Kein zurück

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Vera-Lena

Mitglied
Kein zurück

An den Korkenzieherweiden
sich Lanzettenblättchen zeigen,
drängen mit den zarten Spitzen
aus den Blätterhüllenritzen,
weil die ersten Sonnenstrahlen
ein Hervortraun anempfahlen,
sind noch neu und unverdrossen
grade erst dem Zweig entsprossen,
hoffen, dass der Wind gelinde
und der Schatten von der Linde
nebenan noch lange wartet,
bis auch sie zur Blattzeit startet.
Ja, nun gibt es kein zurück.

Frühlingssturm und Sommerglück
gilt es, grünfroh zu durchleben,
Träger sein von Spinnenweben,
Vogelnestern, Bienenschwarm.
Feuerwehr kommt mit Alarm,
um die Tierchen einzufangen.
Butterblumen leuchtend prangen,
und der Mensch im Liebesleide
schmiegt sich an den Stamm der Weide,
ihre Blättchen flüstern, trösten
bis sich seine Tränen lösten.
Frühling ist’s ganz ohne Zweifel
selbst hier oben in der Eifel.
 
K

Klopfstock

Gast
Liebe Vera-Lena,
wenn man erst einmal draußen ist, dann gibt es kein zurück.
Kein Blättchen kann einen Rückzieher machen ;)
Das ist mit uns Menschen ebenso - ist man erst geboren,
dann muß man das Leben "durchleiden" und durchleben.
Auch der Mensch hat seine Spinnweben und Bienenschwärme
zu tragen- er ist ja schließlich auch ein Teil der Natur;)
Ich sehe hier eine schönen Bezug zum menschlichen Leben.
Gefällt mir sehr gut!!!

Dir einen schönen Tag
und ganz liebe Grüße
Irene :)
 

Vera-Lena

Mitglied
überall dasselbe

Liebe Irene,

so ist es!;)

Die Spinnweben mögen ja noch angehen, mit dem Bienenschwarm ist es eventuell nicht mehr so lustig, aber bunt ist es doch in den meisten Fällen, und manchmal eben auch bunter.;)

Freut mich sehr, dass Dir der Text gefällt.:)

Dir noch einen schönen Abend!:)
Ganz liebe Grüße von Vera-Lena
 
I

inken

Gast
Ja, liebe Vera-Lena

Der Gedanke ist fast lustig, die Blättchen würden ängstlich wieder einen Rückzieher machen, sobald ihnen erst einmal bewußt wird, daß sie sich öffnen müssen - was wir Menschen ja dazu im Gegensatz leider oft genug tun ...lächel...da ist uns die Natur wie in den meisten Fällen wieder mal voraus. Gefällt mir sehr gut, dein Gedicht.

Liebe Grüße inken
 

Vera-Lena

Mitglied
doppelt

Liebe inken,

ja, dieser Text hat etwas Doppeltes. Zum einen mache ich mich über das Frühlingsgetreibe lustig, und zum anderen bin ich doch tief ergriffen davon.
Ich will mal an zwei Zeilen erläutern, wie ich das meine.

und der Mensch im Liebesleide
schmiegt sich an den Stamm der Weide.

Da amüsiere ich mich natürlich darüber, dass der Mensch sich ausgerechnet immer beim schönsten Wetter in der herrlichsten Jahreszeit einen Liebeskummer einbrocken muss. Andererseits vermenschliche ich hier die Weide und bin überwältigt davon, dass es doch immer wieder Menschen gibt, die zuverlässig, wie jeden Morgen der Baum vor meinem Fenster, da sind, und an die ich mich anlehnen könnte, wenn ich das einmal benötigen sollte.
So ähnlich zieht sich dieses Doppelte durch den ganzen Text, und es freut mich sehr, das Du das Lustige und Belustigte darin erkannt hast.

Die kleinen Blättchen...ja, jetzt heißt es einfach nur noch tapfer sein und den Baum unterstützen, damit er auch Früchte hervorbringen kann.

Von Herzen danke ich Dir für Deine Antwort.:)
Einen schönen Frühlingstag wünscht Dir
Vera-Lena
 

Shari

Mitglied
Ziele?

Liebe Vera - Lena!

Bei diesem Gedicht ist man gewillt, den Mund zu halten und einfach nur zu lauschen. Deine Sprache ist so behutsam wie die Lanzettblättchen, die eben erst ihre Sicherheit verlassen wollen.
Es gibt zwar kein Zurück für die Blättchen, aber dafür hast du ihnen ihre Aufgabe schon zugeteilt: das Trösten gebrochener Menschenherzen. Sie haben damit ein Ziel - und Ziele zu haben tut immer gut, gell?

Auf einen herrlichen Frühling!
Liebe Grüße
Shari

PS- Ich frage mich nur, warum die Eifel so hervorgehoben wurde *grübel* Ist das ein geographisches Ausnahmegebiet ?
;)
 

Vera-Lena

Mitglied
Eifel

Liebe Shari,

danke für Deine einfühlsame Antwort!:)
Auf die Frage nach der Eifel, habe ich natürlich schon gewartet.
Man könnte antworten, dass in höher liegenden Gebieten, der Frühling eben etwas später kommt als im Tal.
Dann könnte man noch vermuten, dass die Menschen dort eine kopfhängerische Veranlagung haben, was eine ungeheuerliche Unterstellung wäre, der ich mich nicht schuldig machen möchte.
Dann ließe sich noch vermuten, die Gegend wurde erwählt um des Reimes willen.
Ich persönlich tippe auf Letzteres.;)

Ja, auf einen herrlichen Frühling!
Mit lieben Grüßen
Vera-Lena
 



 
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