Kirschrote Lippen zwischen braunen Uniformen

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Er sah es nicht gern, wenn wir uns trafen! Nein. Mein Vater sah es wirklich nicht gern. Und das nicht nur, weil David, mein lieber, lieber David aus einem jüdischen Hause stammte. Mein Vater fand zudem, dass ich noch zu jung sei, um mich mit solchen dahergelaufenen, verlausten Burschen, wie er sie immer nannte, zu treffen. Dabei war David ja gar kein dahergelaufen, verlauster Bursche, keineswegs. Er war einer der liebenswürdigsten und hübschesten Knaben weit und breit. Aber er war eben Jude, was mir jedoch nicht das Geringste ausmachte, dafür umso mehr meinem Vater und dem Rest meines Heimatdorfes, die sich alle sehr engagierten für die Partei, für ihre Partei und so gab es bald keinen der nicht aktiv war für diesen braunen Abschaum von denen ich nun ganz und gar nichts hielt.
Das grelle Licht des kugeligen Vollmonds fiel durch das nun schon herbstlich gefärbte Laub des Waldes. Schützend stellten sich die Beiden, Julia und David, Arm in Arm unter eine Buche. David lehnte sich an den Baum an, so dass sich die harte Borke etwas durch sein Hemd in seinen Rücken einschnitt. Er ließ sich langsam daran nach unten gleiten, bis er auf einer herausragenden Wurzel Halt fand.
Meistens dienstags fanden diese Treffen statt, wenn Julias Vater im Wirtshaus war, ,,zur Ortspolitik“, wie er immer selbst behauptete. Ja – immer dienstags gab es die wunderbarsten Stunden der Beiden, die Treffen, die den Zweien, die sich sonst nicht sehen durften, doch so viel bedeuteten. Und damit sollte nun endgültig Schluss sein?!
Nein, nein und nochmals nein, es will mir einfach nicht in den Kopf. Warum denn soll irgend so ein Führer gut für mich sein und David nicht? Dabei ist es doch gerade David der so gut für mich ist.
Tausende Gedanken flogen in Julias Kopf umher, als David seiner Geliebten mit seinen Händen wild durch ihre wunderbaren goldblonden Haare fuhr. Erwartungsvoll blickte Julia David an, die diamantblauen Augen von Julia starrte die haselnussbraunen von David an und die Augen der Beiden funkelten. Sie funkelten vor Liebe so heftig, dass sie beinahe den ganzen Wald erhellen hätten können. Und endlich, endlich war es dann so weit. David legte seine Lippen zärtlich auf die kirschroten Lippen von Julia, was sie sichtlich genoss, denn sie legte ebenfalls zärtlich ihre Arme um David, der sie ja so mochte und der ihr doch so gut tat. Wieder und wieder und immer wieder tauschten die Verliebten die innigsten Küsse aus, die die Besten waren, die Besten, die sie je kannten.
David und Julia konnten nicht genug bekommen von einander. Sie wollten immer mehr davon, immer mehr, während ihr Verlangen kaum zu stillen war. Das Feuer loderte so heftig, trotz der Missgunst der anderen, loderte das Feuer der Liebe zwischen den Beiden so heftig, seit dem ersten Tage als es entfacht war, dass es durch nichts zu löschen war und nicht mal von einem NS-Geschwader ausgetrampelt werden konnte. Wieder sahen sich die Zwei tief in die Augen, in ihre immer noch vor Liebe sehr leuchtend funkelnden Augen, bis Julia ganz ruhig ihren Kopf auf Davids Schohs legte. David streichte ihr immer wieder über ihre schulterlangen glatten Haare, die ihm so gut gefielen und die sich mit jeder Bewegung um seine Finger legten. Julia entspannte sich ganz, lies sich fallen, legte sich ganz allein in die Hände ihres Geliebten. Eine wunderbare Leere füllte ihren Kopf aus. Sie wollte in diesem traumhaften Augenblick keinen Gedanken an irgendeinen Führer verschwenden. Er war jedoch nicht ganz leer – ihr Kopf würde wohl nie ganz leer werden. Nur Gedanken über sie beide, über ihre Zukunft flatterten, wie Schmetterlinge über einer saftig blühenden Frühlingswiese, darin herum.
Wie soll das mit uns beiden bloß weiter gehen? Es ist so aussichtslos. Ja, unsere Lage ist aussichtslos und trostlos. Man müsste einfach abhauen können, abhauen in ein Land, in dem noch keine braune Macht herrschte. Nach Frankreich oder England. Bestimmt, das wäre das Beste, das müsste man tun. Am besten nach Frankreich, schließlich kann ich ja schon ein bisschen französisch von Tante Clara aus der Stadt. Aber England ist bestimmt auch hübsch oder wie wär’s mit der Schweiz? Aber es bleibt ja wahrscheinlich doch nur ein Traum. So etwas törichtes von mir. Träume sind Schäume und zerplatzen wie Seifenblasen.
Julia wurde völlig aus ihren Gedanken gerissen. Ein Käuzchen, das ganz in der Nähe auf einem Baum saß und die Beiden beobachtete, stieß einen heftigen Schrei aus.
Mit neugierigen Blicken beobachtete Julia wie ihr Schatz David sein Taschenmesser aus der Tasche seiner dunkelgrünen Curtjacke holte. Als er die scharfe Klinge aus der schwarzen Ummantelung klappte, glänzte sie im hellen Mondlicht. Anschließend ritzte er mit aller Kraft die Initialen von seiner Geliebten und von sich in die harte Borke eines nahestehenden Baumes ein. Danach umfuhr er das Ganze mit der Spitze seines Messers mit einem Herzen. Eine überwältigende Freude kam plötzlich in ihr hoch und füllte sie ganz aus. Julia umarmte ihren Geliebten und belohnte ihn mit einem ihrer innigsten Küsse, die den beiden doch so viel bedeuteten. Einen kurzen Moment sahen sich Julia und David wieder an. David wollte etwas sagen. ,,Ich lieb...!“ , was er jedoch nicht ganz zu Ende bekam, weil Julia wieder ihre vollen kirschroten Lippen auf seine drückte. ,,Ich auch!“
Dies sollte den Bund der Liebe zwischen den Beiden fest beschließen und keiner sollte diese Magie jemals vernichten. David und Julia wünschten sich, dass ihre Liebe so lange andauert, wie der Baum hier im Wald steht und ebenso wächst. Doch plötzlich wurde David nachdenklich:
Hat es denn überhaupt eine Zukunft mit uns? Ich glaube fast nicht daran, denn es wäre zu schön um wahr zu sein. Aber wir haben wohl kaum eine Chance. Nein, keine Chance. Vielleicht wäre es einfach das Beste, wenn ich Julia verließe um sie zu retten. Mir ist es sicher im KZ zu landen und wie ein Stück lebloses Fleisch, ein Stück Dreck behandelt zu werden. Ich sollte sie verlassen, damit sie nicht mit rein gezogen wird, denn sie würde sofort zerbrechen an den Qualen, an der Folter, die uns erwarten würden und ich könnte es einfach nicht ertragen, wenn sie ihr etwas antun würden. Nein, das wäre meine größte Qual. Nichts was sie mir antun könnten, wäre schlimmer, als das was sie ihr, meiner Geliebten Julia, an der ich die glatten blonden Haare und die prallen kirschroten Lippen so mag und schätze, antäten. Aber ich könnte es aushalten. Ich wäre so stark wie nötig – so stark wie möglich. Und Julia würde ja bestimmt auf mich warten, bis es vorbei ist, ganz, ganz bestimmt.
 

