Kongenial

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Vera-Lena

Mitglied
Kongenial

Ein Mensch trifft seinen Lieblingsfeind.
Sein Gallenstein vor Freude weint.
Ein Dolch mit Gift wird präpariert
mit dem ins Herz man implantiert
die Worte wunderbar perfide
als Grüße treuer Feindesliebe.

Er wird doch hoffentlich parieren,
dann kann erneut man exerzieren.
Eil Bosheit her und übertreffe,
was er gesagt, dass ich nachäffe
nicht etwa dessen schwächlich Text.
Das Messer wird nun scharf gewetzt,
die schwache Stelle rasch erkannt,
ein Pfahl ins Fleisch hineingerammt.

Und liegt der eine in der Grube,
dann drückt der andre auf die Tube
und spricht am Grab in echtem Trauern,
die Hinterbliebenen erschauern,
mit dir ging fort, das tut mir leid,
die herrlichste Feindseligkeit.
 
H

Harald

Gast
Liebe Vera-Lena!

Ein wahrhaft christlicher Gedanke.

Der Mensch, der seine Feinde liebt,
hat Gutes nur soweit verübt,
als er sein eigen Fleisch und Blut
errettete vor Feindeswut.


Mit kopfkratzenden Grüßen
Harald
 

Vera-Lena

Mitglied
feindselig

Lieber Harald,

kopfkratzende Grüße zurück, denn mit dem Christentum hat es nun wirklich nichts zu tun.
Mir fiel auf, als ich der Klopfi eine Antwort schrieb und dabei das Wort "feindselig" benutzte, dass dieses Wort ja eigentlich ein Widerspruch in sich ist. Wie kann man , wenn man feindliche Gefühle hegt, selig sein? Und dann dachte ich, darüber könnte man ein Gedicht schreiben.

Ganz freundschaftlich Vera-Lena
 

Herr Müller

Mitglied
Mein liebster Feind

Liebe Vera-Lena, da hast Du ein wahres Wort gesprochen. Ich bin mir sicher, dass viele Menschen Freunde, aber auch unbedingt "Feinde" brauchen. Was wäre die Welt ohne die süßen Rachen? Mich stört ein wenig die nicht konsequente Setzung der Kommas. Lieber durchweg keine oder durchweg an der richtigen Stelle. ;)

Herr Müller
 
H

Harald

Gast
Liebe Vera-Lena!

Abgesehen davon, dass mein Satz: „Ein wahrhaft christlicher Gedanke“ natürlich ironisch gemeint war, bekenne ich mich – quasi auch in christlicher Reue – eines Fehlers schuldig, der mir eigentlich nicht passieren hätte dürfen. Als ich die Antwort schrieb, nahm ich nämlich gleichzeitig an einem Chat teil, der mich, entgegen meiner Annahme, doch ablenkte. Der Vierzeiler misslang sinngemäß völlig. Vielleicht klingt er so halbwegs passend:

Ein Mensch, der sich von Herzen liebt,
sich stets in Egozentrik übt,
pflegt lang gehegter Feindschaft Freud´
mit absoluter Gründlichkeit.

Am liebsten würde ich meine Beiträge hier löschen, das übersteigt jedoch meine technischen Möglichkeiten.

LG
Harald
 

george

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

gut gemacht der Text. Nur bezüglich der zweiten Zeile muss ich dir widersprechen. Wenn man seinen Lieblingsfeind trifft, da "weint" der "Stein in der Galle" doch nicht. Im Gegenteil, dann findet ein innerer Reichsparteitag statt! Dann lacht die Seele. Vor allem, wenn der Feind glaubt, er sei überlegen. Nichts ist so herrlich, wie einen guten Feind glauben zu lassen, er sei überlegen, um ihm dann irgendwann den Teppich unter den Füßen wegzuziehen. Böse, böse.

Herrlich gemacht!
Denn merke:

"Einen guten Freund hat man vielleicht für ein paar Jahre.
Einen guten Feind dagegen oft das ganze Leben!"

Herzliche Grüße
Jürgen
 

Vera-Lena

Mitglied
Gallenstein

Lieber george,

so sehe ich das auch mit dem guten Feind fürs ganze Leben. Es kann abgründig böse sein, kann aber auch gemäßtiger sein wie beim Schachspiel, wo man insgeheim die Winkelzüge des anderen doch bewundert, obgleich man unbedingt gewinnen will. Die beiden Partner müssen sich unbedingt gewachsen sein, sonst macht es keinen Spaß.
Mit dem Gallenstein hast Du schon recht, der kriegt wieder eine Chance zum Wachsen und freut sich. Weinen muss dann eher der Mensch bei der nächsten Kolik.
Ich hatte aber noch nichts Besseres gefunden.
Vielleicht gibt mir noch jemand einen Tip.

