Lautenklänge / Terzine

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MarenS

Mitglied
Lautenklänge

Wie gerne lausch ich deiner Laute Klänge,
wie schleichen mir die Töne ins Gemüte,
vernichten schnell des Tages graue Fänge

und wiegen mich in Wonne und in Güte.
Sie perlen sanft mir über meinen Rücken
und treiben Sprosse, Knospe, Blüte,

derweil ich liege und verzückt dir lausche
und wünsche, dass das Glück niemals verlänge,
dass je ich diese Klänge gegen and're tausche.

16.01.06
Maren
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Maren,

ich denke, es ist ein Liebesgedicht. Es drückt sie aus in den poetischen Worten der Musik.

Interessant ist der Bruch in der letzten Zeile der zweiten Strophe. Sie hat einen Takt (zwei Silben) weniger.
Dann folgt wahrscheinlich eine Pause des Nachdenkens.
 

MarenS

Mitglied
Danke fürs Lesen und Kommentieren, Bernd. Ein Gedicht der Liebe an den Mann meines Herzens, der zwar keine Laute aber seine Gitarre manchmal für mich spielt.
Fein, dass dir die fehlenden Silben so aufgefallen sind wie sie gedacht waren: als Pause. Ob da ein Komma angebracht ist weiß ich nicht, ich wollte nicht wieder die drei obligatorischen Punkte setzen. ;-)

Es grüßt die Maren
 
P

Pelikan

Gast
Hallo, Maren, müßte es nicht heißen?

wie gerne lausch ich deiner Laute Klängen

oder

wie gene hör ich Deiner Laute Klänge

=ich lausche den Klängen
=ich höre die Klänge

mit fragenden Grüßen, Pelikan :)
 
P

Pelikan

Gast
Genau, Du schreibst es ja grade selbst:

Du kannst Klängen lauschen - mit "n" am Ende.

Pelikan
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich bin verunsichert, denke aber, dass "deiner Laute Klänge" korrekt ist.

Natürlich lausche ich den Klängen, auch den Klängen der Laute.

Wir haben aber hier eine Kombination:
"der Laute Klänge", es funktioniert auch mit "der Lauten Klänge".

---

Ich kann andererseits auch bilden:

Ich lausche den Klängen. Ich lausche der Laute (ihren) Klängen. Das erscheint mir aber nur im Dialekt korrekt zu sein, zumindest, wenn "ihren" eingefügt ist.

---

Beide Formen könnte man begründen. Gibt es eine grammatische Begründung, dass die Form "der Laute Klänge" falsch ist?
 
P

Pelikan

Gast
Nein, eine Begründung habe ich nicht, aber ich empfinde es rein instinktiv als falsch. Vielleicht ist es sogar grammatikalisch korrekt - mir kommt es irgendwie falsch vor ;)
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Maren,

inhaltlich gefällt mir das Gedicht sehr. M. E. fehlt es aber ein wenig an Pep, wenn auch die Form trefflich zum Thema passt.

Wie wäre es, wenn du die ersten beiden Strophen ganz in den Konjunktiv seztest, dann aber in die Gegenwart wechseltest, um die Wunscherfüllung (im Traum) zu signalisieren?

Lautenklänge

Wie gerne hörte ich der Laute Klänge,
wie schlichen mir die Töne ins Gemüte,
verschlössen schnell des Tages graue Fänge

und wögen mich in Wonne und in Güte.
Sie perlten sanft mir über meinen Rücken
und trieben Sprosse, Knospe, Blüte,

derweil ich liege und verzückt dir lausche
und wünsche, dass das Glück niemals verlänge,
dass je ich diese Klänge gegen andre tausche.
Herzliche Grüße
Heidrun
 

MarenS

Mitglied
Es heißt ganz einfach: Ich lausche der Laute Klänge, das ergibt sich meiner Meinung nach aus dem Genetiv auch wenn es sich vielleicht heutigentags ungewohnt anhört und liest.

Heidrun, ich versdtehe nicht ganz warum ich die ersten beiden Strophen in den Konjunktiv setzen sollte wenn ich dann doch in der dritten davon abweiche...Auch begeistert es mich bisher noch nicht sonderlich.
Trotzdem lieben Dank fürs Lesen und Auseinandersetzen!

Es grüßt die Maren
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Zum Genitiv

Ich denke, ich habe es jetzt. Es gibt zwei Formen:

Ich lausche den Klängen. (... moderne, aber wenig poetische Form)

Ich lausche der Klänge. (... alte, poetisch klingende Form, wird in "normalen" Texten praktisch nicht mehr verwendet.)

Das ist analog zu "ich harre der Dinge, die da noch kommen werden."

Es gibt einige Verben, die mit Genitiv verwendet werden können.

