dennis petsch
Mitglied
Lass Dich endlich Punkt, Punkt, Judith!
Wie hab ich es genossen, die letzten paar Wochen und Monate, wie hab ich mitgefiebert, mitgezittert und mir pausenlos auf die Wiedererkennungsschenkel geklopft beim Lesen ihrer lebendig lustigen Zeilen, als ich so völlig losgelöst per Anhalter durch Judiths Uni-Spiegel-Versum reisend eintauchen konnte in ferne Studi-Galaxien und feminine Gedankeroidenfelder. Judith, dieses kleine, sympathisch eloquente Hochschulalien aus Hamburg, das mit augenzwinkernder Farbfüllfeder jeden noch so grauen Alltag zu kolorieren versteht und so auch mein sinnentleertes Dasein mit prallen Pornobrüsten gleichen, aus dem Leben abgegriffenen Erlebnissen erfüllte und mir das ein oder andere Lächeln in die vom grellen Alltag gegerbte Fratze zauberte.
Judith ist jung, dynamisch und erfolgreich, und zudem führt Judith noch ein wahnsinnig bewegtes Leben. Vor allem aber fühlt sie sich berufen: Berufen ihr junges, dynamisch-bewegtes Leben anderen Jungdynamos auf dem literarischen Silbertablett zu servieren und zwar all jenen, die vielleicht auf die ein oder andere Art ebenfalls jung und dynamisch, jedoch nicht ganz so berufen sind, oder erfolgreich - im schriftstellerischen Servicebereich zum Beispiel, meine ich - oder einfach so gänzlich gar nix zum erzählen haben, so wie es Judith eben hat...
Am meisten bewegt ist Judith von Holger, ihrem frisch auserkorenen „Kandidaten“ für den Ein-Euro-Fulltimejob des „Vielleicht-neuen-Freundes“, mit dem sie sich wohl auch anderweitig gerne bewegen möchte – beim Salsa, oder in der Horizontalen. Und genau das ist es auch, was uns Judith seit Wochen und Monaten in immer neuen Blümchenvariationen auftischt, sich jedoch dabei nicht so richtig traut, das hormonelle Schlachtermesser ihres Prosa-Bestecks auf sexuelle Höchststufenschärfe zu schleifen und endlich Tabula Rasa zu machen. Schüchternheit kann es kaum heißen, das Wort, das in diesem Zusammenhang zu nennen sich lohnen würde, denn dafür plaudert sie einfach ein Stückchen zu unverblümt und unverhohlen aus dem testosteronbeträufelten Nähkästchen, dem Kästchen, hinter dem schon vor Jahr und Tag die alten Wendy- und Bravo Girl-Heftchen-Sammlungen ihr verstaubt und verstecktes letztes Ruht-In-Frieden-Ihr-Teil-Meiner-Kindheit-Schattenplätzchen fanden.
Nein, verklemmt ist sie nun wirklich nicht, sondern legt schon einen potentiellen Judith-jugendlichen Elan und Ergeiz an den holgerdurchträumten Tag. Nicht so ehrgeizig vielleicht, wie etwa die Damen und Dämchen, welche in unregelmäßigen Abständen immer wieder mal gerne in irgendwelchen Glämmer und Hochglanz verstrahlten Herren- oder Frauenmagazinen spezifisches Sexualwissen zur Schau tragen, diverseste Lieblingsstellungen, Praktiken und Neigungen zum Besten geben und sich anschicken, in ausgelassener, kaffeebekränzter Atmosphäre die Vor- und Nachteile des männlichen Geschlechts in aller Zweideutigkeit zu mastur-, Verzeihung, zu erig-, eruieren, aber hey, Jude ist anders, Jude hat das nicht nötig und so bleibt diese verruchte Schublade schön brav geschlossen, denn Judith offeriert ihrer lechzenden Jungschar lieber ungeschoren andere Köstlichkeiten und weitaus geruchvollere Appetithäppchen: Der erste Blick, der erste Kontakt, das erste Date. Pure and simple proudly presented und perfectly entertained the one and only Holgi!
