Laetitias Heimkehr

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Duisburger

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Die dick verpackte Gestalt sitzt auf der Bank, die Beine angezogen, das Kinn stützt sie auf ihre Knie. Das Gesicht ist fast vollständig vermummt, nur die Augen sind zu sehen. Traurige Augen, die mit Tränen gefüllt sind.
Schneeflocken tanzen um sie herum und ihre Silhouette verschmilzt langsam mit dem blendenden Weiß des kalten Winterabends. Die meisten Leute beachten sie nicht, einige bleiben kurz stehen, schütteln verständnislos den Kopf und gehen dann weiter. Keiner spricht sie an, niemanden scheint zu interessieren, warum jemand bei diesem starken Schneefall und der klirrenden Kälte sich ohne Not im Freien aufhält.
Hin und wieder hebt sie den Kopf und schaut sich um, so als suchte sie jemanden. Dann stockt ihr Blick für einen Moment und bleibt an dem hell erleuchteten Kreuz der alten Kirche haften. Leiser, festlicher Gesang dringt an ihr Ohr. Für einen Moment kehrt der Glanz in ihre Augen zurück.
Dann sinkt ihr Kopf wieder auf die Knie, sie umschließt mit den Armen ihre Beine und zieht sie dicht an ihren Körper. Lange sitzt sie so da, in sich versunken und kaum beachtet.

