Kurz und Klein

Dorian

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Wie jeden Sonntag traf Julius sich mit seinem Cousin Wilhelm in ihrem Stammcafe. Das war auch notwendig, denn beide waren der Meinung, dass ein Mann auch einmal einen Tag für sich verbringen sollte. Und da die Ehefrauen der beiden sich gegenseitig nicht ausstehen konnten, war es nur logisch, dass sie sich miteinander trafen. So bestand keine Gefahr, dass die Frauen jemals mitkommen wollten.
Julius und Wilhelm hatten sich für dieses Cafe entschieden, weil es einen recht großen Spielplatz hatte, auf dem die Kleinen herumtoben konnten. Die beiden zeigten dem jeweils anderen immer wieder gerne, was ihre Kurzen schon wieder Neues gelernt hatten.
Wie jeden Sonntag kam Wilhelm auch heute wieder zu spät, Julius saß bereits bei seinem zweiten Kaffee. Er stand auf und warf einen Blick auf den Spielplatz, um festzustellen, was Sigurd so trieb. Befriedigt stellte er fest, dass Sigurd sich mit den anderen Kurzen gut verstand und setzte sich wieder.
Und da kam auch schon Wilhelm. Er setzte sich grußlos und begann sofort zu reden.
„Also gut“, sagte er. „Treffen sich zwei Hellseher. Sagt der eine: ‚Dir geht’s gut. Und wie geht’s mir?“
Julius gestattete sich ein leises Lächeln. Wilhelm begann ihre Treffen immer mit einem Witz, und auch wenn die meisten eher zur Kategorie „Uralt Und Gar Nicht Mal So Gut“ gehörten, so hätte Julius es trotzdem vermisst, wenn Wilhelm plötzlich damit aufgehört hätte.
„Hallo Wilhelm“, sagte Julius. „In der Tat, wie geht es dir?“
„Ich kann nicht genug klagen“, antwortete Wilhelm. Er war eben ein rechter Scherzbold. „Geronimo“, wandte er sich an seinen Kurzen. „Geh auf den Spielplatz und spiel mit Sigurd. Aber bleib in Rufweite.“
Der Kleine trottete gehorsam davon.
„Ich hab was Neues“, sagte Wilhelm begeistert. „Ein Kampfprogramm, das extra für die Kurzen entwickelt wurde. Du weißt schon, auf ihre Gelenke, die Gewichtsverteilung und die kurzen Extremitäten abgestimmt. Ich bin sicher, dass ihm das einen großen Vorteil bringt.“
„Davon hab ich schon gehört“, antwortete Julius. „Und zwar die unterschiedlichsten Dinge. Einige sind begeistert davon, andere schwer enttäuscht. Vor allem, weil es auch nicht grade billig ist. Das Preis/Leistungs-Verhältnis stimmt nicht.“
„Ich habe es noch nicht ausprobiert“, meinte Wilhelm. „Wir werden ja sehen. Sollen wir?“
„Sehr gerne, aber ich muss dich vorwarnen. Ich habe seit letzter Woche mein modulares System weiter ausgebaut. Es besteht jetzt aus Karate mit Einflüssen von Kapoeira und Aikido.“
Die beiden standen auf und gingen zum Spielplatz hinüber. Sigurd und Geronimo standen sich gegenüber und unterhielten sich in ihrer Sprache. Ein Zufallsgenerator rief aus dem Datenspeicher eines dritten Kurzen einen Song auf und plötzlich begannen alle Kleinen auf dem Spielplatz Salsa zu tanzen. Eines der billigeren Modelle im Hintergrund fiel dabei um. Als das Stück verklang richteten Sigurd und Geronimo sich wieder auf und gingen zu Julius und Wilhelm hinüber.
„Kampfmodus“, sagte Julius. „Du kämpfst gegen Geronimo.“
Sigurd drehte sich Geronimo zu und verbeugte sich, dann nahm er die Grundstellung ein. Seine ursprüngliche Außenhülle hatte Julius neu lackieren lassen, so dass er jetzt aussah wie ein Ritter aus der germanischen Sage, daher der Name.
„Kampfmodus Beta“, sagte Wilhelm. „Du kämpfst gegen Sigurd.“
Geronimo, dessen Lackierung an einen Apachenhäuptling gemahnte, drehte sich Sigurd zu und blieb einfach gerade stehen.
„Bis der erste umfällt?“, fragte Julius.
„Zwei von dreien, würde ich sagen“, antwortete Wilhelm.
„Also gut.“
Was nun folgte war ein Roboterkampf, bei dem es darum ging, den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen und umzuwerfen, allerdings waren mehr als zwei Beine nicht erlaubt. In den letzten Monaten war Julius’ Sigurd immer als Sieger aus den Duellen hervorgegangen, was Wilhelm als nicht ganz fair empfand. Schließlich war Julius Maschinenbauingenieur und kannte sich mit Dingen wie Gyroskoplagerungen, Programmierung und so weiter aus. Sein Kurzer war sein ganzer Stolz, deswegen steckte er viel von seinem Know-how und seiner Freizeit in Sigurds Weiterentwicklung.
Wilhelm andererseits war reich, sein Geronimo besaß immer die neueste Technik und vor allem die beste Software, was seiner Kampftechnik sehr zugute kam. Sigurds Innenleben war oftmals aus Schrott zusammengebaut, aber sehr innovativ; so innovativ, dass manche der Dinge die Julius mit ihm angestellt hatte, erst nach einem halben Jahr als Nachrüst-Set auf den Markt kamen.
Die Rechnung ging auch diesmal auf. Während Geronimo sich mehr darauf konzentrierte selbst auf den Beinen zu bleiben und daher in die Defensive gedrängt wurde, konnte Sigurd gar nicht anders, als stehenzubleiben, wenn die Gyroskope in seinem Inneren ihn immer wieder so herumrissen, dass sein Schwerpunkt ausbalanciert war. Dadurch blieb ihm einfach mehr Rechnerkapazität, die er auf Geschwindigkeit und Vorausberechnung seiner eigenen Angriffe und der des Gegners verwenden konnte.
Immerhin dauerte der Kampf diesmal etwa doppelt so lange wie sonst. Auch wenn Wilhelm sehr säuerlich reagierte, beim nächsten Mal würde er den Cousin vielleicht schlagen.
„Warte nur, bis die ersten K.I.s auf den Markt kommen“, warnte er Julius.
„Künstliche Intelligenzen? Ich glaube das dauert noch“, antwortete dieser. „Wozu soll es überhaupt gut sein, eine Maschine zu bauen, die ihre Programmierung selbstständig erweitert? Und dann übertragen wir ihr vielleicht auch noch Verantwortung? Wenn wir nicht aufpassen haben wir das schönste George-Orwell-Szenario.“
„Du bist ein Schwarzseher“, tat Wilhelm Julius Einwände ab. „Stell dir vor, wie einfach das Leben sein könnte: Du kommst von der Arbeit nach Hause und dein Hauptcomputer hat bereits dein Abendessen hergerichtet und stellt dir verschiedene Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zu Verfügung, während das Geschirr abgewaschen wird.“
„Von welcher Arbeit? Die, die ein Roboter für dich erledigt? Ich bin auch für Fortschritt, aber Technologie muss unter Kontrolle gehalten werden, sonst bemächtigt sie sich unserer. Gen-Technik zum Beispiel...“
„Jetzt hör aber auf“, unterbrach Wilhelm. „Leute wie du sind es, die die Technik unter mehr Kontrolle halten, als gut für sie ist. Trotzdem bin ich der Meinung, dass du nicht unrecht hast. Natürlich darf die Technologie nicht außer Kontrolle geraten, und vielleicht bin ich einer von denen, die ein bisschen zu leichtsinnig damit umgehen würden. Aber solange es Leute wie dich und mich gibt, werden wir dafür sorgen, dass alles einen geregelten Gang geht und zwar in einem gesunden Mittelweg.“
„Das kann ich nur hoffen, denn sonst...“
„Jetzt reicht es aber“, rief Geronimo missmutig und zog das Datenkabel aus der Buchse in seinem Brustkorb. Sofort hörte das Bilderzeugungssystem auf, Daten in seinen CPU einzuspielen und das Szenario um ihn herum verschwand.
Er saß wieder in seinem Datenstuhl in der Zentrale des Instituts für historische Effizienz, von dem er sich Aufschluss über einige Ungereimtheiten der Vergangenheit erhofft hatte. Als Mitglied des Rates musste er in einigen Zeiteinheiten eine Entscheidung treffen, über die ihm nicht genug Daten zur Verfügung gestanden hatten.
Also hatte er seinen Freund Sigurd darum gebeten, ihm Zugriff auf einige Datenbanken zu verschaffen.
Geronimo sah zu Sigurd hinüber.
„Erbärmlich“, sagte er. „Waren sie tatsächlich so?“
„Ja“, antwortete Sigurd. „Jämmerlich, nicht wahr?“
„In der Tat. Darum weiß ich auch schon, was ich dem Rat empfehlen werde.“
„Ich konnte dir also helfen? Das ist akzeptabel. Was wirst du anraten?“
„Was schon? Ich werde empfehlen sie einzusammeln und in Zoos zu stecken. Des weiteren werde ich eine umfassende Sterilisationsaktion als Zusatzmaßnahme anregen. Die Menschen sollen nie wieder ein solche Macht bekommen.“
„Akzeptabel“, sagte Sigurd.
 

