Liebe...und der Rest

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Skylla

Mitglied
Das ist der Rest, der übrig bleibt,
selbst wenn die Zeit verweht:
Das Körper sich an Körper reibt
und d’raus ein Kind entsteht.

Wenn diese wundersame Frucht
mit deinen Augen, deinem Munde spricht,
dann gibt es für mich keine Flucht:
Denn du vergehst mir nicht.

Doch seh’ ich dieses Kind vor mir
mit deinem Lockenhaar,
seh’ ich den bess’ren Teil von dir
mit dem, was möglich war.
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Skylla,

da ist dir ein unaufdringlich-melancholisches Gedicht gelungen, das auch viel Hoffnung birgt.

Zwei kleine Änderungen möchte ich dir vorschlagen:


Das ist der Rest, der übrig bleibt,
wenn uns die Zeit verweht
[blue]und Körper sich an Körper reibt,
daraus ein Kind entsteht. [/blue]

Wenn diese wundersame Frucht
mit deinen Augen, deinem Munde spricht,
dann gibt es für mich keine Flucht:
Denn du vergehst mir nicht.

[strike]Doch[/strike] Und seh’ ich dieses Kind vor mir
mit deinem Lockenhaar,
seh’ ich den bess’ren Teil von dir
mit dem, was möglich war.
Das "und" fände ich besser, weil die Mutter ja eigentlich während des ganzen Gedichts ihr Kind betrachtet ...

Du siehst: nur winzige (unerhebliche) Mäkeleien ...

Schöne Grüße
Heidrun

__________________
 

Skylla

Mitglied
Das ist der Rest, der übrig bleibt,
selbst wenn die Zeit verweht:
Das Körper sich an Körper reibt,
daraus ein Kind entsteht.

Wenn diese wundersame Frucht
mit deinen Augen, deinem Munde spricht,
dann gibt es für mich keine Flucht:
Denn du vergehst mir nicht.

Doch seh’ ich dieses Kind vor mir
mit deinem Lockenhaar,
seh’ ich den bess’ren Teil von dir
mit dem, was möglich war.
 

Skylla

Mitglied
Liebe Heidrun,

danke für Deine wirklich konstruktive Kritik!
Den ersten Punkt habe ich gerne umgesetzt, weil es wirklich sauberer klingt.
Das [blue]doch[/blue] will und muss ich lassen, weil ich hier umspringe von der negativen Bewertung der Beziehung auf eine positivere...

Das Gedicht wurde übrigens angeregt von Deinem Thread "Komische Lyrik" in den Fingerübungen! Nach der letzten Themenvorgabe "Verflossene Liebe" fielen mir leider meist nur melancholische Gedichte ein. Seufz!

Liebe Grüße
 

Skylla

Mitglied
Das ist der Rest, der übrig bleibt,
selbst wenn die Zeit verweht:
Dass Körper sich an Körper reibt,
daraus ein Kind entsteht.

Wenn diese wundersame Frucht
mit deinen Augen, deinem Munde spricht,
dann gibt es für mich keine Flucht:
Denn du vergehst mir nicht.

Doch seh’ ich dieses Kind vor mir
mit deinem Lockenhaar,
seh’ ich den bess’ren Teil von dir
mit dem, was möglich war.
 
H

Heidrun D.

Gast
Ja, ja,

wie hat Gerd Geiser uns neulich so schön geschrieben: "Ihr seid ein Inspirationsgenerator" (oder so ähnlich).

:)
 

presque_rien

Mitglied
Hi Skylla,

gefällt mir insgesamt sehr gut - das ist mal altmosisch gedichtet, im guten Sinne!

Allerdings, bei der ersten Strophe dachte ich: "Hach, wie herrlich, sich in so einen sauberen Rhytmus fallen zu lassen" - und dann las ich:
Wenn diese wundersame Frucht
mit deinen Augen, deinem Munde spricht,
Und dachte nur "Neeeeeeeein!!!" Was hältst du von:
Wenn diese wundersame Frucht
mit deinen Augen spricht,
? Dann bleibst du im Rhytmus, und machst die Formulierung zugleich interessanter durch Synästhesie.

Ähnlich unschön, rein rhytmisch, ist auch:
dann gibt es für mich keine Flucht:
Allerdings fallen mir hier keine besonders guten Alternativen ein, vielleicht:
dann ist unmöglich jede Flucht:
oder:
dann gibt es keinen Weg zur Flucht:
Auf jeden Fall solltest du da vielleicht noch was ändern.

Die letzte Strophe find ich rundum gelungen, wirklich gut.

Lg presque
 

Skylla

Mitglied
Hallo presque,

auch für Deine konstruktive Kritik (und Dein Lob) meinen lieben Dank!

"Altmosisch", den Ausdruck finde ich hübsch! In vielen Gedichten von mir spiele ich mit dem Widerspruch zwischen veralteten Elementen und derber Gegenwartssprache. Vielleicht stelle ich noch etwas ein.

Trotz meiner Lust an Sprache und am Sprachspiel ist mir der Inhalt immer wesentlicher, als die Form. Natürlich strebe ich danach, wie wohl wir alle hier, dem Ideal zu entsprechen und beides harmonisch zu vereinen, so weit bin ich aber nicht (werde es vielleicht auch nie) und versuche somit nur, eine größtmögliche Annäherung zu erzielen. Somit ist mir die Kritik hier im Zuge meines Lernprozesses sehr wichtig!

