Kneipengast

Es verging selten ein Tag, an dem sie nicht nach Feierabend sich in die Kneipe direkt um die Ecke setzte um zu lesen. Jedes Mal bestellte sie sich ein Weizen, klappte das mitgebrachte Buch auf und blieb genau für die Dauer ihres Getränks. Jeder der Stammgäste kannte sie und doch wusste keiner ihren Namen. Trotz ihrer Brille, den züchtigen Zopf und dem weiten Pulli, strahlte sie eine seltsame Aura aus, sodass fast jeder männliche Gast immer mal zu ihr sah. Wenn sie zum Glas griff und damit kurz das Lesen unterbrach, trafen sich manchmal die Blicke. Dann lächelte sie freundlich und prostete ab und an sogar einem der Gäste zu.
Natürlich hatten schon einige sich ihr vorsichtig genähert und höfliche Fragen gestellt, meist über ihre Bücher. Ebenso höflich hatte sie geantwortet, aber niemals kam ein richtiges Gespräch zustande. Sobald sie gegangen war, drehten sich die Gespräche kurze Zeit um sie. Wer sie wohl sei? Warum ist sie immer allein? Wieso liest sie so viel? Ob sie einen Freund hat? Doch es blieb bei den unbeantworteten Fragen und man verbrachte den restlichen Abend mit anderen Themen.
An einem Dienstag beschloss Jannik die junge Frau anzusprechen und sich nicht abspeisen zu lassen. Er hatte schon lange ein unbestimmbares Gefühl für sie entwickelt und seine Gedanken kreisten zu häufig um sie. Er hatte sich sogar das gleiche Buch gekauft wie sie und durchgelesen, damit er Gesprächstoff mitbringen konnte. Sehnsüchtig sah er auf die Uhr, wartete. Pünktlich um 19 Uhr betrat sie die Kneipe, setzte sich in ihre Ecke und bestellte sich ihr Weizen. Dann klappte sie das Buch auf, schob die Brille zurecht und begann zu lesen.
Jannik nahm noch einen Schluck von seinem Pils und räusperte sich, in Gedanken schon bei der Anrede, als sein bester Freund Jens ihm auf die Schulter schlug. „Hey Jannik, ich hab Karten für Samstag. Kommst du mit?“
Völlig überrumpelt und entgeistert starrte er Jens an „Was?“
„Meeensch, was ist denn mit dir los? Ich hab Karten!“ er wedelte mit zwei Eintrittskarten vor Janniks Nase herum. Resigniert lies dieser den Kopf hängen, jetzt war die Aufmerksamkeit der ganzen Kneipe auf ihn gerichtet. Er hob den Kopf und lächelte kläglich „Klar komm ich mit!“ dabei schielte er zu der Frau. Sie hatte nicht mal den Kopf gehoben. Der Abend verlief wie immer: Sie ging nach ihrem Bier und er hing mit seinen Freunden bis kurz vor Mitternacht herum. Morgen wollte er noch mal sein Glück versuchen, danach hatte er Nachtschicht und konnte erst am Wochenende wieder in die Kneipe.

Am nächsten Abend gab er sich geduldig, schielte auffällig nicht zur Tür oder gab selten Kommentare zu dem bald kommenden weiblichen Gast. Die Zeit wollte nicht verrinnen, doch dann endlich war sie da. Er wartete bis sie wieder mal zu ihrem Glas griff und die Augen vom Buch nahm, sah sie direkt an und lächelte. Doch bei den ersten Versuchen war ihr Blick stets in eine andere Ecke des Raumes gerichtet. Mittlerweile war auch seinen Kumpels aufgefallen, dass er sich sonderlich benahm. Das obligatorische anrempeln mit den Ellenbogen und das auffällig Kopfrucken in seine Richtung machte die Runde. Aber es kümmerte Jannik nicht, denn Verzweiflung machte sich in ihm breit. Ihr Glas war fast leer.
Endlich war der Augenblick gekommen, ihr Blick lag auf ihm und er lächelte ihr erfreut zu. Wie immer in solchen Situationen lächelte und prostete sie zurück. Gleichzeitig hoben sie ihr Glas und tranken, dann ging hinter ihm das Gejohle seiner Freunde los. Peinlich berührt färbten sich seine Wangen rot und er drehte sich grinsend, aber dennoch mit tadelndem Blick zu seinen Kumpels um. Diese grölten umso mehr und deuteten mit den Augen zu der Leserin. Schnell wandte er sich wieder um und lächelte sie verzagt an, doch sie hatte sich nicht wie sonst sofort ihrem Buch zugewandt, sondern beobachtete interessiert die Szene.

Jens gab ihm einen Schubs, so dass er in ihre Richtung stolperte. Wieder wandte er sich um, doch sein bester Freund grinste nur und machte eine unmissverständliche Geste mit der Hand, dass er endlich rüber gehen sollte. Jannik straffte seine Schultern und schritt auf ihren Tisch zu. Fieberhaft überlegte er, was er sagen sollte um dann doch nur ein „Hi!“ heraus zu bekommen.

