Kein Eisenhans

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Torquato

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Die Bäume, sie wurden immer massiger, größer. Ich mußte die Augen zusammenkneifen, um weit oben die Wipfel zu sehen. Die Äste tönten, nicht weiterwachsend: sie wollten ihre Ruhe haben.

Die junge Frau zeigte ihre Kraft, ihre Mädchenhaftigkeit. Sie verwirrte mich, den Betrachter, den Zeitzeugen, der die Spanne des gerafften Raumes erlebte, der wuchs und wuchs.

"Einmal mit dir über die Grenze", sagte sie obenhin und war schon tief im Niemandsland. - Er beugte sich über diese Schüssel, die im Wald zwischen Beeren und Sträuchern sich füllte. Aber er griff nicht zu. Zierlich im Schimmer der jungen Frucht lag die Beute vor ihm. Er genoß die Fülle, den Glanz. Er kostete die Erwartung. Er war kein Eisenhans.

Die Mädchenfrau hat einen Duft von Rauch und Herbst. Ihr Mund von der Farbe leuchtender Blätter, die nicht zu Boden fallen, sie bleiben hängen am äußersten Zweig, im Licht, das von der Seite kommt.

Sie zeigt nasse Zähne. Sie läßt sich begrüßen, sie dreht sich, sie zeigt sich, sie setzt sich, sie legt sich später sogar ins Gras und öffnet die Beine, um ganz entspannt in den Himmel zu blicken, der ihr die ziehenden Wolken zeigt und die Feuchtigkeit der Reise zum Rand bis dorthin, wo sie verschwinden, die Segler, die zum Ende kommen vor der Zeit, weil die Sicht zur Kimmung hin zwischen Wasser und Weltraum ineinander gleitend die Erde zur Scheibe macht, die sich dreht, wie das Herz, das wankt und schwankt im Atmen, in der Liebe, im zupackenden Dreh und Druck, bis alles sich öffnet, - Ventile springen auf, Ausgleichsklappen gehen hoch, und was sich jetzt verströmt, ist der Schwall, der längst schon ins Gleichgewicht wollte, sanft pendelt sie aus, sie schwankt nicht mehr, - die Schale der Erfüllung.
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Torquato = Wilhelm Fink = http://www.litfink.com
 

knychen

Mitglied
Warum?

Wort gewordene Natur bis fast zum Schluß, dann plötzlich Ventile und Ausgleichsklappen. Gewollt oder nichs anderes gefunden? Gefällt mir trotzdem sehr gut.
Gruß knychen
 



 
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