Kölner Domplattenkolorit (gelöscht)

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ich habe ihn oft gesehen, vor Jahrzehnten, und er hatte immer einen ganz schön großen Zulauf.
Und nicht ein Mensch Int´resse zeigt
an Geiger Klaus, der traurig schweigt.
Und nein, geschwiegen, traurig, hat der nie.

Ist schon arsch lang her.
 
A

aligaga

Gast
Hier kommt uns ein am Rand der Gesellschaft kratzender Geigenvirtuose entgegen, der an der Griffhand neben dem Daumen offenbar gleich vier Zeigefinger hat.

Das Publikum, dem er die Leviten - unterstützt von einer kursiven Stimme aus dem Off - vorzusingen sich bemüßigt fühlt, ist diesmal nicht der übliche Pöbel, der sich sonst durch die Fußgängerzonen wälzt, Bier und Bratwürstel verdrückt und seine Gören bei Fuß führt, sondern erlaucht - alle haben Geld, einen gutbezahlten Arbeitsplatz, studieren oder machen Urlaub, promenieren, konsumieren, habgieren, psalmodieren und übersehen den braven Gossenmusiker, weil sie zu dumm und zu eingebildet sind.

Und der wundert sich, dass er mit seinem Gefiedel nichts verdient?

Die Stehgeiger, die @ali auf seinen Streifzügen rund um die Welt kennengelernt hat, wissen, dass man sein Publikum dort abholen muss, wo es steht, und dort hinbringen muss, wo es hinwill - sonst lösen die Leuz keinen Fahrschein und fahren nicht mit. Ein guhter Straßenspieler weiß, dass der Unterschied zwischen ihm und dem Prekariat, das die Zeit hat, stehenzubleiben und ihm zuzuhören, minimal ist. Sein Publikum schmähen wie der hier so moralisierend Dargestellte wird er nie.

Fazit: Kein authentischer oder gar witziger "Kölner" Bilderbogen, sondern ein moralinsaurer Aufguss, der nicht das in Köln angeblich so elitäre Fußgängerzonenvolk "entlarvt", sondern den Musikus noch kleiner macht, als er ohnehin schon ist.

TTip: Dichten, nicht behaupten. Und dabei auf die Plausibilität achten!

Heiter

aligaga
 
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