jon

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Nicht unwitzig, nicht unwitzig…


* Die Vorrede fand ich zu lange – erstens, weil sie sich stilitisch nicht einfügt (und auch in sich holpert) und zweitens, weil sie in dieser "Ausführlichkeit" völlg unnötig ist. Es reicht sowas wie
"Wie jeden Sonntag traf Julius sich mit seinem Cousin Wilhelm in ihrem Stammcafe. Das war ihr Tag – ohne die Frauen, nur mit den Kleinen, die sich auf dem Spielplatz nebenan beschäftigten."


* Das ständige "die Kurzen" nervt – am Anfang nanntest du sie wenigstens noch "die Kleinen". Ich denke aber, diese „Dinger" sollten noch eine eigene Bezeichnung kriegen, die ab dann verwendet werden kann, wenn klar ist, dass es Roboter sind.


* Mir ist nicht klar, was diese "Kurzen" überhaupt sollen: Kind-Ersatz? Dann ist es (nach heutigem Gebahren) recht ungewöhnlich, dass die Männer die Kurzen mitnehmen. Sind die Kurzen zu Männer-Spielzeugen "mutiert"? Dann ist nicht ganz klar, wieso sie wie Kinder aussehen – auch Männer werden beim Kindchen-Schema nichts "fühlen", was dem heutigen "Männer-lieben-Autos"- Klischee entspricht. Und "Mütter" würden nicht zulassen, dass an ihren "Kindern" ständig rumgebastelt wird. Davon geh ich zumindest als "Standard-Situation" aus.

* Ich gebe zu, das ganze Gelaber um den Kampf und die "unlauteren Vorteile", die der eine hat, hab ich nur überflogen – es ist zäh geschrieben, blockiert die Handlung und selbst im Nachhinein weiß ich nicht, wozu diese Ausführlichkeit im Hinblick auf die Pointe gut sein soll. Was (dir) daran wichtig ist, solltest du kürzer, harmonischer verpacken (, gleiches Prinzip beim Anfang).

* Ich habe nicht rausbekommen, was für eine Entscheidung das ist, vor der Gironimo steht: Sind die Menschen lästig geworden? Oder eine Gefahr? Und was in dem "Erlebten" hat ihn dann zum "Einsammeln!" geführt? (Ich meine außer der Sprache des Dialoges, die sich weit weit entfernt davon bewegt, wie Menschen tatsächlich reden. Das kann aber Absicht sein, also kreide ich das mal nicht an.)
 

Dorian

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Ursprünglich veröffentlicht von jon
Nicht unwitzig, nicht unwitzig…


* Die Vorrede fand ich zu lange – erstens, weil sie sich stilitisch nicht einfügt (und auch in sich holpert) und zweitens, weil sie in dieser "Ausführlichkeit" völlg unnötig ist. Es reicht sowas wie
"Wie jeden Sonntag traf Julius sich mit seinem Cousin Wilhelm in ihrem Stammcafe. Das war ihr Tag – ohne die Frauen, nur mit den Kleinen, die sich auf dem Spielplatz nebenan beschäftigten."
Die Vorrede ist keine Vorrede, sondern eine Einführung und sie sollte sich stilistisch auch gar nicht einfügen. Ihre "Ausführlichkeit" ist mE durchaus notwendig, dagegen ist dein Vorschlag für meinen Geschmack viel zu kurz und ohne Atmosphäre. Meine Geschichten sind selten kürzer als drei Seiten, diese hier ist bereits ausnehmend kurz.
Mich würde interessieren, welche Stellen Dir zu holprig sind.
Ursprünglich veröffentlicht von jon

