Kindsmord

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guelle

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Kindsmord

Dort drüben, tief im dunklen Moor, dringt laut der Engel Grabgeschrei hervor.
Kein Ton ist sonst zu hören, das Mädchen nicht mehr leise weint.
Es schweigt das Tier, es schweigt die Pflanz und selbst Morast vereint.

Die Mauer neblig düstrer Hecken, versteckt den Ort gefüllt mit Grauen und mit Schrecken.
Dahinter sterbend Kindes Seel umwand, der Trauerweide borkig Hand.
Entsetzen gellt aus allen Poren, noch in den Augen eingebrannt,
die Tat sich spiegelt fahl, im Antlitz fest gebannt.
Weit aufgerissen ist der blutig Mund, der leis verkünd die Qual der letzten Stund.

Das dürre Heidekraut deckt gnädig ab die boßgelegte Scham,
des Kindes Herz entzweit von Messer's Spitz, jetzt abgenutzt und lahm.
Noch einmal will die Brust sich heben, es zuckt des Lebens letzter Blick.
Zurück bleibt nur ein Beben, verhallt im feuchten Schlick.

Da teilt sich finstrer Ginsterbusch in zwei,
und lässt voll Widerwill ein menschlich Schattenriss vorbei.
Oh, Engel helft, fasst den verfluchten Mörder fest,
so dass der richterliche Strick sein Mahnmal an dem Hals des Schänders hinterlässt !
Doch eilt er fort, bleibt ungesehn, dann zögert er, bleibt keuchend stehn.
Darauf ein silber schimmernd Dolch zerteilt die Luft,
fällt in den Sumpf, zeigt hin zur Gruft.

Am nächsten Tag der Mutter gellend Schrei, den Himmel reisst in Stücke.
Zur gleichen Zeit, der Meuchelmörder, frei, sich suhlt in seinem Glücke.
Der Vater stumm, in seinem Arm das kalte Fleisch erdrückt, sich gramgebeugt zum Grase bückt.
Die bebend Faust greift in den Sumpf und zieht heraus ein Kreuz, aus Gold, ganz stumpf.
" Wo warst du Gott, als man ihr tat Gewalt ! ", er ruft.
Doch seine Klage ungehört im kalten Moor verhallt.
 

petrasmiles

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Ich verstehe es nicht ...

... warum diese Sprache für so ein Thema?
Das furchtbare ist ja, dass es gekonnt ist. In dieser Sprache möchte ich eigentlich nur von Elend lesen müssen, dass schon so lange her ist, wie schaurigschöne Balladen ... aber doch nicht von ... davon.
Geht es nur mir so?
Ich würde gerne etwas 'Besseres' schreiben, aber ich kann nicht.
Trotzdem: liebe Grüße
Petra
 

huwawa

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Hallo guelle

Ich kann mich da meiner Vorrednerin nur anschließen.
Das berührende Thema und die schwülstige Ausführung passen nicht zusammen. Schade, aber mit so einem, in Österreich würden wir sagen "Machwerk", bringst du dein zweifellos vorhandenes Potential nicht zur Geltung, wertest es sogar ab!

Noch zwei Kleinigkeiten:

[qoute] in seinem Arm das kalte Fleisch erdrückt[/quote]
sollte wohl "er drückt" heißen
und ungehö(h)rt - ein "h" zu viel.

liebe Grüße
huwawa
 

Walther

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Hallo Guelle,

der Text ist in der Tat sehr zwiespältig. Zum Einen muß man sagen, die Reime stimmen, das Metrum auch. Allerdings ist die Sprache nicht aus dieser Zeit.

Das kann zum Einen daran liegen, daß Du in Wahrheit eine Moritat schreiben willst, die bewußt in der Sprache übertreibt. Zum anderen ist es vielleicht darin begründet, daß Du bewußt diese etwas altertümliche Sprachmelodie benutzt, um das Thema stärker emotional aufzuladen.

Jedenfalls solltest Du Dich dazu kurz äußern.

Lieben Dank.

Beste Grüße W.
 

zarah

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Hallo Guelle,

schau Dir Dein Gedicht lieber noch mal an, denn da stimmt einiges noch nicht; z.B. dieser Satz hier: Die Mauer neblig düstrer Hecken, versteckt den Ort des Grauen und des Schrecken.
Es müsste ja des Grauens und des Schreckens heißen, doch dann reimt es sich nicht mehr so schön. Ich habe fast den Verdacht, dass Dir dies bewusst war.
Ich habe auch an anderen Stellen das Gefühl gehabt, dass Du mehr Wert auf Gereimtes als auf den Inhalt legst. Deshalb gefällt mir das Gedicht nicht; gerade bei diesem Thema sollte Gespür für's Emotionale Priorität über Reim und Metrik haben - finde ich.

Gruß
Zarah
 

guelle

Mitglied
Das Gedicht hat bei euch Emotionen ausgelöst.
Das die Sprache den "Widerwill" des Gedichts verstärkt und bei euch solche Reaktionen ausgelöst hat finde ich Klasse.
Danke!
Das meine ich ehrlich, ohne Polemik!
Mag sein das die Sprache etwas mit meinem Alter (44) zu tun hat. Das Thema hat mich als Vater von 3 Kindern sehr beschäftig . Wenn ein Thema mich emotional trifft und ich meine Reaktionen darauf in ein Gedicht einfließen lasse, achte ich, wenn ich ehrlich bin, nicht auf solche Dinge, weil ich Angst habe die wichtigsten Gedanken zu vergessen.
Aber ich versuche mal ein Gedicht mit modernerer Sprache zu verfassen.

guelle
 



 
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