Keine andere Wahl

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Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein warmer stiller Regen
treibt die Durstigen auf die Straßen
die Hungrigen in die Häuser
Kussdurchtränkt sind alle Wege
ich habe niemanden getroffen

In den Niederungen
sammelt sich Wasser
in den liegengebliebenen Fußabdrücken
Wieder einmal zu spät
die Spuren verwischt
ich habe niemanden gesehen

In den Bäumen ringsumher
irrt noch Liebesgeflüster
fällt wie Märzentauwind
ins Dickicht und verstummt
Mein Einsamatem haucht die Spiegel blind
ich habe niemanden gesprochen

Dann dieses Stück Treibgut
aus vergessenen Oktoberwelten
nennt sich Du
nennt sich Ich
bete ich mit kraftlosen Armen
wie ein Gelähmter ans rettende Ufer
ich habe keine andere Wahl
 

llceres

Mitglied
Auch wenn diese Zeilen traurig sind,
lieber Manfred, sind sie in ihrer
Schönheit wunderbar umgesetzt worden.
Sie berühren ...

Herzliche Grüße,

Ceres
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo ihr beiden!

Wenn ich es geschafft habe, aus der Traurigkeit den Kitsch heraus zuhalten, dann freut mich das.

Danke und liebe Grüße
Manfred
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Manfred,

schön eingefangen und rübergebracht, diese Stimmung des Sich-vereinzelt-Fühlens.

bete ich mit kraftlosen Armen
wie ein Gelähmter ans rettende Ufer
ich habe keine andere Wahl
Da wird deutlich, wie aussichtslos schwer der Weg ist. Und doch wird hier nach dem letzten Strohhalm (des Gebetes mit kraftlosen Armen) gegeriffen. Und das ist es, was letzendlich zählt: das Mögliche zu tun. Aber der Regen spült so manches mit sich fort und all die Menschen, deren Spuren manchmal nicht sichtbar sind, leben doch um uns herum mit ach so gleichen Ängsten und Einsamkeiten und allein, sie zu teilen, mitzuteilen, legt neue Spuren.

Mir gefällt die Form und schnörkellose Darstellung dieses Zustandes, wie Du sie beschrieben hast.

Liebe Grüße, Elke
 

MarenS

Mitglied
Der Text ist gut, die Worte sicher gewählt aber er bleibt mir fremd. Wahrscheinlich bin ich zu anders.

Grüße von Maren
 

Löwengeist

Mitglied
Ich bin keine Kritikerin, daher nur dies:
kussdurchtränkt und Einsamatem sind wunderschöne Wortspiele, die mich neidisch schauen lassen, weil sie mir nicht eingefallen sind :).

Liebe Grüße
Löwin
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Elke!

Danke für deinen einfühlsamen und ausführlichen Kommentar, der meine Intention genau trifft.

Hallo Maren!

Man muss sich nicht jeden Text zu eigen machen, wenn er fremd bleibt ist dies kein Problem.
Persönlich muss ich sagen, dass die traurige Grundstimmung in meinen Gedichten mir dabei hilft, ein fröhlicher Mensch zu sein.

Hallo Löwengeist!

Danke für deinen Kommentar und für das Mögen der Wortspiele, die ich immer wieder gerne einbaue.

Liebe Grüße
Manfred
 



 
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