Du hast natürlich Recht mit Deiner Kritik! Über die Zeile mit: "deinen Augen, deinem Mund" bin ich auch heftigst gestolpert. Und ich kenne diese Schrei-Attacken auch, aber ich hatte die Zeile nur "mit deinen Augen" bereits, aus eigenem Antrieb, verbessert dazustehen und habe sie wieder verworfen.

Mit der Betonung auf deinen und deinem bekam der Vers für mich eine Rhythmus-Änderung, die in ihrer plötzlichen Wellenförmigkeit etwas von Milde und Versöhnlichkeit hatte, die ich unbedingt in dem Gedicht erhalten wollte. Eine "Nicht-Altmosaische" künstlerische Freiheit, die ich mir auf die Gefahr hin erlaubt habe, als Dilettantin zu gelten (Die ich genau genommen auch bin). Das aus-dem-Rhythmus-kommen habe ich bewusst gelassen, sozusagen als kleine Gedankenfalle. Ob mir das gelungen ist, sei selbstkritisch dahingestellt.

Deine zweite Kritik geht mir nahe, jedoch möchte ich das Reflexivpronomen "mich" (Au weia, - ist das richtig? Ich bin nicht firm darin, Theoretisches herunterzubeten) nicht aus der Zeile nehmen. Wenn Du dazu einen guten Einfall hast: Immer her damit!

Ich neige normalerweise nicht zum "Schwafeln", - meine Antwort ist wirklich sehr lang geworden, entschuldige. Ich sehe aber deiner eventuellen Antwort interessiert entgegen (die dann auch kürzer beantwortet werden soll ;) )

Liebe Grüße

Skylla

Hm...jetzt weiß ich nicht mehr, ob Dein Beitrag "konstruktiv" oder "spontan" war..ich stelle meine Antwort mal unter "Konstruktiv" ein.
 

presque_rien

Mitglied
Hi Skylla,

also wenn gerechtfertigt, habe ich nichts gegen Brüche im Metrum, aber leider finde ich, trotz deiner Erklärung, dass der Bruch hier dein schönes Gedicht ruiniert :(. Auch wenn es nicht den Eindruck von Dilettantismus macht, denn dafür ist die Form ansonsten viel zu gut.

Du sagst, der Vers klänge für dich versöhnlich, aber in einem anderen Kommentar hast du noch gesagt, dass die Versöhnung erst in Vers 9 kommt. Damit hast du das "doch" in Vers 9 begründet. Also warum sollte es dann schon in Vers 6 versöhnlich sein?

Abgesehen davon, finde ich nicht, dass es versöhnlich klingt. Weil es sonst nichts an dem Gedicht gibt, was einen solch starken Bruch unterstützen könnte. Das Gedicht ist ja ansonsten formal und inhaltlich glatt. Es wird in Vers 6 auch kein einzigartiger Gedanke geäußert, denn etwas ähnliches taucht in Vers 10 wieder auf. Es wird auch kein besonderer Umbruch markiert. Das Gedicht ist auch zu kurz, als dass eine Formregelmäßigkeit langweilig werden könnte.

Ich würde deshalb fast schon gerne mich in deinen Account hacken und den Vers ändern!!! ;)

Lg presque
 

MuusTri

Mitglied
Hallo Skylla, ich hätte zu deinem schon sehr schönen Gedicht ein paar Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge:

Erst einmal:
Verweht die Zeit nicht immer? Zumindest irgendwann?
Und auch vom Klang her finde ich, würde sich das Wort "auch" besser eignen als "selbst":

Das ist der Rest, der übrig bleibt,
[blue]auch[/blue] wenn die Zeit verweht:
Dass Körper sich an Körper reibt,
daraus ein Kind entsteht.
Außerdem finde ich das Wort "Rest" etwas unpassend gewählt, denn Rest ist doch eher negativ behaftet.
Wie wäre es mit einem Wort wie "Korn" oder "Saat" oder etwas anderes, wenn du daraus etwas Positives machen willst.
Aber du sagtest ja schon, dass die Beziehung aus dem Negativen (Rest) ins Positive (Kind) geht, dann wäre Rest ja in Ordnung.
Nur finde ich, bezieht man es automatisch auf das Reiben, im schlimmsten Falle sogar auf das Kind und das ist doch beides eigentlich etwas Schönes...

Was mich dann noch etwas gestört hat war diese "das"-Wiederholung auf der ersten Silbe.
Wie wäre es mit einer Frage, also "was", statt "das":

[blue]Was [/blue]ist der Rest, der übrig bleibt,
[blue]auch[/blue] wenn die Zeit verweht?
Dass Körper sich an Körper reibt,
daraus ein Kind entsteht.
Da es jedoch in dieser Form nicht wirklich Sinn macht, hätte ich noch folgenden Vorschlag:

[blue]Was [/blue]ist der Rest, der übrig bleibt,
[blue]auch[/blue] wenn die Zeit verweht?
Dass Körper sich an Körper reibt,
[blue]und prompt[/blue] ein Kind entsteht.
Das mit dem prompt stimmt zwar nicht ganz, schließlich müssen sich Eizelle und Spermie noch finden und das Produkt kann man ja noch nicht sofort Kind nennen, aber es unterstreicht vielleicht ja noch die Komik der Gesamtaussage, dass nur durch Körperreibung gleich Zeugung stattfinde.

Soweit so gut, die übrigen Strophen gefallen mir gut und dieses aus dem Rhythmus schießen in der zweiten Strophe klingt völlig legitim, zumindest beim zweiten Durchlesen.

Schönen Gruß,

Tristan
 



 
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