Keine Feier ohne Bär

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flitze

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Keine Feier ohne Bär

„Hatschi!“ Der kleine Hase hatte tief und fest geschlafen, bis er durch ein Kitzeln an der Nase geweckt wurde und deswegen niesen musste.
„He, wer stört mich in meiner Ruhe?“, fragte er mürrisch. Er hatte nämlich gerade von einer Riesenmöhre geträumt. Langsam öffnete er seine Augen, um nachzusehen, wer ihn ärgerte, da wurde er so stark geblendet, dass er die Augen sofort wieder schloss.
Was war das denn? Ein helles Licht hatte ihn geblendet und ..., ja es war auch warm.
„Hurra“, schrie er plötzlich auf. „Er ist da, er ist da. Endlich ist der Frühling da. Die Sonne scheint.“
All seine Müdigkeit war verschwunden. Begeistert sprang er auf und hoppelte über die Wiese.
„Alle aufwachen, der Frühling hat begonnen, kommt raus aus Eurem Bau!“, schrie er, als er bei Familie Fuchs vorbeikam.
Und zu den Spatzen auf dem Baum rief er überschwänglich: „Baut Eure Nester, damit Ihr Eier ausbrüten könnt!“
„Was ist denn hier los?“, fragte Igel verwundert und kam neugierig unter seinem Blätterhaufen hervor. Er sah gerade noch, wie das Langohr über einen Maulwurfshügel sprang und weiter in Richtung Wald hoppelte.
Dort angekommen, blieb der Hase stehen, um den Duft der Bäume zu genießen. Plötzlich hörte er ein Schnaufen und Rascheln hinter sich. Es war Frau Wildschwein, die auf Futtersuche war.
„Guten Tag! Ist es nicht herrlich heute?“, fragte er freudestrahlend die Bache.
„Hm hm.. wurde auch Zeit“, brummelte das Schwein nur und trottete, mit der Nase knapp über dem Boden schnüffelnd, in den Wald hinein.
Der kleine Hase konnte überhaupt nicht verstehen, wie man bei dem Wetter so schlecht gelaunt sein konnte. Endlich begrüßte der Frühling die Welt mit blauem Himmel und warmer Sonne. Da musste man doch fröhlich sein!
„Begrüßen...“, überlegte er plötzlich. Genau, das war die Idee! Wenn der Frühling alle Tiere mit schönem Wetter begrüßt, dann könnten sie den Frühling mit einem Fest willkommen heißen.
Als er kurze Zeit später seinen Freund, den Fuchs, traf, erzählte der Hase von seinem Plan. Der Fuchs war sofort von dem Gedanken begeistert.
Bereits am Nachmittag verteilten die beiden die Einladungen an die Tiere im Wald und auf der Wiese. Jeder war angetan von der Idee des Hasen und wollte mit anpacken. Der Igel und der Biber bastelten den Festschmuck. Die Eichhörnchen sammelten das Essen und die Rehe und Hirsche bereiteten den Festplatz vor. Es herrschte ein reges Treiben, auch am ganzen nächsten Tag. Dann endlich am Abend war es soweit. Das Fest konnte beginnen.
Als der kleine Hase den Festplatz betrat und sah, dass unzählige Tiere des Waldes und der Wiese erschienen waren, freute er sich.
Der Platz am Waldrand sah wunderschön aus. Die Tische waren herrlich gedeckt. Bunte Blumen- und Blättergirlanden hingen an den Bäumen und das Licht der umherschwirrenden Glühwürmchen ließ alles noch viel zauberhafter aussehen. Einige Tiere hatten sich zu einer Band zusammengetan und spielten leise Musik.
Vergnügt hoppelte der Hase zu einem Baumstamm, um seine Freunde zu begrüßen: „Es ist schön, alle Tiere nach dem langen Winter wiederzusehen. Ich freue mich, dass ihr gekommen seid, um gemeinsam ein Frühlingsfest zu feiern.“
Es erklang Beifall, der Fuchs rief neckend: „Wie wär’s mit einem Tänzchen?“ und hielt dem Hasen seine Pfote hin.
„Den ersten Tanz wollen wir lieber unserem besten Tänzer überlassen“, wehrte der kleine Hase ab. Das Feiern mochte er zwar, aber vom Tanzen hielt er nicht sehr viel. „Los, Bär, zeig uns, was du kannst!“
Nichts geschah. Alle sahen sich nach dem großen Braunen um. Aber niemand konnte ihn entdecken.
„Wo ist Bär?“, fragte Langohr schließlich verwundert.
„Komisch, er ist doch sonst der erste, wenn es ums Feiern geht“, erklärte Fuchs.
Der Biber vermutete: „Vielleicht ist er noch am Fluss und fängt Fische.“