Sie hob den Kopf und schmunzelte „Hi“
„Ähm, ja. Eigentlich wollte ich ja gar nicht so direkt zu dir kommen“ stotterte er und schalt sich sofort einen Narren. Er hatte sie geduzt und dazu noch gesagt, dass er sich nicht für sie interessierte. Er sah ihr Lächeln abkühlen, „Ach so“
„Aber Sie lächeln so schön, ich würde sie gerne öfters lächeln sehen, wenn sie ihre hübsche Nase immer in ein Buch stecken, kommt es gar nicht zur Geltung“ purzelten die Worte aus ihm heraus.
Die Frau hob eine Augenbraue, doch das Lächeln kehrte zurück. Abwartend sah sie ihn an und seine Gedanken rasten.
„Naja, wenn ich schon mal hier bin, würde ich sie gerne auf ein Bier einladen. Natürlich nur, wenn sie Zeit haben.“
Sie klappte ihr Buch zu, nahm ihr Glas in die Hand und trank den Rest leer. Schon keimte Hoffnung in ihm auf, doch sie griff nach ihrer Jacke. „Ich werde es mir überlegen“
Jannik schluckte krampfhaft und lächelte resigniert „Ja klar, sagen sie mir einfach Bescheid, ok?“
Als sie sich an ihm vorbei schob und er ungeschickt nach hinten auswich, glaubte er noch ein „Mal schauen“ zu hören, dann war sie weg.

In der Kneipe war es still, alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Grimmig blickte er in die Runde, „Was ist? Habt ihr nichts Besseres zu tun?“
Wolfgang der Wirt trat auf ihn zu und schmunzelte „Geh ihr nach, bezahlen kannst du ein andermal.“ , der Rest der Kneipengäste nickte wie einstudiert. Völlig perplex starrte Jannik Wolfgang an.
„Na los Jannik, sonst ist sie weg!“
Wie von der Tarantel gestochen schnappte er sich seinen Mantel und stürmte aus der Kneipe hinaus. Sein Blick glitt suchend über den Gehweg, die Strasse hinauf und dann hinunter. Die Frau stand gerade mal 8 Häuser weiter vor einer Haustür und hantierte mit den Schlüsseln herum. Jannik sprintete zu ihr hin, sodass sie erschrocken zur Seite sprang, als er neben ihr zum Stehen kam. Er hob beschwichtigend die Hände und lächelte sie offen an.
„Hey, ich wollte mich entschuldigen.“
Sie betrachtete ihn genauer, während eine Hand in der Umhängetasche blieb. „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.“
„Doch. Ich habe mich wie ein Trottel verhalten.“
Nun endlich lächelte sie wieder, „Ja, so ähnlich!“
Er machte ihr den Weg zu ihrer Haustüre frei und stellte sich absichtlich ein wenig weiter weg, um ihr die Möglichkeit zu geben einfach zu verschwinden. Warum er das tat wusste er nicht, es war wie eine Eingebung. Sofort schloss sie die Tür auf, blinzelte immer wieder zu ihm und huschte dann hinein. Allerdings ließ sie einen Spalt offen und lugte mit dem Kopf heraus. „Und jetzt?“
Mit den Händen tief in die Hosentaschen vergraben und die Schultern hochgezogen trat er näher. „Wissen sie, ich wollte sie kennen lernen. Nicht so wie es letztendlich passiert ist, aber das kann ich nicht mehr ändern. Ich habe sogar das Buch gelesen, dass sie gerade in der Kneipe lesen, damit wir Gesprächsstoff haben.“ Meinte er grinsend und legte den Kopf schief.
„Wirklich?“
Nickend bestätigte er ihre Frage, zog die Taschenbuchausgabe aus seiner Jackeninnentasche hervor und hielt sie ihr vor die Nase. Sie lachte, dabei fiel die Türe zu. Jannik wartete noch eine Weile, doch die Haustüre blieb verschlossen. Missmutig kickte er einen herumliegenden Pappbecher auf die Strasse und ging ohne nochmals in der Kneipe vorbei zu schauen nach Hause.