Lillia

Mitglied
Hallo Ercule Poirot!

Meine ehrliche Meinung zu einigen Einzelheiten, aber nur eine von vielen Meinungen:

"Nein, das wäre meine größte Qual. Nichts was sie mir antun könnten, wäre schlimmer, als das was sie ihr, meiner Geliebten Julia, an der ich die glatten blonden Haare und die prallen kirschroten Lippen so mag und schätze, antäten. "

Das, was er am meisten an seiner riesiggrossen Liebe schaetzt, sind ihre blonden Haare und ihre prallen roten Lippen??

Ich finde die Personenbeschreibungen ziemlich flach.
Die ganze Geschichte finde ich etwas zweidimensional. Auch der dramatische Hintergrund hilft ihr meiner Meinung nach nicht, packender zu werden.

Der im ersten Satz gefuerchtete Vater taucht nicht mehr auf.


Auch sind einige grammatikalische Fehler drin, die Du beheben solltest. zB "Dabei war David ja gar kein dahergelaufenER, verlauster Bursche, keineswegs" oder "diesen braunen Abschaum von denen ich nun ganz und gar nichts hielt." (=> von DEM, denn: 'der Abschaum')

Gehe den Text nochmal sorgfaeltig durch, es waere zuviel Arbeit, sie jetzt einzeln rauszuschreiben.
Die Zeit im ersten Abschnitt stimmt nicht mit den anderen kursiv geschriebenen Absaetzen ueberein.

Lieber Gruss


-lilli-
 



 
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