Kölner Herbst

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M

mod

Gast
Anfang Oktober.

Heute ist einer dieser herbstlichen Kölner Regentage. Schwerfällig nur, und mit entsetzlich gleichgültig wirkender Langmut schält sich der Dom aus seinem schmuddelig grauweis gefleckten wabernden Morgenmantel aus Regen, Nebel, Staub und Dreck.

Die Zuschauer dieses Schauspiels strömen in ellenlangen Schlangen rollender Blechbüchsen aus dem Umland auf die Zoobrücke, um dort der morgentlichen Zurschaustellung zu huldigen. Keiner bleibt lang genug stehen. Ausnahmslos rollen sie leidenschaftslos vorüber, als schritten sie das Defilee für eine greise Gravität.

Keiner verweilt genügend lang - und doch saugen sie es allesamt in sich auf. Wie die demagogisch propagandistische Infiltration einer dunklen, unsichtbaren, allmächtigen Obrigkeit strömt es in ihre Seelen. Slle saugen sie in sich auf, diese Stimmung unendlich lagmütiger trauriger Gleichgültigkeit. Niemandem wird es heute für mehr als ein paar Augenblicke gelingen, der Lähmung dieses trübsinnigen Morgentrunkes zu entfliehn.

Langsam zieht die Kolonne weiter. Stockend kriecht die Blechbüchsenschlange über die Brücke hinein in die Vorstädte. Teilt sich in grazile Arme. Flutet über Rheinufer-, Innere-Kanal-, Neusser-Straße und die Ringe. Es greifen und umfassen die Enden hunderttausender dünner Tentakel die Stimmungen der Stadt - nehmen sie in Besitz.

Sie bemächtigen sich mit ihrer trüben Unlust aller Gässchen und Plätze, aller Straßen und Häuser. So schleppen sie diese melancholisch schwermütige Ahnung herbstlicher Sphäre und Düsternis, stadteinwärts einer schillernden Metropole entgegen, die so sich selbst langsam vergißt.
 
M

mod

Gast
bist Du Düsseldorfer? ;) Ich empfinde Köln halt so (vielleicht nicht ganz so schillernd wie NY und nicht ganz so protzig, wie die neue Berliner Mitte um den Potsdamer Platz).
 



 
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