Die ganze Woche in der Nachtschicht wanderten seine Gedanken zu der Frau. Mal ärgerte er sich über sie, mal glaubte er sie zu verstehen. Er sprach mit niemandem darüber, auch wenn Jens ihn ein paar Mal angerufen und ausgefragt hatte. Dann kam das Wochenende und er überlegte tatsächlich, ob er überhaupt in die Kneipe gehen sollte. Ihm war das Ganze mittlerweile peinlich, auch wenn er sie nicht aus seinen Gedanken entfernen konnte. Noch während er überlegte klingelte sein Handy, Jens rief an. Genervt nahm Jannik das Gespräch an.
„Ja?“
„Hey Jannik, denkst du an das Spiel?“
„Welches Spiel?“
„Na die Karten, ich hab doch Eintrittskarten fürs Spiel heute Abend. Wir treffen uns in der Kneipe, ok?“
„Ach ja, das Spiel. Ok, ich werde da sein.“
Er legte auf und trat gegen den Schuhschrank. Nun, da er gar nicht in der Kneipe den Abend verbringen konnte, merkte er wie gerne er dort gewesen wäre.
Als es Zeit war sich fertig zu machen, hatte er sich schon tausende von Ausreden überlegt um nicht mit zum Spiel zu gehen, aber letztendlich brachte er es nicht über sich abzusagen. Jens war sein bester Freund, er wollte ihn nicht enttäuschen.
In der Kneipe angekommen, trat Jens direkt auf ihn zu und drückte ihm die beiden Karten in die Hand. Verdutzt schaute er auf das Papier in seiner Hand, denn es waren keine Eintrittskarten für das Spiel, sondern zwei Karten für das Musical „Cats“, dass heute Abend aufgeführt wurde.
„Du willst mit mir in ein Musical?“
Die ganzen Kneipengäste, die alle auffällig gelauscht hatten, lachten. Jens schüttelte den Kopf. „Quatsch, lad das Mädel ein. Du weißt doch hoffentlich wo sie wohnt, oder?“ sein Mund verzog sich zu einem schelmischen Grinsen.
„Ähm ja. Du meinst, ich soll einfach hingehen und klingeln?“ fragte Jannik ungläubig. Wieder einmal nickten alle in der Kneipe synchron. „Du solltest dich beeilen, die Vorstellung beginnt in knapp einer dreiviertel Stunde!“
Ohne sich noch groß zu verabschieden rannte Jannik zum Haus der Frau und starrte auf die Klingelleiste. Drei Namen waren angegeben, wobei ein gewisser Gerhard automatisch ausfiel. Unentschlossen zuckten Janniks Finger über die beiden Knöpfe. Dann entschied er sich einfach für den untersten und drückte darauf. Erst fünf Minuten später meldete sich eine brüchig und alt klingende Frauenstimme mit einem „Ja, wer is da?“
Fieberhaft überlegte Jannik was er sagen sollte, auch wenn er falsch geklingelt hatte. „Ähm, Jannik. Ich wollte mit der jungen Dame hier im Haus sprechen!“
„Sie meinen die Swanja? Die wohnt ganz oben junger Mann. Ganz oben. Sie müssen oben klingeln“ und damit legte sie auf.
In Gedanken wiederholte er ihren Namen und lächelte, dann drückte er den obersten Knopf in der Leiste. Kurz darauf meldete sich die erhoffte Stimme, „Hallo?“
„Hi, Jannik hier!“
„Jannik?“ kam ihre verwunderte und fragende Antwort.
„Der aufdringliche Typ mit dem Taschenbuch von letzter Woche“.
Kurz herrschte Stille „Hi, was wollen sie?“
Er leckte sich über die Lippen und presste die Augen zusammen, innerlich betend, „Ich wollte sie in das Musical „Cats“ einladen. Ich habe zwei Karten für heute Abend, aber wir müssten uns beeilen.“
Wieder herrschte kurz Stille und er wagte es nicht die Augen zu öffnen. Unbewusst hatte er die Hände geballt und die Lippen fest zusammen gepresst.
„Ok!“
Er hörte wie sie auflegte und öffnete die Augen langsam. Meinte sie nun – Ok, ich komme gleich runter – oder – ok, schön für dich, ich hab kein Interesse – fragte er sich in Gedanken. Doch dann öffnete sich die Haustür und sie stand vor ihm….

Fortsetzung folgt.
 
Es verging selten ein Tag, an dem sie nicht nach Feierabend sich in die Kneipe direkt um die Ecke setzte um zu lesen. Jedes Mal bestellte sie sich ein Weizen, klappte das mitgebrachte Buch auf und blieb genau für die Dauer ihres Getränks. Jeder der Stammgäste kannte sie und doch wusste keiner ihren Namen. Trotz ihrer Brille, den züchtigen Zopf und dem weiten Pulli, strahlte sie eine seltsame Aura aus, sodass fast jeder männliche Gast immer mal zu ihr sah. Wenn sie zum Glas griff und damit kurz das Lesen unterbrach, trafen sich manchmal die Blicke. Dann lächelte sie freundlich und prostete ab und an sogar einem der Gäste zu.
Natürlich hatten schon einige sich ihr vorsichtig genähert und höfliche Fragen gestellt, meist über ihre Bücher. Ebenso höflich hatte sie geantwortet, aber niemals kam ein richtiges Gespräch zustande. Sobald sie gegangen war, drehten sich die Gespräche kurze Zeit um sie. Wer sie wohl sei? Warum ist sie immer allein? Wieso liest sie so viel? Ob sie einen Freund hat? Doch es blieb bei den unbeantworteten Fragen und man verbrachte den restlichen Abend mit anderen Themen.
An einem Dienstag beschloss Jannik die junge Frau anzusprechen und sich nicht abspeisen zu lassen. Er hatte schon lange ein unbestimmbares Gefühl für sie entwickelt und seine Gedanken kreisten zu häufig um sie. Er hatte sich sogar das gleiche Buch gekauft wie sie und durchgelesen, damit er Gesprächstoff mitbringen konnte. Sehnsüchtig sah er auf die Uhr, wartete. Pünktlich um 19 Uhr betrat sie die Kneipe, setzte sich in ihre Ecke und bestellte sich ihr Weizen. Dann klappte sie das Buch auf, schob die Brille zurecht und begann zu lesen.
Jannik nahm noch einen Schluck von seinem Pils und räusperte sich, in Gedanken schon bei der Anrede, als sein bester Freund Jens ihm auf die Schulter schlug. „Hey Jannik, ich hab Karten für Samstag. Kommst du mit?“
Völlig überrumpelt und entgeistert starrte er Jens an „Was?“
„Meeensch, was ist denn mit dir los? Ich hab Karten!“ er wedelte mit zwei Eintrittskarten vor Janniks Nase herum. Resigniert lies dieser den Kopf hängen, jetzt war die Aufmerksamkeit der ganzen Kneipe auf ihn gerichtet. Er hob den Kopf und lächelte kläglich „Klar komm ich mit!“ dabei schielte er zu der Frau. Sie hatte nicht mal den Kopf gehoben. Der Abend verlief wie immer: Sie ging nach ihrem Bier und er hing mit seinen Freunden bis kurz vor Mitternacht herum. Morgen wollte er noch mal sein Glück versuchen, danach hatte er Nachtschicht und konnte erst am Wochenende wieder in die Kneipe.