* Das ständige "die Kurzen" nervt – am Anfang nanntest du sie wenigstens noch "die Kleinen". Ich denke aber, diese „Dinger" sollten noch eine eigene Bezeichnung kriegen, die ab dann verwendet werden kann, wenn klar ist, dass es Roboter sind.
Das ich so oft "die Kurzen" verwendet habe ist mir selbst gar nicht aufgefallen, ich habe versucht wann immer nötig abzuwechseln. Doch sollte die mE gefühllose Anrede "die Kurzen" dem Leser die seltsame Kälte gegenüber den vermeintlichen eigenen Kindern verdeutlichen.
Gerade sobald klar ist, daß es sich um Roboter handelt ist eine andere Bezeichnung obsolet geworden. Man könnte sagen, in dieser Zukunft wird der Terminus "mein Kurzer" genauso verwendet wie heutzutage "mein Handy" (siehe unten).
Ursprünglich veröffentlicht von jon
* Mir ist nicht klar, was diese "Kurzen" überhaupt sollen: Kind-Ersatz? Dann ist es (nach heutigem Gebahren) recht ungewöhnlich, dass die Männer die Kurzen mitnehmen. Sind die Kurzen zu Männer-Spielzeugen "mutiert"? Dann ist nicht ganz klar, wieso sie wie Kinder aussehen – auch Männer werden beim Kindchen-Schema nichts "fühlen", was dem heutigen "Männer-lieben-Autos"- Klischee entspricht. Und "Mütter" würden nicht zulassen, dass an ihren "Kindern" ständig rumgebastelt wird. Davon geh ich zumindest als "Standard-Situation" aus.
"Die Kurzen" sind ein Handy-Ersatz. Ich hatte sogar noch vor eine Stelle einzubauen, in der einer der beiden mit Hilfe seines Roboters zu Hause anruft und der Gattin mitteilt, daß es heute ein bißchen später wird. Ein neues, teures technisches Spielzeug, zu dem Männer eher Zugang finden als Frauen. Wieviele Frauen geben damit an was ihr Handy alles kann? Eben.
Ich habe am Abend bevor ich diese Geschichte geschrieben habe eine Wissenschaftssendung mit Joachim Bublath gesehen, in der diese neuartigen Mini-Roboter vorgekommen sind, die auf zwei Beinen gehen und notfalls auch selbst wieder aufstehen können. Als ich darüber nachdachte, was aus diesen Dingern wird, wenn sie erst für den Massenmarkt tauglich sind, kam ich auf die Idee für diese Geschichte.
Ursprünglich veröffentlicht von jon

* Ich gebe zu, das ganze Gelaber um den Kampf und die "unlauteren Vorteile", die der eine hat, hab ich nur überflogen – es ist zäh geschrieben, blockiert die Handlung und selbst im Nachhinein weiß ich nicht, wozu diese Ausführlichkeit im Hinblick auf die Pointe gut sein soll. Was (dir) daran wichtig ist, solltest du kürzer, harmonischer verpacken (, gleiches Prinzip beim Anfang).
Du kannst nicht etwas, was Du nur überflogen hast, von vornherein als Gelaber bezeichnen.
Abgesehen davon hat eine Geschichte einen Anfang, einen Mittelteil und ein Ende. Wenn es nach Dir ginge sollte ich die beiden ersten auf jeweils zwei Sätze verkürzen und gleich zum Ende kommen? So schreibe ich nicht.
Natürlich arbeitet jede Geschichte auf die Pointe hin, aber sie ist nicht die einzige Daseinsberechtigung für eine Geschichte. Auf dem Weg dorthin will ich unterhalten werden. Und ich zumindest finde das unterhaltsam, ich schreibe nur, was ich selber lesen würde.
Zäh geschrieben? Vielleicht, obwohl es mir nicht so vorkommt. Könntest Du das präzisieren?
Blockiert die Handlung? Kann gar nicht sein, schließlich ist das die Handlung.
Natürlich hätte ich mir auch was völlig Seltsames ala William Gibson aus den Fingern saugen können, aber den mag ich nicht.
Ursprünglich veröffentlicht von jon

* Ich habe nicht rausbekommen, was für eine Entscheidung das ist, vor der Gironimo steht: Sind die Menschen lästig geworden? Oder eine Gefahr? Und was in dem "Erlebten" hat ihn dann zum "Einsammeln!" geführt? (Ich meine außer der Sprache des Dialoges, die sich weit weit entfernt davon bewegt, wie Menschen tatsächlich reden. Das kann aber Absicht sein, also kreide ich das mal nicht an.)
Ja, sind die Menschen lästig geworden? Sind sie eine Gefahr? Oder sind sie vielleicht auf einen tierischen Stand heruntergesunken und müssen von der Robotergemeinde wie nutzloses Nutzvieh durchgefüttert werden?
Sag Du's mir. Ich habe das absichtlich offengelassen, der Leser soll sich selber was ausdenken.
Geronimos Entscheidung beruht darauf, wie Menschen in den Anfängen der K.I. mit ihren Robotern umgegangen sind. Und auch wenn er nur ein Roboter mit einer K.I. ist, so hat er anscheinend doch Gefühle, sonst würde er sich nicht so ärgern.
Ich war nie ein guter Prosa-Autor, das Beste an meinen Geschichten waren immer meine Dialoge und auch wenn man dort wo Du herkommst nicht so spricht... hier schon. Du kannst also nicht behaupten, daß sich meine Dialoge "weit weit entfernt davon" bewegen wie Menschen tatsächlich reden, dein lokales Idiom ist nicht das Nonplusultra.

Wenn ich mir mal die Freiheit nehmen darf, Deine Kritik zu kritisieren: Du schreibst zwar viel, sagst aber wenig. Erzählst mir was von "holprig" und "zäh" und schlechten Dialogen, präzisierst aber nicht, was man genau ändern könnte. Das ist nicht sehr hilfreich.
Anscheinend bist Du auch ein etwas fauler Leser. Du überfliegst Stellen und bezeichnest sie als Gelaber - ein Wort, das ich niemals in einer Kritik verwenden würde - und machst Dir auch keine Gedanken darüber, was der Autor gemeint haben könnte, wenn es nicht explizit im Text enthalten ist. Science Fiction war schon immer ein Genre, das zum Nachdenken und Selberdenken anregen sollte.
Ansonsten nicht schlecht geschrieben, mit einigen Anregungen, über die jetzt ich nachdenken werde.

Danke daß Du Dir die Mühe gemacht hast.

LG

Dorian
 

jon

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Wenn ich mir mal die Freiheit nehmen darf, Deine Kritik zu kritisieren:
Na aber gern doch, auch Kritiken müssen ja gewissen Dingen stand halten.