Der alte Mann geht langsam an der Bank vorbei, bleibt aber dann doch stehen und dreht sich um. Er beobachtet die kleine Gestalt auf der Bank und kann den dampfenden Atem sehen, der zwischen ihren Knien hervortritt. Einen Moment lang scheint er unentschlossen, doch dann geht er langsam auf die Bank zu und bleibt davor stehen.
"Guten Abend", sagt er lächelnd, doch die Person reagiert nicht. Mit seinen Handschuhen entfernt er den Schnee von der Bank und setzt sich neben die zusammengekauerte Gestalt. Er schlägt den Kragen hoch und zieht seinen Hut tiefer ins Gesicht.
"Es ist sehr kalt heute Abend, man sollte sich nicht länger als nötig im Freien aufhalten." Er schaut nach rechts und der vermummte Kopf neben ihm hebt sich ein wenig. Die fragenden Augen einer jungen Frau starren ihn verständnislos an. Sie schüttelt den Kopf.
"Alles in Ordnung mit Ihnen? Kann ich Ihnen helfen?"
Die junge Frau löst den Schal, so dass ihr Gesicht nun ganz zu sehen ist. Ein junges, schönes Gesicht, mit glatter Haut und großen Augen. Allerdings spiegelt sich in diesen Augen eine tiefe Traurigkeit und schwindende Hoffnung wider.
"Warum wollen Sie mir helfen? Vielleicht brauche ich gar keine Hilfe?", entgegnet sie trotzig und schaut ihn herausfordernd an.
Der alte Mann lächelt und öffnet seine Aktentasche. Er entnimmt ihr eine alte Thermoskanne und schraubt den Deckel ab, der gleichzeitig als Becher dient. Dampf steigt aus der Kanne und es riecht nach aromatischem Tee.
Vorsichtig füllt er den Becher zur Hälfte und hält ihn der jungen Frau hin.
"Trinken Sie, das wärmt sie auf. Es ist nur Tee, dafür aber sehr heiß."
Er lächelt sie ermutigend an.
"Ich heiße Laetitia", sagt sie sehr leise. Sie umschließt mit beiden Händen den Becher und trinkt vorsichtig den heißen Tee.
"Die römische Göttin der Freude, doch momentan machen Sie ihr keine Ehre. Es ist Weihnachten, zu dieser Zeit sollte man eigentlich fröhlich sein. Schauen Sie sich die Kinder dort an. Sie spielen im Schnee und freuen sich über ihre Geschenke. Sie nehmen den Tag, so wie er ist. Diese kindliche Einstellung kann man nur bewundern, denn ihre Gedanken eilen nicht voraus, sie planen nicht das Morgen. Für sie zählt nur der Moment. Wunderbar unkompliziert."
Erwartungsvoll dreht er sich ein wenig zu ihr hin und wartet auf eine Reaktion. Sie schaut ihn nun wieder an und er kann deutlich sehen, dass sie nach Worten sucht. Der alte Mann drängt sie nicht und wartet geduldig.
"Das mag sein, doch ich kann das nicht. Meine Gedanken beschäftigen sich mit meiner gelogenen Vergangenheit und dem Verlust meiner Hoffnungen. Da bleibt kein Raum für Fröhlichkeit. Was war, kann nicht ungeschehen gemacht werden. Es wird mich zeitlebens belasten. Jene, die ich glaubte zu lieben und die vorgaben, mich zu lieben, haben mir gegenüber nur Lippenbekenntnisse abgegeben.
Meinen Eltern ist ihr Geschäft und ihr gesellschaftliches Ansehen wichtiger als meine Person, darum bin ich nun allein hier, während sie in New York ihren repräsentativen Pflichten nachkommen. Da ist für mich kein Platz.
Meine Freunde interessieren sich zuallererst einmal für sich selbst. In ihren Herzen ist an solchen Tagen wie heute kein Platz für die Probleme anderer. Ich wollte dieses Fest mit Menschen feiern, denen ich etwas bedeute. Menschen, die zuhören, wenn ich etwas zu sagen habe. Doch nun gibt es niemanden mehr, der mir zuhört.
Nur zuhört, mehr will ich nicht."
Der alte Mann schüttelt den Kopf.
"Das stimmt nicht, ich höre zu. Doch nicht nur ich allein. Es gibt immer jemanden, der geduldig zuhört, dem man sich anvertrauen kann und keine unnötigen Fragen stellt. Überall. Es ist nicht nötig, nach ihm zu suchen. Auch ich benötige ab und an jemanden, der mir zuhört. Ich weiß dann, wohin ich mich wenden kann."
Er blickt hinüber zur Kirche.
Erstaunt schaut sie ihn an und schüttelt den Kopf.
"Das geht nicht, ich bin nicht sonderlich gläubig. Ich habe schon lange nicht mehr gebetet. Außerdem glaube ich kaum, dass Gott mir an solch einem Tag zuhört. Er wird Besseres zu tun haben."
Der alte Mann verschraubt seine Thermoskanne und verstaut sie in seiner Aktentasche. Dann steht er auf und reicht ihr die Hand.
"Komm, lass uns rüber gehen, dort ist es sicherlich wärmer als hier draußen. Mal sehen, ob der alte Herr nicht doch ein wenig Zeit für dich hat."
Er ist unbewusst zum vertrauten Du gewechselt, doch Laetitia nimmt keinen Anstoß daran. Sie ergreift zögernd seine Hand und steht auf. Mit der freien Hand streift sie den Schnee von ihrem Mantel.
"Also?" Er schaut sie auffordernd an.
Sie nickt nur und gemeinsam gehen sie in Richtung Kirche. Der Gesang wird lauter und sie erkennt die Stimmen eines Kinderchors.
"Stille Nacht, heilige Nacht, alles ..."
Laetitia zögert, als sie sich der Kirchentür nähert.
"Aber ich kann doch nicht einfach ..." Sie schaut den alten Mann zweifelnd an, doch er lächelt nur.
"Diese Tür steht für jeden offen. Jederzeit. Besonders für Menschen wie dich."
Er öffnet die Tür soweit, dass beide hindurch schlüpfen können. Eine wohlige Wärme empfängt sie, der Innenraum ist nur schwach beleuchtet. Es gibt kein elektrisches Licht. Überall an den Wänden brennen Kerzen und in ihrem flackernden Schein erkennt sie, dass die Kirche fast voll ist. Sie bleibt im Mittelgang stehen, um die Stimmung in sich aufzunehmen. Ganz weit vorne erkennt sie den Chor. Mädchen und Jungen in weißgoldenen, bodenlangen Gewändern singen mit feierlichen Mienen.
Er riecht nach Weihrauch und Myrrhe.
Erstaunt erkennt sie, dass momentan gar kein Gottesdienst stattfindet und sich doch so viele Leute hier eingefunden haben. Einige sitzen nur da und lauschen dem Gesang der Kinder. Andere haben die Hände zum Gebet gefaltet und knien vor der Bank.
Der alte Mann führt sie zu zwei freien Plätzen im vorderen Teil der Kirche. Immer noch erstaunt setzt sie sich. Da ist wieder das Kreuz, genau ihr gegenüber. Langsam wird sie in den Bann dieser besonderen Atmosphäre gezogen und die Traurigkeit fällt Stück für Stück von ihr ab. Sie schaut den alten Mann fragend an.
"Er hört dir zu. Nur Mut." Er lächelt wieder.
Zögernd zieht sie ihre Handschuhe aus und steckt sie in die Manteltaschen.
"Aber ich weiß doch gar nicht, wie ich ...", wendet sie ein.
"Mach dir darüber keine Gedanken, es ist nicht schwer. Er wird dir zuhören, so oder so. Es ist nicht wichtig, wie du es tust, sondern dass du es tust. Jeder hat da so seine eigene Methode. Nicht lange darüber nachdenken, tue es einfach."
Laetitia nickt und schaut wieder nach vorn. Sie schließt die Augen und legt die Hände in ihren Schoss.
Der alte Mann nickt zufrieden und tut es ihr gleich. Lange sitzen sie so nebeneinander und auf beiden Gesichtern ist ein Lächeln zu sehen. Laetitia erkennt, dass hier wirklich jemand ist, der ihr geduldig zuhört und dem ihre Probleme wichtig sind. Sie hat durch die Hilfe des alten Mannes ein besonderes Weihnachtsgeschenk erhalten.
Etwas, das sie fortan immer in sich trägt und ihr keiner wieder nehmen kann.
Sie ist wieder daheim.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Korrekturvorschläge:

