Koffer

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Anonym

Gast
Der Koffer ist schwer, zu schwer, um ihn zu tragen, aber er hat keine Rollen, damit man ihn hinter sich her ziehen kann! Also trage ich ihn, den Koffer voller Erinnerungen. Erinnerungen an die Kindheit: zusammengefaltet und vacuumverpackt. Die Erinnerungen an meine Lehrzeit: stellenweise noch aufgebläht, so dass sie viel Platz im Koffer einnehmen. Erinnerungen an die festen Freunde und den Ehemann: ebenfalls stellenweise aufgebläht. Die Erinnerungen an die letzten fünf Jahre: da ist es so eine Sache! Die Erlebnisse auf Mikroformat geschrumpft, damit im Koffer noch Platz für all jene Gedanken ist, die ich in den letzten Fünf Jahren hatte. Es sind teilweise die Gedanken, die ich in den fünf Jahren davor auch schon hatte; sozusagen eine Kopie. Aber ich schleppe sie mit mir herum, trage schwer an allen Sachen, und manchmal halte ich auf meinem Weg an, um den Inhalt des Koffers zu überprüfen: Was kann ich schrumpfen, und was kann ich entsorgen? Die Wahl fällt auf alles andere, als auf die Erinnerungen und die Gedanken der letzten zehn Jahre.
Also sortiere ich wieder aus: Kindkeitserinnerungen? Lehrzeit? Kann ich irgendwo noch Luft rauslassen? Soll ich mich von etwas trennen?
Also, eines kann ich euch sagen: vom Koffer werde ich mich nicht trennen! Gut, ihr könntet mir ja raten: Wir leben im Zeitalter der Digitalisierung! Verbanne deine Erinnerungen und die Gedanken doch auf einem Speichermedium, damit sie leichter werden!
Vielleicht habt ihr recht, aber ich weiß nicht, ob die Gedanken und die Erinnerungen noch die gleichen sein werden...
Denn irgendwann werde ich den Koffer öffnen müssen, und werde nur das mitnehmen können, was auf meiner eigenen Festplatte abgespeichert ist, aber solange ich den Koffer mit mir herum schleppe, werde ich mich bestimmt an alles erinnern...
 

Inu

Mitglied
*


Ich kann mir so schlecht ein Bild machen, weiß nicht, wie schwer Dein Koffer, d.h. wie alt Dein lyrisches Ich und wie es beschaffen ist, was seine Sorgen und Lasten sind. Ich las mehrmals 'Kindheits-' und'Lehrzeit' , also handelt es sich vielleicht um eine junge Erwachsene ( weil Ehemann ) Es könnte aber auch eine alte Frau kurz vor dem Tod hier reden. Das Ganze ist zu unklar. Ich würde gern ein bisschen mehr von dem Menschen wissen.
Vom Stil her gefällt es mir.

LG
Inu
 
D

Denschie

Gast
hallo a.,
das liest sich für mich zu sehr als aus einem
privaten tagebuch stammend.
eher uninteressant für die außenstehende person.
wenn schon ein innerer monolog, dann sollte er etwas
spannend sein. das ist zumindest meine meinung.
vg, denschie
 
Kofferhoffer

Hallo A.,

du sagst, dass dein Koffer zu schwer für dich sei und dass er keine Rollen habe. Es gibt diese kleinen runden Räder auch zum späteren Nachrüsten. Hab´ ich selbst schon in einem Andenkenbaumarkt gesehen. Weißt du, solche, ähnlich wie die bei einem Hackenporsche. Das sieht gar nicht mal so schlecht aus und erleichert das Schleppen ungemein.
Schmeiß bloß nichts raus aus dem schweren Kasten. Du könntest es wirklich bitter bereuen. Jede noch so kleine Erinnerung ist wichtig. Auch sie hat dich schließlich zu (über)leben gelehrt.

Ich habe da noch eine Frage, liebe A.: Ist das Monstrum schwarz? Im oben bereits erwähnten Andenkenbaumarkt gibt es auch lustig bunte Aufkleber zum Verzieren des Ungetüms.
Probier es doch einfach mal aus. Vielleicht wirst du dann erkennen, wie leicht manch Schweres mit einem Augenzwinkern wird :))

LG
GFÜ
 



 
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