Lana

John

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Die angesehene Richterin Elisabeth hing noch einem traditionellen Männerbild an und hatte seit dessen achtzehntem Lebensjahr versucht, ihren Sohn Marcus zu verheiraten. Zwar war es inzwischen nicht mehr selten, dass auch Männer studieren beziehungsweise ‚traditionellen Frauenberufen‘ nachgehen durften, aber Elisabeth war in dieser Hinsicht altmodisch. Für sie hatte ein Mann den Haushalt zu machen und sich um die Kinder zu kümmern, während die Frau einer ‚richtigen‘ Arbeit nachging und das Geld nach Hause schaffte. So erlaubte sie Marcus nicht, eine Berufsausbildung zu machen –wobei Marcus auch nicht die Art Mann war, die sich nicht ohne größere Bedenken in dieses Schicksal gefügt hätte.
Als sie ihn mit zwanzig immer noch nicht ‚unter die Haube gebracht‘ hatte, wurde sie unruhig. Woran es lag, war nicht ganz klar. Wie schon gesagt hatte Marcus sich von klein auf mit seiner Rolle als Hausmann abgefunden, aber vielleicht lag gerade darin das Problem in dieser Zeit der gesellschaftlichen Reformen: Viele Frauen –und zwar gerade aus den ‚Bildungsschichten‘, welche auch in Neogäa die wohlhabenderen darstellten, obgleich die Unterschiede im Einkommen in der Regel nicht so extrem waren wie bei uns- waren inzwischen der Ansicht, dass Männer mehr Mitspracherecht und Berufschancen haben sollten und konnten mit einem Mann wie Marcus gar nichts mehr anfangen, oder zumindest sagten sie das. Elisabeth hielt das zwar in vielen Fällen für etwas heuchlerisch, aber das nützte ihr in der Situation auch nicht viel.
So war sie schließlich heilfroh, als eine Multimillionärin um Marcus‘ Hand anhielt. Das Problem war, dass es sich bei der Frau um eine jener unsoliden Gestalten handelte, die ‚von Beruf Erbin‘ waren und Arbeit nie nötig gehabt hatten. Der Vorteil war, dass es ihr nicht um die Mitgift gehen konnte, dafür musste man aber ständig damit rechnen, dass sie von einem Tag auf den anderen irgendwelche abwegigen Ideen in den Kopf bekam und etwas Unvorhersehbares tat.
So kam es dann auch. Zwar gebar sie Marcus eine kleine Tochter, Lana, doch fiel ihr kurze Zeit später –vielleicht gerade deshalb, da sie durch das Kind ihre persönliche Freiheit in Gefahr wähnte- plötzlich ein, dass sie jetzt doch vielleicht besser einmal die Welt bereisen sollte. Und kaum hatte sie Marcus das kundgetan, war sie auch schon aufgebrochen, Marcus wusste nicht wohin, vermutete aber gen Süden, denn sie hatte immer davon geschwärmt, zur See zu fahren und nach Osten hin hätte sie dafür das Trennende Gebirge überqueren müssen, während im Westen, jenseits der Lichten Wälder, ein Grauen lag, an das Marcus nicht einmal zu denken wagte.

Zum Glück hatte sie allerdings Marcus ein beträchtliches Vermögen dagelassen –was für ihn nur ein schwacher Trost war, denn er hatte sich tatsächlich in sie verliebt, auch wenn im Viertel jetzt das Gerücht aufkam, er habe sich absichtlich eine Frau wie diese ausgesucht, in der Hoffnung, sie möge ihm viel Geld schenken und ihn dann in Ruhe lassen.
So konnte er mit Lana in ein großes, ansehnliches Haus ziehen. Dort zog er sie in den ersten Jahren ihres Lebens allein auf, zunächst noch unterstützt durch seine Eltern, bis die Mutter starb und der Vater ihr einige Monate später folgte, wie es bei Paaren im hohen Alter öfter einmal vorkommt. Von seiner Frau hörte Marcus nichts, nicht einmal Gerüchte, bis schließlich die Stadtverwaltung gezwungen war, sie aufgrund ihrer langen Abwesenheit ohne jede Spur für tot zu erklären. Das musste nicht heißen, dass sie auch wirklich tot war, doch gab Marcus in diesem Moment die Hoffnung auf, sie würde sich je zur Rückkehr besinnen.
So begann er schließlich, nachdem die in Mesopolis übliche ‚Trauerzeit‘ verstrichen war – inzwischen hatte Lana ihr achtes Lebensjahr vollendet- sich nach einer neuen Partnerin umzusehen und das brachte ihn leider dazu, sich mit Therese von den Scheunen einzulassen. Den Namen hatte sie von den Bürgern und ‚Scheunen‘ war ein abfällig gemeintes, aber eigentlich noch beschönigendes Wort für die Wollmanufakturen, die sie im Süden der Stadt betrieb. Viele munkelten, sie beschäftige dort illegal weiße Immigrantinnen von jenseits des Trennenden Gebirges wie Sklavinnen, doch nachweisen hatte das bisher niemand können.
Marcus jedenfalls schien die Gerüchte zu ignorieren, sei es aus Verzweiflung, sei es weil Therese ihn um den Finger gewickelt hatte. So musste sich Lana schon bald damit abfinden –doch was blieb ihr auch anderes übrig?- dass ihr Vater diese seltsame, ständig lange schwarze Mäntel tragende Frau mit ihren lächerlich hochgesteckten Haaren, die ihr irgendwie unheimlich war, heiraten würde. Wann immer sie Lana anblickte, lächelte ihr Mund, doch aus ihren Augen funkelte Verachtung, so schien es Lana. Nun, was kümmerte es sie, so lange sie noch ihren Vater hatte?

