Landnahme

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wüstenrose

Mitglied
du kamst mit den Flüssen
den treibenden Sand noch im Ohr
in der Locke das Algengeflecht
ein Firnis aus Muscheln und Schilf
haftete auf deiner Haut

du brachst
vom Land dir ein Stück
unbekümmert um geltendes Recht
nichts ahnend von Kompass und Kurs
doch beharrlich von Anfang an
und in deine Faust gepresst
ein Versprechen auf hellere Zeit

du gabst mir die Hand
lehrtest mich da zu sein
mein Kind
was bin ich schon
ohne dein schlagendes Herz
 
Zuletzt bearbeitet:
H

Heidrun D.

Gast
Hallo Kurt,

dein Gedicht finde ich sehr berührend, klangschön und sprachlich gelungen. Die Stringenz der Bilder wirkt professionell.

Lediglich eine winzige Mäkelei möchte ich unterbringen: zweimal "- recht" ist mir einmal zuviel. - Vielleicht kannst du noch ein gutes Synonym für "aufrecht" finden (evtl. "standhaft" oder etwas mit "steil")?

Herzliche Grüße
Heidrun
 

Rhea_Gift

Mitglied
Fähnchen im Wind ja auch eher negativ besetzt - wie wäre es mit

und dein Fähnchen gestellt
gegen den Wind von Anfang an

??

nur als Idee...?

Sonst sehr schön!! :)

LG, Rhea
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Heidrun,
hab mich sehr gefreut über deine Antwort. Ist schon recht, wenn du nach lobenden Worten auch noch mäkelst: wiederholtes recht - das werd ich wohl ändern, da muss ich nochmal in mich gehen.

lg wüstenrose
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Rhea,
danke für den lächelnden Knirps!
an die von dir erwähnte Stelle werd ich wohl nochmal rangehen. Das von Heidrun eingeworfene "steil" beschäftigt mich, vielleicht:

und dein Fähnchen steil
im Wind von Anfang an

... was ich sagen will, geht mehr in die Richtung: dem Wind ausgesetzt sein. "Gegen den Wind gestellt" geht mir eine Spur zu weit, danke für's Gedankenmachen.

werd das nochmal in Ruhe angehen...

lg wüstenrose
 

Rhea_Gift

Mitglied
Dann fände ich Heidruns "standhaft" ganz gut... :) oder schreib doch ruhig

und dein Fähnchen ausgesetzt
dem Wind von Anfang an

wenn das eh auch gemeint?

"im Wind" natürlich klanglich schöner als "dem Wind"... aber bevor du kein passendes Wort in der Zeile darüber findest, das in Kauf nehmen?

LG, Rhea
 

Perry

Mitglied
Hallo Wüstenrose,

was für ein Bildsturm, der sich da heranwälzt, da erscheint das "Fähnchen im Wind" irgendwie verloren. Aber vielleicht ist es ja der Gegensatz der hier den Blick auf die zarte Blume Liebe am Schluss öffnet.
Konstruktiv ist mir aufgefallen, dass

"die Handschrift von Schwemmholz und Schilf" sich nicht auf die Haut "bannt", sondern sich eher eingräbt etc.

LG
Manfred
 

wüstenrose

Mitglied
du kamst mit den Flüssen
den treibenden Sand noch im Ohr
in der Locke das Algengeflecht
die Handschrift von Schwemmholz und Schilf
auf deine Haut gebannt

du nahmst das Land als wär's deines
unbekümmert um geltendes Recht
nichts ahnend von Kompass und Kurs
doch beharrlich von Anfang an
und in deine Faust gelegt
ein Versprechen auf hellere Zeit

du gabst mir die Hand
lehrtest mich da zu sein
was bin ich schon ohne
dein schlagendes Herz
 

wüstenrose

Mitglied
...so mag es nun wohl besser daher kommen

für Perry:
danke für Antwort.
"bannen" habe ich gebraucht in Anlehnung an die Wendungen "auf Papier bannen", "auf Festplatte bannen"
 

wüstenrose

Mitglied
du kamst mit den Flüssen
den treibenden Sand noch im Ohr
in der Locke das Algengeflecht
die Handschrift von Schwemmholz und Schilf
auf deine Haut gebannt

du nahmst das Land als wär's deines
unbekümmert um geltendes Recht
nichts ahnend von Kompass und Kurs
doch beharrlich von Anfang an
und in deine Faust gepresst
ein Versprechen auf hellere Zeit

du gabst mir die Hand
lehrtest mich da zu sein
mein Kind
was bin ich schon
ohne dein schlagendes Herz
 

wüstenrose

Mitglied
hab mich entschlossen das Ding nochmal hochzuziehen in veränderter Version.
Nun ist ausgesprochen, was vorher vielleicht eher zwischen den Zeilen anklang.
Mich beschäftigt die Frage: Sorgt es schnell für Langeweile, wenn zuviel ausgesprochen wird (drittletzte Zeile) oder wertet es das Gedicht auf, wenn es konkreter daherkommt?
 

MarenS

Mitglied
Ich habe es jetzt zum ersten Mal gelesen und daraufhin auch die ersten Versionen. Mir persönlich gefällt es so, wie es jetzt da steht am besten. Sicher mag man argumentieren, dass der Einschub zu deutlich ist, fragt sich nur, warum darf man nicht?
So weit meine unmaßgebliche Meinung.

Es grüßt die Maren
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo wuestenrose
ein 'verheissungsgedicht' mit durchaus gewichtigen teleologischen bezuegen. ich sehe eine aegyptische prinzessin an den ufern des nils. sie hat ein weidenkoerbchen in haenden.
moses ist gefunden. uns wird einblickin eine zukunft gewaehrt.
wir erfahren die bedeutung von neuem leben und dem versprechen, das in ihm liegt.
in jedem kind liegt hoffnung, liegt fuersorge und letzlich - ganz nach shakespeare- das unentdeckte land
lg
ralf
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Maren,
ich habe die veränderte Version nun knapp einen Tag mit mir herumgetragen und plötzlich wurde mir klar: der Einschub muss unbedingt sein. Ob´s zwingend besser ist, weiß ich nicht, aber ich will es so, diese direkte Anrede ist mir wichtig.

danke für deine Antwort,
lg wüstenrose



Hallo Ralf,
deine Assoziationen / deine Interpretation hat mich sehr gefreut. Interpretationstechnisch hast du es besser auf den Punkt gebracht, als ich es je hätte tun können. Danke!

lg wüstenrose
 

wüstenrose

Mitglied
du kamst mit den Flüssen
den treibenden Sand noch im Ohr
in der Locke das Algengeflecht
ein Firnis aus Muscheln und Schilf
haftete auf deiner Haut

du brachst
vom Land dir ein Stück
unbekümmert um geltendes Recht
nichts ahnend von Kompass und Kurs
doch beharrlich von Anfang an
und in deine Faust gepresst
ein Versprechen auf hellere Zeit

du gabst mir die Hand
lehrtest mich da zu sein
mein Kind
was bin ich schon
ohne dein schlagendes Herz
 



 
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