Danke für Deine Antwort.:)
Mit lieben Grüßen
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Rache ist süß

Lieber Herr Müller,

das kennst Du also auch, dass manche Menschen so etwas brauchen, weil sie sonst nichts gefunden haben, woran sie Ihren Intellekt erproben könnten.

Mit der Kommasetzung habe ich das in dieser Weise zum ersten Mal ausprobiert. Diese ganze Kommafülle hatte mich gestört. Ich habe nur dort eins gesetzt, wo es für das Textverständnis unverzichtbar war. Und ich glaube auch, eine gewisse Freiheit kann man sich da schon nehmen. An den anderen Stellen, wo Du jetzt eines vermisst, muss, so denke ich, nicht unbedingt eins stehen.

Danke fürs sorgfältige Lesen und für Deine Antwort!:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Gallenstein II

Lieber george,

immer wenn ich denke, mir fällt nichts ein, macht es meistens "klick". Ich habe die zweite Zeile nun geändert.

Noch einmal danke!
Vera-Lena
 
S

Stoffel

Gast
liebe Vera-Lena,

sehr gut umgesetzt.

Mir ist und war es immer schleierhaft, wie Menschen, die doch in einem Land des Friedens leben, einen FEIND haben können. Ich hatte noch keinen, aber weiß ja nicht, wessen ICH war/bin. hm...

In Kriegen, das ist das traurige..sind Menschen Feinde. Man sollte von beiden Seiten einen nehmen und sie einen Tag lang in des anderen Familie leben lassen.

Schönen Tag
lG
Sanne
 

Vera-Lena

Mitglied
Austausch

Liebe stoffel,

danke für Dein Lob!

Die Idee mit dem Schüleraustausch ehemals verfeindeter Länder wird ja schon sehr lange umgesetzt, und wie man man an Deutschland-Frankreich sehen kann auch mit wirklich sehr gutem Erfolg. Ich hatte schon als Schülerin einen Fanzösischen Briefpartner. Leider lässt sich das immer erst nach Beendigung der Kampfhandlungen verwirklichen.

Der Mensch ist von Natur aus böse. Das zeigen uns gerade gegenwärtig die Bilder von US-Soldaten, wie sie irakische Häftlinge behandeln. Eine solche Situation ist für junge Menschen unglaublich verführerisch, und als Verantwortlicher muss man sich schon überlegen, wem man eine solche Aufgabe anvertraut. Hier ist Disziplin tatsächlich das einzige Hilfsmittel.

Der Mensch ist von Natur aus böse und er hat nur eine Chance, nämlich sich seinen eigenen dunklen Seiten zu stellen, sie sich anzuschauen und zu versuchen, sie in sich selbst zu überwinden.

Jede wirkliche Überwindung basiert auf Selbstüberwindung.

Diese Überlegungen haben mit meinem Text durchaus auch noch etwas zu tun, denn so viel Spaß mir die Beschreibung der Bosheit auch gemacht hat, hat sie doch auch einen ernsten Hintergrund, und man muss gar nicht erst an Kriege denken. Ich glaube, die Summe aller Kleinkriege kann ein immenses Gewicht haben.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Neuer Vierzeiler

Lieber Harald,

danke für Deinen neuen Vierzeiler, der den Kern sehr gekonnt trifft!:)

Du kann kannst per E-Mail einen Moderator bitten,Deinen früheren Antwortbeitrag zu löschen. Das ist durchaus möglich.

Einen freundlichen Tag wünscht Dir herzlich Vera-Lena
 
K

Klopfstock

Gast
Liebe Vera-Lena,
wie wäre es mit "Die Galle gleich vor Freude steint"???
Dieses Organ bildet ja dann vor lauter "Ärger/Freude" wieder
neue Steine und was das bedeutet, weiß nur jemand der
solche hatte;) - so bliebe auch der Reim erhalten....
Ansonsten schließe ich mich gern den anderen an!!!