Auch Therese brachte eine Tochter in die Ehe, Karla, ihr Ein-und-Alles, ihr Augapfel, seit ihr erster Mann durch mysteriöse Umstände ums Leben gekommen war. Lana würde die erste Begegnung nie vergessen, wie verwundert sich die beiden Mädchen anblickten um immer wieder angsterfüllt zu ihrem jeweiligen Elternteil hoch zu schielen, da sie nicht wussten, wie sie mit der Situation umgehen sollten.
Doch Therese hatte ihrer Tochter wohl schon sehr bald klargemacht, dass sie etwas viel Besseres sei als Lana und es ihr gutes Recht, Lana auch entsprechend zu behandeln.
So kam es dazu, dass einmal, als die beiden Mädchen im Garten spielen sollten, Karla ‚Verstecken‘ vorschlug. Während Lana herumirrte, um Karla zu finden, sprang Letztere plötzlich aus einem Gebüsch, schubste Lana um, bewarf sie mit Schlamm und drückte sie mit dem Gesicht nach unten auf den Boden, so als wollte sie Lana ersticken. Zunächst hielt Lana das für einen Scherz, doch als Karla einfach nicht aufhören wollte, wurde sie panisch und rammte schließlich Karla ihren Ellbogen ins Gesicht. Das führte dazu, dass Karla sofort abließ und sich weinend auf dem Boden krümmte. Offensichtlich hatte Lana ihr einen Zahn ausgeschlagen.
Als nun die beiden Mädchen völlig aufgelöst vor ihrem jeweiligen Elternteil standen, da wollte jedes von diesen das Kind des jeweils anderen bestraft wissen. Marcus glaubte Lana, dass Karla angefangen und sie fast erstickt habe, Therese aber glaubte ihr natürlich nicht und beharrte darauf, Lana habe Karla heimtückisch attackiert und es von Anfang an darauf abgesehen, sie zu verunstalten, weil sie ‚Karla ihre Schönheit neidete‘ wie Therese es ausdrückte (tatsächlich war Karla nicht unbedingt ‚hässlich‘, doch war Lana das hübschere von beiden Kindern, zumal Karla einen arroganten Zug um den Mund besaß, durch den man sie nicht gern ansah).
Marcus konnte sie schließlich -vermeintlich- besänftigen, indem er sie anflehte, dass sie doch bitte nicht gleich zu Beginn ihrer Ehe einen so bösen Streit haben sollten. So einigten sie sich –vermeintlich- darauf, für diesmal keines der Kinder zu bestrafen, zumal ja gewissermaßen Aussage gegen Aussage stand.
Doch als Lana sich später auf dem Weg in ihr Zimmer befand, packte plötzlich jemand die darob Schreiende und Weinende am Haarschopf und schleuderte sie im Kaminzimmer auf den Boden. Dort saß Karla, überheblich grinsend, mit einem Rohrstock in der Hand.
„Tu es, mein Kind!“, sagte Therese mit einer Liebe in der Stimme, welche diese ohnehin schon schlimme Situation geradezu schauderhaft machte, „du weißt, sie muss diszipliniert werden! Sie muss lernen, dass sie sich nicht alles herausnehmen kann!“
So wurde der Bock zum Gärtner gemacht und Lana musste ihre bisher schlimmste Tracht Prügel ertragen. Auch ihrem Vater war gelegentlich ‚die Hand ausgerutscht‘, wenn sie ihn wirklich geärgert hatte –was sie dann auch im Nachhinein immer einsah- aber nie hatte er für eine ganze Viertelstunde lang frenetisch auf sie eingeschlagen und das nur aus Spaß daran, ihr weh zu tun. Karla wollte gar nicht mehr aufhören, es war Therese, welche sie schließlich mit den Worten „das reicht jetzt mal“, von Lana wegzerren musste. Weinend und mit blutigem Rücken, ließen sie Lana einfach zurück, ohne ihr auch nur aufzuhelfen.
„Aber das werden sie mir büßen!“, dachte sie nur bei sich, „wenn Vater davon erfährt…“
Als sie später mit roten Augen und nassem Gesicht auf Marcus‘ Schlafgemach zuging, da stand Thereses weiße Reinemachfrau in der Tür und warf ihr einen Blick zu, der Schlimmstes vermuten ließ. Lana stürmte ins Zimmer und da saß Therese über Marcus‘ Bett und vergoss künstliche Tränen.
„Du musst jetzt stark sein, Lana!“, sagte sie, „dein Vater hätte es so gewollt!“
„Ja, und vor Allem willst du das!“, schoss es Lana in den Kopf, „weil du ihn vergiftet hast, du falsche Schlange!“
Es sollte sich herausstellen, dass Therese sich durch ungünstige Entscheidungen mit ihrem Unternehmen in hohe Schulden gestürzt hatte. Da kam ihr ein reicher Mann gerade recht und ‚konvenierender Weise‘ hatte Marcus sie vor seinem Tod zur Alleinerbin erklärt. Obwohl die Testamentsvollstreckerin sich wunderte, dass er nicht seine leibliche Tochter wenigstens ein bisschen mitbedacht hatte. Und tatsächlich gab es eine Passage im Letzten Willen, auf der ‚unglücklicherweise‘ Tinte verschüttet worden war. Doch da es keinen Weg gab, die Passage zu rekonstruieren, waren der Testamentsvollstreckerin die Hände gebunden.
All das sollte Lana erst Jahre später erfahren. Doch war sie nicht dumm und sie wusste, ihr standen schlimme Zeiten bevor. Weinend lief sie auf ihr Zimmer.

„So ging der Denker seinen letzten Gang
Zum Richtplatz jener Tag‘ entlang
Doch stirbt er nicht von Henkers Hand, denn seht
Wie einmal mehr in diesem traur’gen Land
Der Henker aus dem Denker selbst entsteht“

Claudius durfte als erster Mann ein selbstgeschriebenes Theaterstück öffentlich aufführen, ‚Die Erzählung vom Krieg der Erde‘ nach dem berühmten Versepos der Nike. Bei manchen Stellen, wie dem oben aufgeführten Zitat, hatte er einige Zeit mit sich ringen müssen, ob er sie drin behalten sollte oder nicht, denn obwohl er sich bemühte, dieses altertümliche Werk in eine moderne, verständliche Form zu bringen, durfte er nicht zu viel kürzen, das würde ihm den Hass jener Werkpuristinnen einbringen, die glaubten, man müsse alles aus dem Original übernehmen, auch wenn Zitate wie dieses in Wirklichkeit niemand verstand.

Nervös saß er nun in der Premiere (das Theater von Mesopolis glich in jeder Hinsicht dem von Athen und auch in Mesopolis wurde die Teilnahme wenn auch nicht erzwungen, so doch stark erbeten) immer kurze Seitenblicke auf jene Altdamen-Riege berühmter Autorinnen und Kritikerinnen werfend, die, das wusste er, sehnsüchtig auf einen Grund warteten, ihn zu verreißen. Er hatte vor, sie zu enttäuschen.
Neben ihm saß seine Frau, Katharina, welche die ‚Ritterinnen‘ befehligte, ein bis vor kurzem nur Frauen vorbehaltener Berufsstand. Die Ritterinnen entsprachen in etwa unserer Polizei, wurden aber auch, wenn nötig, von der Präsidentin auf Missionen in ferne Länder geschickt.
Katharina unterstützte ihren Mann und fand es gut, dass er sich als Autor verwirklichte. Dabei war es auch nicht so, dass sie keinen Bezug zum Gegenstand seiner Tätigkeit gehabt hätte, denn in Mesopolis (eigentlich in ganz Neogäa –war Mesopolis doch die Hauptstadt- nur war das in vielen Gegenden leider noch eher theoretisch) wurde viel Wert darauf gelegt, dass alle, egal welchen Berufs, einen ungefähr gleichen Bildungsstand besaßen. So wurden auch Ritterinnen ermutigt, sich mit Kunst, Kultur und Theater auseinanderzusetzen. Und jeder kannte Nikes Versepos. Es war das Standardwerk der neogäischen Literatur, welches auch schon die Kinder im Schulunterricht auswendig lernen mussten. So hatte auch Katharina Claudius beraten können und sie war der Meinung, dass sie zusammen die richtigen Entscheidungen getroffen hatten.
Als nun gerade die berühmte Verführungsszene des Thomas gegeben wurde („Ja, ich muss mich wehren“)… wurden urplötzlich alle, Zuschauer wie Darsteller, durch ein lautes polterndes Geräusch abgelenkt.
„Da ist jemand zusammengebrochen!“, rief eine Zuschauerin.
Sofort sprang Katharina auf und eilte zum Ort des Geschehens. Dort lag ein Mann, in schlichter Kleidung, der Katharina sofort ansah, dass er nicht aus Mesopolis war, welcher offensichtlich eine Art Schwächeanfall erlitten hatte. Er war aber noch bei Bewusstsein.
„H…helft mir…“, sagte er mit schwächlicher Stimme, als er Katharina sah.
„Wer bist du?“, fragte Katharina.
„Eine böse Zauberin ist auf dem Weg hierher“, gab der Mann zur Antwort, dann wurde er ohnmächtig.