Als große Kitschfreundin kann ich an diesem Text nicht achtlos vorüber gehen.
Laetitias Heimkehr
Veröffentlicht von Duisburger am 03. 12. 2006 16:46
Die dick verpackte Gestalt sitzt auf der Bank, die Beine angezogen, [blue] ihr [/blue] (das) Kinn stützt sie auf ihre Knie. Das Gesicht ist fast vollständig vermummt, nur die Augen sind zu sehen. Traurige Augen, die mit Tränen gefüllt sind.
Schneeflocken tanzen um sie herum und ihre Silhouette verschmilzt langsam mit dem blendenden Weiß des kalten Winterabends. Die meisten Leute beachten sie nicht, einige bleiben kurz stehen, schütteln verständnislos den Kopf und gehen dann weiter. Keiner spricht sie an, niemanden scheint zu interessieren, warum jemand bei diesem starken Schneefall und der klirrenden Kälte sich ohne Not im Freien aufhält.
Hin und wieder hebt sie den Kopf und schaut sich um, so als suchte sie jemanden. Dann stockt ihr Blick für einen Moment und bleibt an dem hell erleuchteten Kreuz der alten Kirche haften. Leiser, festlicher Gesang dringt an ihr Ohr. Für einen Moment kehrt der Glanz in ihre Augen zurück.
Dann sinkt ihr Kopf wieder auf [blue] ihre [/blue] (die) Knie, sie umschließt mit [blue] ihren [/blue] (den) Armen ihre Beine und zieht sie dicht an ihren Körper. Lange sitzt sie so da, in sich versunken und kaum beachtet.

