Leidensweg einer Mutter

Airblader

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Hi =)
Ist nicht fertig..wollte mal wissen ob es sich lohnt auch langsam zum "spannendem" Punkt zu kommen:

Dienstag, der 12.5.1998
Liebes Tagebuch,
heute waren wir am Katzenfelsen. Der Ausflug war sehr schön und das Wetter hat gehalten.
Nach der 2Stunden langen Fahrt kamen wir an unserem Ziel an. Die Reisedauer scheint in einem Wohnmobil viel kürzer, könnte daran liegen, dass man mehr Möglichkeiten hat, sich die Zeit zu vertreiben, was bei uns Kartenspielen und „Ich sehe was, was du nicht siehst“ entsprach.
Jedenfalls stiegen wir dann aus, schnappten unsere Rucksäcke und gingen zum Eingang.
Naja, man merkt schon, dass die Preise überall steigen, aber ich versuche meinen Sohn nichts von der schlechten finanziellen Lage merken zu lassen.
Der Tag war schön. Nachdem wir den Katzenfelsen besucht hatten liefen wir zur Grünanlage die in der Nähe war und machten ein gemütliches Picknick.
Leider können wir uns solche Aktionen nicht all zu oft leisten.
Wir haben übrigens geplant, kommenden Donnerstag eine Tagesreise zu den Twinstones zu machen, die ja auch ganz in der Nähe sind. Der Vorteil liegt wohl klar auf der Hand: Der Eintritt ist kostenlos!

Mittwoch, der 13.5.1998
Liebes Tagebuch,
eigentlich gib es heute nichts zu berichten. Es war wirklich langweilig.
Mein Sohn war den ganzen Tag auf einem Festival für Jugendliche. Mein Mann war
auf der Arbeit. Für mich hieß das daheim bleiben, Wäsche bügeln, etwas entspannen und mal den Fernseher anschalten. Ich war heute auch einkaufen. Ich will ja nicht meckern, aber die Preise gehen wirklich immer höher! Im Supermarkt habe ich Ingrid getroffen. Sie erzählte von ihrem Sohn, der bei der Bundeswehr ist. Sie meinte, dass sie sich Sorgen mache, da ihrer Meinung nach ein Krieg eine Frage der Zeit sei. Wir haben nur kurz geplaudert, da sie weiter musste. Ich freue mich schon auf den Ausflug zu den Twinstones morgen.

Dienstag, der 26.5.1998
Liebes Tagebuch,
entschuldige, dass ich fast 2 Wochen nicht geschrieben habe. Es ist etwas Schlimmes passiert. Als wir auf dem Weg zu den Twinstones waren, kam uns ein LKW entgegen. Es war mitten in der Kurve und wir konnten nicht ausweichen. Der Fahrer des LKW war am Steuer eingeschlafen und rammte uns frontal. Wir knallten durch die Absperrung in eine metertiefe Böschung herunter. Ich war nur leicht verletzt. Aber mein Mann wurde aus dem Auto herausgeschleudert und landete weiter entfernt. Mein Sohn knallte mit dem Kopf gegen einen kleinen Spielzeugjet, dessen Nase spitz war. Er bohrte sich in seinen Kopf und verletzte ihn schwer. Außerdem war mein Sohn mit dem Fuß eingeklemmt. Da wir auf einer Straße waren, die nicht viel befahren wird und der Fahrer des LKW bewusstlos war, dauerte es eine Weile bis ein Auto kam. Zum Glück hatte der ein Handy dabei und konnte den Notarzt holen. Es stellte sich raus, dass der Fahrer des LKW bereits tot war.
Mein Mann und mein Sohn liegen nun im Krankenhaus. Mein Mann scheint sich zwar zu erholen, aber Sascha, mein Sohn, liegt immer noch auf der Intensiv-Station und liegt im Koma. Die Ärzte sagen mir zwar, dass er gute Chancen hat, aber es geht ihm von Tag zu Tag schlechter. Der kleine Jet hat sich beim Aufprall richtig durch den Schädel gebohrt und musste in einer stundenlangen Operation entfernt werden. Die Ärzte sagen, dass Saschas Gehirn schaden genommen haben könnte. Sie wüssten allerdings nicht, ob dieser lebenslang oder heilbar sei. Sie waren jedoch ehrlich und sagten, wenn er wieder aufwacht, müsste er alles neu erlernen.

Donnerstag, der 28.5.1998
Liebes Tagebuch,
meinem Mann geht es entscheidend besser. Er ist bereits wach. Auf Rat der Ärzte habe ich ihm von Sascha nur erzählt, dass er noch im Krankenhaus liege, jedoch nichts von seiner schlechten Situation, da mein Mann sonst einen tödlichen Schock erleiden könnte. Die Ärzte sagen, er braucht nun viel Ruhe.
Sascha geht es leider bedeutend schlechter. Ich kann förmlich zusehen, wie sich seine Situation verschlechtert. Seit 2 Tagen bin ich nun im Krankenhaus, ohne nur einmal nach Hause gegangen zu sein. Allerdings werde ich das heute Abend tun, da die Ärzte meinen, ich sollte mich ausruhen bevor mein Kreislauf zusammenbricht. Aber was interessiert mich das...

