Lebensziele

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Woodstock

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Das war es nun also. Aus, Schluss, vorbei. Tausende von Bildern und Gedanken kreisen durch meinen Kopf, viele Erinnerungen. Nur ein Wort kehrt immer wieder: „Warum?“. So wie ich oben auf dem Berg stehe, von allen Menschen, die mir etwas bedeuten scheinbar verlassen, fühle ich mich unglaublich leer.
Langsam steigen in mir die Tränen auf. „Nein“, denke ich, „ du weinst jetzt nicht!“, aber es passiert trotzdem. Nach und nach kullern viele von ihnen ohne Ziel meine Wangen hinunter. Von meiner Trauer überwältigt will ich mich zum Gehen abwenden, doch es geht nicht. Ich kann den Weg nicht gehen, den er gegangen ist. Zu viele Erinnerungen, zu viele Schmerzen.
Plötzlich überkommt mich Panik. Alles in mir zieht sich zusammen, ich bekomme keine Luft mehr. Völlig verkrampft falle ich schließlich zu Boden.
„ Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr! Ich will nur noch sterben...“
Die Zeit vergeht. Ich weiß nicht, wie lange ich schon dort oben liege, doch endlich kann ich mich wieder aufsetzen. Trotz des strahlend warmen Spätsommertages ist in mir nur Dunkelheit. Sie überschattet all mein Denken und Tun.
Langsam setzte ich mich in Bewegung, hin zu dem Ort, in dem alles vor zwei Jahren so schön begann und so schlimm endete. Je weiter ich gehe, desto höher wird wieder der Druck und die Panik in mir. Tränen trüben meine Sicht. „Mich soll doch keiner so sehen! Für die Anderen war ich doch immer stark und wie stehe ich jetzt hier?“
Dieses Entgültige macht mir Angst, die Sorge, alles zu verlieren, auch die Kontrolle über mein eigenes Leben. Mir ist, als ob ich fallen würde, sehr tief und niemand ist mehr da um mich aufzufangen. Dabei habe ich so Furcht vor der Einsamkeit.
Wo soll ich jetzt hin? Es ist noch früh am Morgen, viele werden noch schlafen oder mich gar nicht bei sich haben wollen.
Warum ist es auch gerade heute passiert? Warum musste mich diese Nachricht vor zwei Stunden erreichen und mich so niederschmettern? Ich habe es schon kommen gesehen, aber nicht so plötzlich, nach so vielen Planungen und Vorhaben, nach so einem schönen Abend.
Bald bin ich wieder zu Hause, in diesem großen Haus, in dem jeder Blick und jeder Gegenstand Erinnerungen an schöne, glückliche Zeiten birgt. Wieder kommt alles mühsam Verdrängte hoch. Wir hatten schöne Zeiten, aber in diesen Jahren ist auch viel Schlechtes passiert und diese Seiten überwiegen jetzt immer mehr.
Schließlich komme ich an unsere Brücke, als ob mich meine völlige Verzweiflung und Trauer dorthin gelotst hätte. Lange stehe ich vor dem Geländer und weiß nicht, was ich tun soll. Endlich wende ich mich ab. Es ist sicherlich nicht das letzte Mal, dass ich so hier stehe und ich weiß auch nicht wie es letzten Endes ausgehen wird. Entweder die Entscheidung für den Fall oder für eine neue Chance.
 



 
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