Konfrontation Kunst

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Konfrontation Kunst


Es ist Abends und ich gehe zur „Kunstfabrik“ in Halle. Kunstfabrik. Fabrik. Maschinen. Fabrik passt nicht. Zufall, die kreative Idee. Das ist Kunst. Nachdem ich an der Kasse, an der kein großer Andrang herrschte, meinen Eintritt bezahlt habe, betrete ich das Gebäude.
Um die 100 Menschen (hauptsächlich Männer) laufen wild durcheinander: „Hilfe!“ „Lasst mich in Ruhe!“ „Schweinerei...“ „20 Euro und dann dieser Scheiß!“ Und ich fühle mich wie ein starres Metallstück, das von einem unsichtbaren Magneten in die Mitte dieses Raumes gezogen wird. Noch wundere ich mich. Bin ich richtig hier? Falscher Trakt? Ach, verlaufen. Während ich mich dann bemühe den Ausweg zu finden, überkommt mich ein kalter, glitschiger Schauer. Uaaah! Welches Arsch... bevor ich zuende denken konnte liege ich schon rücklings, mit giftgrüner Farbe übergossen und gekrümmt auf dem kalten Boden. Grrrr... Doch bin ich nicht der Einzige, den dieses Schicksal ereilt hat. Überall rote, blaue und schlammbraune Leute. Die wenigsten stehen noch auf ihren eigenen zwei Beinen. „Wo ist der verantwortliche?!“ „Welches Spiel wird hier getrieben?“ Die meisten Leute kochen vor Wut: „Mein Anzug! Versaut!“ Auch ich unterliege dem Spiel meiner Wut ein wenig, dann mehr und vollends gänzlich.
Langsam bekomme ich aber Angst. Ein Bild der Apokalypse setzt sich in meinem Kopf fest. „Verdammte Künstler!“
Plötzlich ist kein Licht mehr. Zaghaft rufe ich „Hilfe“ in mich hinein. Bis auf ein paar ächzende Herren ist alles in Stille gehüllt. Nicht bewegen, nicht atmen, nicht auffallen. Oh nein, nein zurück! Nicht... Mist. Ich muss mich übergeben. Etwas unter mir ein geekelter Schrei. Es folgen Schläge in meinen Unterleib. Nichts bewegt mich mehr, mich gegen die Angriffe zu wehren. Ist das mein Ende? Irgendwie traurig. Aber ich will doch noch nicht gehen. Wie im Halbschlaf bekomme ich mit, wie an allen vier Wänden Schriftzüge „moderne Kunst“ aufleuchten und den Saal erhellen. Durch einen Lautsprecher dröhnt es: „ Wir hoffen sehr, dass es ihnen gefallen hat. Besuchen sie uns doch wieder!“ Dann begebe ich mich in die Ohnmacht und bekomme nicht mehr mit, wie mich die Putzkolonne davonträgt.
 

Rainer

Mitglied
hallo morthan-devil,

der text und die suggestionskraft seiner bilder gefallen mir.

eine anmerkung:
warum muss der magnet unsichtbar sein? spielt meines erachtens nach keine rolle, und stellt somit ein überflüssiges adjektiv dar.

viele grüße

rainer

p.s. der verantwortliche bitte groß
 
Hi Rainer!

Danke für deine Antwort. Doch lasse ich den Magneten unsichtbar, da die Person nicht versteht, warum sie so stak in das Zentrum hineingezogen wird.

Deinmorthan-Devil
 



 
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