Am nächsten Abend gab er sich geduldig, schielte auffällig nicht zur Tür oder gab selten Kommentare zu dem bald kommenden weiblichen Gast. Die Zeit wollte nicht verrinnen, doch dann endlich war sie da. Er wartete bis sie wieder mal zu ihrem Glas griff und die Augen vom Buch nahm, sah sie direkt an und lächelte. Doch bei den ersten Versuchen war ihr Blick stets in eine andere Ecke des Raumes gerichtet. Mittlerweile war auch seinen Kumpels aufgefallen, dass er sich sonderlich benahm. Das obligatorische anrempeln mit den Ellenbogen und das auffällig Kopfrucken in seine Richtung machte die Runde. Aber es kümmerte Jannik nicht, denn Verzweiflung machte sich in ihm breit. Ihr Glas war fast leer.
Endlich war der Augenblick gekommen, ihr Blick lag auf ihm und er lächelte ihr erfreut zu. Wie immer in solchen Situationen lächelte und prostete sie zurück. Gleichzeitig hoben sie ihr Glas und tranken, dann ging hinter ihm das Gejohle seiner Freunde los. Peinlich berührt färbten sich seine Wangen rot und er drehte sich grinsend, aber dennoch mit tadelndem Blick zu seinen Kumpels um. Diese grölten umso mehr und deuteten mit den Augen zu der Leserin. Schnell wandte er sich wieder um und lächelte sie verzagt an, doch sie hatte sich nicht wie sonst sofort ihrem Buch zugewandt, sondern beobachtete interessiert die Szene.

Jens gab ihm einen Schubs, so dass er in ihre Richtung stolperte. Wieder wandte er sich um, doch sein bester Freund grinste nur und machte eine unmissverständliche Geste mit der Hand, dass er endlich rüber gehen sollte. Jannik straffte seine Schultern und schritt auf ihren Tisch zu. Fieberhaft überlegte er, was er sagen sollte um dann doch nur ein „Hi!“ heraus zu bekommen.

Sie hob den Kopf und schmunzelte „Hi“
„Ähm, ja. Eigentlich wollte ich ja gar nicht so direkt zu dir kommen“ stotterte er und schalt sich sofort einen Narren. Er hatte sie geduzt und dazu noch gesagt, dass er sich nicht für sie interessierte. Er sah ihr Lächeln abkühlen, „Ach so“
„Aber Sie lächeln so schön, ich würde sie gerne öfters lächeln sehen, wenn sie ihre hübsche Nase immer in ein Buch stecken, kommt es gar nicht zur Geltung“ purzelten die Worte aus ihm heraus.
Die Frau hob eine Augenbraue, doch das Lächeln kehrte zurück. Abwartend sah sie ihn an und seine Gedanken rasten.
„Naja, wenn ich schon mal hier bin, würde ich sie gerne auf ein Bier einladen. Natürlich nur, wenn sie Zeit haben.“
Sie klappte ihr Buch zu, nahm ihr Glas in die Hand und trank den Rest leer. Schon keimte Hoffnung in ihm auf, doch sie griff nach ihrer Jacke. „Ich werde es mir überlegen“
Jannik schluckte krampfhaft und lächelte resigniert „Ja klar, sagen sie mir einfach Bescheid, ok?“
Als sie sich an ihm vorbei schob und er ungeschickt nach hinten auswich, glaubte er noch ein „Mal schauen“ zu hören, dann war sie weg.

