Lebensweg

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Oma

Mitglied
Dumm gelaufen


Wir sind abgetaucht zum Grund des Sees. Eine lange Fahrt – ganz ohne Worte. Wir sinken unaufhörlich, wie zwei Steine, die zu Boden taumeln. Es regt sich nichts. Bedeutungslos steigen Blasen an den armdicken Bullaugen vorüber, schlängeln sich zur Wasseroberfläche hin. Weit ist der Weg jetzt geworden. Lautlos schwingen sie sich in die Höhe, entfernen sich, ohne meinen Beistand. Längst weiß ich schon, welche Bahnen sie ziehen werden, immer näher an das Licht, zur leuchtenden Wasserschicht der oberen Region, hinein in die Helligkeit des Tages. Und dort werde ich sie atmen können. Nicht hier und jetzt. Heute, in diesem Augenblick, ist es meine Aufgabe bei dir zu sein, bei dir zu bleiben.
Nichts geschieht.
Stumm sitzt du da, fest angebunden. Im Hintergrund klingt monoton das Echolot, und pocht mit Widerhall in meinen Ohren, so weit ist es schon. Du dagegen bist in dich selbst versunken, hast den Kopf ganz einfach fort gedreht, deine Augen wandern hierhin - dorthin, ungewiss, was du nun denken sollst. Seit Stunden siehst du mich nicht an. Und ich weiß kaum, worauf ich jetzt noch warten soll. Da! Ein Ruck! Wir sind auf Grund gelaufen. Entsetzen macht sich breit – doch längst nur äußerlich. Die Hülle stöhnt und bricht das Schweigen, wir dagegen harren aus, weit regungsloser noch, als vor dem kalten Laut des Eisens.
Wortlos sitzen wir nun da, auch ich weiß nicht, was jetzt noch werden soll, ich weiß, seelenlos geht die Fahrt zurück – ach hättest du doch nicht gefragt, zumindest, wo du mich so liebtest, ob mehr noch aus uns werden soll.
Wir hätten unseren Weg bald wie von selbst gefunden.
 



 
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