Nachdem man ihm zu Essen gegeben, ihn gewaschen und neu eingekleidet hatte, brachte man ihn vor Victoria, die Präsidentin der VDN. Dieser erklärte er, dass die böse Hexe Zerna ihm auf den Versen sei und vorhabe, ihn zu töten. Sie habe sein Heimatdorf überfallen und er sei als Einziger entkommen.
„Ich glaube“, sagte der Mann, „dass sie eine der Kreaturen der ‚Kaiserin‘ ist und zu Ende bringen will, was ihre Herrin begonnen hatte! Doch ihre erste Tat wird sein“ –und er schluckte trocken- „mich zu töten, da ich sie durchschaut habe!“
Kaum hatte er das gesagt, stand plötzlich, so als sei sie aus dem Nichts aufgetaucht, eine ebenfalls in Lumpen gehüllte Frau vor ihm (ihrer Ethnie nach zu urteilen schien sie vom ‚Land über den Meeren‘ zu stammen) und packte ihn am Kragen. Sofort schickten sich Katharina und die anderen versammelten Ritterinnen an, sie anzugreifen, doch sie hob ihre Hand und dieser entstieg ein dichter, alles umhüllender Rauch. Als der Rauch sich ein wenig gelichtet hatte, waren der Bote und die Hexe (jedenfalls musst man wohl annehmen, dass sie das war) verschwunden.

„Dieses Haus ist so gut wie jedes andere!“
-„Wenn du hier zu lange bleibst, Zerna, werden sie dich entdecken!“
-„Ich hab‘ dir schon mal gesagt, ich heiße nicht Zerna! Das ist nur irgendein kindischer Name, den irgendwer mit gegeben hat!“
-„Es ist mir egal wie du heißt, jedenfalls wirst du keinen Erfolg haben mit dem, was du vorhast, dafür werde ich sorgen!“
-„Das werden wir ja sehen…“
-„Ich störe dich nur ungern meine Liebe, aber wir werden beobachtet…“

Sie stockte und sah sich um: In der Ecke des Kerkers, in dem sie sich versteckt hatte, stand eine junge Frau, abgemagert und zerschunden aussehend.
„Wie heißt Du, Kind?“, fragte die Zauberin.
„Karla!“, rief Lana, „hier sind zwei Leute, hier in meinem Kerker!“
„Jaja“, erwiderte Karla von draußen, „wenn du glaubst dass ich darauf reinfalle, Blödmaul, bist du noch dümmer als du aussiehst!“
Karla hatte Lana den Spitznamen ‚Blödmaul‘ gegeben, was eigentlich mehr über Karlas geistige Fähigkeiten aussagte als über Lanas. Lana hatte sich in den letzten zehn Jahren oft gefragt, warum Therese nicht auch sie umgebracht oder es wenigstens versucht hatte. Zum einen hatte Therese sich wohl nicht getraut, denn den plötzlichen Tod eines Kindes hätte sie weniger leicht erklären können als den ihres Manns. Zum anderen aber hatte sie Lana –deren Vormundschaft Marcus ihr im Fall seines Todes übertragen hatte- Karla als ‚persönlichen Fußabtreter‘ (oder wie wir heute vielleicht sagen würden ‚Punching Ball‘) gewissermaßen zur Verfügung gestellt und wie sich herausstellte, hatte Karla das auch dringend nötig, denn ihr Leben war ansonsten nicht gerade ein Erfolg. Mit Anfang zwanzig hatte sie alle Ausbildungen abgebrochen und hing immer noch am Rockzipfel ihrer Mutter und ihr einziger Trost war, dass es Lana noch dreckiger ging und sie diese schikanieren und wie ihre Leibeigene behandeln durfte.
Wieder wollte die Zauberin ihren Fingern Rauch entsteigen lassen, aber wie im Reflex –sie hätte es selbst nicht erklären können- wedelte Lana den Rauch einfach weg und der Raum war wieder sichtbar. Erstaunt über ihre eigenen Fähigkeiten, von denen sie gar nichts wusste, blickte Lana auf ihre Hände. Die Zauberin bekam es mit der Angst zu tun und preschte auf Lana zu, doch diese schaffte es, mit einer Kraft und Geschwindigkeit, die sie sich selbst nicht zugetraut hätte, die Zauberin im Laufen ‚abzufangen‘ und zu Boden zu werfen. Die Zauberin landete hart auf ihrem Rücken und war, sich vor Schmerzen windend, nicht mehr in der Lage, aus eigener Kraft aufzustehen.
Da klickte die Zellentür.
„Was ist denn hier lo…?“, setzte Karla an um dann, als sie es sah, lauthals nach ihrer Mutter zu rufen. Der Mann, den die Zauberin verfolgt hatte, nutzte diese Gelegenheit, um sich schnell an der verdutzten Karla vorbei durch die Zellentür zu zwängen und auf und davon zu laufen.
Ein erfreutes Grinsen entstand auf Thereses Gesicht als sie merkte, was los war:
„Ich habe gerade gehört“, sagte sie, „dass die Ritterinnen auf der Suche nach einer Zauberin sind! Ich denke, das ist sie! Man wird dir sehr zu Dank verpflichtet sein, dass du sie gefasst hast, Karla! Man wird dir vielleicht sogar eine Ausbildung zur Ritterin anbieten!“
„Aber ich habe sie nicht…“, hob Karla an.
„Psst!“, unterbrach Therese sie. Dann half sie Karla, die Zauberin aus der Zelle in die Wohnung zu bringen und schickte dort Karla, den Ritterinnen Bescheid zu sagen. Und Lana ließ es zu. Warum? Sie wusste es nicht genau. Sie hatte Angst vor Therese, das stand fest. Doch war Therese alt und außerdem war Lana, wie sich gerade gezeigt hatte, offensichtlich stärker als sie dachte. Das Problem war nur, dass es nur eine Sache gab, vor der Lana noch mehr Angst hatte als vor Therese und das war, was immer sie in dieser Welt erwarten würde, wenn sie Therese erst einmal entflohen wäre. Denn woher sollte sie wissen, ob diese Welt ihr wirklich so viel freundlicher gesinnt war?
„Wenn ich auch nur die Spur eines Ausbruchsversuchs sehe“, hatte Therese Lana noch angedroht, „schlag ich dich tot und lass es wie einen Unfall aussehen!“
Dann waren sie und Karla den Ritterinnen ins Zentrum gefolgt. Die Zauberin beteuerte zwar, sie sei von einer dürren Gefangenen besiegt worden, doch klang das, zu Lanas Pech, aus ihrem Mund nicht gerade glaubwürdig.
So begann Karla eine Ausbildung zur Ritterin. Dies kam auch keinen Tag zu früh, denn kurz darauf brach eine von Thereses Arbeiterinnen das Schweigen und Therese wurde wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen verhaftet. Natürlich erzählten weder sie noch Karla irgendwem etwas von Lana, denn es hätte den beiden große Genugtuung verschafft, wenn Lana in ihrer Zelle verhungert wäre. Zwar hätten Lanas Fähigkeiten –die noch weit größer waren, als sie zu jenem Zeitpunkt ahnte- es ihr erlaubt, mit bloßer Hand ein Loch in die Zellenwand zu schlagen oder dergleichen, doch wusste sie das nicht und rechnete mit ihrem baldigen Tod.
Glücklicherweise hatte Thereses Reinemachfrau ihrer gedacht und befreite sie mit Hilfe eines Schlüssels, den sie Therese noch kurz vor deren Verhaftung hatte stibitzen können. Ausgestattet mit etwas Proviant beschloss Lana nun, Mesopolis zu verlassen und ihre Mutter suchen zu gehen. Natürlich war das ein langwieriges und nicht unbedingt erfolgversprechendes Unterfangen, doch was hatte Lana zu verlieren?