In der Kneipe war es still, alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Grimmig blickte er in die Runde, „Was ist? Habt ihr nichts Besseres zu tun?“
Wolfgang der Wirt trat auf ihn zu und schmunzelte „Geh ihr nach, bezahlen kannst du ein andermal.“ , der Rest der Kneipengäste nickte wie einstudiert. Völlig perplex starrte Jannik Wolfgang an.
„Na los Jannik, sonst ist sie weg!“
Wie von der Tarantel gestochen schnappte er sich seinen Mantel und stürmte aus der Kneipe hinaus. Sein Blick glitt suchend über den Gehweg, die Strasse hinauf und dann hinunter. Die Frau stand gerade mal 8 Häuser weiter vor einer Haustür und hantierte mit den Schlüsseln herum. Jannik sprintete zu ihr hin, sodass sie erschrocken zur Seite sprang, als er neben ihr zum Stehen kam. Er hob beschwichtigend die Hände und lächelte sie offen an.
„Hey, ich wollte mich entschuldigen.“
Sie betrachtete ihn genauer, während eine Hand in der Umhängetasche blieb. „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.“
„Doch. Ich habe mich wie ein Trottel verhalten.“
Nun endlich lächelte sie wieder, „Ja, so ähnlich!“
Er machte ihr den Weg zu ihrer Haustüre frei und stellte sich absichtlich ein wenig weiter weg, um ihr die Möglichkeit zu geben einfach zu verschwinden. Warum er das tat wusste er nicht, es war wie eine Eingebung. Sofort schloss sie die Tür auf, blinzelte immer wieder zu ihm und huschte dann hinein. Allerdings ließ sie einen Spalt offen und lugte mit dem Kopf heraus. „Und jetzt?“
Mit den Händen tief in die Hosentaschen vergraben und die Schultern hochgezogen trat er näher. „Wissen sie, ich wollte sie kennen lernen. Nicht so wie es letztendlich passiert ist, aber das kann ich nicht mehr ändern. Ich habe sogar das Buch gelesen, dass sie gerade in der Kneipe lesen, damit wir Gesprächsstoff haben.“ Meinte er grinsend und legte den Kopf schief.
„Wirklich?“
Nickend bestätigte er ihre Frage, zog die Taschenbuchausgabe aus seiner Jackeninnentasche hervor und hielt sie ihr vor die Nase. Sie lachte, dabei fiel die Türe zu. Jannik wartete noch eine Weile, doch die Haustüre blieb verschlossen. Missmutig kickte er einen herumliegenden Pappbecher auf die Strasse und ging ohne nochmals in der Kneipe vorbei zu schauen nach Hause.

Die ganze Woche in der Nachtschicht wanderten seine Gedanken zu der Frau. Mal ärgerte er sich über sie, mal glaubte er sie zu verstehen. Er sprach mit niemandem darüber, auch wenn Jens ihn ein paar Mal angerufen und ausgefragt hatte. Dann kam das Wochenende und er überlegte tatsächlich, ob er überhaupt in die Kneipe gehen sollte. Ihm war das Ganze mittlerweile peinlich, auch wenn er sie nicht aus seinen Gedanken entfernen konnte. Noch während er überlegte klingelte sein Handy, Jens rief an. Genervt nahm Jannik das Gespräch an.
„Ja?“
„Hey Jannik, denkst du an das Spiel?“
„Welches Spiel?“
„Na die Karten, ich hab doch Eintrittskarten fürs Spiel heute Abend. Wir treffen uns in der Kneipe, ok?“
„Ach ja, das Spiel. Ok, ich werde da sein.“
Er legte auf und trat gegen den Schuhschrank. Nun, da er gar nicht in der Kneipe den Abend verbringen konnte, merkte er wie gerne er dort gewesen wäre.
Als es Zeit war sich fertig zu machen, hatte er sich schon tausende von Ausreden überlegt um nicht mit zum Spiel zu gehen, aber letztendlich brachte er es nicht über sich abzusagen. Jens war sein bester Freund, er wollte ihn nicht enttäuschen.
In der Kneipe angekommen, trat Jens direkt auf ihn zu und drückte ihm die beiden Karten in die Hand. Verdutzt schaute er auf das Papier in seiner Hand, denn es waren keine Eintrittskarten für das Spiel, sondern zwei Karten für das Musical „Cats“, dass heute Abend aufgeführt wurde.
„Du willst mit mir in ein Musical?“
Die ganzen Kneipengäste, die alle auffällig gelauscht hatten, lachten. Jens schüttelte den Kopf. „Quatsch, lad das Mädel ein. Du weißt doch hoffentlich wo sie wohnt, oder?“ sein Mund verzog sich zu einem schelmischen Grinsen.
„Ähm ja. Du meinst, ich soll einfach hingehen und klingeln?“ fragte Jannik ungläubig. Wieder einmal nickten alle in der Kneipe synchron. „Du solltest dich beeilen, die Vorstellung beginnt in knapp einer dreiviertel Stunde!“
Ohne sich noch groß zu verabschieden rannte Jannik zum Haus der Frau und starrte auf die Klingelleiste. Drei Namen waren angegeben, wobei ein gewisser Gerhard automatisch ausfiel. Unentschlossen zuckten Janniks Finger über die beiden Knöpfe. Dann entschied er sich einfach für den untersten und drückte darauf. Erst fünf Minuten später meldete sich eine brüchig und alt klingende Frauenstimme mit einem „Ja, wer is da?“
Fieberhaft überlegte Jannik was er sagen sollte, auch wenn er falsch geklingelt hatte. „Ähm, Jannik. Ich wollte mit der jungen Dame hier im Haus sprechen!“
„Sie meinen die Swanja? Die wohnt ganz oben junger Mann. Ganz oben. Sie müssen oben klingeln“ und damit legte sie auf.
In Gedanken wiederholte er ihren Namen und lächelte, dann drückte er den obersten Knopf in der Leiste. Kurz darauf meldete sich die erhoffte Stimme, „Hallo?“
„Hi, Jannik hier!“
„Jannik?“ kam ihre verwunderte und fragende Antwort.
„Der aufdringliche Typ mit dem Taschenbuch von letzter Woche“.
Kurz herrschte Stille „Hi, was wollen sie?“
Er leckte sich über die Lippen und presste die Augen zusammen, innerlich betend, „Ich wollte sie in das Musical „Cats“ einladen. Ich habe zwei Karten für heute Abend, aber wir müssten uns beeilen.“
Wieder herrschte kurz Stille und er wagte es nicht die Augen zu öffnen. Unbewusst hatte er die Hände geballt und die Lippen fest zusammen gepresst.
„Ok!“
Er hörte wie sie auflegte und öffnete die Augen langsam. Meinte sie nun – Ok, ich komme gleich runter – oder – ok, schön für dich, ich hab kein Interesse – fragte er sich in Gedanken. Doch dann öffnete sich die Haustür und sie stand vor ihm….

