Langjährige Liebe

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nachtvogel

Mitglied
Der Himmel hing so voller Geigen,
er spielte uns ein Wunschkonzert.
Seine Melodien tanzten Reigen,
das Leben gab sich unbeschwert.

Seitdem ist Zeit ins Land gegangen,
die nur durch Verändrung lebt.
Sie hat die Geigen uns verhangen,
Stille durch den Äther weht.


Doch in süßen Augenblicken,
wenn küssend unsre Lippen schweigen,
schwelgen wir in Walzerschritten,
zu Melodien innrer Geigen.
 

Tula

Mitglied
Hallo Nachtvogel

Die gute Absicht in Ehren, stören hier sowohl inhaltliche als auch metrische Holpersteine.
Melodien können bei mir selbst eigentlich keinen Reigen tanzen. Dass die Probleme des täglichen Lebens, besonders die schweren wie Krankheit, finanzielle Notlagen usw. der Liebe nicht förderlich sind, verstehe ich. Gerade deshalb würde ich diese nicht als Stille im Äther beschreiben, es sei denn die Zeile steht für das Erkalten der Gefühle, was dann dem versöhnenden Abschluss logisch entgegenspricht.

LG
Tula
 

nachtvogel

Mitglied
Liebe/r Tula, danke für deinen richtungsweisenden Kommentar...ich habe mich echt gefreut.

Die metrischen Holpersteine würde ich gerne kennenlernen....denn ich möchte hinzulernen. Würdest du mir mit einem Fingerzeig hier weiterhelfen? Danke!!

Deine inhaltlichen Bedenken kann ich so nicht teilen. Du hast zwar recht, wenn du sagst, dass Melodien keine Reigen tanzen, aber ....am Himmel hängen auch keine Geigen. Vielmehr ist der Geigenhimmel ein Bild für die Liebe, die mich bzw. uns begeisterte. Wenn die Musik Ausdruck der Liebe ist, kann die Musik auch tanzen bzw. Tanzmusik sein. etc.

Schließlich hat die Zeit die Geigen verhangen, die Musik/Liebe ist verstummt, dort , wo Musik erklang ist nur noch Stille.Die Stille ist hier das Symbol für die Nichtliebe, Beziehungsprobleme.....etc.


Noch einmal: Vielen Dank für deine MÜhen...

herzlich nachtvogel
 

Tula

Mitglied
Hallo nachtvogel

die Geigen im Himmel sind ja auch ok, eine geläufige und hier passende Metapher. Neue kann man sich immer ausdenken; ob diese dann dem Leser gefallen oder nicht, ist eine andere Sache. Den Reigentanz habe ich bildlich vor Augen, den könnten 'Dinge' wie Blumen am Hain usw. tanzen, bei den Melodien selbst habe ich halt Zweifel.

Zur Metrik:
X – Hebung, stark betont
x – Senkung, schwach betont
Die ersten beiden Zeilen und das Gedicht allgemein sind eher jambisch, also:
xXxXxXxX(x)
andere Zeilen kommen im Trochäus, also
XxXxXxX(x)
In zwei Zeilen bewirken die Melodien (xxXx) einen zusätzlichen Holperer. Den kann man in der letzten Zeile gern akzeptieren und kann überhaupt den Rhythmus wechseln, damit der Text nicht „leiert“. Aber es sollte dann immer noch inhaltlich auf die Stellen passen und insgesamt sprachlich geschickt wirken. Hier hast du, wenn ich richtig zähle, 5 Verse im Trochäus.

Für das Füllwort 'so', besser 'einst' nehmen.

LG
Tula
 

Lord Nelson

Mitglied
Hallo nachtvogel,

gewiss kannst du gut Stimmungen erzeugen. Doch mir persönlich ist dieses Gedicht - das ich spontan übrigens zunächst für eine Parodie hielt - atmosphärisch viel zu dick aufgetragen.

Das gilt für die düstere Dramatik der zweiten Strophe ebenso wie für die sirupsüß triefende Gefühlsaufwallung in der dritten.

Nur meine Meinung, bitte nicht bös sein!

LG Lord Nelson
 

anbas

Mitglied
Hallo nachtvogel,

ich freue mich sehr, dass Du ausdrücklich um Hinweise bittest - diese Einstellung ist, wie ich finde, in der Leselupe rar geworden.

Tula hat schon sehr wertvolle Hinweise gegeben. Da ich aus eigener Erfahrung weiß, wie schwer es sein kann, die Metrik sauber hinzubekommen, möchte ich Dir noch eine weitere Visualisierung an die Hand geben, mit der man sich an der Metrik abarbeiten kann ;) (fett=betont) - außerdem habe ich noch zwei Stellen gefunden, die ich durch Einsetzen eines " ' " ändern würde:

Der Himmel hing so voller Geigen,
er spielte uns ein Wunschkonzert.
Seine Melodien tanzten Reigen,
das Leben gab sich unbeschwert.

Seitdem ist Zeit ins Land gegangen,
die nur durch Verän[blue]d'r[/blue]ung lebt.
Sie hat die Geigen uns verhangen,
Stille durch den Äther weht.


Doch in ßen Augenblicken,
wenn küssend unsre Lippen schweigen,
schwelgen wir in Walzerschritten,
zu Melodien in[blue]n'r[/blue]er Geigen.
Wie Du siehst und Tula auch schon anmerkte, beginnen die Zeilen mal unbetont und mal betont (also jambisch / trochäisch). Gerade bei einem Gedicht, in dem es um Melodien und ums Tanzen geht, sollte die Metrik meiner Ansicht nach durchgehend in einem Fluss bleiben. Sicher, die Gefahr besteht, dass es beim Vortragen dann mal "leiern" kann - doch das liegt in erster Linie am Vortragenden.

Ich bin auf jeden Fall gespannt, ob und wie Du diesen Text überarbeitest.

Liebe Grüße

Andreas
 

Willibald

Mitglied
Grüße Dich, Nachtvogel,

es ist schön, wenn anregende Hilfe gewünscht ist.
Meine Vor-Schreiber haben schon alles gesagt.
Vielleicht ist es aber doch nützlich zu wissen:

In der dritten Zeile der Anbas-Version das "seine" durch "die" ersetzen,
dann ist Metrik und Rhythmus sauber....

Die Me-lo-di-en tanz-ten Rei-gen

(Dann hat man in ersten Strophe durchgehend vierhebigen Jambus.)

Vale

ww
 



 
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