Kein Begräbnis

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Inu

Mitglied
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Ein Toter im Auto

Schon eine Weile steht Ann Sophie verwirrt vor ihrem abgesperrten Mercedes. Dann auf einmal weiß sie, was zu tun ist.

Sie schließt also noch einmal auf, wirft die Schlüssel auf den Sitz und schlägt die Tür von außen zu. Nun würde ER allein bleiben, gefangen im Bauch des Wagens.

Sie wankt davon. Nein, sie hat nicht die Kraft, sich noch um ihren Liebsten zu kümmern. Krank ist sie, auf dem Gipfel der Tatenlosigkeit und Schwäche angelangt. Die Beerdigung und all das ... sie wird es nicht mehr schaffen.


Das Fahrzeug hat sie gleich beim Friedhofsportal geparkt. Dort, wo es hingehört. Dass sie ihren toten Usama, mehrfach eingehüllt in die indische Hochzeitsdecke, auf den Rücksitz des Wagens gebettet und Kränze von Chrysanthemen auf ihn gehäuft hat, das werden sie schon noch früh genug feststellen.


Sie hatte auch Kerzen mitgebracht und neben Usamas Leichnam angezündet - doch nein - es ist nicht gut, sie im Auto brennen zu lassen. Deshalb hat sie die warmen Flämmchen vor dem Aussteigen wieder gelöscht. Nur der weihrauchartige Geruch würde noch eine Zeit lang in den Polstern haften bleiben.


Sie taumelt über einen schmalen Feldweg und weiß nicht, wohin sie ihre Schritte lenken soll. Es ist früh am Morgen ... Trostlos ... grau liegt die herbstliche Heide. Nebel ziehen auf.

Ann Sophies Seele bebt in Trauer.
Niemals hat es einen Sittich gegeben, der so wundervoll 'Herzilein' sagen konnte.





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Copyright Irmgard Schöndorf Welch
bearbeitet am 15.04.2005
 

Zarathustra

Mitglied
Hallo Inu..

Gratuliere! In wenigen Sätzen... sparsamen Worten... schaffst du es der Geschichte 2 nein 3 Mal eine Wendung zu geben...

Sehr gelungen, so meine ich!
L.G. Hans
 
D

Denschie

Gast
hallo inu,
eine sehr süße geschichte.
trotz der kürze stören mich einige (für
mich überflüssige) wendungen:
Das Fahrzeug hatte sie gleich beim Friedhofsportal geparkt. [strike]Dort, wo es hingehörte.[/strike]
warum gehört das auto dort hin? das ist doch für die
geschichte unerheblich.
Dass sie ihren toten Benny, mehrfach eingehüllt in die [strike]kostbare[/strike] alte, indische Hochzeitsdecke,
das "kostbare" ist ein adjektiv zu viel und stört
m.e. den lesefluss.
Bevor sie ging, hatte sie die warmen Flämmchen wieder gelöscht.
die formulierung klingt als zu verkitscht.
vielleicht schlicht "flammen"?

der wellensittich könnte "ich hab dich lieb" gesagt
haben. (ich weiß, das ist erst recht kitschig)
was können wellensittiche denn gut sprechen?
schatzi? vielleicht "mami"? es würde zu der frau passen,
dass sie sich von ihrem vogel "mami" nennen lässt.
viele grüße,
denschie
 

Inu

Mitglied
Hallo Denschie

Danke für die Anregungen.


[blue]
Das Fahrzeug hatte sie gleich beim Friedhofsportal geparkt. Dort, wo es hingehörte.warum gehört das auto dort hin? das ist doch für die
geschichte unerheblich
[/blue]Na ja, das möchte ich lassen. Sie ist ja ein bisschen eigen. Und wo gehört ein 'Toter' hin? grins (Galgenhumor)
[blue]Dass sie ihren toten Benny, mehrfach eingehüllt in die kostbare alte, indische Hochzeitsdecke,
das "kostbare" ist ein adjektiv zu viel und stört
m.e. den lesefluss. [/blue]
Ok... ich nehme es raus
quote:
[blue]
Bevor sie ging, hatte sie die warmen Flämmchen wieder gelöscht.
die formulierung klingt als zu verkitscht.
vielleicht schlicht "flammen"?
[/blue]Ein bisschen Kitsch muss sein :D
[blue]der wellensittich könnte "ich hab dich lieb" gesagt
haben. (ich weiß, das ist erst recht kitschig)
was können wellensittiche denn gut sprechen?
schatzi? vielleicht "mami"? es würde zu der frau passen,
dass sie sich von ihrem vogel "mami" nennen lässt. [/blue]
Toll... da nehm ich doch gleich schatzi noch mit dazu.Herzilein und Schatzi, ich glaube das kommt zusammen recht gut rüber...


einen schönen Sonntag wünscht Dir
Inu
 
S

Stoffel

Gast
guten Morgen Inu,

ich schreib auch ab und an gern solch "Aha"-Geschichten. Ist nicht einfach in der Kürze den Leser aufs Glatteis zu führen.
Man könnte es noch ein wenig mehr ausschmücken, übertrieben eben. (muss an Moshammer dabei denken und seine Daisy)
Mir persönlich gefällt sie so nicht. Nun hat jeder seinen eigenen Schreibstil und das was ich unten einbrachte soll nur als Anregung dienen. NICHT als LEKTORAT gedacht sein.

lG
Stoffel

Sie öffnete die Tür ihres Wagens , warf die Schlüssel auf den Sitz und löschte die Kerzen. Vom Duft des Weihrauchs benebelt, verriegelte sie von innen und schlug zu. Nun war er allein da drinnen, eingesperrt.

