Die Legende des Mondfalken
Dunkelheit. Nichts als Dunkelheit um sie herum ... Dunkelheit und Nebel, der ihr langsam aber sicher die Kälte in den Körper trieb. Seit gut zwei Stunden irrte Akirash, Tochter des Grafen von Chatanga, durch die endlosen Nadelwälder der nördlichen Taiga. Der 21. Oktober, der 21.Oktober des Jahres 1563, ein verhängnisvoller Tag für das blonde Mädchen, denn an dessen Abend wurde ihre Kutsche überfallen. Sie konnte entkommen, lief seitdem aber schon stundenlang ziellos durch die Taiga, in der Hoffnung, irgendwann das vertraute Schloss ihres Vaters wieder zu erblicken ...
Der Vollmond ließ mit seinem silbernen Licht geisterhafte Gestalten durch den wallenden Nebel tanzen, der die Grenzen zwischen Traum, Einbildung und Realität zu verwischen drohte. Ein kurzes Knacken, das 14-jährige Mädchen fuhr herum und sah in die bernsteinfarbenen Augen eines eisgrauen Wolfes. Die Schemen weiterer Wölfe waren unter den tiefhängenden Zweigen der Blautannen aufgetaucht. Geräuschlos nahm das Rudel das Mädchen in die Mitte, führte sie auf eine Lichtung. In ihrem weißen Gewand wandelte Akirash über die taunassen Wiesen, glich einem Lichtwesen aus einer anderen Welt. Schon eine ganze Weile hielt sie das Geschehen für einen bloßen Traum, der wie eine Seifenblase jederzeit zerplatzen konnte. Sie spürte, wie der Tod mit seinen kalten Fingern nach ihr griff, spürte, wie das Leben sanft aus ihrem Körper wich. Langsam sank sie in das feuchte Gras, das Bild eines blauschimmernden Falken - dem Symbol ihrer gräflichen Familie - vor Augen.
Die Einwohner eines 2 km entfernten Dorfes berichteten später, dass die Nacht vom 21. zum 22. Oktober von einem langgezogenen, wehleidigen Wolfsheulen zerrissen wurde - begleitet von dem hohen Schrei eines Falken. Von diesem Tage an, so erzählt die Legende, erklingt in jeder Vollmondnacht, in der Nebel durch die Taiga wallt, das Kreischen eines Falken, der hoch über den düsteren Baumwipfeln am schwarzen Firmament seine Kreise zieht.
Ein junges Mädchen erzählte einst, ein weißer Falke habe sie nach Hause geführt, als sie sich in den dunklen, endlosen Wäldern verlief ...
Dunkelheit. Nichts als Dunkelheit um sie herum ... Dunkelheit und Nebel, der ihr langsam aber sicher die Kälte in den Körper trieb. Seit gut zwei Stunden irrte Akirash, Tochter des Grafen von Chatanga, durch die endlosen Nadelwälder der nördlichen Taiga. Der 21. Oktober, der 21.Oktober des Jahres 1563, ein verhängnisvoller Tag für das blonde Mädchen, denn an dessen Abend wurde ihre Kutsche überfallen. Sie konnte entkommen, lief seitdem aber schon stundenlang ziellos durch die Taiga, in der Hoffnung, irgendwann das vertraute Schloss ihres Vaters wieder zu erblicken ...
Der Vollmond ließ mit seinem silbernen Licht geisterhafte Gestalten durch den wallenden Nebel tanzen, der die Grenzen zwischen Traum, Einbildung und Realität zu verwischen drohte. Ein kurzes Knacken, das 14-jährige Mädchen fuhr herum und sah in die bernsteinfarbenen Augen eines eisgrauen Wolfes. Die Schemen weiterer Wölfe waren unter den tiefhängenden Zweigen der Blautannen aufgetaucht. Geräuschlos nahm das Rudel das Mädchen in die Mitte, führte sie auf eine Lichtung. In ihrem weißen Gewand wandelte Akirash über die taunassen Wiesen, glich einem Lichtwesen aus einer anderen Welt. Schon eine ganze Weile hielt sie das Geschehen für einen bloßen Traum, der wie eine Seifenblase jederzeit zerplatzen konnte. Sie spürte, wie der Tod mit seinen kalten Fingern nach ihr griff, spürte, wie das Leben sanft aus ihrem Körper wich. Langsam sank sie in das feuchte Gras, das Bild eines blauschimmernden Falken - dem Symbol ihrer gräflichen Familie - vor Augen.
Die Einwohner eines 2 km entfernten Dorfes berichteten später, dass die Nacht vom 21. zum 22. Oktober von einem langgezogenen, wehleidigen Wolfsheulen zerrissen wurde - begleitet von dem hohen Schrei eines Falken. Von diesem Tage an, so erzählt die Legende, erklingt in jeder Vollmondnacht, in der Nebel durch die Taiga wallt, das Kreischen eines Falken, der hoch über den düsteren Baumwipfeln am schwarzen Firmament seine Kreise zieht.
Ein junges Mädchen erzählte einst, ein weißer Falke habe sie nach Hause geführt, als sie sich in den dunklen, endlosen Wäldern verlief ...