Leserbriefe

Haget

Mitglied
L e s e r b r i e f e
Haget # 062

Angegriffen durch den Bericht,
was längst beschlossen tue man nicht,
fühlt sich ein Stadtrat und schreibt sofort
einen Brief an die Zeitung in seinem Ort.

Es geschehe doch viel und immer dabei
sei er ganz persönlich und seine Partei,
und es sei längst schon, ganz wie er gesollt,
der betreffende Käse zum Bahnhof gerollt.

Er wurde gedruckt und gelesen, der Brief,
was einen andren zur Antwort aufrief:
Der Käs’ würd’ seit Tagen am Bahnhof rumliegen,
umgeben von Düften, Käfern und Fliegen.

Das Umweltamt sogar schaltet sich ein,
der Gestank dort würde zum Himmel schrein,
es prüfe nun schnell, wer Verantwortung hat:
Die Bahn? Das Land, der Kreis, unsre Stadt?

Damit nun nicht vorschnell ein Missgriff passiert,
hat ein ‘Grüner’ ganz schnell seinen Brief lanciert:
Den Vögeln zulieb’ müsst’ der Käse dort bleiben
und keiner dürfe Käfer und Fliegen vertreiben!

Ein begeisterter Brief aus dem Altenheim -
es sei jetzt so schön dort am Bahnhof zu sein:
Dieses Zwitschern und Trällern und Pfeifen;
wie die Vogelwelt zunahm - kaum zu begreifen!

Mit weiterem Brief schaltet sich ein,
der Schriftwart vom Handels-Gewerbeverein:
Der Kundenstrom hätt’ schon abgenommen,
weil’s durch Vögel so oft zur Verschmutzung gekommen!
*
Die späteren Briefe aber druckte man nicht
- dafür Seite drei ein kleiner Bericht:
Der Herr Stadtrat hatte sich leider versehn:
Das Rollen zum Bahnhof war noch gar nicht geschehn!
 
Lieber Haget,
eine herrliche Kettenreaktion - und dann dieser überraschende Schluss.
Toll gemacht!
Gefällt mir sehr gut.
Beste Grüße
Willi
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
So geht das.

Aber der Bahnhof war wirklich verschmutzt,
und die Geleise wurden nicht mehr genutzt,
die Schienenschwellen wurden zum Biotop
und die Bakterien ernährten sich anaerob.

Der Stadtrat aber (zusammen mit Tante
Emma) sah, dass er Land gewann und rannte.
 



 
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