Kelten in Kambodscha

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Cat

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04.Oktober 2008

„Wir kommen gleich an den Tempel an dem Tomb Raider gedreht wurde.“

Die Luft war feucht und heiß. Wir hatten schon kühlende Kopftücher bei Einheimischen gekauft, die nass gemacht wurden. Trotzdem lief uns der Schweiß in kleinen Bächen die Stirn herunter.

Die Zikaden machen einen ohrenbetäubenden Lärm und überall hörte man Affengeschnatter und Vogelgekreisch. Rund um uns war es grün in allen Schattierungen. Über den dick mit Moos bedeckten Boden sprangen winzige kleine Frösche und krabbelten seltsame Käfer. Überall schwirrten Schmetterlinge herum in allen Farben.

Wir müssen uns nochmal mit dem Malariaschutz einkremen, sagte ich zu meinem Mann.
„Ja, mach mal“, antwortete er und hielt mir seine Unterarme hin.

„Auch den Nacken“, sagte ich, „alle Stellen, die nicht von Kleidung bedeckt sind.“

Da auf dem Packung stand, dass der Malariaschutz nicht mit Schmuck in Berührung kommen sollte, steckte ich meine Uhr und mein heiß geliebtes keltisches Silberarmband in die Jeanstasche. Das Armband hatte ich vor Jahren bei einer England-Schottland-Rundreise in einem Schmuckgeschäft gekauft. Es war von einem schottischen Lord eigenhändig hergestellt worden und es gab ein Zertifikat dazu. Jedenfalls war es wunderschön mit Mäandern und keltischen Mustern und ich trug es fast ständig.

Nachdem wir uns eingekremt hatten, mussten wir uns beeilen, um die Gruppe nicht zu verlieren.

Der Tempel Ta Prohm war einmalig, völlig mit den Wurzeln riesiger Bäume überwachsen.

Von allen Seiten hatte man wieder einen neuen fantastischen Blick auf die uralten Mauern, Reliefs und Statuen. Ein Foto nach dem anderen wurde geschossen, gefilmt und bei dem Einheimischen, der seine Staffelei neben dem Tempel aufgebaut hatte, noch schnell ein Bild gekauft.

Dann kamen auch schon die Kinder, die uns nachliefen, seit wir aus dem Bus gestiegen sind um uns ihre handgearbeiteten Schals anzubieten. Noch ein zwei Schals gekauft und durch die grüne Wildnis zurück zum Bus.

Dort eingestiegen merkte ich, dass ich ja noch etwas in meiner Jeanstasche hatte, meine Uhr kam zum Vorschein, aber mein Armband, mein Armband war weg. Es muss mir irgendwo im Dschungel aus der Tasche gefallen sein. Es da zu suchen, hätte keinen Sinn gehabt. Ich war richtig traurig und den Tränen nahe.

Durch das verlorene Armband war der ansonsten wunderschöne Urlaub etwas verdorben.

Ich denke noch heute oft, wenn ich Schmuck anziehe, daran, dass dieses Armband zu fast allem so gut gepasst hat.

18. März 2025

Schlagzeile im Südfränkischen Abendblatt:

Sensationeller archäologischer Fund in Kambodscha

Bei Ausgrabungen in der Nähe des berühmten Tempels Ta Prohm wurden Spuren keltischer Besiedlung gefunden. Erstmalig wurde nachgewiesen, das die sagenumwobenen Kelten bis nach Südostasien vorgedrungen sind.

Neben verschiedenen Überresten einer kleineren Siedlung, wurden noch nicht zeitlich zugeordnete Tonfunde sichergestellt. Als Sensation gilt jedoch der Fund eines noch erstaunlich gut erhaltenen silbernen Armbandes.........
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Cat,

willkommen im Forum "Tagebuch" der Leselupe und danke für den Text, den Du uns "mitgebracht" hast.

Die Wendung, eine erlebte Geschichte auf diese Art weiterzuspinnen, finde ich einfallsreich! Der Einstieg in den Text mittels der Direkten Rede ist gut gelungen. Typisch auch die Reaktion der Protagonistin, den Verlust des geliebten Armbandes als prägendes Urlaubserlebnis herauszuschälen.
Der unerwartete Schluss gibt dem Text das Salz. In der Übertreibung liegt ein Schuss Selbstironie.

Liebe Grüße,

Elke
 



 
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