Lass mir Zeit

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Vera-Lena

Mitglied
Lass mir Zeit

Den steilen Waldhang hinauf
reichst du mir deine Hand,
aber ich will nicht.

Haben nicht immer Engel
mir die Wege geglättet
und immer dachte ich,
ich könne alles allein.

Du flichtst deine Finger
in die meinen.
Eine flehende Geste.
Ich will bei dir sein,
sagst du.

Mit Farbkaskaden
überschüttet uns der Wald,
herbstkalt, winterbald
schimmert es hinter den Stämmen.

Eine braunglänzende Frucht
steckst du mir zu,
ein Liebespfand,
und ich werde warten
bis in den Winter hinein.
Das weiche Weiß macht
unsere Stiefelspuren sichtbar
dann.
Wir werden uns einen Handschuh teilen.
 
S

Sandra

Gast
Das ist sehr schön, liebe Vera-Lena.
Nicht zuletzt wegen den sehr gelungenen Wortbindungen wie:
herbstkalt, winterbald
schimmert es hinter den Stämmen

Einmal dachte ich, hier wäre weniger mehr.

Eine braunglänzende Frucht
steckst du mir zu,
(ein Liebespfand,)

Ich denke, man kann es ersatzlos weglassen. (Ich finde sogar, dass es sich sehr schön "ohne" liest) Mit dem Liebespfand drückst du aus, was ich als Leser bereits an dieser Stelle weiß und ich fühle mich durch die Beschreibung fast ein wenig eingeengt in der Interpretation. Es tut deinem sehr schönem Gedicht nicht unbedingt einen Abbruch, aber ich wollte dir gerne meine Gedanken dazu mitteilen.

LG
Sandra
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Sandra,
danke für Deinen Kommentar!

Über das "Liebespfand" hatte ich mir auch Gedanken gemacht. Ich wollte damit aussagen, dass das Lyri nun etwas bei sich tragen wird, dass ihr immer die Erwartungen, des "Du" mitteilen wird. Ich glaube, es gibt kein anders Wort dafür. Es ging mir nicht nur darum zu sagen, dass das Lyri diesen Gegenstand erhalten hat, das wäre durch den vorangegangenen Text deutlich geworden, sondern auch darum, dass das Lyri diesen Gegenstand auch aufbewahren wird.( Ich weiß nicht ob das aus dem "und ich werde warten" auch schon hervorgeht?)

Vielleicht hast Du ja Recht...grübel.... Vielleicht wissen aber auch nicht alle Menschen, wenn ein Erwachsener einem anderen Erwachsenen eine Kastanie schenkt, dass das ein Gegenstand ist, den man sich aufbewahrt, weil er eine tiefe Bedeutunghat...Hmmm...

Zunächst lasse ich es erst einmal stehen, obgleich ich das auch so sehe wie Du.
Dir einen schönen Herbsttag!:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 
E

El Lobo

Gast
Liebe Vera-Lena,

was bedeutet:

flichtst ?

Ich kenne den Ausdruck nicht.

Schönen Tag LG Enzio
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo El Lobe,

im Duden müsstest Du unter flechten nachschlagen:

ich flechte,
du flichtst
er flicht usw

in meinen Text meine ich damit, dass das "du" seine Finger zwischen die Finger des Lyri flicht, also hineinschiebt.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 
E

El Lobo

Gast
ho capito

Liebe Vera-Lena,
jetzt verstanden!

Danke für die Erläuterung und einen schönen Tag, LG El Lobo
 



 
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