Man hatte Karla aufgetragen, die gefangene Zauberin zu bewachen.
„Ich hoffe für dich“, sagte die Zauberin, „dass sie mir nie glauben! Deine ach-so-tolle Mutter hat es geschafft, dich in ihren Augen zur Heldin zu machen, aber ich weiß, dass du dieses arme Geschöpf in deiner Wohnung wie eine Gefangene gehalten hast!“
„Halt’s Maul!“, raunte Karla ihr zu.
„Ich muss sagen“, fuhr die Zauberin einfach unbeirrt fort, „ich habe großen Respekt von ihr, auch wenn sie gedacht hat, mich unschädlich machen zu müssen! Ihre Fähigkeiten sind bemerkenswert! Wollen wir hoffen, dass niemand auf die Idee kommt, vielleicht doch nochmal in eurem Keller nachzusehen. Aber vielleicht schafft die Kleine es ja auch, sich durch eigene Kraft aus dem Kerker zu befreien! Zuzutrauen wäre es ihr!“
Karla wurde unruhig.
„Bete einmal“, sagte die Zauberin, „dass es nicht geschieht, denn ich glaube nicht, dass du willst, dass sie sich an dir rächt für all die Jahre der Torturen!“
„Sei still, verdammt nochmal!“ Karla schritt ganz nah an die Gitterstäbe heran und wollte der Zauberin an die Gurgel gehen. Das war ein Fehler. Denn die Zauberin schaffte es, ihr das Schwert zu entreißen und hielt es ihr an die Kehle.
„Und jetzt die Schlüssel bitte!“, sagte die Zauberin. Widerwillig tat Karla wie ihr geheißen und ließ sich von der Zauberin in die Zelle schubsen und einsperren.

Lana war zu Boden gesunken, irgendwo in den Lichten Wäldern. Sie war so tief in den Westen vorgedrungen, wie es ihr nur möglich gewesen war. Dabei hatte sie festgestellt, dass wilde Tiere ihr nichts anhaben konnten. Tatsächlich war es ihr ein Leichtes, etwa einen Eber mit bloßen Händen zu erlegen und sich zu braten. Ihr Problem war eines, mit dem sie nicht rechnete: Es hatte seit Tagen nicht geregnet. So zweifelte sie nicht mehr, dass sie nun hier verdursten würde und was machte es schon? Dies war ein passendes Ende für ein schreckliches Leben. Es wurde dunkel um sie.
Als sie erwachte, roch es bemerkenswerter Weise nach Blumenkohl.
„Mehr hab ich im Moment nicht da!“, sagte eine seltsame Frau, die über einen Kochkessel gebeugt stand, „aber es wird dich stärken!“
Die Frau war etwa mittelalt und, was in dieser Gegend manchmal aber immer noch selten vorkam, hellhäutig.
„Wer bist du?“, fragte Lana mit schwacher Stimme.
„Nenn mich Luise“, sagte die Frau.
-„Was bist Du?“
-„Sagen wir, eine Art Eremitin! Das grelle Leben in Mesopolis ist mir zu dekadent, deswegen habe ich mich hierhin zurückgezogen!“
-„Warum hast du mir das Leben gerettet?“
- „Was ist das denn für eine Frage? Ich hätte dich doch nicht einfach da liegen lassen können..."
KLIRR. Das Fenster der Eremitin zersprang und die Zauberin kam herein, packte Luise und drückte sie gegen die Wand. Ein paar Sekunden später stürmten Katharina und die Ritterinnen das Haus.
„Mist!“, sagte die Zauberin.
„Zum Glück ist es uns diesmal gelungen“, sagte Katharina, „deine Spur zu verfolgen, Zerna!“
-„Ich heiße nicht Zerna!“
-„Das ist im Moment dein geringstes Problem! Also folgst du uns nun freiwillig oder müssen wir erst den ganzen Ort hier in Schutt und Asche legen!“
-„Nicht nötig, das mach‘ ich schon selbst!“ Sie streckte ihre Hände aus und Töpfe, Teller, Bücher und was sonst noch in Luises Hütte herumstand, flogen durch die Gegend. In diesem Chaos wollte die Zauberin sich davonmachen, doch Lana hob die Hände und ließ einfach alles wieder an seinen Platz fliegen. Dann fasste sie die Zauberin am Kragen. Die Zauberin wehrte sich gar nicht erst, zumal sie wohl von Lana nichts anderes erwartet hätte.
„Du bist auch diejenige, die sie in Thereses Haus besiegt hatte, nicht wahr, Kleine?“, fragte Katharina. Lana nickte vorsichtig.
„Nachdem Karla für ein paar Stunden meine Schülerin war“, sagte Katharina zurück nickend, „wurde mir klar, dass etwas nicht stimmte! Nun, wenigstens wird sie bald wieder mit ihrer Mutter vereint sein, denn für Misshandlung und Freiheitsberaubung wird sie sich bald mit dieser eine Zelle teilen dürfen…“

Dazu kam es nie, denn als sie nach Mesopolis zurückkehrten, stellten sie fest, dass Karla sich umgebracht hatte. Lana aber wurde nun an ihrer Stelle Katharinas Schülerin. Die Suche nach ihrer Mutter gab sie zunächst auf. Sie würde vielleicht später noch einmal Gelegenheit dazu haben, für den Moment aber war sie Katharina so dankbar, dass diese sie tatsächlich wie einen Menschen behandelte, dass es ihr im Traum nicht eingefallen wäre, ihr den Rücken zu kehren. Sie wurde die beste Schülerin, die Katharina je hatte.

