Liebe - der Versuch einer Sinnfrage

Hanna Stern

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Ich wünschte es gäbe einen Namen für dieses Gefühl das ich in mir spüre. Jeder wüsste dann um was es sich handelt und niemand müsste Fragen stellen weshalb und wieso. Es wäre durchschaubar, wie ein Glashaus, wie ein offenes Buch.
Das Problem ist, dass ich weder weiß wer ich bin, noch wohin ich gehe... Aber geht es nicht uns allen so? Wer von uns kennt sich denn schon wirklich?
Von meiner Kindheit weiß ich so gut wie nichts mehr, obwhol diese noch gar nicht so lange zurückliegt. Ich kann mich an nur wenige Details erinnern, meistens unangenehme Dinge.
Ich kann mich allerdings sehr gut an meine erste richtige große Liebe erinnern... vielmehr war es ja nur ein Verliebtsein. Hinter diesem Gefühl jage ich heute noch hinterher, obwohl es schon einige Jahre zurückliegt. Diese Liebe bestand nur aus Blicken. Da waren nur Augen und Blicke, sonst nichts. Augenblicke. Kleine. Aber sie waren schön. Schön und kostbar. Und auch selten. So selten, dass wir uns irgendwann aus den Augen verloren haben. Aus den Augen zwar... aber nicht aus dem Sinn.
Dazwischen irgendwo habe ich meinen Freund und Verlobten kennengelernt. Liebe auf den zweiten Blick ist oft die Schönste. Es wird bald vier Jahre her sein das wir uns zum ersten Mal begegnet sind...
Unsere Bäckerin gibt ihm manchmal etwas mit auf den Weg... einen Gruß, der ihn sehr glücklich macht: "Schönen Gruß an ihre Frau!"
Ans Heiraten denken wir oft. Ob wir fähig sind dazu?

Regen ist etwas schönes... vor allem, wenn man schöne Erinnerungen damit verbinden kann. Eine Erinnerung ist nichts als Sehnsucht nach der Vergangenheit. Flucht zurück statt Flucht nach vorne.
Ich mit meinen 20 Jahren werde wenig Ahnung von solchen Dingen haben, mag sein.
Vielleicht ist auch deshalb dieses Gefühl so fremd für mich... vielleicht kenne ich deshalb nicht dessen Namen. Es ist ein Suchen, vielleicht sogar ein Streben nach etwas. Nach mir selbst...
Möchte ich so bleiben wie ich jetzt bin oder etwas ändern? Ich habe mich noch nie als ein Ganzes begriffen... Ich habe nie etwas zusammengehöriges an mir gefühlt... alles hat seinen Platz. Und nur diesen. Verwechsle Seele nicht mit Herz. Verwechsle Bauch nicht mit Seele. Verwechsle Kopf nicht mit Verstand. Der sitzt woanders.

Der Regen zaubert kleine Perlen auf die Äste. So eine Perle wäre ich auch gern. Nur für einen kurzen Moment vollkommen sein...

Es ist so schade – auch für mich selbst –
dass es so wenig über mich zu erzählen gibt.
 



 
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