Freitag, der 29.5.1998
Liebes Tagebuch,
mein Mann scheint sich gut zu erholen. Eine ebenfalls gute Nachricht ist, dass Sascha nun auch auf dem Weg der Besserung ist. Zwar ist er noch lange nicht über den Berg, aber die Ärzte sagen, sein Zustand hätte sich verbessert.

Samstag, der 30.5.1998
Liebes Tagebuch,
ich freue mich, wie schnell mein Mann Fortschritte macht. Er ist inzwischen soweit, dass die Ärzte sagen, wenn es so weitergeht, könnte er in einer Woche mit Körpertraining beginnen. Leider hat Sascha keine neuen Fortschritte gemacht, jedoch hat sich sein Zustand auch nicht wieder verschlechtert.

Sonntag, der 31.5.1998
Liebes Tagebuch,
heute war Saschas Geburtstag – er ist nun 10 Jahre alt geworden. Wie durch ein Wunder schien er das zu merken. Sein Zustand hat sich über Nacht sehr stark verbessert. Außerdem glaubte ich, eine kurze Bewegung zu sehen, jedoch meinten die Ärzte, dass ich mir das nur eingebildet hab.
Mein Mann ist auch konstant auf dem Weg der Besserung. Ich hoffe, dass alles mal wieder wird wie früher.

Samstag, der 6.6.1998
Liebes Tagebuch,
heute hat das Training für meinen Mann begonnen. Er sagte, dass er Sascha so schnell wie möglich besuchen will. Er ist immer noch im Glauben meiner Notlüge. Ich versuche nun, das zu verhindern, indem ich sage, dass er noch zu schwach für einen Besuch sei. Ich habe mir vorgenommen, danach zu sagen, dass Sascha noch viel Ruhe bräuchte und ein Besuch nicht empfehlenswert wäre.
Nun bleibt zu hoffen, dass mein Mann sich erholen kann.
Übrigens macht Sascha auch immer mehr Fortschritte. Zwar liegt er noch immer im Koma, aber die Ärzte meinen, er hätte gute Chance bald aus dem Koma zu erwachen.

Montag, der 8.6.1998
Liebes Tagebuch,
mein Mann kann nun wieder problemlos laufen. Sein Problem ist noch die Stärke, da er immer noch sehr schwach ist. Allerdings sind die Ärzte und ich sehr zuversichtlich.
Heut ist ein toller Tag, Sascha ist aus dem Koma aufgewacht, allerdings haben die Ärzte ihn sofort in ein künstliches Koma versetzt um den Heilungsprozess voranzutreiben.

Dienstag, der 9.6.1998
Liebes Tagebuch,
es ist nicht wirklich viel passiert. Sascha liegt in seinem künstlichem Koma und seine Lage hat sich minimal verbessert. Die Ärzte sagen, seine Chancen über den Berg zu kommen, seien sehr gut. Hoffen wir es!
Mein Mann gelangt langsam aber sicher zu seiner Kraft zurück. Er kann inzwischen 4 Minuten lang laufen. Trotzdem haben ihm die Ärzte noch viel Ruhe verordnet.

Donnerstag, der 11.6.1998
Liebes Tagebuch,
die Dinge scheinen sich zum Guten zu wenden!
Mein Mann kann Tag für Tag länger laufen, was eine bessere Ausdauer bedeutet!
Der behandelte Arzt glaubt, es ist nur noch eine Frage von Tagen, im schlechtesten Fall Wochen, bis er voll rehabilitiert ist, aber er sei inzwischen soweit, dass sie sagen können, für ihn kommt eine vollständige Heilung fast Hundertprozentig in Frage.
Sascha erholt sich im Vergleich zu der Zeit des echten Komas langsamer. Allerdings sagen die Ärzte, dass dies nichts Schlimmes bedeutet. Naja, die Hauptsache ist doch, dass sich sein Zustand verbessert und nicht verschlechtert!

Freitag, der 12.6.1998
Liebes Tagebuch,
mein Mann drängt immer mehr Sascha zu sehen. Ich glaube, wenn ich nicht bald die Wahrheit sage, merkt er wie stark ich ihn abblocke. Ich habe mit dem Doktor geredet, der meinte, ich sollte es noch wenige Tage rauszögern. Ich habe ihn gefragt ob er nicht helfen könnte bei den Notlügen, allerdings antwortete er – verständlicherweise - ,dass er als Arzt nicht lügen darf. Ich denke jedoch, dass ich es noch ein paar Tage rauszögern kann, indem ich sage, er sei noch zu schwach dafür.