Fortsetzung folgt.
 

Mogli

Mitglied
Hallo Diana,

Normalerweise tue ich mich sehr schwer, eine längere Geschichte am Bildschirm zu lesen. Wenn nicht schon nach den ersten Sätzen ein Funke überspringt, hat sie keine Chance bei mir, was natürlich nicht immer richtig ist, ich weiß.
Deine aber hat mich von der ersten Zeile an interessiert, ich fand sie durchweg spannend und bibberte beim Lesen, ob Jannik es schaffen würde, die Aufmerksamkeit dieser Leseratte auf sich zu ziehen...
Im ersten Satz würde ich noch das "sich" verschieben, also: Es verging selten ein Tag, an dem sie SICH nicht nach
Feierabend.......

Liebe Grüße von Mogli
 
Hi Mogli,

danke für die schöne Kritik, ich bin leider die letzten Tage nicht zum schreiben gekommen *seufz* aber ich hab morgen frei. Vielleicht komme ich dazu weiter zu schreiben.

Lieben Gruß
Diana
 
Es verging selten ein Tag, an dem sie sich nicht nach Feierabend in die Kneipe direkt um die Ecke setzte um zu lesen. Jedes Mal bestellte sie sich ein Weizen, klappte das mitgebrachte Buch auf und blieb genau für die Dauer ihres Getränks. Jeder der Stammgäste kannte sie und doch wusste keiner ihren Namen. Trotz ihrer Brille, den züchtigen Zopf und dem weiten Pulli, strahlte sie eine seltsame Aura aus, sodass fast jeder männliche Gast immer mal zu ihr sah. Wenn sie zum Glas griff und damit kurz das Lesen unterbrach, trafen sich manchmal die Blicke. Dann lächelte sie freundlich und prostete ab und an sogar einem der Gäste zu.
Natürlich hatten schon einige sich ihr vorsichtig genähert und höfliche Fragen gestellt, meist über ihre Bücher. Ebenso höflich hatte sie geantwortet, aber niemals kam ein richtiges Gespräch zustande. Sobald sie gegangen war, drehten sich die Gespräche kurze Zeit um sie. Wer sie wohl sei? Warum ist sie immer allein? Wieso liest sie so viel? Ob sie einen Freund hat? Doch es blieb bei den unbeantworteten Fragen und man verbrachte den restlichen Abend mit anderen Themen.
An einem Dienstag beschloss Jannik die junge Frau anzusprechen und sich nicht abspeisen zu lassen. Er hatte schon lange ein unbestimmbares Gefühl für sie entwickelt und seine Gedanken kreisten zu häufig um sie. Er hatte sich sogar das gleiche Buch gekauft wie sie und durchgelesen, damit er Gesprächstoff mitbringen konnte. Sehnsüchtig sah er auf die Uhr, wartete. Pünktlich um 19 Uhr betrat sie die Kneipe, setzte sich in ihre Ecke und bestellte sich ihr Weizen. Dann klappte sie das Buch auf, schob die Brille zurecht und begann zu lesen.
Jannik nahm noch einen Schluck von seinem Pils und räusperte sich, in Gedanken schon bei der Anrede, als sein bester Freund Jens ihm auf die Schulter schlug. „Hey Jannik, ich hab Karten für Samstag. Kommst du mit?“
Völlig überrumpelt und entgeistert starrte er Jens an „Was?“
„Meeensch, was ist denn mit dir los? Ich hab Karten!“ er wedelte mit zwei Eintrittskarten vor Janniks Nase herum. Resigniert lies dieser den Kopf hängen, jetzt war die Aufmerksamkeit der ganzen Kneipe auf ihn gerichtet. Er hob den Kopf und lächelte kläglich „Klar komm ich mit!“ dabei schielte er zu der Frau. Sie hatte nicht mal den Kopf gehoben. Der Abend verlief wie immer: Sie ging nach ihrem Bier und er hing mit seinen Freunden bis kurz vor Mitternacht herum. Morgen wollte er noch mal sein Glück versuchen, danach hatte er Nachtschicht und konnte erst am Wochenende wieder in die Kneipe.

