Kinderlied

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Lisa Bauer

Mitglied
Zauberformel, Bilderbuch-Dasein:
alles ist möglich!
Noch ist Dasein verzaubert.
Wunderliches, seltsames erfassen die Sinne, bewähren sich am Märchenhaften.

Ein Ton in irgendeiner Größe und dahinein in irgendeiner Größe - doch meistens Übergroß im Ungestüm - mehr Leben als je sein wird...

Worte, erwachsen gemacht am nachgeahmten Ernst.
Worte, noch wenig gebraucht, kleingesungen von lebensfrohen, bunten Tönen.
Erste neugierige Worte noch ungeübt, doch hingelebt zu fröhlichem, schelmischen Übermut. Nur notdürftig gebändigt an folgsamen Reimen.

Hochfliegende Töne, herübergeworfen aus unbefangenem Spiel, malen Feen, Zwerge, malen Riesen, malen Drachen in die schon mit Angst abgedunkelte Lebensfreude.
Atemlos aufgetürmte Töne.
Baustein auf Baustein, umrunden sie schützend letzte Unbekümmertheit –vergeblich...

Hochfliegende, spitz gezackte, rotgeränderte Töne, herübergeworfen von überspannten Saiten, überwinden jede Mauer der Verzauberung...,
fallen in wehrlose Herzen.
Gefälschte, nachgemachte Töne, hastig, heimlich geordnet von ratlosen Kindermündern. Verschämter Versuch eines neuen Zaubers.

Welche Melodie! Töne wie Waffen neben die Kindheit gelegt.
Haltlose Töne, herausgestürzt aus der Ordnung der Reime. Fast ein Schrei, reicht weit hinein in die noch unfertige Zukunft, geht hinein in das schon viel zu kleine Kinderlied, den verspielten Zauber zu suchen...
Geht hinein in diese unschuldige, farbenfrohe Seligkeit mit dem schweren Schritt des Begehrens.
Und Eigensinn lagert drohend zwischen den Tönen, bringt das Lied zum Schweigen.
Gebrochen vor Anstrengung ist das Räderwerk der Spieluhr.
Und die angefangene Melodie bleibt mutlos stehen.
Und hat doch nur eine Wahl: sich zu erfüllen.
Doch das Folgende ist noch zu groß und das Letzte schon verloren...
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Erwartet hatte ich ein Kinderlied, aber es ist eine Abhandlung über das Kinderlied, dabei erscheint der "Ich-Erzähler" (nicht der Autor, sondern der Erzähler/Darsteller des Pamphlets (der Streitschrift) als jemand, der die Beziehung zu den Kinderliedern verloren hat, ein Mensch mit einer verlorenen Kindheit, jemand, der die Kindheit verlor und pessimistisch wurde, als er heranwuchs, oder jemand, der nie eine schöne Kindheit hatte.

Es sind Sorgen, große Sorgen, Besorgnisse, die aus dem Verdammen der Lieder sprechen. Was schön war, wirkt gefährlich, manipulierend. Und doch ist es eine Selbstmaipulation des Ich-Erzählers, der Positives höchstens mit Zynismus oder einem Schlenker ins Boshafte zulässt.

Es spiegelt eine Gesellschaft, die keine Kinder mehr mag, zulässt, Kinder senken den Wert der Grundstücke, Kinderlieder sind Lärm.
Unser Nachbarland hat das geändert ...
Es ist eine desillusionierte Version, eine, die den Prozess der Desillusionierung darstellt, bereits in den ersten Worten, die noch fröhlich zu sein scheinen, schlägt eine Stimmung des trostlosen an, indem abstrakt beschrieben wird, was doch eigentlich konkret ist.
 
A

AchterZwerg

Gast
Mir erscheint das Gedicht sehr gelungen, mit Ausnahme des Titels: Da muss ich Bernd Recht geben. - Ich lese allerdings keine Abhandlung über Kinderbücher heraus, sondern eine Darstellung der Wechselwirkung zwischen Büchern und Kindern.
Vielleicht ließe sich noch ein passenderer Titel finden?
LG
8. Zwerg
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Um Missverständnisse auszuräumen, ich habe nichts gegen den Titel, denn er entspricht dem Text. Erwartet hatte ich ein Kinderlied, aber dann hätte ich den Titel kritisiert.
 

Pola Lilith

Mitglied
Dieser Text hat

Potential; mit teilweise sehr gelungenen Versen.
Wunderbar: "...das Folgende ist noch zu groß und das Letzte schon verloren !"

Aber: es ist zuviel, es erschlägt einen beim Lesen.
Da muss Abstand rein, Emphatie reduziert werden, damit die Lust am Lesen bleibt.

Meine Meinung jedenfalls. Lb. Gruß, Pola
 



 
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