Eines Tages, als sie zum Bewachen der Zauberin eingeteilt war, richtete diese das Wort an sie, wie zuvor an Karla.
„Lana“, sagte sie.
„Was ist?“, fragte Lana ungehalten.
-„Du weißt, ich habe großen Respekt vor deinen Fähigkeiten“
-„Das solltest du auch besser!“
- „Aber du machst einen Fehler!“
-„Warum?“
-„Ich bin keine Bedrohung für eure Welt. Im Gegenteil ich habe versucht, sie zu beschützen!“
-„Wie das?“
- „Luise und dieser Mann, den ich verfolgt hatte: Sie stecken unter einer Decke! Sie sind treue Anhänger der ‚Kaiserin‘ und haben vor, diese in einem speziellen Ritual wieder zum Leben zu erwecken!“
‚Die Kaiserin‘; ja, Lana hatte von der ‚Kaiserin‘ gehört. Einst, so erzählte man, hatte diese grausame Dämonin (jedenfalls vermutete man, dass sie eine war) mit ihren Kreaturen, den sogenannten ‚Dunklen Kriegern‘ ganz Neogäa geknechtet und unterdrückt (‚dunkel‘ bezog sich nicht etwa auf ihre Hautfarbe; tatsächlich war ja der überwiegende Teil der Bevölkerung von Mesopolis ‚schwarz‘, während die ‚Dunklen Krieger‘ eigentlich der Minderheit der ‚weißen‘ Männer angehörten; doch waren sie nicht wirklich Menschen, vielmehr unheimlich deformierte Mutationen; ‚dunkel‘ nannte man sie wohl eher aufgrund ihrer ‚dunklen‘, das heißt bösen, Gesinnung, aber auch weil sie ein uniformierendes Schwarz zu tragen pflegten, wobei sich niemand erinnerte, wo die Bezeichnung tatsächlich herkam). Millionen waren von der ‚Kaiserin‘ vernichtet worden, einfach so, ohne bestimmten Grund. Die anderen lebten unter elendsten Bedingungen, mussten ständig damit rechnen, ebenfalls zum Opfer ihrer Launen zu werden. Man lebte ein kurzes, erbärmliches Leben, in welchem Dunkle Krieger mehr wert waren als Menschen. Die Menschen dienten den Dunklen Kriegern als Sklaven oder Futter, mussten bis zu ihrem, frühen, Tod niederste Arbeiten verrichten. Wer nicht alt genug wurde, aufgrund seiner ‚Untauglichkeit‘ ‚entsorgt‘ zu werden, der starb an Krankheit oder Erschöpfung. Verglichen mit all dem war selbst Lana von Karla und Therese noch wie eine Königin behandelt worden.
„Es ist ein grausames Ritual“, fuhr die Zauberin fort, „welches ein Menschenopfer erfordert! Hätte ich Luise nicht abgehalten, wärst du jetzt vielleicht schon tot!“
„Wenn das so wäre“, sagte Lana, „dann müsste es aber doch schon ein ziemlich bemerkenswerter Zufall gewesen sein, dass ausgerechnet ich bei Luise gelandet war“
„Das war überhaupt kein Zufall“, sagte die Zauberin. „Luise hat ihre Hütte bewusst an dieser Stelle errichtet, so dass jeder, der Mesopolis verlässt, früher oder später dort vorbeigekommen wäre!“
„Was“, fragte Lana, „wenn ich Mesopolis in eine andere Himmelsrichtung verlassen hätte?“
„Ich nehme an“, sagte die Zauberin, „dass sie auch Diener der ‚Kaiserin‘ stationiert haben! Wenn Du mich befreist, werde ich mich auch dieser annehmen. Sie müssen aufgehalten und in Mesopolis vor Gericht gestellt werden, das war der Grund, aus dem ich diesen Mann verfolgte! Doch war nicht ich es, die ihn nach Mesopolis jagte, sondern er war ohnehin auf dem Weg hierher! Er suchte nach dir Lana, denn deine außergewöhnlichen Fähigkeiten kombiniert mit denen der ‚Kaiserin‘ würden diese endgültig zu einer Art Göttin machen, wenn sie mit Hilfe deines Blutes wiederbelebt würde! Was das für uns alle bedeutete, muss ich dir wohl nicht sagen! Der einzige wirkliche Zufall war, dass Thereses Dienerin dich befreit hat! Wäre das nicht geschehen, hätte der Mann es selbst getan, deswegen war er hier, er wollte dich befreien und zu Luise oder einem anderen Komplizen bringen“
„Aber woher“, fragte Lana, „sollen sie von mir und meinen Fähigkeiten gewusst haben?“
„Ich weiß es nicht genau“, sagte die Zauberin, „aber eine Befürchtung von mir ist, dass der Geist der ‚Kaiserin‘ nie wirklich zerstört wurde, sondern dass sie seit dem Tod ihres Körpers überall und nirgends zugleich ist!“
Der Gedanke ließ Lana erschaudern. Sie wagte gar nicht, sich vorzustellen, dass die Kaiserin bei allem was sie taten anwesend, ja vielleicht sogar gerade in diesem Raum war und alles mitbekam.
„Der Mann den du verfolgt hast“, sagte sie dann zur Zauberin, „behauptete, du seist eine Kreatur der Kaiserin“
-„Das stimmt, sie hat mich erschaffen! Ihr verdanke ich meine Fähigkeiten und ein ungewöhnlich langes Leben! Sie wollte mich als Waffe gegen Aufständische benutzen, doch ich floh und hielt mich südlich der Lichten Wälder versteckt.“
-„Warum hast du deine Fähigkeiten nicht gegen sie eingesetzt?“
-„Da sie mich erschaffen hatte, lag auch bei ihr die Macht, mich zu vernichten! Das Einzige, was mich am Leben hielt war, dass sie nicht wusste wo ich mich befand. Dann wurde sie gestürzt, doch ich hielt mich trotzdem von den Menschen fern: Ich nahm wohl zu Recht an, dass sie mir nie getraut hätten. Ich beobachtete sie von Ferne, bis ich durch Zufall erfuhr, dass einige Sympathisanten die Wiedererweckung der ‚Kaiserin‘ planen. Ich verfolgte einen bis nach Mesopolis und…nun, den Rest der Geschichte kennst du!“
Lana dachte angestrengt nach. Und kam zu dem Schluss, der Frau zu glauben. Hätte sie jemand nach dem Grund gefragt, sie hätte ihn nicht sagen können. Nach allem was sie wusste konnte die Zauberin ebenso gut lügen und die Schurkin sein, für die alle sie hielten. Doch eine Art innere Stimme verriet Lana, dass ihr zu trauen sei. Die Stimme hatte Recht, wie sich zeigen sollte. Doch für den Moment bedeutete es, dass sie sich über Katharinas Anweisungen hinwegsetzte und das ließ sie für einen Augenblick zögern. Einen Augenblick zu viel, denn in dieser Sekunde jagte jemand der Zauberin einen Pfeil durch die Brust. Ehe ihr klar wurde, was geschehen, sank sie tot darnieder. Sofort drehte Lana sich um und hatte noch gerade Zeit genug, festzustellen, dass die beiden Diener der Kaiserin dort waren, bevor Luise sie bewusstlos schlug.

