Kroge I

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
So saßen sie in dem weißen Keller
rauchten Schiete und spielten die große Saitenmusik
die wie der Wind voll alter Geschichten dahinbraust
in auf und abflimmernden goldbunten Regenschnüren
in dem Schaumkamm auf den Wellen grünblauer Meere
unter den oooh den Ooozeanen azurner Himmelstore
die sich öffnen so weit so weit weit
im daher dahin brausenden Donner der Melodie
im hinein hinaus gewendet gedrehten
immer nimmer neu keimenden Dichterwort
durch die Zeit aus dem Jetzt -
das Weltenlied

Komm sprach die Göttin hörst du meine wunderbar
reizend gewundenen Wendeltreppenwitze?
Du Narr wie kannst du mein ungefähr deutliches
leicht so dahingesagt blumiges Etwas so stufen?
Geländergleich schwingen die sanften Girlanden
der Schlingen die sich – fühlst du mich? – um dich winden
in Schleifen dich binden wo wirst du mich finden?
Nicht vorne nicht hinten flieh ich dir von hinnen
und hole dich ein - willst du bei mir sein?
Feiner als fein gereimter Reim da stimmen wir ein
in den wildgezackten Schleuderwurfseim
der Musik um uns ein ja und um uns herum
und zurück in uns ein immer tiefer hinein
immer drängender komm nur komm ah du ohh o o ta
ah ja a iiie o ou a Geigenschleim

lacht laut die Gitarre und jubelt empor in die
röhrenden Hirschalgengummischlauchdüsen
hinauf durch die wilden Tropengewächse
Trompetenkomplexiglaspharmazeulogischer
Schlagaderzeugsoloschlagzeugschlag tuschota
tropfengekleckster trommelverhexter
verstexter besexter eidextropurohita
ping rata poing rata puschota peh
ta ping raba loing ibi nibidi deng dang
da ping rada poing rada pusch ta peh
ta ping ta poing ta zischschsch
 
O

orlando

Gast
Hallo Hansz,
meinem Gelese folgte die sofortige Recherche.
Was mag der kühne Dichter mit Kroge I wohl meinen?
Es warfen sich die possierlichsten Erläuterungen aus dem Netz, wobei mir der Hinweis auf eine Freiwilligen Jugend-)-Feuerwehr ausnehmend gut gefiel.
Nach kürzerem Nachdenken favorisiere ich nun aber doch:

http://www.spiegel.de/einestages/in...eutschen-kneipen-zum-super-bowl-a-953277.html

- schon wegen seiner einleuchtenden Überschriften - also Kroge als Dorfkrug, als Kneipe. In einem sehr weit gefassten Sinne.;)

Ein sprachliches Feuerwerk (siehe oben :D:) ) ergoss sich nun auf die bedröppelte Leserin. - Wenn Maler schreiben kann es wohl nur so ausgehen ... Farben, Farben inmitten wilder Töne, die, wettbewerbend, Kontraste schaffen.
Ach, ach. Das erinnert mich an ein Konzert von Jeff Beck. Oder Richard Wagner.

Mögen dir die Götter dieses Erleben bis zum Ende aller Tage bescheren!

LG orlando
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Was ist "Kroge"?

Das ist ein Dorf bei Lohne, Kreis Vechta, im Oldenburger Münsterland, Niedersachsen. (Seufz, viel zu weit weg von Bargfeld).
Die im Lied charakterisierten Jugendlichen - Zeit: die Siebziger Jahre - waren zugezogene Späthippies um meinen jüngeren Bruder herum, die sich einen verfallenden Bauernhof mieteten und dort rockmusizierten. Ich selbst kam nur gelegentlich als Zuvieldienstleistender zu Besuch.
Ich wußte gar nicht, daß Wagner solche Schlagzeugsoli kaleidoskopiert und derartige Hendrixschleifen gewahwaht hat. Trotz seiner Klangexzesse - nein, Wagner ist das nicht: "lacht laut die Gitarre".
Auf der Leselupe gibt es keine Schwitters-Fraktion. Dessen "Karawane" wäre ein gutes Beispiel für pure Sprachmusik. Auch Jandl gäbe die Avantgarde-Linie vor. Daß ich noch nie auch nur den Namen Jandls hier in der Leselupe als "Muster" gelesen habe, daß Schwitters gewiß als "Unsinn" abgetan werden würde - bezeugt nur, daß ich noch nicht lange genug dabei bin.
 
O

orlando

Gast
Doch dieses Kroge.
Eine Variante, die ich gleich anfangs verwarf, weil du ja unlängst mit Görlitzer Gegenden "hausieren" gingst.
So wichtig ist es nun aber wieder nicht. -
Wagner hingegen wirkt oft auf mich so, als seinen alle nur denkbaren Instrumente mit ihm befasst - und das aus vollem Herzen (oder Halse, falls es was zu halsen gibt).
Bei Herrn Jandl findet sich immer etwas. Und der hat den Vorteil, auch hier bekannt zu sein.
Deine dritte Textgruppe finde ich übrigens am apartesten, Jandl her oder hin. - Das singt und klingt:
A Freud isses!
orlando
 



 
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