Am nächsten Abend gab er sich geduldig, schielte auffällig nicht zur Tür oder gab selten Kommentare zu dem bald kommenden weiblichen Gast. Die Zeit wollte nicht verrinnen, doch dann endlich war sie da. Er wartete bis sie wieder mal zu ihrem Glas griff und die Augen vom Buch nahm, sah sie direkt an und lächelte. Doch bei den ersten Versuchen war ihr Blick stets in eine andere Ecke des Raumes gerichtet. Mittlerweile war auch seinen Kumpels aufgefallen, dass er sich sonderlich benahm. Das obligatorische anrempeln mit den Ellenbogen und das auffällig Kopfrucken in seine Richtung machte die Runde. Aber es kümmerte Jannik nicht, denn Verzweiflung machte sich in ihm breit. Ihr Glas war fast leer.
Endlich war der Augenblick gekommen, ihr Blick lag auf ihm und er lächelte ihr erfreut zu. Wie immer in solchen Situationen lächelte und prostete sie zurück. Gleichzeitig hoben sie ihr Glas und tranken, dann ging hinter ihm das Gejohle seiner Freunde los. Peinlich berührt färbten sich seine Wangen rot und er drehte sich grinsend, aber dennoch mit tadelndem Blick zu seinen Kumpels um. Diese grölten umso mehr und deuteten mit den Augen zu der Leserin. Schnell wandte er sich wieder um und lächelte sie verzagt an, doch sie hatte sich nicht wie sonst sofort ihrem Buch zugewandt, sondern beobachtete interessiert die Szene.

Jens gab ihm einen Schubs, so dass er in ihre Richtung stolperte. Wieder wandte er sich um, doch sein bester Freund grinste nur und machte eine unmissverständliche Geste mit der Hand, dass er endlich rüber gehen sollte. Jannik straffte seine Schultern und schritt auf ihren Tisch zu. Fieberhaft überlegte er, was er sagen sollte um dann doch nur ein „Hi!“ heraus zu bekommen.

Sie hob den Kopf und schmunzelte „Hi“
„Ähm, ja. Eigentlich wollte ich ja gar nicht so direkt zu dir kommen“ stotterte er und schalt sich sofort einen Narren. Er hatte sie geduzt und dazu noch gesagt, dass er sich nicht für sie interessierte. Er sah ihr Lächeln abkühlen, „Ach so“
„Aber Sie lächeln so schön, ich würde sie gerne öfters lächeln sehen, wenn sie ihre hübsche Nase immer in ein Buch stecken, kommt es gar nicht zur Geltung“ purzelten die Worte aus ihm heraus.
Die Frau hob eine Augenbraue, doch das Lächeln kehrte zurück. Abwartend sah sie ihn an und seine Gedanken rasten.
„Naja, wenn ich schon mal hier bin, würde ich sie gerne auf ein Bier einladen. Natürlich nur, wenn sie Zeit haben.“
Sie klappte ihr Buch zu, nahm ihr Glas in die Hand und trank den Rest leer. Schon keimte Hoffnung in ihm auf, doch sie griff nach ihrer Jacke. „Ich werde es mir überlegen“
Jannik schluckte krampfhaft und lächelte resigniert „Ja klar, sagen sie mir einfach Bescheid, ok?“
Als sie sich an ihm vorbei schob und er ungeschickt nach hinten auswich, glaubte er noch ein „Mal schauen“ zu hören, dann war sie weg.

In der Kneipe war es still, alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Grimmig blickte er in die Runde, „Was ist? Habt ihr nichts Besseres zu tun?“
Wolfgang der Wirt trat auf ihn zu und schmunzelte „Geh ihr nach, bezahlen kannst du ein andermal.“ , der Rest der Kneipengäste nickte wie einstudiert. Völlig perplex starrte Jannik Wolfgang an.
„Na los Jannik, sonst ist sie weg!“
Wie von der Tarantel gestochen schnappte er sich seinen Mantel und stürmte aus der Kneipe hinaus. Sein Blick glitt suchend über den Gehweg, die Strasse hinauf und dann hinunter. Die Frau stand gerade mal 8 Häuser weiter vor einer Haustür und hantierte mit den Schlüsseln herum. Jannik sprintete zu ihr hin, sodass sie erschrocken zur Seite sprang, als er neben ihr zum Stehen kam. Er hob beschwichtigend die Hände und lächelte sie offen an.
„Hey, ich wollte mich entschuldigen.“
Sie betrachtete ihn genauer, während eine Hand in der Umhängetasche blieb. „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.“
„Doch. Ich habe mich wie ein Trottel verhalten.“
Nun endlich lächelte sie wieder, „Ja, so ähnlich!“
Er machte ihr den Weg zu ihrer Haustüre frei und stellte sich absichtlich ein wenig weiter weg, um ihr die Möglichkeit zu geben einfach zu verschwinden. Warum er das tat wusste er nicht, es war wie eine Eingebung. Sofort schloss sie die Tür auf, blinzelte immer wieder zu ihm und huschte dann hinein. Allerdings ließ sie einen Spalt offen und lugte mit dem Kopf heraus. „Und jetzt?“
Mit den Händen tief in die Hosentaschen vergraben und die Schultern hochgezogen trat er näher. „Wissen sie, ich wollte sie kennen lernen. Nicht so wie es letztendlich passiert ist, aber das kann ich nicht mehr ändern. Ich habe sogar das Buch gelesen, dass sie gerade in der Kneipe lesen, damit wir Gesprächsstoff haben.“ Meinte er grinsend und legte den Kopf schief.
„Wirklich?“
Nickend bestätigte er ihre Frage, zog die Taschenbuchausgabe aus seiner Jackeninnentasche hervor und hielt sie ihr vor die Nase. Sie lachte, dabei fiel die Türe zu. Jannik wartete noch eine Weile, doch die Haustüre blieb verschlossen. Missmutig kickte er einen herumliegenden Pappbecher auf die Strasse und ging ohne nochmals in der Kneipe vorbei zu schauen nach Hause.