„Was ist hier geschehen?“, fragte Katharina am Tatort.
„Du glaubst doch nicht, dass Lana das getan hat, oder?“, fragte Lisa, Katharinas Partnerin und gute Freundin.
„Das kann nicht…“, setzte Katharina an. Dann stockte sie: „Du glaubst doch nicht…“
„Ich weiß es eben nicht“, antwortete Lisa, „ich kenne sie ja nicht, weißt Du?“
„Wer glaubt wird selig!“, raunte eine Männerstimme aus der benachbarten Zelle.
„Wie bitte?“, fragte Katharina. Sie ging an die Zelle heran und der Insasse, ein verhärmter Mann mit Narben im Gesicht, trat an die Gitter.
„Wer bist du?“, fragte Lisa.
„Robertus ist sein Name!“, sagte Katharina, „Räuber, Mörder, Dieb, Vergewaltiger, such dir was aus, es trifft alles zu! Was meinst du mit ‚wer glaubt wird selig‘, Robertus?“
„Ich meine“, röchelte Robertus mit einer Stimme, die offensichtlich von zu viel Tabak-Konsum herrührte, „dass ihr noch lange spekulieren könnt, wer meine Zellennachbarin ermordet hat! Könnt“! Ihr könntet es euch allerdings auch einfach erzählen lassen, von einem Zeugen…“
„Sieh an“, sagte Katharina, mit Verachtung in der Stimme, „und was willst du gesehen haben, Robertus?“
„Alles“, antwortete Robertus, „die ganze Sache, hab‘ alles mit angesehen! Also ich weiß nicht, wen ihr mit ‚Lana‘ meint, aber falls es sich dabei um dieses dürre Mädel handelt, das die Frau da nebenan bewachen sollte, dann habt ihr ins Schwarze getroffen!“
„Soll heißen?“, fragte Katharina nervös.
„Sie ist vollkommen durchgedreht, wollte ein Geständnis aus ihr rausprügeln! Aber das klappte nicht! Da hat sie schließlich ‘nen Bogen genommen und sie getötet! ‚Selbstjustiz‘ nennt man sowas glaub‘ ich! Keine schöne Sache!“
„Und das soll ich dir glauben?“, sagte Katharina.
-„Glaub was du willst! Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, wenn sie den nächsten Mord begeht!“ Katharina kehrte ihm einfach den Rücken und ging. Lisa blickte kurz auf Robertus, dann folgte sie Katharina.
„He, Moment mal!“, rief Robertus ihnen hinterher, „bekomme ich keine Belohnung dafür dass ich euch weitergeholfen habe? Ich hatte an eine vorzeitige Entlassung gedacht, das heißt schon vor dem Ende meines Lebens! Hallo? Ach, verreckt doch!“ Da waren sie längst außer Hörweite.
„So“, sagte Robertus dann, „ich hab‘ gemacht, was du gesagt hast, jetzt halt dich an deinen Teil der Vereinbarung!“
„Brav!“, sagte eine Person, die sich zuvor in einer dunklen Ecke des Raumes versteckt gehalten hatte.
„Wie bist du überhaupt aus deiner Zelle gekommen?“, fragte Robertus.
„Nicht, dass dich das was anginge“, sagte die Person, „aber meine Tochter war kurzzeitig Ritterin! Man hatte ihr zwar in weiser Voraussicht keinen Schlüssel zu meiner Zelle gegeben, doch habe ich sie angewiesen, ihn einer Kollegin zu stehlen und einen Abguss davon zu machen! Unglücklicherweise stürzte meine Tochter sich kurz darauf in einen Fluss. Lana ist schuld daran! Die perfekte Lana mit ihren großartigen Fähigkeiten! Meine Tochter mag nicht perfekt gewesen sein, aber sie war meine Tochter und alles andere interessiert mich nicht!“
„Seltsam“, spottete Robertus, „mir war zu Ohren gekommen, deine Tochter hätte durch Dummheit einer Gefangenen zur Flucht verholfen und sich dann umgebracht, weil sie ihre Stelle als Ritterin wieder verloren hatte! Was genau soll das jetzt mit Lana zu tun haben? Beim wem, frage ich mich, hat man die Schuld zu suchen, wenn ein Kind zu einer solchen Versagerin wird?“
„Hüte deine Zunge!“, fuhr Therese ihn an, „noch habe ich dich nicht befreit, das weißt du, oder?“
„Ist ja gut“, sagte Robertus, „deine Tochter war eine Heilige und Lana ist fast so schlimm wie die ‚Kaiserin‘! Holst du mich jetzt bitte hier raus?“
„Aber gern“, sagte Therese: Ein boshaftes Grinsen entstand auf ihrem Gesicht. Dann rammte sie Robertus ein Schwert in den Bauch.
„Ich sagte, dass ich dich hier rausbringe!“, fuhr sie fort, „zum Glück hast du ja nicht nachgefragt, wie genau!“