Wir jedoch, die Jünger Judiths, sind hungrig, wollen mehr, und stampfen knurrenden Magens schon ungeduldig mit den Fäusten auf die nach unserem Geschmack nur halbgedeckte Tafel und rufen aus rauen, trockenen Kehlen immerfort in rhythmischen Zungen „Tacheles reden, Judith, Tacheles!“
So saß ich also da, die letzten paar Wochen und Monate – in der Cafete, bei meinem Bewährungshelfer, oder auf dem seligen Örtchen mit dem Spülknopf – den Uni-Spiegel zur Hand und Judiths Universum mein eigenes durchdringen - und hing erwartungsvoll bedächtig an ihren holger-sprudelnden Lippen, mir den Bauch nach Nachschlag reibend.
Rissotto hat er zuletzt gekocht, der Holger, als er nach einigen harmlosen FSK12-Treffen mit finalem Vor-der-Haustür-Knutschen endlich den Knüppel aus dem Sack gelassen und UnsJudith prämierenhaft in seine Studentenbude entführt hatte - einen metaphorischen Haut Cuisine-Gedankenstrang über mehrere Zeilen hinweg, wie gerade eben metaphorisch zur Schau gestellt, jedoch gab’s bei dem Typen nicht! Auch niemals nie bei Judith, der kleinen Wahnsinnsgermanistinnenautorette aus dem hohen Norden. Dafür unzählige, detailverliebt witzige und ausführlich beschriebene Missgeschicke der kleinen Aufrissfettnapftreterin mit Niveau bei dem Versuch, diesmal alles richtig zu machen. Und Diesmal alles richtig machen ist nun wirklich Programm, steht doch groß und breit auf ihren Fahnen „Nur nicht gleich die Schenkel weiten. Erst mal warten, dann erst reiten!“. Ergo nicht einfach nur wieder eben platt und sinnlos ohne Verstand vögeln lassen, weil das Ticken der biologischen Uhr die alten Textchen und Bildlein der hinterm Nähkästchen begrabenen Bravo Girl-Heftchen zu neuem Zombileben erweckt hat und sie es halt einfach mal wieder braucht... Zur Erinnerung: Holger ist ja nicht ein dahergelaufener, rissottokochender Irgendwer, sondern - ihr Kandidat!
Und während dieser, ihr neuer Schwarm, der geile Bock, sich also smörebrödelnd in der studentischen Kochnische schon auf der aphrodisierenden Gewinnerstraße wähnt und munter den munter vor sich hinköchelnden Reistopf würgt, nutzt Judith indes die dem zweisamen Dinner mit Kerze noch verbleibende Zeit, um auf große Entdeckungsreise in den heiligen Behausungshallen ihres heimlichen Beischlafopfers und Hobbychefkochs zu gehen. Schließlich, meint die Gute, sei das Zimmer eines Mannes wie der Spiegel seines Hannes, oder so ähnlich. Wie dem auch sei, wenn das nicht passt, dann läuft auch sonst nix, Basta! – Außer der Laufpass natürlich!
Sie öffnet die Tür, wagt einen ersten, vorsichtigen Blick und – Rutschiputschi, weg war’s Herzchen, pocht nun in der Hose weiter – was sehen ihre scharfen Kolumistinnenäuglein da? So hatte sie sich das nun wirklich nicht vorgestellt! Nein, nein, nein! Dieses kiefernholzbeschlagene Kleinkindreich inklusive Teddybär und Hanuta-Sammelbandabziehbildchen auf der Neunzigzentimeter-Schlafpritsche soll das ihres auserwählten Super-Holgis sein? Das kann nicht sein! Wie bäh und unerotisch!
War Judith eben noch mit Haut und Haar auf große(s) Liebe(n) eingestellt, poltern jetzt, nach dem unfreudigen Erhaschen dieser very unsophisticateten Knabenkämmenate, Libido und Faszination Hand in Hand die unendlich lange Spielplatz-des-Lebens-Rutsche der Enttäuschung hinab und reißen all das angenehme Holgergesäusel der letzten paar Wochen und Monate in einem Augen- und Paukenschlag hinab mit in die Schwärze.
