Kennst du Chandler von Friends?

„Kennst du Chandler von Friends?“ tippte ich in mein Handy und mein Finger schwebte zitternd über dem Absendesymbol. Sie würde es verstehen, sie mag dich, das weisst du. Doch der Konter liess nicht lange auf sich warten. Auch wenn sie es verstünde, würde sie nicht bleiben wollen, du kannst das niemandem zumuten, du kannst dich niemandem zumuten. Ich kannte die zwei Stimmen nur zu gut und so blieb der Finger unentschlossen in der Luft hängen. Ich warf mein Handy aufs Bett und mich gleich hinterher. Den Kopf ins Kissen eingegraben, dachte ich mit Unbehagen an unser letztes Treffen, an die Schweissausbrüche und das Herzrasen. Ich hasste mich dafür, obwohl ein Teil von mir wusste, dass ich eigentlich nichts dafür konnte. Sie hatte zwar so getan, als ob sie nichts von alledem bemerkte, aber so etwas blieb einfach nicht unbemerkt, da war ich mir sicher. Am liebsten würde ich mich nie wieder so einer Situation stellen müssen, nie mehr diese Scham und Unsicherheit fühlen müssen. Aber du magst sie. „Aber ich mag sie.“, gestand ich mir laut ein. Chandler habe ja auch Monica gefunden, versuchte mich die eine Stimme aufzumuntern. Ja klar, es gebe ja auch nichts Realistischeres als Sitcoms, erwiderte die andere in gewohnt schlagfertiger Manier. Ich verabscheute sie. Nur einmal sollte sie Ruhe geben und ihr Maul halten, wünschte ich mir und rief: „Fahr zur Hölle, wo du hingehörst!“, doch natürlich blieb sie, so wie immer. Als ich jedoch daraufhin zum gefühlt tausendsten Mal durch das Instagramprofil meiner designierten Monica stöberte, verstummte die verhasste Stimme dann doch kurz und ich meinte endlich einen Moment der Klarheit zu verspüren. Ich musste mich ihr offenbaren, auch wenn ich mich dafür nackt und verletzlich zeigen musste. Also los, schicke deine Nacktbilder du Versager, meldete sich die Stimme zurück und ich musste lächeln, Humor hatte dieser verdammte Teufel wenigstens.
Ich öffnete Whatsapp und ohne nochmal auf die Nachricht zu schauen, drückte ich auf Senden. Natürlich begann sofort das Herz zu rasen und die Gedanken schlossen sich dankend an. Die blauen Häkchen liessen nicht lange auf sich warten und wurden von …schreibt… begleitet. Ich konnte nicht hinschauen. Nach einem Zug frischer Nachtluft erbarmte ich mich und schaute aufs hell erleuchtete Display, dem ich vollends ergeben war, es konnte mich nun fliegen oder hart fallen lassen.
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