Der alte Mann geht langsam an der Bank vorbei, bleibt aber dann doch stehen und dreht sich um. Er beobachtet die zierliche Gestalt auf der Bank und kann den dampfenden Atem sehen, der zwischen ihren Knien hervortritt. Einen Moment lang scheint er unentschlossen, doch dann geht er langsam auf die Bank zu und bleibt davor stehen.
"Guten Abend", sagt er lächelnd, doch die Person reagiert nicht. Mit seinen Handschuhen entfernt er den Schnee von der Bank und setzt sich neben die zusammengekauerte Gestalt. Er schlägt den Kragen hoch und zieht seinen Hut tiefer ins Gesicht.
"Es ist sehr kalt heute Abend, man sollte sich nicht länger als nötig im Freien aufhalten." Er [blue] schaute [/blue] (schaut) nach rechts und der vermummte Kopf neben ihm hebt sich ein wenig. Die fragenden Augen einer jungen Frau starren ihn verständnislos an. Sie schüttelt den Kopf.
"Alles in Ordnung mit Ihnen? Kann ich Ihnen helfen?"
Die junge Frau löst den Schal, so [red] das [/red] (dass) ihr Gesicht nun ganz zu sehen ist. Ein junges, schönes Gesicht, mit glatter Haut und großen Augen. Allerdings spiegelt sich in diesen Augen eine tiefe Traurigkeit und schwindende Hoffnung[red] wieder[/red] (wider) .
"Warum wollen Sie mir helfen? Vielleicht brauche ich gar keine Hilfe?", entgegnet sie trotzig und schaut ihn herausfordernd an.
Der alte Mann lächelt und öffnet seine Aktentasche. Er entnimmt ihr eine alte Thermoskanne und schraubt den Deckel ab, der gleichzeitig als Becher dient. Dampf steigt aus der Kanne und es riecht nach aromatischem Tee.
Vorsichtig füllt er den Becher zur Hälfte und hält ihn der [red] junge [/red] (jungen) Frau hin.
"Trinken Sie, das wärmt [red] sie [/red] (Sie) auf. Es ist nur Tee, dafür aber sehr heiß."
Er lächelt sie ermutigend an.
"Ich heiße Laetitia", sagt sie sehr leise. Sie umschließt mit beiden Händen den Becher und trinkt vorsichtig den heißen Tee.
"Die römische Göttin der Freude, doch momentan machen [red] sie [/red] (Sie) ihr keine Ehre. Es ist Weihnachten, zu dieser Zeit sollte man eigentlich fröhlich sein. Schauen Sie sich die Kinder dort an. Sie spielen im Schnee und freuen sich über ihre Geschenke. Sie nehmen den Tag, so wie er ist. Diese kindliche Einstellung kann man nur bewundern, denn ihre Gedanken eilen nicht voraus, sie planen nicht das Morgen. Für sie zählt nur der Moment. Wunderbar unkompliziert."
Erwartungsvoll dreht er sich ein wenig zu ihr hin und wartet auf eine Reaktion. Sie schaut ihn nun wieder an und er kann deutlich sehen, dass sie nach Worten sucht. Der alte Mann drängt sie nicht und wartet geduldig.
"Das mag sein, doch ich kann das nicht. Meine Gedanken beschäftigen sich mit meiner gelogenen Vergangenheit und dem Verlust meiner Hoffnungen. Da bleibt kein Raum für Fröhlichkeit. Was war, kann nicht ungeschehen gemacht werden. Es wird mich zeitlebens belasten. Jene, die ich glaubte zu lieben und die vorgaben, mich zu lieben, haben mir gegenüber nur Lippenbekenntnisse abgegeben.
Meinen Eltern ist ihr Geschäft und ihr gesellschaftliches Ansehen wichtiger als meine Person, darum bin ich nun allein hier, während sie in New York ihren repräsentativen Pflichten nachkommen. Da ist für mich kein Platz.
Meine Freunde interessieren sich zuallererst einmal für sich selbst. In ihren Herzen ist an solchen Tagen wie heute kein Platz für die Probleme anderer. Ich wollte dieses Fest mit Menschen feiern, denen ich etwas bedeute. Menschen, die zuhören, wenn ich etwas zu sagen habe. Doch nun gibt es niemanden mehr, der mir zuhört.
Nur zuhört, mehr will ich nicht."
Der alte Mann schüttelt den Kopf.