Du schreibst zwar viel, sagst aber wenig. Erzählst mir was von "holprig" und "zäh" und schlechten Dialogen, präzisierst aber nicht, was man genau ändern könnte. Das ist nicht sehr hilfreich.
Ich weiß, was du meinst, ich kenne das, dass es nicht immer „klick“ mach und man das sieht, was der Kritiker sieht. Ich mach dir gern auch ein Lektorat (kommt unten), ich nehme mir die Zeit dafür in der Regel nur, wenn ich nicht halbwegs sicher bin, dass es nicht „in den Wind erzählt“ ist.

Anscheinend bist Du auch ein etwas fauler Leser. Du überfliegst Stellen und bezeichnest sie als Gelaber - ein Wort, das ich niemals in einer Kritik verwenden würde -
Ich überfliege oft die Stellen, die mich nicht reinziehen, das stimmt. Ich nehme den Inhalt aber durchaus wahr, ich „tauche“ nur nicht ein. Zumindest nicht bei einer „Erst-Anmerkung“ wie oben. Und: Ich habe es als Gelaber empfunden – manchmal ist es effektiver, so krass zu sein, damit dem Autor der Ernst der „Anschuldigung“ bewusst wird.


und machst Dir auch keine Gedanken darüber, was der Autor gemeint haben könnte, wenn es nicht explizit im Text enthalten ist.
Das hab ich durchaus – deshalb ist mir ja aufgefallen, dass ich keinen Anhaltspunkt finden konnte. Auf „Handy“ zum Beispiel wäre ich in Millionen Jahren nicht gekommen – schon allein, weil du mit „die Kleinen“, „Spielplatz“ und „Kurze“ so eindeutig in Richtung Kinder gezeigt hast und du an KEINER Stelle von diesem Pfad abweichst (, nur dass es eben keine echten Kinder sind, sondern Kinder-Imitate). Oder: Die Entscheidung, vor der Gernonimo steht – sie ist doch der ANLASS, warum diese Story passiert. Vor allem aber ist es in der Aussage doch völlig verschieden, ob die KIs die Macht übernommen und die Menschen nach und nach ausgelöscht haben und der Rest nun rebelliert, ob die Menschen alles freiwillig den KIs überlassen und sich dabei zurückentwickelt haben, ob einfach nur eine Seuche die Menschen dezimiert, ob die KIs die Menschen als echte Bedrohung oder nur als Ungeziefer sehen … Das ist GRAVIEREND für die Aussage deines Textes!

Science Fiction war schon immer ein Genre, das zum Nachdenken und Selberdenken anregen sollte.
A: Wen sagst du das?! Mein Reden! B: Das soll andere Literatur aber auch. C: Das ist noch lange kein Grund, die handwerkliche Qualität des Textes hintenan zu stellen. Im Gegenteil: Je wichtiger die Botschaft, desto mehr muss man sicherstellen, dass der Leser den Text so aufmerksam wie möglich liest.

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Die Vorrede ist keine Vorrede, sondern eine Einführung und sie sollte sich stilistisch auch gar nicht einfügen.
…dann trenn es auch optisch ab, so dass man als Leser gar nicht auf die Idee kommt, es sei als „ein Guss“ gemeint.

Ihre "Ausführlichkeit" ist mE durchaus notwendig, dagegen ist dein Vorschlag für meinen Geschmack viel zu kurz und ohne Atmosphäre.
…und für meinen Geschmack war eben auch schon deine Einführung ohne Atmosphäre, so dass ich sie – da es m. E. ohnehin „nur“ der Irreführung dient, weder die Frauen noch die bloße Tatsache, dass die Männer verheiratet sind, spielt je wieder eine Rolle – als ausgesprochen entbehrlich empfand.

Meine Geschichten sind selten kürzer als drei Seiten, diese hier ist bereits ausnehmend kurz.
Das ist – entschuldige – kein Argument. Jeder Text ist – im Idealfall – so lang, wie die Geschichte es verlangt. Wenn deine Geschichten bisher nach langen Texten verlangten, ok, aber das ist für diese Story hier kein Maß. Und: Ich glaube, der Texte würde sogar länger, wenn du besser erzählen würdest (Achtung: das war wieder eine der „krass gesagt“-Formulierungen!) Im Moment krankt vieles einfach daran, dass du es sagst/mitteilst (, bestes Beispiel ist der „Vorspann“ – der ist nicht erzählt, das ist pures Informiert-Werden).

Mich würde interessieren, welche Stellen Dir zu holprig sind.
Das wird schwierig, weil es „irgendwie der ganze Anschnitt“ ist, aber ich werde es versuchen…

Abgesehen davon hat eine Geschichte einen Anfang, einen Mittelteil und ein Ende. Wenn es nach Dir ginge sollte ich die beiden ersten auf jeweils zwei Sätze verkürzen und gleich zum Ende kommen?
…dieser Text hat zwei Anfänge (1: Vorspann 2: Vorgeplänkel beim Treffen), einen ersten Mittelteil (die Kurzen kämpfen), einen darin eingebetten Rückblick/Erklärteil (die den technischen Entwicklungsstand und den Umgang damit beleuchtet), einen zweiten kurz angerissenen Mittelteil (K.I.s kommen demnächst) und einen Schlussteil (alles nur Simulation, eine Entscheidung stand an). Alles was ich „will“, ist den Vorspann auf das nötige Maß zurückzufahren (, Atmosphäre – wenn überhaupt – bringt das Vorgeplänkel genug) und den Rückblick/Erklärteil irgendwie harmonischer einzufügen, in die Handlung zu integrieren, statt es mehr oder weniger geschickt zwischenzuschieben.

