Kettle den Saum

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Walther

Mitglied
Kettle den Saum


Kettle Du den Saum
Des Schicksals
Damit Du nicht stolperst

Aus Fallsucht
Bist Du gefallen
Zwischen zwei Seiten

Schreibe Dich ab
Pause Dich durch
Bewahre die Umrisse

Schattenwald geschnitten
Die Rände so scharf
Coupierte Finger greifen

Das Nichts
Gewoben aus All dem Etwas
Den Bisschen

Zuviel des Guten
Kette Dich an
Wenn Du Dich verlierst

Den Saum der Seligen
Der Traumteppich spürst Du
Fliegt wie er liegt
 

Perry

Mitglied
Hallo Walther,
ein berührender Singsang zum Thema, wie meistere ich das Leben.
Mein Favorit ist:

Schreibe Dich ab
Pause Dich durch
Bewahre die Umrisse

Ein paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:
Das zweimalige Du im ersten Vers irritiert etwas (gewollt?)
"Den Bisschen" -> müsste es nicht "Dem Bisschen" heißen?
"Fliegt wie er liegt" -> ist das eine allgemeine Teppich-Flugweisheit oder hat sich das nur aus dem Reim ergeben?
LG
Manfred
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Walther!

Ein Gedicht, das sehr bildhafte und intensive Momente hat, besonders wenn man über die Zeilen bzw. Strophen hinwegliest.
Man entdeckt so ständig neue Lesarten!

Meine Lieblingsstelle:

Bist Du gefallen
Zwischen zwei Seiten

Schreibe Dich ab
Gerne gelesen!

Liebe Grüße
Manfred
 

Walther

Mitglied
Hi Perry,

das doppelte "Du" könnte man wie folgt ersetzen:
Kettle Du den Saum
Des Schicksals
Damit man nicht stolpert
Das aber verallgemeinerte die sehr persönliche Ansprache, die ich hier gewählt habe. Daher bin ich doch ein wenig im Zwiepalt, ob ich das ändern sollte.

Ich habe die Strophe
Das Nichts
Gewoben aus All dem Etwas
Den Bisschen
so geschrieben, damit das Schöpfen des Nichts aus dem weiten Raum des Alls klar wird und dann über die Mehrzahl der Bisschen die Wortherkunft des Bisschen (nämlich vom "kleinen Bissen") herauszuschälen. Der letzte Vers bildet die Klammer zur nächsten Strophe. In diesem Gedicht ist viel Semantik und Semiotik, bewußt gesetzt und dazu da, dem Leser weitere Bedeutungsebenen der Sprache nahezubringen.

Die Strophe gibt es in zwei Varianten. So;
Den Saum der Seligen
Der Traumteppich spürst Du
Fliegt wie er liegt
und so
Den Saum der Seligen
Der Traumteppich spürst Du
Fliegt als er liegt
Fast hätte ich beide ins Gedicht gehoben, weil die Ambivalenz des Teppich.f.liegens damit in allen Aspekten deutlich würde.

Es ist letztlich eine Frage, inwiefern man sich auf den Flow der Bedeutungen einläßt, den die Worte anstoßen sollten. Erst dann erschließt sich der Text in seiner Gänze.

Vielen Dank für Deine Hinweise, die ich hoffentlich habe beantworten können.

Lieber Gruß W.


Hallo Franke,

ich danke Dir für Deinen Eintrag und Deine positive Würdigung dieses kleinen Wortspiels.

Bester Gruß W.
 
H

Heidrun D.

Gast
Das ist wirklich gut geworden, lieber Walther ... was ich immer sage, öfter mal was Ungereimtes ! :D

Hier finde ich schon den Anfang grandios:
Aus Fallsucht
bist du gefallen
Weißt du, wenn du immer weiter vor dich hin sonettest - so gut du das auch kannst - klingst du mit der Zeit abgedroschen. - Im Ungereimten eröffnet sich dir jedoch ein neues Arbeitsfeld, das offensichtlich inspirierend auf deine ganze Denkweise wirkt.