"Das stimmt nicht, ich höre zu. Doch nicht nur ich allein. Es gibt immer jemanden, der geduldig zuhört, dem man sich anvertrauen kann und keine unnötigen Fragen stellt. Überall. Es ist nicht nötig, nach ihm zu suchen. Auch ich benötige ab und an jemanden, der mir zuhört. Ich weiß dann, wohin ich mich wenden kann."
Er blickt hinüber zur Kirche.
Erstaunt schaut sie ihn an und schüttelt [blue] sie [/blue] (überflüssig) den Kopf.
"Das geht nicht, ich bin nicht sonderlich gläubig. Ich habe schon lange nicht mehr gebetet. Außerdem glaube ich kaum, dass Gott mir an solch einem Tag zuhört. Er wird [red] besseres [/red] (Besseres) zu tun haben."
Der alte Mann verschraubt seine Thermoskanne und verstaut sie in [blue] seine [/blue] (seiner) Aktentasche. Dann steht er auf und reicht ihr die Hand.
"Komm, [red] laß [/red] (lass) uns rüber gehen, dort ist es sicherlich wärmer als hier draußen. Mal sehen, ob der alte Herr nicht doch ein wenig Zeit für dich hat."
Er ist [red] unbewußt [/red] (unbewusst) zum vertrauten Du gewechselt, doch Laetitia nimmt keinen Anstoß daran. Sie ergreift zögernd seine Hand und steht auf. Mit der freien Hand streift sie den Schnee von ihrem Mantel.
"Also?" Er schaut sie auffordernd an.
Sie nickt nur und gemeinsam gehen sie in Richtung Kirche. Der Gesang wird lauter und sie erkennt die Stimmen eines Kinderchors.
"Stille Nacht, heilige Nacht, alles ..."
Laetitia zögert, als sie sich der Kirchentür nähert.
"Aber ich kann doch nicht einfach ..." Sie schaut den alten Mann zweifelnd an, doch er lächelt nur.
"Diese Tür steht für jeden offen. Jederzeit. Besonders für Menschen wie dich."
Er öffnet die Tür soweit, dass beide hindurch schlüpfen können. Eine wohlige Wärme empfängt sie, der Innenraum ist nur schwach beleuchtet. Es gibt kein elektrisches Licht. Überall an den Wänden brennen Kerzen und in ihrem flackernden Schein erkennt sie, dass die Kirche fast voll ist. Sie bleibt im Mittelgang stehen, um die Stimmung in sich aufzunehmen. Ganz weit vorne erkennt sie den Chor. Mädchen und Jungen in weißgoldenen, bodenlangen Gewändern singen mit feierlichen Mienen.
Er riecht nach Weihrauch und[red] Myhrre[/red] (Myrrhe).
Erstaunt erkennt sie, [red] daß [/red] (dass) momentan gar kein Gottesdienst stattfindet und sich doch so viele Leute hier eingefunden haben. Einige sitzen nur da und lauschen dem Gesang der Kinder. Andere haben die Hände zum Gebet gefaltet und knien vor der Bank.
Der alte Mann führt sie zu zwei freien Plätzen im vorderen Teil der Kirche. Immer noch erstaunt setzt sie sich. Da ist wieder das Kreuz, genau ihr gegenüber. Langsam wird sie in den Bann dieser besonderen Atmosphäre gezogen und die Traurigkeit fällt Stück für Stück von ihr ab. Sie schaut den alten Mann fragend an.
"Er hört dir zu. Nur Mut." Er lächelt wieder.
Zögernd zieht sie ihre Handschuhe aus und steckt sie in [blue] ihre [/blue] (die) Manteltaschen.
"Aber ich weiß doch gar nicht, wie ich ...", wendet sie ein.
"Mach dir darüber keine Gedanken, es ist nicht schwer. Er wird dir zuhören, so oder so. Es ist nicht wichtig, wie du es tust, sondern [red] das [/red] (dass) du es tust. Jeder hat da so seine eigene Methode. Nicht lange darüber nachdenken, tue es einfach."
Laetitia nickt und schaut wieder nach vorn. Sie schließt die Augen und legt die Hände in ihren Schoss.
Der alte Mann nickt zufrieden und tut es ihr gleich. Lange sitzen sie so nebeneinander und auf beiden Gesichtern ist ein Lächeln zu sehen. Laetitia erkennt, dass hier wirklich jemand ist, der ihr geduldig zuhört und dem ihre Probleme wichtig sind. Sie hat durch die Hilfe des alten Mannes ein besonderes Weihnachtsgeschenk erhalten.
Etwas, [red] dass [/red] (das) sie fortan immer in sich trägt und ihr keiner wieder nehmen kann.
Sie ist wieder daheim.