Der Hase nickte zustimmend. „Komm, Fuchs, wir holen ihn. Ohne Bär können wir auf keinen Fall feiern.“
Eilig machten sich die beiden auf den Weg zum Fluss. Als sie dort ankamen, konnten sie allerdings außer den Fischen im Wasser und einigen herumschwirrenden Libellen niemanden entdecken.
„Wo könnte er sonst sein?“, fragte Hase verdutzt.
„Vielleicht ist er beim Bienennest, um den ersten Honig zu naschen“, meinte Fuchs.
Aber auch bei den Bienen sahen sie keinen Bären. Betrübt machte sich das kleine Langohr mit dem Fuchs auf den Weg zurück zum Festplatz. Vielleicht war Bär ja mittlerweile eingetroffen. Sie wurden jedoch wieder enttäuscht. Meister Petz war immer noch nicht aufgetaucht.
„Ich könnte wetten, er liegt vor seiner Höhle und lässt sich die Abendsonne auf seinen dicken Bauch scheinen“, nahm nun der Specht an.
„Eine andere Möglichkeit gibt es auch gar nicht mehr. Wir haben bereits überall gesucht“, sprach der Hase.
Dieses Mal machte sich die ganze Gästeschar auf den Weg. Alle waren sich einig, das Fest durfte nicht beginnen, solange einer von ihnen fehlte. Keine Feier ohne Bär!
Bereits von Weitem erkannten sie dennoch, dass er auch nicht vor seiner Höhle lag.
„Was nun?“, fragte Hase mittlerweile vollkommen verzweifelt. Er machte sich Sorgen um seinen großen Freund.
Plötzlich fiel dem Biber ein: „Wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht so genau, ob ich Bär in diesem Jahr überhaupt schon gesehen habe.“
Ein Raunen ging durch die Menge. Einige Tiere schüttelten ihren Kopf. Nach eifrigem Überlegen bemerkten sie, dass auch sie den Bären bisher nicht gesehen hatten.
„Ach du meine Güte, ich glaube, ihr habt Recht. Vielleicht hält er noch seinen Winterschlaf“, gab nun ebenfalls der kleine Hase zu. „Bei all den Vorbereitungen zum Fest war mir das gar nicht aufgefallen. Lasst uns in der Höhle nachsehen.“
Gemeinsam schlichen sie in die Wohnung von Bär. Bereits nach einigen Meter hörten sie ein furchterregendes Geräusch. Ängstlich blieben sie stehen. Das Reh zuckte zusammen und wollte vor Schreck hinauslaufen, doch der Fuchs konnte es gerade noch beruhigen. Vorsichtig gingen sie tiefer in die Höhle hinein.
„Haagrrrrr.!“
Da war es wieder, das Geräusch, aber dieses Mal viel lauter.
Plötzlich fing der kleine Hase lauthals an zu lachen. „Das gibt es doch nicht. Da hinten liegt tatsächlich Bär und schläft tief und fest.“
Jetzt erkannten auch die anderen den schlafenden Braunen. Er lag eingemummelt unter einer Decke und machte mit seinem Schnarchen einen ohrenbetäubenden Lärm.
Kichernd stahlen sich die Wald- und Wiesenbewohner an den Bären heran. Als er auf das vorsichtige Rütteln von Hase und Fuchs nicht reagierte, kitzelten sie ihn an den Füßen.
Völlig verschlafen öffnete er endlich ein Auge nach dem anderen und brummte: „Was wollt ihr denn von mir? Müsst ihr mich in meinen tiefsten Träumen stören? Uaaah!“ Der Bär gähnte und streckte sich.
Das Bild des verschlafenen Bären sah so komisch aus, dass alle Tiere lachen mussten. Verdutzt blickte der Braune in die Runde. Erst jetzt sah er, dass der Hase und der Fuchs nicht die einzigen Besucher waren.
Vollkommen ahnungslos fragte Bär: „Wieso ist hier der ganze Wald versammelt?“
Dann erzählte ihm der kleine Hase von dem Frühlingsfest und dass sie beim Eröffnungstanz bemerkt hatten, dass er noch fehlte.
„Und ohne dich wollten wir natürlich nicht feiern“, fügte Langohr hinzu.
„Oh, das wäre aber auch wirklich schade gewesen, wenn ich das verschlafen hätte“, bemerkte Bär schmunzelnd.
„Also, nix wie los. So ein Tänzchen tut mir nach den vielen Wochen Schlaf sicher gut.“
Zufrieden und gut gelaunt gingen die Tiere zum Festplatz zurück. Allen voran hoppelte der kleine Hase. Er war glücklich und zufrieden, dass sein Fest nun beginnen konnte. Bär trottete pfeifend hinter den anderen her, aber so richtig wach war er eigentlich immer noch nicht.
 



 
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