Lebensstufen

L e b e n s s t u f e n


Dämm’rung steigt vom Berg hinab,
Die Seele atmet auf,
Gedämpfter die geschäft’ge Welt;
Und Tropf für Tropf beständig fällt
Herab vom Lebenslauf.

Kindheit, holde Gauklerin,
Verzaubert’ und betört’,
Macht’ träumen, daß die frohe Zeit
Besteht aus Unvergänglichkeit,
Für ewig dir gehört’.

Weisheit schien dir antiquiert,
Als Jugend noch gelacht;
Unstet auf buntem Lebenssteig,
Voll Übermut und gar nicht feig,
Manch’ großen Sprung gemacht.

Einsicht macht den Mensch erst reich,
Das war nicht immer so,
Bewußt lebst du nun Stund’ um Stund’,
Küßt nicht mehr jeden roten Mund,
Und bist darob recht froh.

Reife klärt hernach den Blick,
Da wird nicht schön gemalt;
Was gestern noch nach Frohsinn klang,
Ward heut zu einem Totensang,
Ein stilles Licht erstrahlt.

Dämm’rung steigt vom Berg hinab,
Die Seele atmet auf,
Bedächtig gehst du jeden Schritt,
Denn deine Zeit geht stetig mit,
Bis zu der Sterne Lauf.


Brigitte Pulley-Grein
2 5. N o v. 2 0 0 0
 



 
Oben Unten