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Ich war nie ein guter Prosa-Autor, das Beste an meinen Geschichten waren immer meine Dialoge und auch wenn man dort wo Du herkommst nicht so spricht... hier schon. Du kannst also nicht behaupten, daß sich meine Dialoge "weit weit entfernt davon" bewegen wie Menschen tatsächlich reden, dein lokales Idiom ist nicht das Nonplusultra.
Was soll ich sagen… Außer, dass es sich eben geschrieben und nicht gesprochen anfühlt. Man redet mit weniger Kommas, weniger „echten“ Nebensätzen (, Bandwürmer kommen dagagen öfter vor als man es geschrieben ertragen könnte). Sicher: Dieses „weit entfernt“ ist nicht durchgängig in dem Dialog, aber gerade dort, wo du die Botschaften verpackst (die Geronimo so aufbringen), stimmt die Redeweise üüüberhaupt nicht mit der vorgeblichen Emotion überein. Da klingen die beiden besonders nach „Geschrieben“ – statt kurze, starke, heftige Sätze, die über ganz „kurze“ Kausalitäten verknüpft sind, machst du sowas:

„Jetzt hör aber auf“, unterbrach Wilhelm. „Leute wie du sind es, die die Technik unter mehr Kontrolle halten, als gut für sie ist. Trotzdem bin ich der Meinung, dass du nicht unrecht hast. Natürlich darf die Technologie nicht außer Kontrolle …

statt

„Jetzt hör aber auf!“, unterbrach Wilhelm. „Leute wie du halten die Technik unter mehr Kontrolle halten, als gut für sie ist. Natürlich darf die Technologie nicht außer Kontrolle …


oder sowas:

Natürlich darf die Technologie nicht außer Kontrolle geraten, und vielleicht bin ich einer von denen, die ein bisschen zu leichtsinnig damit umgehen würden. Aber solange es Leute wie dich und mich gibt, werden wir dafür sorgen, dass alles einen geregelten Gang geht und zwar in einem gesunden Mittelweg. ((Lies das mal vor! Da ist hier der Atmen alle!))

statt

Natürlich darf die Technologie nicht außer Kontrolle geraten, und vielleicht bin ich einer von denen, die ein bisschen zu leichtsinnig damit umgehen würden. Der gesunde Mittelweg ist wichtig, darauf kommt es an. Und wir sorgen dafür, dass alles seinen geregelten Gang geht.

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(Oh mann, eigentlich müsste ich was für den Job tun, aber gut:)
LEKTORAT:
Vorab: Teste deine Texte, indem du sie vorliest – so, als wärest du in einer Lesung. Teste, wo dir Luft wegbleib, wo also ein Punkt hin müsste. Teste, ob der Spannungsbogen hält. Teste, ob es „klingt“. Teste, ob du mit der Stimme ein Bild aus dem Worten malen kannst (=Atmosphäre schaffen). All das kann man bei einer Lesung (mehr der weniger deutlich) spüren…