Wankend ging sie davon, hatte nicht die Kraft, sich weiterhin um ihren Liebsten zu kümmern. Tatenlos war sie, krank, undauf dem Gipfel der Schwäche angelangt. Die Beerdigung und all das... sie würde es nicht mehr schaffen.

Sie hatte das Fahrzeug gleich beim Friedhofsportal geparkt. Man würde ihren toten Benny, der mehrfach eingehüllt in der indischen Hochzeitsdecke auf den Rücksitz gebettet,inmitten der Kränze von Chrysanthemen lag, schon noch früh genug entdecken.

Sie schlich davon
[blue]oben ging sie doch schon "davon".[/blue]
ohne zu wissen, wohin sie ihre Schritte lenken sollte. Trostlos und grau war die herbstliche Heide. Nebel zogen auf.

Niemals würde sie mehr seine sanfte Stimme Schatzi und Herzilein sagen hören. Und sein allmorgendliches Tirrilieren wird ihr fehlen.
 

Inu

Mitglied
Hallo Stoffel

Sie schlich davon... ja Du hast recht, das 'davon' hatte ich oben schon mal. 'Sie schlich sich weg' schreibe ich jetzt. Den Rest werde ich mir mal ein paar Tage durch den Kopf gehen lassen, mal sehen, was ich davon noch benutzen kann

Vielen Dank fürs Mitdenken.
Gruß Inu
 
S

Stoffel

Gast
Hi Inu,

ja, prima:)

das übertriebene halte ich auch für wichtig, solltest du lassen. Hier je mehr anfangs, desto besser. Bis irgendwo weiß ja niemand das nicht ein "Geliebter" ihr immer "Schatzi" etc...sagte, sondern son oller Wellensittich.*g*

Das mit dem Auto..klaro, dass es nicht vorm Supermarkt oder der Wohnung stehen kann.
Nur die Frage..
ihn entdecken tut man sicher, aber es wird sicher ihn dort keiner raus holen.
Da ist noch was bissl unsicher.*grübel*

So..schönen Tag
lG
Sanne
 

Inu

Mitglied
Hallo Stoffel

So, ich hab den Text jetzt in Kleinigkeiten verändert und vor allem den Anfang etwas entwirrt. Hoffe, dass es Dir dann besser gefällt, wenn Du wiederkommst. ;)

Gruß Inu
 

Inu

Mitglied
Ich hab nochmal was hinzugefügt und damit versucht, die Geschichte bunter zu machen. Bin aber nicht sicher und hätte gern Meinungen dazu.:)

LG:)
Inu
 
D

Denschie

Gast
huhu inu,
du kannst es dir vielleicht denken:
ich finde, dass es die geschichte "ruiniert".
natürlich nicht wirklich, aber für mich ist
das zuviel des guten.
liebe grüße,
denschie
 

Inu

Mitglied
Hallo Denschie

ich hab jetzt mal die Verzweiflung rausgenommen und lasse nur Tränen aus ihren Augen perlen.

;) Kannst Du das akzeptieren? :)

Liebe Grüße
Inu
 
D

Denschie

Gast
hmpf, ich warte zwar immer darauf, tatsächlich
mal tränen aus perlen zu sehen, aber wenn du es
dir nicht verkneifen kannst...
passt ja vielleicht zu der schrulligen frau mit
ihrem sittich.
liebe grüße,
denschie
 

Inu

Mitglied
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Ein Toter im Auto

Schon eine Weile steht Anna Sophie verwirrt vor ihrem abgesperrten Mercedes. Dann auf einmal weiß sie, was zu tun ist. Sie wird einfach weg gehen.

Sie schließt also noch einmal auf, wirft die Schlüssel auf den Sitz und schlägt die Tür von außen zu. Nun würde ER allein bleiben, gefangen im Bauch des Wagens.

Sie wankt davon. Nein, sie hat nicht die Kraft, sich noch um ihren Liebsten zu kümmern. Krank ist sie, auf dem Gipfel der Tatenlosigkeit und Schwäche angelangt. Die Beerdigung und all das ... sie wird es nicht mehr schaffen.


Das Fahrzeug hat sie gleich beim Friedhofsportal geparkt. Dort, wo es hingehört. Dass sie ihren toten Johnny, mehrfach eingehüllt in die kostbare, indische Hochzeitsdecke, auf den Rücksitz des Wagens gebettet und einen ganzen Berg von Chrysanthemen auf ihn gehäuft hat, das werden sie schon noch früh genug feststellen.


Sie hatte auch Kerzen mitgebracht und neben Johnnys Leichnam angezündet - doch nein - es ist nicht gut, sie im Auto brennen zu lassen. Deshalb hat sie die flackernden Flämmchen vor dem Aussteigen wieder gelöscht. Nur der weihrauchartige Geruch würde noch eine Zeit lang in den Polstern haften bleiben.


Über einen Feldweg taumelt sie und weiß nicht, wohin sie ihre Schritte lenken soll. Es ist früh am Morgen ... Trostlos ... grau umfängt sie die herbstliche Heide. Nebel wallen.

Anna Sophies Seele ist starr vor Trauer.
Niemals hat es einen Sittich gegeben, der so wundervoll 'Herzilein' sagen konnte.





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Copyright Irmgard Schöndorf Welch
bearbeitet am 15.04.2005
 



 
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