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Man muss das Rad nicht immer wieder neu erfinden,(Leerfeld)aber man kann ihm von Zeit zu Zeit eine andere Richtung geben.
Zum Heulen schön.
 

Duisburger

Mitglied
Hallo flammarion,

danke für die korrekturen, die ich gerne übernommen habe.
Die sprache ist kitschig, dass stimmt. Doch sie ist für kinder bestimmt und dieser kitsch wird von den kindern am besten verstanden.
Es ist auch ein christlicher text, zu dem ich stehe. Man sollte ihn daher uneter diesen gesichtpunkten lesen und werten.

lg
duisburger
 

maerchenhexe

Mitglied
also

selbst unter nichtchristlicher Betrachtung gibt der Text ganz viel Wärme her, und mir wurde trotz kitschiger Sprache ganz heimelig ums Herz.

lg
maerchenhexe
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo duisburger,

Kitsch oder nicht Kitsch - das ist für mich hier gar nicht die Frage. Da ich mir nur wenig aus Kindergeschichten mache, will ich die Geschichte auch inhaltlich und stilistisch gar nicht beurteilen. Aber eines möchte ich zumindest aus meiner Warte feststellen: Handwerklich ist der Text blitzsauber. Und das tut gut.

Gruß Ralph
 

hera

Foren-Redakteur
Teammitglied
Über eine Sache bin ich beim Lesen aber gestolpert. Oben schreibst du:

"Die dick verpackte Gestalt sitzt auf der Bank, die Beine angezogen, das Kinn stützt sie auf ihre Knie. Das Gesicht ist fast vollständig vermummt, nur die Augen sind zu sehen."

Und etwas weiter unten:

"Er beobachtet die zierliche Gestalt..."

Das widerspricht sich.

Viele Grüße, hera
 
H

HFleiss

Gast
Das ist der größte, noch dazu christlich verbrämte Kitsch, der zur Zeit in der Leselupe steht, hervorragend geeignet für die lieben Kleinen im Konfirmationsunterricht und weitab jedes modernen Denkens nach zweihundert Jahren Aufklärung. Solch einen primitiven restaurativen Seelenschmalz hat sich ja noch nicht einmal ein Ganghofer zu schreiben getraut. Und der war wenigstens ein Dichter.

Gruß
Hanna
 

Duisburger

Mitglied
Hallo hera,

danke für deine aufmerksamkeit. Du hast recht. Mit dem "zierlich" wollte ich dem leser mitteilen, dass es sich um ein kind / eine jugendliche handelt.
Daher hbe ich diesen teil in "kleine gestalt" geändert, denn das kann man wohl auch erkennen, wenn die person dick eingepackt ist.

lg
duisburger
 



 
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