Als Lana erwachte, fand sie sich wieder in Luises Hütte. Sie hatten sie auf einen Stuhl gesetzt. Lana war erst erstaunt, dass sie nicht gefesselt war, allerdings musste sie dann schon sehr bald feststellen, dass sie ihre Arme und Beine nicht bewegen konnte.
„Bemüh‘ dich nicht!“, sagte Luise, „wir haben dir, während du bewusstlos warst, ein Elixier verabreicht, welches deine Gliedmaßen lähmt! Du wirst mir recht geben müssen, dass das sinnvoller ist als dir Fesseln anzulegen, aus denen du dich sowieso in Kürze befreit hättest!“
„Was habt ihr mit mir vor?“, fragte Lana.
„Um die Kaiserin erstehen zu lassen“, antwortete Luise, „braucht man das Blut von einer ihr an Kräften Ebenbürtigen! Lange haben wir nach dir gesucht, Lana, aber endlich ist es soweit! Mein Companion besorgt noch im Wald einige notwendigen Zutaten, dann…“
Sie fiel tot um, bevor sie den Satz zu Ende sprechen konnte. Ursache war derselbe Bogen, der auch die Zauberin getötet hatte.
„Ihr Companion ließ den hier achtlos rumstehen!“, sagte Therese, „da dachte ich, ich leihe ihn mir mal!“ Sie trat vor die immer noch bewegungsunfähige Lana.
„Ich hätte mich doch nicht von zwei Geisteskranken um das Vergnügen bringen lassen, dich mit eigenen Händen zu töten, Lana! Hätte ich es doch getan, als du ein Kind warst!“
Sie gab Lana eine schallende Ohrfeige.
„Das ist für meine Tochter!“, rief sie.
„Deine Tochter“, sagte Lana, „nahm sich das Leben, weil es für sie nicht lebenswert war! Wenn also überhaupt jemand Schuld an ihrem Tod hat, dann bist du es selbst, Therese!“
„Sei still“, fauchte Therese sie an.
„Aber“, fuhr Lana fort, „wenn Du es unbedingt anders sehen willst:“ Und ihr Blick war voll der kalten Wut. „Eine Tochter für einen Vater!“
„Ach ja“, spottete Therese, „deine ‚interessante‘ Idee, ich hätte Marcus umgebracht, die du jedem erzählt hast, der sie nicht hören wollte! Nun, leider konnte das niemand nachweisen, wie du bemerktest! Wesentlich schwerwiegender dürfte die Beweislast gegen dich sein, zumal ich den Insassen neben der Zauberin mit deinem Schwert tötete, Lana, welches du zu meinem Glück bei deiner Entführung verlorst, so dass ich es im Gefängnis an mich nehmen konnte! Dass derselbe Mann zuvor als Zeuge gegen dich ausgesagt hatte, dürfte den Verdacht nicht gerade von dir ablenken…“
Lana spuckte ihr ins Gesicht. Therese krallte ihre Hand in Lanas Haar.
„Ich werde es wie einen Selbstmord aussehen lassen!“, sagte sie dann, „einen Selbstmord aus Verzweiflung über deine Taten! Dann bin ich dich nicht nur los, sondern habe auch noch deinen Ruf für immer besudelt! Man wird deiner für alle Zeiten als elender Mörderin gedenken!“ Sie legte das Schwert in Lanas Hände, ohne dass diese etwas dagegen hätte unternehmen können, die Spitze ihrem Bauch zugewandt, und schickte sich an, Lana zu erstechen.
„Lass sie, ich brauche sie lebend!“, rief der Diener der ‚Kaiserin‘.
„Daran hättest du denken sollen, bevor du deinen Bogen hier ohne Aufsicht herumliegen ließest!“, sagte Therese und schoss einen Pfeil in die Richtung des Manns. Doch zu ihrem Entsetzen fing der Mann den Pfeil einfach ab.
„Meine Herrin“, sagte er, während er raschen Schrittes auf sie zukam und den Pfeil mit seiner rechten Hand zerbrach und wegwarf, „hat mich mit einigen übernatürlichen Kräften ausgestattet! Jetzt trete von dem Mädchen weg!“
Erschrocken tat Therese wie ihr geheißen.
„Ergebensten Dank!“, sagte der Mann. Dann entriss er Therese mit unerwarteter Schnelligkeit das Schwert und schlug ihr damit den Kopf ab. Das kam so plötzlich und brutal, dass Lana, obwohl es sich um Therese handelte, nicht anders konnte, als kurz aufzuschreien.
„Luise ist tot“, sagte der Mann, Thereses Kopf wie ein Stück Dreck in die Landschaft werfend, während Thereses Körper auf dem Boden aufklatschte, „doch das macht nichts! Sie war nicht wirklich von Bedeutung! Niemand ist wirklich von Bedeutung, mit Ausnahme Ihrer Majestät! Sie wird ihr Reich nach ihren Vorstellungen neu errichten und niemand wird sie aufhalten können!“
In diesem Moment zuckte Lanas kleiner Finger. Sie hielt den Atem an. Konnte es möglich sein? Ja, tatsächlich, das Gefühl kehrte in ihre Gliedmaßen zurück. Eigentlich musste sie Therese dankbar sein, denn diese hatte gerade genug Zeit geschunden, dass die Wirkung des Elixiers nachließ. Der Diener der ‚Kaiserin‘ bemerkte davon nichts und Lana ließ ihn tunlichst in dem Glauben. Bis er sich ganz nah über sie gebeugt hatte und ihr gerade, seltsame Zaubersprüche murmelnd, die Kehle durchschneiden wollte.
Dann nahm sie all ihre Kräfte zusammen, sprang dem Mann an den Hals und drückte zu. Der Mann röchelte, japste. Lana drückte weiter zu. Dann ließ sie plötzlich los. Der Mann fasste sich, nach Luft schnappend, an den Hals. Fast hätte Lana sich aus Wut dazu hinreißen lassen, tatsächlich zur Mörderin zu werden. Doch es war nicht geschehen. Leider sahen die Ritterinnen das anders.
Die Enttäuschung in Katharinas Augen bei der Verhandlung versetzte Lana einen Stich. Seit dem Tod ihres Vaters hatte Lana sich nicht mehr so geachtet gefühlt wie in der kurzen Zeit, in der sie Katharinas Schülerin gewesen war. Doch es war wohl zu gut gewesen, um wahr zu sein. Wie konnte Lana auch so naiv sein, zu glauben, ihr Leben hätte sich tatsächlich zum Besseren wenden können? Dass ihr ‚Opfer‘, dessen deutliche Strangulationsspuren am Hals leider gegen Lana sprachen, ein Diener der Kaiserin sei, glaubte ihr niemand, da seine Aussage gegen ihre stand. Der schwerwiegendste ‚Beweis‘ für Lanas Schuld schien der Mord an Therese zu sein, denn das Gericht befand, dass der Mann, egal ob er nun ein Anhänger der ‚Kaiserin‘ sei oder nicht, für diesen kein Motiv hätte haben können, Lana aber wohl, war Therese doch ihre langjährige Peinigerin gewesen. Der Hinweis von Lanas Verteidigerin, dass es schon früher die Art der ‚Kaiserin‘ und ihrer Diener gewesen sei, Menschen ohne bestimmten Grund, einfach aus einer Laune heraus, zu töten, wurde als nicht ausreichend abgetan.
Es kam wie es kommen musste: Lana wurde ins Gefängnis gebracht.
„Wieder im Kerker“, dachte sie. Nun, wenigstens war das ein Zustand den sie kannte.