Dir einen schönen Tag
und ganz liebe Grüße
Irene :)
 
H

Harald

Gast
Re: Neuer Vierzeiler

Ursprünglich veröffentlicht von Vera-Lena
Du kann kannst per E-Mail einen Moderator bitten,Deinen früheren Antwortbeitrag zu löschen. Das ist durchaus möglich.
Liebe Vera-Lena!

Wie schrieb Knappertsbusch den Wiener Philharmonikern auf eine offene Postkarte? "Wer A... sagt, muß auch ...rsch sagen können!"

Also lasse ich meinen mißlungenen Beitrag als abschreckendes Beispiel stehen.

Ich halte mich übrigens nicht an die Erkenntnis, dass der Mensch von Natur aus böse ist. Vielmehr neige ich (auch in meinen literarischen Ungeschicklichkeiten) dazu, das Gute im Menschen zu suchen und zu finden. Notfalls mit Gewalt.

Ganz herzliche Grüße,
meine liebe, gute Vera-Lena!

Harald
 
S

Stoffel

Gast
anderer Meinung...

bin ich da.
Ich denke nämlich, dass der Mensch von Natur aus...gut ist.
Er wird nur im Laufe der Zeit..zu etwas gemacht.
Was natürlich keine Entschulkdigung/Rechtfertigung sein sollte/darf.
Denn jeder hat einen eigenen Verstand.

Jo..das nochmal abschliessend für mich..dazu:)

lG
SToffel
 

Vera-Lena

Mitglied
steint

Liebe Irene,

das Reimpaar Feind - steint hatte ich von Anfang an im Auge. Aber dann dachte ich das versteht vielleicht nur jemand, der schon einmal etwas von Gallensteinen gehört hat.

Wenn das Gedicht nur so für mich alleine wäre, würde ich Deine Zeile sofort übernehmen, sie passt so gut in den Kontext und hört sich schon so schön giftig an. Aber wegen der Allgemeinverständlichkeit lasse ich jetzt meine eigene Umformulierung stehen. Die ist zwar es etwas zahmer und nicht so schlagkräftig.....

Ich wollte ja nur schon am Anfang deutlich machen, wie solche Leute sich um ihre Gesundheit bringen. Da kann die ganze Umgebung mit Engelszungen auf sie einreden, es nützt nichts.
Ich weiß nicht, ob Du die US- Serie "Männerwirtschaft" mit Walter Matthau und..? kennst. Da spielt sich Ähnliches ab, und die Beiden sind bei ständigem Schlagabtausch unzertrennlich. Es ist schon lange her, und ich erinnere mich nicht mehr so genau, aber das waren echte Nervensägen aber noch vergleichsweise zahm.

Danke für Deinen Vorschlag und Deine liebe Antwort!:)
Auch Dir heute noch einen schönen Tag.
Ganz liebe Grüße von Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Postkarte

Lieber Harald,

bis ich die witzige Postkarte verstanden habe, hat jetzt ein bißchen gedauert.
Aber Dein Paradoxon hat mich auch sehr amüsiert.
Dann tu Dir bloß nicht weh, wenn Du nach dem Guten in Deinem eigenen Inneren suchst.;)
Oh Pardon! Bei Dir liegt es natürlich auf der Hand.
Wie dumm von mir.

Einen fröhlichen Tag wünscht Dir Vera-lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe stoffel,

wenn man dieses Thema ernsthaft behandeln wollte, da gibt es natürlich viele Theorien und die von Dir erwähnte ist mir auch nicht unbekannt.

Danke für Deinen Beitrag!

Einen friedlichen Tag wünsche ich Dir.:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 
D

dubidu

Gast
Liebe Vera-Lena,

...das kennst Du also auch, dass manche Menschen so etwas brauchen, weil sie sonst nichts gefunden haben, woran sie Ihren Intellekt erproben könnten.
Das sehe ich auch so.
Unabhängig von der Antwort auf die Frage, ober wir nun gut oder böse sind (wir sind wohl beides) stimme ich dir zu:

wir brauchen ein Ventil für unsere Aggressionen! Und es macht Spass, sich an Gleichstarken zu reiben, während der Kampf mit dem Schwächeren nur Unzufriedenheit erzeugt.
Das ist menschlich, allzu menschlich!

Zum Thema:
Der Inhalt gefällt mir sehr gut, allerdings stimmt der Rhythmus nicht immer. Da könntest du noch etwas dran feilen, falls es dir beliebt.

Gruss
gez. das dubidu
 



 
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