Uns Jüngern Judiths stockt der Atem: Soll’s das wirklich schon gewesen sein? Vorbei, du holdes Holgertum? Entschwebt sie jetzt ad hoc wohl absatzkehrend seinem ungeliebten Reich? Wird er nun ein für alle mal mit Warb Neun aus ihrem Universum geschossen? Ist unsere verehrte Lieblingskolumneuse wirklich ein so biederes, oberflächliches Mauerflittchen, für das die Werte eines Menschen hinter der Wertlosigkeit seines Inventars stehen, verblassen und verschimmeln, wie ein tagelang in der ehemals aphrodisierenden, nun jedoch in Trauerflor behangenen Studentenküche stehen gelassenes und von ihr niemals angerührtes Rissotto?
Mit Sicherheit, ja! Aber Judith wäre nicht Judith, wenn diesem ersten Schock und Rückschlag nicht sofort auf dem Fuße folgend die entwarnende Auflösung in Form der für sie so typischen, fast zum Markenzeichen gewordenen Schlusspointierung das rosarote, beischlafversprechende Happy End einläutete: Falscher Alarm! Im Zimmer geirrt! Alles noch mal gut gegangen! Mission Klischee geglückt: Ironisch-persifliertes Männerdomizil und übertriebene Frauenreaktion reiten gemeinsam und zufrieden durchs literarische Abendrot.
Und während John-Boy und die übrigen achtundzwanzig Waltons sich brav „Gut’ Nacht“ sagen und nach und nach die Lichter im Home Sweet Home der Glückseeligkeit erlischen, zieht auch im fernen Hamburg unsere retourkutschbockende Judith wiedereinmal eine semibiographische Lehre: Vielleicht kommt es ja doch nicht auf die Vier Wände, sondern auf den darin hausenden Holger an, der sie dann auch bitteschön baldigst in ihnen flachzulegen hat.
Wir jedoch, die Jünger Judiths, sind nicht mehr ganz so hungrig wie zuvor, liegt uns doch die von ihr heute dargereichte Kost diesmal nicht so leicht im Magen. Mit entballten Fäusten wischen wir uns den faden Beigeschmack von den aufgebrachten Lippen und mahnen in erzürnten Zungen, dass wenn der Coitus noch vor dem Publizieren zu interrupieren Gefahr laufen sollte, am Ende nur noch eines helfe: Lass Dich endlich bimpern, Judith!
Dennis Petsch Juli 2005
Wie hab ich es genossen, die letzten paar Wochen und Monate, wie hab ich mitgefiebert, mitgezittert und mir pausenlos auf die Wiedererkennungsschenkel geklopft beim Lesen ihrer lebendig lustigen Zeilen, als ich so völlig losgelöst per Anhalter durch Judiths Uni-Spiegel-Versum reisend eintauchen konnte in ferne Studi-Galaxien und feminine Gedankeroidenfelder. Judith, dieses kleine, sympathisch eloquente Hochschulalien aus Hamburg, das mit augenzwinkernder Farbfüllfeder jeden noch so grauen Alltag zu kolorieren versteht und so auch mein sinnentleertes Dasein mit prallen Pornobrüsten gleichen, aus dem Leben abgegriffenen Erlebnissen erfüllte und mir das ein oder andere Lächeln in die vom grellen Alltag gegerbte Fratze zauberte.
Judith ist jung, dynamisch und erfolgreich, und zudem führt Judith noch ein wahnsinnig bewegtes Leben. Vor allem aber fühlt sie sich berufen: Berufen ihr junges, dynamisch-bewegtes Leben anderen Jungdynamos auf dem literarischen Silbertablett zu servieren und zwar all jenen, die vielleicht auf die ein oder andere Art ebenfalls jung und dynamisch, jedoch nicht ganz so berufen sind, oder erfolgreich - im schriftstellerischen Servicebereich zum Beispiel, meine ich - oder einfach so gänzlich gar nix zum erzählen haben, so wie es Judith eben hat...
