Licht ist nur ein dunkler Fleck

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joyce

Mitglied
Licht ist nur ein dunkler Fleck


Des Himmels Blau hatte mich so erfreut,
dass ich Flüsse weinte,
auf denen Libellen, in Booten aus Orchideenblüten,
flussaufwärts trieben.

Samtene Flügel eines Falters haben mich
unendlich sanft berührt,
meine Hülle vibrierte
vor Vergnügen.

Fremde Augen
waren mir Heimat,
ließen mich leichten Schrittes
alle Wege der Zuversicht gehen.

Verzauberte mich
das Lachen eines Kindes,
in eine Fee, die schön war und rein,
wie kühles Quellwasser.

Jeden Tag konnte ich die Abendsonne
mit meinem Herzen halten,
um sie sanft und zärtlich
der Nacht zu schenken.

Wertvoll wie ein Schatz
schienen mir dunkle Wolken,
die meinen Regen trugen
der mit Dankbarkeit mich füllte.

Neid erntete ich für das Lächeln,
das mir ein Atemzug lauer Frühlingsluft,
auf die Lippen legte.

~

Heute quält mich der Sonne Strahl
drängt mir ihre Wärme auf
gleicht einem Händler
auf dem Bazar.

Ungnädig, die Melodien,
die mir Löcher ins Haupt stechen,
mich aushöhlen.

Gleich einer Kurtisane,
umgarnt mich der Sommerluft Schwüle.
Verdorbene Muscheln
formen ein Herz mir aufs Kissen.

Es trommelt der Regen
zum Kampf an mein Fenster,
Vögel tarnen ihren spottenden Ruf zum Angriff,
in süßen Weisen voll Lieblichkeit.

Ständig will mich das Leben
aus dem Schatten locken,
um mich mit seiner Schamlosigkeit
zu verzehren.

Wo nur blieb sie,
die nektargleiche Weise der Stunden,
war sie nur Trug der wahren Pein?
Ist heute die gärende Masse des Seins,
nur der übelriechende Rest nicht bewahrter Liebe?

Drum nehme ich mich nun heraus,
stelle mich neben mich hin,
betrachte mich aus der Ferne.
Gut ist es, das Erkennen.

Ich kann so hoch wie tief,
so hell wie dunkel,
nur kann ich heute nicht mehr weich.

Jeden Tag will ich hinaus gehen,
und irgendwann,
wenn der Wind behutsam
durch ein Kornfeld schleicht,
wird es für mich,
sein zärtliches Streicheln
der wachsenden Frucht sein.




© by Joyce 07 -04​
 

Montgelas

Mitglied
vom blauen himmel, blutenden dornen u. wachsender frucht

hallo joyce,

dir ist da ein besonderer poetischer text gelungen.
zumal hier die poesie ganz
authentisch daher kommt.
dass in poesie verwandelte
reale leben hat mich berührt.
die kleinen formmängel des textes verstärken eher die authentizität .
aber das sollen andre beurteilen.

[blue]Ich kann so hoch wie tief,
so hell wie dunkel,
nur kann ich heute nicht mehr weich.[/blue]

das hat mich fast umgehauen !

sagt mit bewunderung

montgelas
 

joyce

Mitglied
Lieber Montgelas,

da mir an diesem Text sehr viel liegt, freue ich mich besonders über deine Anerkennung.
Ganz nach meinem Geschmack, der link den du mir genannt hast. Das ist wunderschön, darin könnt ich baden.

danke dir und sei gegrüßt
von Joyce
 
S

Sandra

Gast
Hallo Joyce,

auch mir gefällt dein Text gut. Du gebrauchst mir jedoch zu häufig beschreibende Adjektive. In der Überschrift von Monteglas siehst du das Beispiel. Mir gefällt bei sehr zarten Gedichten, wie deins mit Sicherheit eins ist, die Einfachheit der Sprache besser. Die Schwierigkeit ist dabei immer, aus wenig mehr zu machen. Da schließe ich mich dem Satz, den Monteglas umgehauen hat an. Absolut stark und ein gutes Beispiel dafür!

Das wiederum ist mir zu pathetisch:

hängen Rosenblätter leblos an Stielen,
die blutende Dornen tragen.
Nur kleine Denkanstöße.

Einen lieben Gruß
Sandra
 

joyce

Mitglied
hallo sandra,
auch dir dank für deine reaktion. ja denkanstöße, und die sind auch noch wertvoll ;-)
die von dir kritisch erkannten punkte,waren schon teil meiner gedanken beim schreiben.
deshalb sind mir deine anmerkungen eine große hilfe, auch wenn ich jetzt hier nichts ändern würde, kann ich gut nachvollziehen was du meinst.

danke fürs aufmerksame lesen

liebe grüße
Joyce
 
L

Lotte Werther

Gast
An joyce

Aus diesem Text kann ein lyrischer Ausdruck werden, lieber joyce. Noch ist er es nicht.

Die Ansätze bestechen schon jetzt, wie man an den Reaktionen erkennen kann. Auch ich mochte deine Bilder.

Der Text aber ist zu beschreibend. Reduktion und Verdichtung täten ihm gut.

Ich nenne dir Beispiele:

Auf denen [strike]dann[/strike] Libellen, in Booten aus Orchideenblüten, flussaufwärts trieben.