Die ganze Woche in der Nachtschicht wanderten seine Gedanken zu der Frau. Mal ärgerte er sich über sie, mal glaubte er sie zu verstehen. Er sprach mit niemandem darüber, auch wenn Jens ihn ein paar Mal angerufen und ausgefragt hatte. Dann kam das Wochenende und er überlegte tatsächlich, ob er überhaupt in die Kneipe gehen sollte. Ihm war das Ganze mittlerweile peinlich, auch wenn er sie nicht aus seinen Gedanken entfernen konnte. Noch während er überlegte klingelte sein Handy, Jens rief an. Genervt nahm Jannik das Gespräch an.
„Ja?“
„Hey Jannik, denkst du an das Spiel?“
„Welches Spiel?“
„Na die Karten, ich hab doch Eintrittskarten fürs Spiel heute Abend. Wir treffen uns in der Kneipe, ok?“
„Ach ja, das Spiel. Ok, ich werde da sein.“
Er legte auf und trat gegen den Schuhschrank. Nun, da er gar nicht in der Kneipe den Abend verbringen konnte, merkte er wie gerne er dort gewesen wäre.
Als es Zeit war sich fertig zu machen, hatte er sich schon tausende von Ausreden überlegt um nicht mit zum Spiel zu gehen, aber letztendlich brachte er es nicht über sich abzusagen. Jens war sein bester Freund, er wollte ihn nicht enttäuschen.
In der Kneipe angekommen, trat Jens direkt auf ihn zu und drückte ihm die beiden Karten in die Hand. Verdutzt schaute er auf das Papier in seiner Hand, denn es waren keine Eintrittskarten für das Spiel, sondern zwei Karten für das Musical „Cats“, dass heute Abend aufgeführt wurde.
„Du willst mit mir in ein Musical?“
Die ganzen Kneipengäste, die alle auffällig gelauscht hatten, lachten. Jens schüttelte den Kopf. „Quatsch, lad das Mädel ein. Du weißt doch hoffentlich wo sie wohnt, oder?“ sein Mund verzog sich zu einem schelmischen Grinsen.
„Ähm ja. Du meinst, ich soll einfach hingehen und klingeln?“ fragte Jannik ungläubig. Wieder einmal nickten alle in der Kneipe synchron. „Du solltest dich beeilen, die Vorstellung beginnt in knapp einer dreiviertel Stunde!“
Ohne sich noch groß zu verabschieden rannte Jannik zum Haus der Frau und starrte auf die Klingelleiste. Drei Namen waren angegeben, wobei ein gewisser Gerhard automatisch ausfiel. Unentschlossen zuckten Janniks Finger über die beiden Knöpfe. Dann entschied er sich einfach für den untersten und drückte darauf. Erst fünf Minuten später meldete sich eine brüchig und alt klingende Frauenstimme mit einem „Ja, wer is da?“
Fieberhaft überlegte Jannik was er sagen sollte, auch wenn er falsch geklingelt hatte. „Ähm, Jannik. Ich wollte mit der jungen Dame hier im Haus sprechen!“
„Sie meinen die Swanja? Die wohnt ganz oben junger Mann. Ganz oben. Sie müssen oben klingeln“ und damit legte sie auf.
In Gedanken wiederholte er ihren Namen und lächelte, dann drückte er den obersten Knopf in der Leiste. Kurz darauf meldete sich die erhoffte Stimme, „Hallo?“
„Hi, Jannik hier!“
„Jannik?“ kam ihre verwunderte und fragende Antwort.
„Der aufdringliche Typ mit dem Taschenbuch von letzter Woche“.
Kurz herrschte Stille „Hi, was wollen sie?“
Er leckte sich über die Lippen und presste die Augen zusammen, innerlich betend, „Ich wollte sie in das Musical „Cats“ einladen. Ich habe zwei Karten für heute Abend, aber wir müssten uns beeilen.“
Wieder herrschte kurz Stille und er wagte es nicht die Augen zu öffnen. Unbewusst hatte er die Hände geballt und die Lippen fest zusammen gepresst.
„Ok!“
Er hörte wie sie auflegte und öffnete die Augen langsam. Meinte sie nun – Ok, ich komme gleich runter – oder – ok, schön für dich, ich hab kein Interesse – fragte er sich in Gedanken. Doch dann öffnete sich die Haustür und sie stand vor ihm….

Fortsetzung folgt.
 



 
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