Montag, der 15.6.1998
Liebes Tagebuch,
ich und der Arzt sind der Ansicht, dass mein Mann nun stark genug für die Wahrheit sei. Außerdem spricht eine schnellere Besserung Saschas dafür. Ich habe mir vorgenommen, meinem Mann morgen zu beichten.

Dienstag, der 16.6.1998
Liebes Tagebuch,
ich habe meinem Mann wie geplant die Wahrheit gesagt.
Er hat mir die Lügen verziehen, und einen Schock hat er nicht erlitten. Das heißt natürlich, dass er schon kurz geschockt war, aber nichts passiert ist. Da ich es ihm erst gegen abends gesagt habe, kann er Sascha erst morgen besuchen, jedoch hat er mir versprochen, dies erst dann zu tun, wenn ich auch da sei.

Mittwoch, der 17.6.1998
Liebes Tagebuch,
heute war es soweit. Ich, mein Mann und beide Ärzte, die von meinem Mann und der von Sascha, sind zu dem Zimmer gegangen, indem Sascha liegt. Die Ärzte sind draußen geblieben, ebenso wie ich. Durch das Fenster konnte ich sehen, wie sich mein Mann an Sascha angelehnt hat. Er blieb kurz da und kam dann wieder raus. Er gab es nicht zu, aber er war den Tränen nahe.

Mittwoch, 1.7.1998
Liebes Tagebuch,
mein Mann wurde inzwischen entlassen. Wir besuchen Sascha sehr oft. Da uns die Krankenkasse jedoch kein Krankengeld für meinen Mann mehr auszahlen will, muss er wieder arbeiten gehen. Ich finde das ungerecht! Er ist frisch entlassen und für die Arbeit noch viel zu schwach. Aber wenn er nicht geht, würde er wohl seinen Arbeitsplatz verlieren, was bei unserer finanziellen Notlage sicher einem Todesurteil gleich käme.
Es gibt aber eine freudige Nachricht! Der Arzt hat vor, Sascha morgen aus dem künstlichen Koma aufwachen zu lassen. Er meinte optimistisch, wenn nun nichts mehr in den Weg kommt, Sascha sich schnell erholen könnte.

Donnerstag, der 2.7.1998
Liebes Tagebuch,
Sascha ist heute aus dem Koma aufgewacht. Er ist zwar noch an diverse lebenserhaltende Geräte angeschlossen, aber wir konnten ihn heute besuchen. Er ist leider immer noch sehr schwach. Er brachte nur die Wörter „Mama“ und „Papa“ raus. Der Doktor riet uns dann, lieber den Raum zu verlassen. Zuviel Stress sei tödlich für ihn. Er bräuchte nun sehr viel Ruhe, sagte er.

Freitag, der 3.7.1998
Liebes Tagebuch,
Sascha ist auf dem Weg zur Besserung.
Was uns den Weg erschweren wird, ist ein Sturm der übermorgen eintreffen soll. Er soll sehr gewaltig sein, und es wird akute Sturmwarnung ausgeben. Wir überlegen, ob wir im Krankenhaus übernachten sollen, wenn wir morgen zu ihm fahren.
Samstag, der 4.7.1998
Liebes Tagebuch,
Leider wurde unser Plan über den Haufen geworfen. Der Sturm traf früher als gedacht ein. Er soll mehrere Tage anhalten. Da ich nicht zu Sascha fahren konnte, habe ich den Arzt angerufen, der mir berichtete, dass sich Saschas Situation wieder ein Stückchen verbessert hätte.

Sonntag, der 5.7.1998
Liebes Tagebuch,
Es ist schon sehr spät. Ich kann allerdings nicht schlafen. Aber das liegt nicht nur an die Sorge um Sascha. Der Sturm erreicht wohl gerade seinen Höhepunkt. Ich hatte eben noch einen Bericht über den Sturm im Fernseher gesehen, als plötzlich ein Strommast umknickte. Doch die Feuerwehr konnte ihn nur räumen und musste sofort abrücken. Sie haben wichtigere Einsätze zur Zeit, da viele Menschen glauben, trotz dem Sturmes mit dem Auto fahren zu können. Anscheinend hätte der Sturm schon mehrere Tote und dutzende Verletzte gefordert. Die Feuerwehr fragte uns, ob wir genug Nahrung hätten. Da ich erst einkaufen war, bejahte ich, und er meinte, wir sollen im Haus bleiben und die kommenden Tage abzuwarten, bis sich der Sturm beruhigt hat. Leider konnte ich nicht im Krankenhaus anrufen, da dass Telefonnetz zusammengebrochen war.
 

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Liebe(r)Airblader!

Natürlich ist die Geschichte interessant und ich bin neugierig , wie es weitergeht.
Ein wenig "flott" erscheint sie mir abgefaßt, aber es ist ja schließlich ein Tagebuch. Alles Gute für das Weiterschreiben!
LG
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