Am meisten bewegt ist Judith von Holger, ihrem frisch auserkorenen „Kandidaten“ für den Ein-Euro-Fulltimejob des „Vielleicht-neuen-Freundes“, mit dem sie sich wohl auch anderweitig gerne bewegen möchte – beim Salsa, oder in der Horizontalen. Und genau das ist es auch, was uns Judith seit Wochen und Monaten in immer neuen Blümchenvariationen auftischt, sich jedoch dabei nicht so richtig traut, das hormonelle Schlachtermesser ihres Prosa-Bestecks auf sexuelle Höchststufenschärfe zu schleifen und endlich Tabula Rasa zu machen. Schüchternheit kann es kaum heißen, das Wort, das in diesem Zusammenhang zu nennen sich lohnen würde, denn dafür plaudert sie einfach ein Stückchen zu unverblümt und unverhohlen aus dem testosteronbeträufelten Nähkästchen, dem Kästchen, hinter dem schon vor Jahr und Tag die alten Wendy- und Bravo Girl-Heftchen-Sammlungen ihr verstaubt und verstecktes letztes Ruht-In-Frieden-Ihr-Teil-Meiner-Kindheit-Schattenplätzchen fanden.
Nein, verklemmt ist sie nun wirklich nicht, sondern legt schon einen potentiellen Judith-jugendlichen Elan und Ergeiz an den holgerdurchträumten Tag. Nicht so ehrgeizig vielleicht, wie etwa die Damen und Dämchen, welche in unregelmäßigen Abständen immer wieder mal gerne in irgendwelchen Glämmer und Hochglanz verstrahlten Herren- oder Frauenmagazinen spezifisches Sexualwissen zur Schau tragen, diverseste Lieblingsstellungen, Praktiken und Neigungen zum Besten geben und sich anschicken, in ausgelassener, kaffeebekränzter Atmosphäre die Vor- und Nachteile des männlichen Geschlechts in aller Zweideutigkeit zu mastur-, Verzeihung, zu erig-, eruieren, aber hey, Jude ist anders, Jude hat das nicht nötig und so bleibt diese verruchte Schublade schön brav geschlossen, denn Judith offeriert ihrer lechzenden Jungschar lieber ungeschoren andere Köstlichkeiten und weitaus geruchvollere Appetithäppchen: Der erste Blick, der erste Kontakt, das erste Date. Pure and simple proudly presented und perfectly entertained the one and only Holgi!
Wir jedoch, die Jünger Judiths, sind hungrig, wollen mehr, und stampfen knurrenden Magens schon ungeduldig mit den Fäusten auf die nach unserem Geschmack nur halbgedeckte Tafel und rufen aus rauen, trockenen Kehlen immerfort in rhythmischen Zungen „Tacheles reden, Judith, Tacheles!“
So saß ich also da, die letzten paar Wochen und Monate – in der Cafete, bei meinem Bewährungshelfer, oder auf dem seligen Örtchen mit dem Spülknopf – den Uni-Spiegel zur Hand und Judiths Universum mein eigenes durchdringen - und hing erwartungsvoll bedächtig an ihren holger-sprudelnden Lippen, mir den Bauch nach Nachschlag reibend.
Rissotto hat er zuletzt gekocht, der Holger, als er nach einigen harmlosen FSK12-Treffen mit finalem Vor-der-Haustür-Knutschen endlich den Knüppel aus dem Sack gelassen und UnsJudith prämierenhaft in seine Studentenbude entführt hatte - einen metaphorischen Haut Cuisine-Gedankenstrang über mehrere Zeilen hinweg, wie gerade eben metaphorisch zur Schau gestellt, jedoch gab’s bei dem Typen nicht! Auch niemals nie bei Judith, der kleinen Wahnsinnsgermanistinnenautorette aus dem hohen Norden. Dafür unzählige, detailverliebt witzige und ausführlich beschriebene Missgeschicke der kleinen Aufrissfettnapftreterin mit Niveau bei dem Versuch, diesmal alles richtig zu machen. Und Diesmal alles richtig machen ist nun wirklich Programm, steht doch groß und breit auf ihren Fahnen „Nur nicht gleich die Schenkel weiten. Erst mal warten, dann erst reiten!“. Ergo nicht einfach nur wieder eben platt und sinnlos ohne Verstand vögeln lassen, weil das Ticken der biologischen Uhr die alten Textchen und Bildlein der hinterm Nähkästchen begrabenen Bravo Girl-Heftchen zu neuem Zombileben erweckt hat und sie es halt einfach mal wieder braucht... Zur Erinnerung: Holger ist ja nicht ein dahergelaufener, rissottokochender Irgendwer, sondern - ihr Kandidat!