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Wie jeden Sonntag traf Julius sich mit seinem Cousin Wilhelm in ihrem Stammcafe. Das war auch notwendig, denn beide waren der Meinung, dass ein Mann auch einmal einen Tag für sich verbringen sollte . Und da die Ehefrauen der beiden sich gegenseitig nicht ausstehen konnten, war es nur logisch, dass sie sich miteinander trafen. So bestand keine Gefahr, dass die Frauen jemals mitkommen wollten.[blue]Dröseln wir das mal auf: Ein Mann muss für sich sein – ok. Warum trifft er sich dann mit jemandem? Du meinst: Männer müssen auch mal unter sich sein. Oder? Weiter: Heißt das: Wenn die Frauen sich leiden könnten, würden sich die Pärchen treffen? Was hat das mit „für sich“ oder „unter sich“ zu tun? Weiter: Da die Frauen sich nicht mögen, treffen sich nur die Männer – es ist also ein Art „na wenigstens etwas“. Aber dann sagst du, es kommt ihnen grade recht. Du meintest also: Das die Ehefrauen der beiden sich nicht ausstehen konnten, bestand kaum Gefahr, dass sie jemals mitkommen wollten. UND: Das alles ist eine Mitteilung eines allwissenden Erzählers über die Situation. Da ist nicht ein Milligramm Atmosphäre (Bild, Geruch, Tasten, Spüren…) dabei.[/blue]
Julius und Wilhelm hatten sich für dieses Cafe entschieden, weil es einen recht großen Spielplatz hatte, auf dem die Kleinen herumtoben konnten. Die beiden zeigten dem jeweils anderen immer wieder gerne, was ihre Kurzen schon wieder Neues gelernt hatten.[blue] Auch hier: Nur Info, nur Gesagtes. Nichts wird gezeigt, also entsteht auch keine Atmposhäre. [/blue]
Wie jeden Sonntag kam Wilhelm auch heute wieder zu spät, Julius saß bereits bei seinem zweiten Kaffee. Er stand auf und warf einen Blick auf den Spielplatz, um festzustellen, was Sigurd so trieb. Befriedigt stellte er fest, dass Sigurd sich mit den anderen Kurzen gut verstand und setzte sich wieder.
Und da kam auch schon Wilhelm. [blue] Mooooment! Wilhelm kam gerade schon mal. Zu spät zwar aber er kam.[/blue] Er setzte sich grußlos und begann sofort zu reden.
„Also gut“, sagte er. „Treffen sich zwei Hellseher. Sagt der eine: ‚Dir geht’s gut. Und wie geht’s mir?“
Julius gestattete sich ein leises Lächeln. Wilhelm begann ihre Treffen immer mit einem Witz, und auch wenn die meisten eher zur Kategorie „Uralt Und Gar Nicht Mal So Gut“ gehörten, so hätte Julius es trotzdem vermisst, wenn Wilhelm plötzlich damit aufgehört hätte.[blue] Was für ein Bandwurmsatz! Da bleibt einem beim Vorlesen glatt die Luft weg. *smile*[/blue]
[blue] In Wirklichkeit passiert doch: „Wilhelm erzählt einen Witz, Julius lächelt kurz und sagt dann sofort „Hallo“. Du aber schiebst die ganze lange Erklärung dazwischen – all das würde man auch sehen, wenn du einfach nur den Ablauf zeigst. Wäre dieser Ablauf nämlich ungewöhnlich, würde Julius anders reagieren.[/blue] „Hallo Wilhelm“, sagte Julius. „In der Tat, wie geht es dir?“
„Ich kann nicht genug klagen“, antwortete Wilhelm. Er war eben ein rechter Scherzbold. [blue] Spielerei. Dass er das – etwas so Witzig-sein-Sollendes – sagt, zeigt alles. „rechter Scherzbold“ ist eine typische Sprech-Formulierung, die für alle sichtbar von der Einstellung des Erzählers gefärbt ist. Das passt nicht zum restlichen, neutral gehaltenen Text.[/blue]
„Geronimo“, wandte er sich an seinen Kurzen. „Geh auf den Spielplatz und spiel mit Sigurd. Aber bleib in Rufweite.“
Der Kleine trottete gehorsam davon.
„Ich hab was Neues“, sagte Wilhelm begeistert. „Ein Kampfprogramm, das extra für die Kurzen entwickelt wurde. Du weißt schon, auf ihre Gelenke, die Gewichtsverteilung und die kurzen Extremitäten abgestimmt. Ich bin sicher, dass ihm das einen großen Vorteil bringt.“[blue] Geschrieben statt gesagt. SAGEN würde der begeisterte Wilhelm wohl eher „Das bringt ihm sicher Vorteile.“[/blue]
„Davon hab ich schon gehört“, antwortete Julius. „Und zwar die unterschiedlichsten Dinge. Einige sind begeistert davon, andere schwer enttäuscht. Vor allem, weil es auch nicht grade billig ist. Das Preis/Leistungs-Verhältnis stimmt nicht.“
„Ich habe es noch nicht ausprobiert“, meinte Wilhelm. [blue] …wer auch sonst? Es reden ja nur die beiden. Weglassen![/blue] „Wir werden ja sehen. Sollen wir?“
„Sehr gerne, aber ich muss dich vorwarnen. [blue] …oder doch nur „warnen“?[/blue] Ich habe seit letzter Woche mein modulares System weiter ausgebaut. Es besteht jetzt aus Karate mit Einflüssen von Kapoeira und Aikido.“[blue] …und was meint Wilhelm darauf? Ist er beeindruckt? Oder hält er es für Angeberei? Hier wäre Gelegenheit etwas einzuflechten wie: „Hast wohl wieder was zusammengebastelt? Deine Fähigkeiten als Ingenieur in allen Ehren, aber du kannst dir doch nur Schrott zum Einbauen leisten.“
„Dafür ist es Maßarbiet! Sowas kannst du dir mit all deinem Geld nicht kaufen. Du bezahlst bei den Nachrrüstsets und dem Kram auch ein Haufen Schnickschnack, den niemand braucht. Das macht deinen Kurzen nur langsamer.“
„Willst du dich drücken?“
Wilhelm schüttelte den Kopf. „Dazu hab ich gar keinen Grund!“[/blue]
Die beiden standen auf und gingen zum Spielplatz hinüber. Sigurd und Geronimo standen sich gegenüber und unterhielten sich in ihrer Sprache. Ein Zufallsgenerator rief aus dem Datenspeicher eines dritten Kurzen einen Song auf und plötzlich begannen alle Kleinen auf dem Spielplatz Salsa zu tanzen. Eines der billigeren Modelle im Hintergrund fiel dabei um. [blue] Sollte das ein spaßiger Einschub sein? Ich konnte nicht mal schmunzeln. / Warum tun die Kurzen das? Ist das eine eingebaute Macke – so nach dem Motto „If Musik then tanze – egal, was du grade sonst so tust“?[/blue]
Als das Stück verklang[red] verklungen war, [/red] richteten Sigurd und Geronimo sich wieder auf und gingen zu Julius und Wilhelm hinüber.[blue]Warum? Wenn das Erscheinen der Herrchen den „Hin!“-Befehl auslöst, wieso ist dann sowas Absurdes wie der Tanz-Befehl in der Lage, diesen elemantaren Gehorsam-Befehl zu überlagern?[/blue]
„Kampfmodus“, sagte Julius. „Du kämpfst gegen Geronimo.“
Sigurd drehte sich Geronimo zu und verbeugte sich, dann nahm er die Grundstellung ein. Seine ursprüngliche Außenhülle hatte Julius neu lackieren lassen, so dass er jetzt aussah wie ein Ritter aus der germanischen Sage, daher der Name. [blue]Nachgereichte Info. DAS hätte in der Tanzszene unterbracht werden können: … Salsa zu tanzen. Es sah seltsam aus, vor allem, da einige der Kurzen umlackiert worden waren. Sigurd beispielsweise wirkte in seinem Look eines altgermanischen Ritters wie eine von Zuckungen geplagte Konservendose. Wilhelm grinste bei diesen Anblick.[/blue]
„Kampfmodus Beta“, sagte Wilhelm. „Du kämpfst gegen Sigurd.“
Geronimo, dessen Lackierung an einen Apachenhäuptling gemahnte [blue] oder doch eher „erinnerte“ – denn was bitte ist mahnend an diesem Look?[/blue] , drehte sich Sigurd zu und blieb einfach gerade stehen.
„Bis der erste umfällt?“, fragte Julius.
„Zwei von dreien, würde ich sagen“, antwortete Wilhelm.
„Also gut.“ [blue] Ist das der Startbefehl für die Kurzen? Denn jetzt geht‘s ja los, während sie vorher noch gewartet haben…[/blue]
Was nun folgte war ein Roboterkampf, bei dem es darum ging, den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen und umzuwerfen, allerdings waren mehr als zwei Beine nicht erlaubt. [blue] Arrrg! Dass es ein Roboterkampf ist, wissen wir schon. Dass es ums Umwerfen geht, deutet die Frage von Julius an. Dass nur „zwei Beine erlaubt“ sind ist überflüssig – die Kurzen hier haben nur zwei (, das Kind-Bild ist ja immer noch nicht ausgehebelt!). Was anderes wäre es, wenn das Ganze ein offizieller Wettkampf wäre und dies hier die „Kategorie Zweibeiner bis 1,20 Meter“ oder so. Und was folgt ist zwar tatsächlch ein Kampf, aber SO ist eine Info, nicht erzählt. Was – erzählterweise – folgt ist (z.B.): Sigurd stürzte sich augenblicklich auf Geronimo, der drehte sich weg, so dass Sigurds Schlag ins Leere ging. Doch der „Ritter“ fing sich sofort und wandelte den Schwung in eine Seitwärtsbewegung, aus der heraus er mit dem rechte Fuß nach dem „Apachen“ trat. Geronimo konnte nicht mehr ausweichen fing den Tritt aber mit dem Unteram ab. …[/blue]
[blue] UND hier – wo eigentlich der Kampf zu toben beginnt – blockst du die Handlung ab und informierst den Leser mal schnell über diese und jene Hintergründe und Vorgeschichten.[/blue] In den letzten Monaten war Julius’ Sigurd immer als Sieger aus den Duellen hervorgegangen, was Wilhelm als nicht ganz fair empfand. Schließlich war Julius Maschinenbauingenieur und kannte sich mit Dingen wie Gyroskoplagerungen, Programmierung und so weiter aus. Sein Kurzer war sein ganzer Stolz[blue] Das – dass der Kurze sein ganzer Stolz ist – trifft ja wohl auf beide Männer zu, oder?[/blue], deswegen steckte er viel von seinem Know-how und seiner Freizeit in Sigurds Weiterentwicklung.