Ermunternde Grüße
Heidrun
 

Walther

Mitglied
Danke,

lb. Heidrun,

für diese ermutigenden Worte. Ich bin für beides, das eine wie das andere. Vielleicht hilft es ja einander auf. :D

Gruß W.
 

anbas

Mitglied
Hallo Walther,

Kettle Du den Saum
Des Schicksals
Damit Du nicht stolperst
und

das doppelte "Du" könnte man wie folgt ersetzen:

quote:Kettle Du den Saum
Des Schicksals
Damit man nicht stolpert

Das aber verallgemeinerte die sehr persönliche Ansprache, die ich hier gewählt habe. Daher bin ich doch ein wenig im Zwiepalt, ob ich das ändern sollte.
Aus meiner Sicht könnte das erste "Du" ersatzlos gestrichen werden. Die persönliche Ansprache bleibt für mein Empfinden bestehen und das doppelte "Du" ist fort. Auch finde ich, dass das erste "Du" leicht zu einem sehr betonten "DU" wird (im Sinne von "Du und kein anderer!!!") doch diesen etwas harrschen Unterton hat das Gedicht nicht nötig. - Aber vielleicht empfinde ja nur ich das so.

Ansonsten gerne gelesen.

Liebe Grüße

Andreas
 

Walther

Mitglied
Kettle den Saum


Kettle den Saum
Des Schicksals
Damit Du nicht stolperst

Aus Fallsucht
Bist Du gefallen
Zwischen zwei Seiten

Schreibe Dich ab
Pause Dich durch
Bewahre die Umrisse

Schattenwald geschnitten
Die Rände so scharf
Coupierte Finger greifen

Das Nichts
Gewoben aus All dem Etwas
Den Bisschen

Zuviel des Guten
Kette Dich an
Wenn Du Dich verlierst

Den Saum der Seligen
Der Traumteppich spürst Du
Fliegt wie er liegt
 

anbas

Mitglied
...ich noch mal

Wirklich gern geschehen
und erst jetzt gesehen:

Muss es nicht "Ränder" heißen?

(Den Reim konnt' ich mir grade nicht verkneifen...:D)

Liebe Grüße

Andreas
 

Walther

Mitglied
Kettle den Saum


Kettle den Saum
Des Schicksals
Damit Du nicht stolperst

Aus Fallsucht
Bist Du gefallen
Zwischen zwei Seiten

Schreibe Dich ab
Pause Dich durch
Bewahre die Umrisse

Schattenwald geschnitten
Die Ränder so scharf
Coupierte Finger greifen

Das Nichts
Gewoben aus All dem Etwas
Den Bisschen

Zuviel des Guten
Kette Dich an
Wenn Du Dich verlierst

Den Saum der Seligen
Der Traumteppich spürst Du
Fliegt wie er liegt
 
I

Ivor Joseph

Gast
Hallo walther,
der Text ist interessant; durch die vielen Lesarten aber auch ein wenig anstrengend, und durch diese Komplexität leidet das Erlebnis ein wenig.

"die Rände" als Plural von "der Rand" ist laut meiner Wörterbücher nicht möglich, vielleicht ist etwas anderes gemeint.

Die Grammatik der letzten Strophe erschließt sich mir nicht, es sei den man schlägt deren erste Zeile der vorhergehenden Strophe zu.
[pre]
Der Traumteppich, Der Traumteppich,
Spürst Du?, Spürst Du?,
Fliegt während er liegt. Fliegt mehr, als dass er liegt.
[/pre]

LG, Ivor
 
I

Ivor Joseph

Gast
Mist - sorry, das "Rände" wurde korrigiert noch während ich zusätzliche Wörterbücher konsultiert habe (bei "walther" bin ich eben vorsichtig :)
 

Walther

Mitglied
Hallo Ivor,

das Enjambement über die Strophen hast Du richtig erkannt. Die Ambivalenz in dern Formulierungen ist Teil meines Vers Libre Konzepts.

Danke für Deinen Eintrag. Auch der W. ist NICHT fehlerfrei bzw. -los. :D

LG W.
 



 
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