Und während dieser, ihr neuer Schwarm, der geile Bock, sich also smörebrödelnd in der studentischen Kochnische schon auf der aphrodisierenden Gewinnerstraße wähnt und munter den munter vor sich hinköchelnden Reistopf würgt, nutzt Judith indes die dem zweisamen Dinner mit Kerze noch verbleibende Zeit, um auf große Entdeckungsreise in den heiligen Behausungshallen ihres heimlichen Beischlafopfers und Hobbychefkochs zu gehen. Schließlich, meint die Gute, sei das Zimmer eines Mannes wie der Spiegel seines Hannes, oder so ähnlich. Wie dem auch sei, wenn das nicht passt, dann läuft auch sonst nix, Basta! – Außer der Laufpass natürlich!
Sie öffnet die Tür, wagt einen ersten, vorsichtigen Blick und – Rutschiputschi, weg war’s Herzchen, pocht nun in der Hose weiter – was sehen ihre scharfen Kolumistinnenäuglein da? So hatte sie sich das nun wirklich nicht vorgestellt! Nein, nein, nein! Dieses kiefernholzbeschlagene Kleinkindreich inklusive Teddybär und Hanuta-Sammelbandabziehbildchen auf der Neunzigzentimeter-Schlafpritsche soll das ihres auserwählten Super-Holgis sein? Das kann nicht sein! Wie bäh und unerotisch!
War Judith eben noch mit Haut und Haar auf große(s) Liebe(n) eingestellt, poltern jetzt, nach dem unfreudigen Erhaschen dieser very unsophisticateten Knabenkämmenate, Libido und Faszination Hand in Hand die unendlich lange Spielplatz-des-Lebens-Rutsche der Enttäuschung hinab und reißen all das angenehme Holgergesäusel der letzten paar Wochen und Monate in einem Augen- und Paukenschlag hinab mit in die Schwärze.
Uns Jüngern Judiths stockt der Atem: Soll’s das wirklich schon gewesen sein? Vorbei, du holdes Holgertum? Entschwebt sie jetzt ad hoc wohl absatzkehrend seinem ungeliebten Reich? Wird er nun ein für alle mal mit Warb Neun aus ihrem Universum geschossen? Ist unsere verehrte Lieblingskolumneuse wirklich ein so biederes, oberflächliches Mauerflittchen, für das die Werte eines Menschen hinter der Wertlosigkeit seines Inventars stehen, verblassen und verschimmeln, wie ein tagelang in der ehemals aphrodisierenden, nun jedoch in Trauerflor behangenen Studentenküche stehen gelassenes und von ihr niemals angerührtes Rissotto?
Mit Sicherheit, ja! Aber Judith wäre nicht Judith, wenn diesem ersten Schock und Rückschlag nicht sofort auf dem Fuße folgend die entwarnende Auflösung in Form der für sie so typischen, fast zum Markenzeichen gewordenen Schlusspointierung das rosarote, beischlafversprechende Happy End einläutete: Falscher Alarm! Im Zimmer geirrt! Alles noch mal gut gegangen! Mission Klischee geglückt: Ironisch-persifliertes Männerdomizil und übertriebene Frauenreaktion reiten gemeinsam und zufrieden durchs literarische Abendrot.
Und während John-Boy und die übrigen achtundzwanzig Waltons sich brav „Gut’ Nacht“ sagen und nach und nach die Lichter im Home Sweet Home der Glückseeligkeit erlischen, zieht auch im fernen Hamburg unsere retourkutschbockende Judith wiedereinmal eine semibiographische Lehre: Vielleicht kommt es ja doch nicht auf die Vier Wände, sondern auf den darin hausenden Holger an, der sie dann auch bitteschön baldigst in ihnen flachzulegen hat.
Wir jedoch, die Jünger Judiths, sind nicht mehr ganz so hungrig wie zuvor, liegt uns doch die von ihr heute dargereichte Kost diesmal nicht so leicht im Magen. Mit entballten Fäusten wischen wir uns den faden Beigeschmack von den aufgebrachten Lippen und mahnen in erzürnten Zungen, dass wenn der Coitus noch vor dem Publizieren zu interrupieren Gefahr laufen sollte, am Ende nur noch eines helfe: Lass Dich endlich bimpern, Judith!
Dennis Petsch Juli 2005