater. Einem Fluch verhaftet zu sein ist - wie du richtig sagst - ein Kampf, eine Gefangenschaft, die eine Ewigkeit dauert. Solange aber noch jemand an den Verfluchten "glaubt" (wie hier das Kind), gibt es auch Trampelpfade zur Befreiung.

Prometheus, liebe Vera Lena, der als menschenfreundlicher Revolutionär die Gesetze der göttlichen Hierarchien in Frage stellte/missachtete, erlitt (wie hier der Vater) eine grausame Strafe für seinen Feuereifer und die verhinderte Entwicklung gesunder sozialer Überlebensstrategien.
Im chronischen Leiden bleibt der Körper an den Stein (die Sucht) gefesselt und nur der Träger vermag einem Teil des Opfers (gefressene Leber) kurzzeitig Flügel zu verleihen.
"Die Leber ist eines der gutmütigsten Organe, obwohl sie der größte ‹Lastesel› des Organismus ist.» So treffend wird die Leber von der Deutschen Leberhilfe e.V. charakterisiert. Sie hat lange die Fähigkeit zur Regeneration; die Demenz dagegen ist radikal.

Das Schöne an der Prometheus-Metapher, finde ich, ist die Vielschichtigkeit der Geschichte, der zugrunde liegenden Motive, der familiären Verästelungen bis in einen nachsintflutlichen Neuanfang hinein.
Manchmal muss man tief in sich graben, um eine Wurzel des Guten zu fassen zu kriegen, und mit ihr das Gefühl, handlungsfähig zu sein, angesichts der großen lebenstraurigen Ereignisse.

Ich habe eure Kommentare/Gedanken gelesen wie eine Umarmung des Gedichtes. Ganz lieben Dank dafür. Elke
 
M

mirami

Gast
hallo enachtigall,

dein gedicht gefällt mir ausgesprochen gut. die aussage hast du bestens chiffriert und doch lieferst du genug anhaltspunkte. sie wird verstehbar durch einige gut übertragbare bilder. z.b. das an den fels der stein gewordenen angst gefesselt sein und das des leberverzehrenden adlers. (bei letzterem, mein ich, fehlt ein „zu“ vor dem verkosten. wobei mir ein lässt stimmiger erscheinen würde als ein das lockst. dann brauchts auch das zu nicht mehr.) das „auf versteckten Glück bringenden Murmeln“ scheint mir ein wenig überladen und umständlich. deshalb nur eine neun. ansonsten aber meine hochachtung für dieses gedicht und auch für den schluss, der für mich trotz des tragischen geschehens etwas versöhnliches mitfühlendes ausdrückt.

viele grüße
mirami
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo mirami,

meinen herzlichen Dank für Deine Auseinandersetzung mit "Kaukasus".
Die Anmerkungen zu der Formulierung rund um die Verkostung trifft ins Schwarze. Auch ich habe das "zu" lange hin- und hergedreht, ohne es endgültig einzusetzen. Die Wahl des einfacheren "lässt" überzeugt mich. Du hast mir mit Deinem feinen Sprachgefühl sehr geholfen.
Da Du mit Thys übereinstimmend die Murmeln als störendes Beiwerk empfindest, werde ich diese Zeile komplett weg lassen. Bin schon gespannt, wie es sich ohne das liest.

Grüße von Elke
 

ENachtigall

Mitglied
Kaukasus



Vater
wer hat dich gekettet
an den Felsen
Stein gewordener Angst
verhöhnt verlacht vergessen
zu werden im Taumel
zwischen Vorherbedenken
und nachher Bereuen
lässt du den Adler
deine Leber verkosten
Stückchen für Stückchen
einen Teil deiner selbst
weit hoch hinaus
schwingend
wo doch die Hoffnung
nur ein dumpf geschlagener
Beat an die Wände
von Pandoras Büchse war
schliefen die titanischen Brüder
einen großen Rausch aus
Erinnerungslücken

am Ufer unserers Gesangs
bleibe ich dich zu kränzen
mit kindlicher Liebe





© elkENachtigall
Mai 2008
 

ENachtigall

Mitglied
Kaukasus


Vater, wer fesselte dich
an den Felsen
Stein gewordener Angst
verhöhnt verlacht vergessen
zu werden im Taumel
zwischen Vorherbedenken
und nachher Bereuen
lässt du den Adler
deine Leber verkosten
Stückchen für Stückchen
einen Teil deiner selbst
weit hoch hinaus schwingen
wo doch die Hoffnung
nur ein dumpf geschlagener Beat
an die Wände von Pandoras Büchse ist
schlafen die titanischen Brüder
einen großen Rausch
aus Erinnerungslücken

Am Ufer unserers Gesangs
aber bleibe ich allein
zurück dich zu kränzen
mit kindlicher Liebe





© elkENachtigall
Mai 2008
 



 
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