Beim letzten Mal war die Premiere gestört worden. Aber diesmal würde das wohl hoffentlich nicht passieren. Wieder saß Claudius neben Katharina und bangte. Doch bis jetzt war alles gut gegangen mit der Aufführung von ‚Die Erzählung vom Krieg der Erde‘, welches den Aufstieg und Fall der ‚Kaiserin‘ zeigte. Jedenfalls waren sie über den Punkt, an dem die Aufführung beim letzten Mal unterbrochen worden war, längst hinaus. Jetzt begann der zweite Akt mit dem berühmten Monolog der ‚Kaiserin‘. Und schon betrat die Darstellerin die Bühne.
Das Publikum hielt unwillkürlich die Luft an: Claudius hatte beim Kostüm gute Arbeit geleistet.
„Vielleicht zu gut“, dachte er plötzlich;
Die Darstellerin war den Abbildungen, die man von der ‚Kaiserin‘ hatte wie aus dem Gesicht geschnitten. Nun war das auch wiederum nicht allzu schwer, pflegte sie doch, diese unheimliche ‚Kriegsbemalung‘ zu tragen und sich ansonsten größtenteils unter einem Kapuzenumhang zu verstecken. Trotzdem, dass Ophelia derart erschreckend wirkte, daran erinnerte Claudius sich gar nicht mehr.
Einzig Katharina zeigte sich unbeeindruckt, doch sie war auch mit den Gedanken nicht wirklich beim Stück. Das wusste Claudius und er nahm es ihr nicht übel. Er verstand, wie ihr immer noch zu schaffen machte, dass sich zum zweiten Mal eine weitere ihrer Schülerinnen als Verbrecherin entpuppt hatte.
„Henker“, sagte die Darstellerin der ‚Kaiserin‘ auf der Bühne, „Henker nennt ihr mich! Nun gut, warum nicht! Wenn ich eine Henkerin bin, dann habt ihr Menschen auch eine Henkerin verdient!“ Sie hob ihre Hände, schoss Feuer aus diesen und verbrannte damit die komplette erste Reihe der Zuschauer.
„Gehört das dazu?“, fragte Katharina geistesabwesend. Dann bemerkte sie den Ausdruck starren Entsetzens auf Claudius‘ Gesicht und erst da wurde ihr klar, was gerade vor sich ging. Sofort zückte sie ihr Schwert und stand auf.
„Ophelia!“, rief sie, „was tust du?“
„Achso“, sagte die Frau auf der Bühne. „ihr denkt, ich sei die Darstellerin der ‚Kaiserin‘! Nah dran, aber nicht ganz richtig. Wisst ihr, die Darstellerin der Kaiserin liegt tot im Proberaum, während ich nicht die Darstellerin der ‚Kaiserin‘ bin, sondern ich bin die ‚Kaiserin‘!“ Ein weiterer Feuerball entsprang ihren Händen. Diesmal gingen rings um das Theater alle Bäume in Flammen auf. Über die Hälfte der Zuschauer schrie in Panik und sprang auf.
„Bemüht euch nicht“, sagte die ‚Kaiserin‘. „Ihr werdet mir ohnehin nicht entkommen!“
Erst jetzt bemerkten die Zuschauer, dass sie von ‚Dunklen Kriegern‘ umringt waren.
„Diese Stadt“, fuhr die ‚Kaiserin‘ fort, „untersteht jetzt meinem Befehl! Für die, die es wissen wollen: Ich habe meinem Diener befohlen, sich für mich zu opfern! Dadurch konnte ich vorübergehend wiedererweckt werden, leider nicht auf Dauer! Diese sterbliche Hülle wird bald wieder verfallen! Oder eigentlich nicht, denn ihr werdet mich nun zu Lana bringen. Ihre außergewöhnlichen Kräfte werden mich unsterblich machen! Ja, ihr hättet auf Lana hören sollen! Stattdessen sperrtet ihr sie ein! Ein weiterer Beweis für die Erbärmlichkeit der Menschen! Du da!“
Sie deutete auf Katharina.
„Du kommst mit mir! Ihr anderen bleibt wo ihr seid, oder ich werde jeden einzelnen von euch den Riesenhyänen zum Fraß vorwerfen lassen!“
Die ‚Kaiserin‘ zwang Katharina, mit ihr zum Kerker zu gehen. Dort versteckte die ‚Kaiserin‘ sich in einer dunklen Ecke, während Katharina mit Lana sprach.
„Lana“, sagte sie, wie die ‚Kaiserin‘ ihr aufgetragen hatte.
„Katharina“, sagte Lana erstaunt und ängstlich.
„Ich glaube dir, dass du unschuldig bist!“, sagte Katharina, „Hier“ Sie reichte Lana den Trank durch die Gitter, von dem sie wusste, dass es jenes Elixier war, das die Gliedmaßen lähmt.
„Was ist das?“, fragte Lana.
-„Ein Trank, der dich in einen todesähnlichen Schlaf versetzt! Wenn dich alle für tot halten, werden sie mir erlauben, dich hier rauszubringen. Ich bringe dich dann erstmal zu mir nach Hause, dann sehen wir weiter, wie wir deine Unschuld beweisen können!“
Es war zu gut, um wahr zu sein: Tränen der Freude stiegen Lana in die Augen.
Sie nahm das Elixier, trank… und sank zu Boden, immer noch bei Bewusstsein, aber nicht in der Lage, sich zu bewegen.
„E…es tut mir Leid Lana“, sagte Katharina während sie die Zellentür aufschloss, „es tut mir Leid, dass ich an dir gezweifelt habe!“
„Sehr gut!“ Die Kaiserin trat ins Licht, einen Dolch in der Hand.
„Jetzt“, sagte sie, „werde ich dein Blut trinken, Lana, und dadurch endlich unbesiegbar werden!“ Sie hob den Dolch. Da trafen sich kurz ihr und Lanas Blick. Die ‚Kaiserin‘ zögerte. Lana starrte sie durchdringend an. Die ‚Kaiserin‘ hob wieder den Dolch. Plötzlich wurde ihr Körper glühend heiß. Dasselbe geschah mit den beiden ‚Dunklen Kriegern’, die sie zu ihrem persönlichen Schutz hatte mitkommen lassen. Kurz schrie die ‚Kaiserin‘ in Entsetzen auf, ein Laut, der Katharina durch Mark und Bein ging. Dann begann ihr Körper zu schmelzen, genau wie die der Dunklen Krieger. Sie zerschmolzen zu Lava, die dann auf dem Boden zu Asche erkaltete.
„Wie hast du das gemacht, Lana?“, entfuhr es Katharina in einer monotonen Stimme.
„Wenn ich das wüsste“, sagte Lana. Dann wurde sie vor Erschöpfung ohnmächtig.

Lana und Katharina hatten sich geeinigt, niemandem zu erzählen, was tatsächlich im Gefängnis vorgefallen war. Katharina bezeugte, dass Lana die ‚Kaiserin‘ besiegt habe (die Einzelheiten dabei vorsichtig aussparend), dass man sich in ihr getäuscht habe und sie von Anfang an unschuldig gewesen sei. Und das Gericht glaubte ihr.
Wieder, wie bei ihrem ersten Triumph über die Zauberin in ihrem Haus, war es eine Art Reflex gewesen, den Lana sich selbst nicht erklären konnte und das machte ihr Angst.
„Lana“, sagte Katharina, als sie diese darauf ansprach, „du hast unsere Welt vor der Vernichtung bewahrt! Und zwar deswegen weil du es tun wolltest. Und dass es aus Reflex geschah, zeigt einmal mehr, wie sehr du es tief in deinem Inneren tatsächlich tun wolltest! Auch ich frage mich, woher du deine Fähigkeiten hast…“
„Es hat etwas mit meiner Mutter zu tun, oder?“, unterbrach Lana sie, „wer war sie? Was war sie?“
„Ich weiß es nicht“, sagte Katharina, „ich verspreche dir, ich werde versuchen, es herauszufinden! Aber was ich eigentlich sagen wollte: Zerbrich dir nicht zu sehr den Kopf darüber! Nicht jetzt jedenfalls!“ Sie klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter.
„Ich erwarte dich morgen um acht zur Ausbildung!“, sagte sie dann noch, bevor sie Lanas Zimmer verließ. Katharina hätte veranlassen können, dass Lana in das Haus einziehen dürfte, welches rechtmäßig ihres war, auch wenn Marcus‘ Testament manipuliert worden war. Doch Lana wollte nicht. Wozu hätte sie auch allein jenes große Haus bewohnen sollen, mit dem sie nur solche positiven Erinnerungen verband, die so lange her waren, dass sie schon verblassten.
Stattdessen hatte man ihr nun ein schönes kleines Zimmer im Hauptquartier der Ritterinnen zur Verfügung gestellt. Für Lana war es ein Palast. Erschöpft aber zum ersten Mal seit Langem glücklich ließ sie sich auf ihr Bett fallen (‚ihr Bett‘ –wie lange hatte sie das schon nicht mehr sagen können).
Ihre Mutter beschäftigte sie immer noch. Früher oder später würde sie sich vielleicht auf die Suche nach ihr begeben. Aber, wie Katharina gesagt hatte: Alles zu seiner Zeit.
 



 
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