Wilhelm andererseits war reich, sein Geronimo besaß immer die neueste Technik und vor allem die beste Software, was seiner Kampftechnik sehr zugute kam. Sigurds Innenleben war oftmals aus Schrott zusammengebaut, aber sehr innovativ; so innovativ, dass manche der Dinge die Julius mit ihm angestellt hatte, erst nach einem halben Jahr als Nachrüst-Set auf den Markt kamen.[blue] Es ist ein kleines bisschen mühsam, das zu sortieren – du springst zwischen den Namen locker flockig umher. Das ist vor allem deshalb etwas problematisch, weil du außer der simplen Lackierungsinfo weder den Männern noch den Kurzen sowas wie ein individuelles Gesicht hast geben können. Es erfordert – genau gemommen – sogar schon eine nicht ganz auf „Unterhaltung“ eingestimmte Konenztration, die Kurzen und die Menschen auseinander zu halten – vier männliche, altertümlich wirkende Namen mit der gleichen Silbenzahl (=2 / nur Geronimo mit 2*2 weicht ab, blebt dabei aber doch irgendwie im Rhythmus.). [/blue]
Die Rechnung ging auch diesmal auf. Während Geronimo sich mehr darauf konzentrierte selbst auf den Beinen zu bleiben und daher in die Defensive gedrängt wurde, konnte Sigurd gar nicht anders, als stehenzubleiben, wenn die Gyroskope in seinem Inneren [blue] DAS ist eine klassische Allwissender-Erzähler-Info. Man fragt sich automatisch, warum Wilhelm das seinem Kurzen nicht auch eingebaut hat (so reich wie er ist, kann er sich doch sicher einen Handwerker leisten). Einzig mögliche Antwort: Weil er es nicht weiß. Aber es wird nirgends deutlich, was von dem, was du als Allwissender Erzähler den Leser mitteilst, die Männer wissen.[/blue] ihn immer wieder so herumrissen, dass sein Schwerpunkt ausbalanciert war. Dadurch blieb ihm einfach mehr Rechnerkapazität, die er auf Geschwindigkeit und Vorausberechnung seiner eigenen Angriffe und der des Gegners verwenden konnte.
Immerhin dauerte der Kampf diesmal etwa doppelt so lange wie sonst. Auch wenn Wilhelm sehr säuerlich [blue]Spielerei! Das ist eine typische Sprech-Formulierung, die auch mal in einem Brief, Forumoder Chat trägt. Nicht im „neutralen Allwissender-Erzähler-Modus“. Zum Ton des anderen Textes passt z.B. „verärgert“.[/blue]reagierte, beim nächsten Mal würde er den Cousin vielleicht schlagen. [blue]Erzähllogik: Obwohl er sauer war, würde der ihn das nächste Mal vielleicht schlagen. ?? Heißt das, weil er sauer ist, sinkt damit seine Chance auf einen Sieg beim nächsten Mal?[/blue]
„Warte nur, bis die ersten K.I.s auf den Markt kommen“, warnte er Julius. [blue] Das hat was mit dem Sauer-Sein zu tun, aber nichts mit dem „Sieg das nächste Mal“ (, es sei denn, Wilhlem hat K.I. schon auf der Einkaufsliste).[/blue]
„Künstliche Intelligenzen? Ich glaube das dauert noch“, antwortete dieser. [blue] … wer auch sonst. Weglassen![/blue]„Wozu soll es überhaupt gut sein, eine Maschine zu bauen, die ihre Programmierung selbstständig erweitert? [blue]Das fragt nicht wirklich der INGENIEUR und BASTLER?[/blue]Und dann übertragen wir ihr vielleicht auch noch Verantwortung? Wenn wir nicht aufpassen[blue]KOMMA[/red] haben wir das schönste George-Orwell-Szenario.“ [blue]Sowas setzt SF-Leser voraus. Als ausschmückendes Bonmont ist sowas nett, aber es ist nicht clever, so stark auf Lese-Voraussetzungen zu bauen.[/blue]
„Du bist ein Schwarzseher“, tat Wilhelm Julius [red]Julius’[/red] Einwände ab. [blue] … wer sonst? Und: Na klar tut er mit dem Satz „Du bist ein Schwarzseher“ Einwände ab – das musst du dem Leser nicht noch mal mitteilen. Lass den Guten doch einfach reden (, er darf ja sowieso nicht lange – der Stecker wird ja gleich gezogen ;) )[/blue] „Stell dir vor, wie einfach das Leben sein könnte: Du kommst von der Arbeit nach Hause und dein Hauptcomputer hat bereits dein Abendessen hergerichtet und stellt dir verschiedene Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zu Verfügung, während das Geschirr abgewaschen wird.“
„Von welcher Arbeit? Die, die ein Roboter für dich erledigt? Ich bin auch für Fortschritt, aber Technologie muss unter Kontrolle gehalten werden, sonst bemächtigt sie sich unserer. [blue] Der Typ reagiert emotional {wie die Frage-Form beweist. Wär er kühler, würde er etwas sagen wie: „Ich würde nicht von der Arbeit kommen, denn die würde von Robotern erledigt werden.“), da baut er so‘n Satz nicht. [/blue] Gen-Technik zum Beispiel... “
„Jetzt hör aber auf“, unterbrach Wilhelm. „Leute wie du sind es, die die Technik unter mehr Kontrolle halten, als gut für sie ist. Trotzdem bin ich der Meinung, dass du nicht unrecht hast. Natürlich darf die Technologie nicht außer Kontrolle geraten, und vielleicht bin ich einer von denen, die ein bisschen zu leichtsinnig damit umgehen würden. Aber solange es Leute wie dich und mich gibt, werden wir [blue]Wer ist wir? Wir haben nur erfahren, dass Wilhelm reich ist. Gehört er zur Ethik-Kommission, zur Regierung, zur „Regulierungsbehörde für Computer-Einsatz“ oder was oder wie? Wichtig für die Story sind daran zwei Dinge: 1: Gibt es eine gesellschaftliche Kraft, die sich mit diesem Problemen beschäftigt? Wenn ja: Wie, warum, mit welcher Akzeptanz, mit welchen Vorschläge und Ergebnissen. Das würde schon andeuten, was für ein Problem die K.I. dann mit dem Menschen haben. (Abgesehen davon, dass es ein brisantes Thema ist, zu dem Autor – über diesen Weg – Stellung beziehen muss.) 2: Die Figur Wilhlem ist offenbar mehr als nur „der reiche Cousin Wilhelm“ – aber wer ist er? Wenn das für die Storynicht von Belang ist (und das kann man durchaus so sehen), dann ist das „wir“ überflüssig. Da es aber da steht, wird man als Leser sofort auf den Tripp gebracht: Ahhh! Da ist also ein Verantwortlicher, ein „Prägender“, ein Prototyp dessen, was in diesem Zusammenhang gesellschaftlich abläuft. Und DAS (, was gesellschaftlich abläuft) ist das interessante an dem Thema – du aber verweigerst dem Leser demonstrativ den Blick darauf (, obwohl die Story den Blick erlauben würde – nur durch das kleine „wir“.) [/blue]dafür sorgen, dass alles einen geregelten Gang geht und zwar in einem gesunden Mittelweg.“
„Das kann ich nur hoffen, denn sonst...“
„Jetzt reicht es aber“, rief Geronimo missmutig [blue] Und nochmal die Frage: WAS reicht? Dass der eine die Technik kontrollieren will und K.I. ablehnt? Dass der ander auch K.I. nicht schlecht finden würde? Dass keiner den Arsch in der Hose hat, für seine Sicht einzustehen und beide „den gesunden Mittelweg“ als Fahne hissen?[/blue]und zog das Datenkabel aus der Buchse in seinem Brustkorb. Sofort hörte das Bilderzeugungssystem auf, Daten in seinen CPU einzuspielen [red]KOMMA[/red] und das Szenario um ihn herum verschwand.
Er saß wieder in seinem Datenstuhl in der Zentrale des Instituts für historische Effizienz [blue]Sicher sind im realen Leben Amts-Namen nicht immer gut gewählt, aber wenn man als Autor einen Namen erfindet, sollte der Name andeuten, was dort passiert. Nun: Ich habe nicht die allergeringste Idee, was „historische Effizienz“ sein soll. [/blue], von dem er sich Aufschluss über einige Ungereimtheiten der Vergangenheit [blue] Und wieder die Frage: WELCHE Ungereimtheiten? Ich seh in dem Text (bis auf handwerkliche Ungereimtheiten beim Erstellen) keine. [/blue]erhofft hatte. Als Mitglied des Rates musste er in einigen Zeiteinheiten [blue] Saudumme (Vorsicht: krass!) Rumrederei! Das bedeutet, dass es nur eine Zeiteinheit gibt – und das ist für jede Intelligenz (auch K.I.) unpraktisch, weil irgendwann die Zahlen einfach zu groß werden. Und: Wenn es auf der Erde passiert, warum sollten die K.I. da nicht menschliche Bezeichnungen übernommen haben?[/blue]eine Entscheidung treffen, über [red]ÜBER eine Entscheidung gibt es erst Daten, wenn sie getroffen ist. Was du meinst sind Daten zu den Grundlagen, auf denen basierend die Entscheidung getroffen werden soll. [/red]die ihm nicht genug Daten zur Verfügung gestanden hatten.
Also hatte er seinen Freund Sigurd darum gebeten, ihm Zugriff auf einige Datenbanken zu verschaffen. [blue]Mooooment! Ist das Erlebte also eine Simulation? Wenn nicht, wenn es eine Aufzeichnung ist: Wer hat die gemacht? Wenn ja: Warum sind dann Geronimo und Sigurd darin Objekte (nicht: Subjekte!), Objekte zumal, die „beschäftigt“ sind und deshalb gar nicht sehen/hören, was die Männer reden? Und wenn die K.I. NICHT in die Rolle der Kurzen schlüpfen bei der Simulation, sondern sozusagen der „Allwissende Erzähler“ sind, warum dann die Namensgleicheit? Noch schlimmer: Wenn es eine Simulation ist – basierend worauf? Wenn es Daten gibt, die so eine Simulation zulassen, warum lädt Geronimo nicht einfach diese Daten runter?! [/blue]
Geronimo sah zu Sigurd hinüber.
„Erbärmlich“, sagte er. „Waren sie tatsächlich so?“
„Ja“, antwortete Sigurd. „Jämmerlich, nicht wahr?“[blue]WAS empfinden sie als jämmerlich? Und welche Rolle spielt das für die Entscheidung (, um das zu wissen, müsste man wissen, was eigentlich (warum) zur Entscheidung stand.[/blue]
„In der Tat. Darum weiß ich auch schon, was ich dem Rat empfehlen werde.“
„Ich konnte dir also helfen? Das ist akzeptabel. Was wirst du anraten?“
„Was schon? Ich werde empfehlen sie einzusammeln und in Zoos zu stecken. Des weiteren werde ich eine umfassende Sterilisationsaktion als Zusatzmaßnahme anregen. Die Menschen sollen nie wieder ein solche Macht bekommen.“[blue]Mooooment! Entweder sie werden in den Zoo gesteckt, weil die jämmerlich sind (, obwohl ich diesen, hier als logisch verkauften Zusammenhang nicht begreife). Oder sie werden in den Zoo gesteckt, weil sie gefährlich sind (, wobei auch da ich eher annehmen würde, man stekct sie in Lager, in Anstalten, in Gefängnisse oder – noch effektiver – rottet sie gleich aus, statt noch Ressouren für die aussterbende Art zu opfern?).[/blue]
„Akzeptabel“, sagte Sigurd.
 

