Kein Eis im Herbst

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texthagel

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Kein Eis im Herbst

Er hatte sich mal wieder auf den Weg gemacht, im Schlosspark wollte er spazieren gehen und die warme Herbstsonne genießen. Sonne, ein letztes mal Sonne. Zumindest für dieses Jahr.

Noch war es ein gutes Stück die Straße entlang, dann links und lange gerade aus. Er dachte nach. Sollte er sich ein Eis gönnen? Direkt am Schlosspark gab es dieses kleine Eiscafé.

Dort wo immer alle Tische belegt waren und immer ein paar Leute anstanden, anstanden um ein Eis auf die Hand zu nehmen.

Freudenstrahlende, glückliche Kinderaugen blitzten und die Alten sahen dem Treiben heiter und weise zu. Sicher, diesmal würde er ein Eis nehmen.

Er war den ganzen Sommer an dem Eiscafé vorbeigegangen. Immer wieder hatte er sich vorgenommen ein Eis zu kaufen, immer wieder war er vor den wartenden geflüchtet.

Er hatte keine Lust gehabt sich anzustellen, er hatte keine Lust gehabt zu warten. Lieber war er um den kleinen See am Schlossvorplatz spatziert und hatte den Enten bei ihrem Treiben zugesehen.

Sicher, dieses mal würde er sich anstellen. Eine Kugel Eis würde ihn schon nicht ruinieren. Sicher, er würde sich anstellen.
Bei dem Gedanken daran sich etwas zu gönnen wurde er selig. Seelig mit sich, mit der Welt und seinem Schicksal. Er würde ein Eis nehmen. Heute, dem letzten Sommertag mitten im Herbst.

Wieder dachte er nach. Ein Eis hatte er doch gehabt. An einem dieser nichtssagenden Sonntage. Er war an dem Eiscafé vorbei gegangen und keiner stand in einer Warteschlange. Es war ihm ein leichtes gewesen hinein zu gehen und sich eine Kugel Eis geben zu lassen. Sicher, Eis war teuer geworden, aber es hatte ihm geschmeckt.

Die Sonne stand hoch am Himmel und das Laub strahlte golden von den Bäumen. Hier und da wirbelten die Blätter durch die Luft, welche vor kurzem von einem der Äste abgebrochen waren.

Er war den ganzen Weg gegangen. Nun, da er um die Ecke der kleinen Marktstraße bog, bot sich ihm das gewohnte Bild. Eine Schlange von wartenden Eisdielenbesuchern bis weit den Bürgersteig hinab.

Der Anblick erfreute ihn, konnte er nun doch entscheiden.

Er lief vorbei und überquerte die Straße bis direkt vor den kleinen See des Schlosses.
Kein Eis im Herbst, dachte er fröhlich.
 

Bommel

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Hallo,

ich mag deinen Text. Du hast die Stimmung, die so ein warmer Herstspaziergang mit sich bringt, toll eingefangen.
Das Ende - sehr überraschend.
Was ich schade finde, ist die Tatsache, dass gerade das Ende deutlich zeigt, dass viele Menschen mittlerweile ihre Entscheidungen von dem Handeln anderer Menschen abhängig machen. Wir sind das Zeitalter der Ausreden.
Kann allerdings sein, dass Du genau das damit auch klar machen willst. Dann widerrum ist es sehr gut getroffen :)

Das Wort [blue]sicher[/blue] taucht für meinen Geschmack etwas zu häufig auf.

Herzliche Grüße

Anja
 

Selon

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Tolle Geschichte in der eigentlich nichts passiert und die doch bis zum Schluss unterhält. Das Ende find ich super (SPOILER-ANFANG: und war jetzt mit Blick auf den Titel nicht sooo überraschend SPOILER-ENDE). Ich hab mich sofort erinnert gefühlt, wenn ich alleine in fremden Städten unterwegs bin und noch keine Lieblingsplätze habe (auch wenn es in deiner Geschichte anders liegt) - man streift herum und kann sich vor lauter Überangebot nicht entscheiden. Schönes Geschichtchen :)
 

Bommel

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Hallo Selon,
ich hab den Titel schon gelesen ;) Aber ich habe was anderes rein interpretiert, deshalb war es überraschend für mich :)
LG Anja
 

Scorpio

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Hallo Texthagel,

nette Geschichte, wenngleich nicht allzu viel passiert. Sie hat mich trotzdem unterhalten und vor allem an den Schlosspark hier bei uns im Burgenland erinnert.
Ein, zwei sprachliche Schwachstellen, etliche Beistriche fehlen.... aber alles in allem recht gut
geschrieben. Mach weiter und zeig uns noch ein wenig mehr Handlung.

Gruß Scorpio.
PS: Ich mag deinen Namen.
 



 
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