[strike]worauf[/strike] meine Hülle [strike]nur noch [/strike]vibrierte,
vor Vergnügen.

[strike]Selbst[/strike] fremde Augen auf den Straßen,
gaben mir Heimat.

[strike]Schließlich[/strike] verzauberte mich
das Lachen eines Kindes

Jeden Tag konnte ich die Abendsonne,
[strike]die sich zur Ruhe neigte,[/strike]


Beim Jubeln im ersten Teil waren es nur einzelne Worte oder Zeilen, die mich störten.
Im zweiten, eher resignierenden Teil ist die Gefahr, in ein Lamento zu verfallen, leider groß.

Ganze Strophen müssten dem Stift zum Opfer fallen, um aus lyrischen Gedanken kein prosaisches Jammern werden zu lassen:

Ständig will mich das Leben
aus dem Schatten locken,
um mich mit seiner Schamlosigkeit
zu verzehren.

Drum nehme ich mich nun heraus,
stelle mich neben mich hin,
betrachte mich aus der Ferne.
Gut ist es, das Erkennen.


Dann gilt es noch, in den verbleibenden Strophen einige Sätze umzustellen, damit aus reiner Prosa lyrische Prosa wird:

[strike]Vielleicht[/strike] ist heute die gärende Masse des Seins,
nur der übelriechende Rest nicht bewahrter Liebe [blue]?[/blue]


sei hier als Beispiel aufgeführt. Oder hier:

Jeden Tag [strike]werde[/strike][blue]will[/blue] ich hinaus gehen,
[strike]denn[/strike][blue] und [/blue]irgendwann,


Könnte ich diesen schon in seinem Titel als Versprechen erscheinenden Text so lesen, hätte ich meine Freude daran.

Lotte Werther
 

joyce

Mitglied
An Lotte,

mich freut es so konkrete Änderungsvorschläge zu bekommen. dank dir dafür. Hab mir natürlich auch meine Gedanken gemacht und einiges geändert.
Allerdings brauche ich das Lamentieren im zweiten Teil, es ist mir wichtig, drum habe ich es zum großen Teilen so gelassen.

ich gebe zu, mir fiel es an einigen Stellen nicht leicht so radikal zu schneiden, aber das ist eine Erfahrung wert.

@Sandra,
die so pathetischen blutigen Rosendornen hab ich leichten Herzens gestutzt...du hattest recht ;-)

dank euch für Kommentare, fürs Lesen, die hilfreiche Kritik und besonders freu ich mich natürlich über die positiven Reaktionen.

Joyce
 
B

bonanza

Gast
Schwülstig und in der Form ätzend.
Schlimmer als das Kratzen eines Fingernagels auf
der Tafel.
Ich kann weder das Schreiben einer solchen Lyrik
verstehen noch die Resonanz darauf.
Es ist widersinniger, als in einen Formel 1 Wagen
einen Teddybär zu setzen.
Und der gewinnt den Grand Prix!
Irgendwas ist kaputt an dieser Welt.

(Außerdem gibt es in diesem Forum kaum echte Prosalyrik.)

Ich muß dieses Werk mit Null bewerten.

bon.
 

joyce

Mitglied
Herr Bonanza,

natürlich ist es einfach, sich bei positiven Kommentaren, freundlich zu bedanken. Doch besonders die kritischen Äußerung sind wichtig, für alle hier. Schließlich können beide Seiten daraus lernen. Deshalb auch Dank an dich, besonders weil ich die Offenheit schätze. Mir scheint es sinnvoller zu sagen was einem nicht gefällt, als sich als "Ano" und "nym" zu tarnen und schlechte Bewertungen zu geben.
Da für dich mein Gedicht leider an der Grenze zur Körperverletzung ist und dir schon garnichts daran gefällt, ist es natürlich schwer für mich, auf deine Kritik genauer einzugehen.
Doch vielleicht hilft es, wenn ich etwas zu deinem gelungen Vergleich anmerke.

Ja, du hast Recht, in der Welt läuft was schief.
Ich denke es gibt unzählige Beispiele dafür. Menschen die nicht mal anständig reden können, machen Millionen mit Singen (obwohl sie das schon zweimal nicht können). Es soll sogar Leute geben, die garnichts können und gerade deshalb jedes Titelblatt füllen. Außerdem erhärtet sich seit Jahren der Verdacht, dass wir von Hampelmännern regiert werden.
Ja es ist eine verrückte Welt!
Doch mir macht es unglaublich viel Hoffnung, wenn ich merke in einer Welt zu leben,in der Teddy Bären in der Formel eins gewinnen können. Denn so ist die Regel, wer als erster im Ziel ist hat gewonnen. Dass dies natürlich ein unhaltbarer Zustand für die Schumachers der Welt ist, ist mir klar.
Es ist eine verrückte, aber auch schöne Welt, in der es möglich ist, dass auch ein Little Joe mal die Rolle des Narren mimt.

Deine kritischen Bemerkungen, die sich so allgemein halten, kann ich natürlich nicht kommentieren. Denke du findest dafür bessere Plätze hier in der leselupe

Ich kann weder das Schreiben einer solchen Lyrik
verstehen noch die Resonanz darauf.

(Außerdem gibt es in diesem Forum kaum echte Prosalyrik.)
Es grüßt respektvoll
Joyce
 



 
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