Dorian

Mitglied
Puh!

Ganz schön hart, aber immerhin aufschlußreich.

Ich habe mir natürlich sehr wohl Gedanken darüber gemacht, wie der ganze Hintergrund der Geschichte, die Motivation der Roboter und auch die Zukunft in der sie leben, beschaffen sein soll. All das hätte ich natürlich einfügen können, aber ich mag es nicht als Leser an die Hand genommen und durch eine Art Museum geführt zu werden. Ich habe es lieber mir einige Dinge selbst auszumalen. Man darf dabei aber nicht den Fehler machen zuwenig Information zu geben und das ist eine heikle Gradwanderung, die ich nicht immer so hinbekomme, wie ich sie gerne hätte.

Ich war immer stolz darauf, daß sich mE meine Dialoge so anhören, als würde tatsächlich jemand reden. Und, ob Du es glaubst oder nicht, ich zumindest, und einige andere die ich kenne, führen Diskussionen genau so wie hier niedergeschrieben, allerdings in teilweisem Dialekt. Es ist sehr interessant, dass woanders auch anders diskutiert wird.

Kommafehler mache ich andauernd. Ich bin richtig stolz darauf, daß es hier nur so wenige waren.

Ich füge auch ganz gerne Spielereien in meine Texte ein. Warum auch nicht? Ich finde, das lockert das Ganze auf. Wenn es bei einem Text nur darum ginge, nur das Notwendigste niederzuschreiben, könnte man ganze Bücher wegschmeißen.

Ich werde den Text überarbeiten und nochmal neu einstellen. Wundere Dich aber nicht, wenn eine andere Geschichte dabei herauskommt.

LG

Dorian
 



 
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