"Der Laute" ist dann eine nähere Erklärung zu "Klänge".
 

atoun

Mitglied
Ja, es ist der korrekte Gebrauch des Genitivs,

der Laute Klänge
der Sonne Strahlen
des Baumes Blätter
des Gartens Blumen
des Herzens Schläge (Einzahl)
der Herzen Schläge (Mehrzahl),

wobei die einfache Mehrzahl verwendet wird:

Klang = Klänge
Strahl = Strahlen
Blatt = Blätter
Blume = Blumen
Schlag = Schläge
_________________


MarenS,

ich finde Dein Gedicht wunderschön poetisch!
Dein Liebster wird es ganz sicher zu würdigen wissen.

Viele Grüße
atoun
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Nochmal zur Grammatik:
Ich lausche deiner Harfe Klänge ...
es ist nicht Genitiv, sondern Akkusativ: "Ich lausche die Klänge" - diese Form ist bei Grimm belegt. Es ist eine alte Form und in poetischer Sprache werden oft alte Formen verwendet.

Ich bin nicht selbst darauf gekommen, sondern habe im Wordreference-Forum nachgefragt.

Ich lausche die Klänge deiner Harfe.
Ich lausche deiner Harfe Klänge.

http://forum.wordreference.com/showthread.php?p=9317921#post9317921

Grimm:
Lauschen mit Akkusativ ist in Grimm http://germazope.uni-trier.de/Proje...pattern=&lemmapattern=&verspattern=#GL02370L0 belegt:

völlig vereinzelt ist KLINGERS lauschen mit dem accusativ, lauschend vernehmen: wenn ich diesen laut mit heller stimme in meine laute sänge, wie er in meinem geist hallt, und der liebesengel trüge diese melodie zu den ohren meiner liebe, sie lauschte ihn, lauschte, wie dieser klang in Amantes seele hallt, wie in keines menschen herz. die neue Arria 10; ich lauschte sie, als sie nach der chaise gehn wollte, und redete sie an. 70.

(Eintrag "lauschen", 6)e. )
 

atoun

Mitglied
Akkusativ wäre aber:

Ich lausche den Klängen deiner Harfe.

Das wäre wieder Genitiv:

Ich lausche deiner Harfe Klänge.

Es kann gut möglich sein, dass es die Form

Ich lausche die Klänge deiner Harfe.

in uralter Poetik gibt.
Ist aber heutzutage ganz ungebräuchlich,
genauso wie man "tun" nicht mehr "thun" schreibt.

Viele Grüße
atoun
 

MarenS

Mitglied
Tut mir leid, Bernd, aber es ist der Genetiv. Wessen Klänge lausche ich? Der Laute Klänge.

Es grüßt die Maren
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke Maren. So habe ich es auch erst interpretiert, und folge Dir hier. Mir gefällt es ohne "n" auch besser.
Ich wollte nur eine Begründung finden. Ich habe in einem speziellen Sprachforum nachgefragt. http://forum.wordreference.com/showthread.php?p=9317921#post9317921

Ich denke, in poetischer Sprache ist es gerechtfertigt, sehe aber auch, dass die Möglichkeit des (in alten Schriften) vorhandenen Akkusativs ausfällt.

Ich würde alles lassen, wie es ist. Allerdings ist klar, dass es einige als standardsprachlich falsch empfinden.

Viele Grüße von Bernd
 

kakadu

Mitglied
Liebe Maren, lieber Bernd!

Was hier im Genitiv steht, ist die Laute. Dass es hier
"deiner" heißen muss, hat ja bisher auch keiner bezweifelt.

Das grammatische Problem bezieht sich doch aber auf die
Klänge. Hier lagst Du m.E. völlig richtig, Bernd.

In der grimmschen (akkusativischen) Verwendung hieße es also,
genau wie Du geschrieben hast, Maren:

Ich lausche deiner Laute Klänge => lausche die Klänge deiner Laute

Du hast hier den veralteten Akkusativ verwendet, was ich in Deinem
Gedicht nicht als störend empfinde, da Du ja ohnehin eine recht
nostalgisch anmutende Sprache benutzt.

Heutzutage sagt halt auch kein Mensch mehr: ich lausche ...
Korrekt ist hier aber im heutigen Sprachgebrauch der Dativ:

Ich lausche deiner Laute Klängen => den Klängen deiner Laute

bzw. im Singular:

Ich lausche deiner Laute Klang => dem Klang deiner Laute


So, jetzt brummt mir selbst der Schädel, bei solch ungewöhnlichen
Wendungen kann der Mensch ganz schön ins Schleudern kommen.:)

Aber Hauptsache, Du hast ein anmutiges Gedicht draus gemacht!


Liebe Grüße
Claudia
 

MarenS

Mitglied
Liebe Claudia,

selbst auf die Gefahr hin als absolut rückständige Alte zu gelten: Ich sage lauschen! ;-)

die Maren, die noch viel mehr sagt, was MAN heute nicht mehr sagt und der es am Arsch vorbeigeht, ob das altmodisch ist oder nicht ;-)

P.S.: Allen lieben Dank fürs Lesen und Auseinandersetzen mit dieser verliebten kleinen Terzine
 



 
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