Lieber Gott (ein schriftliches Morgengebet)

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Gerd Geiser

Mitglied
Ich hab bis jetzt noch nicht getratscht,
bin keinem auf den Fuß gelatscht,
war nicht gehässig, nicht gemein,
noch hörte man mich lauthals schrein,

gab meinen Senf nicht ungefragt,
hab nicht gejammert, nicht geklagt,
hab die Beherrschung nicht verlorn,
kein Fluch, kein böses Wort im Zorn,

hab keinen dummen Spruch geklopft,
mit Bonschen mich nicht voll gestopft,
ich bin zuhaus in meinem Bau
und nicht bei Kalle Mersmanns Frau,

doch steig ich gleich aus meinem Bett,
ach, lieber Gott, dann sei so nett
und hilf mir, dass es auch so bleibt.
Ich denk, du weißt, wer dir das schreibt.
 
A

AchterZwerg

Gast
Wenn ich nicht ahnte, Liebwerter,
dass du einst ein schmucker Ministrant warst, tippte ich glatt auf protestantische Kapitalistenethik: Geb ich dir, gibst du mir (mehr).
Hier aber: Unterlasse ich jedwede Sünde und gebe ich keiner Versuchung nach, dann, Herr, belohne mich. - Und das quasi für lau.
So ein bisschen Wiederauf(er)stehung verursacht sicherlich kaum Mühe ...


P.s. Zunächst glaubte ich ja, du erzähltest uns aus deinem Forenleben. ;)
 

Gerd Geiser

Mitglied
Liebwerteste,
zu meiner Vita wäre zu sagen, dass ich anno tobak nicht zu frühsonntäglicher Kinderarbeit herangezogen wurde, weil mein alter Herr (Gott habe ihn selig) dem Begehren unseres Propstes widerstand, mich in einen Ministrantenfummel stecken zu wollen, was ja bekanntlich oftmals ein Ministrantengefummel nach sich zog. Diesbezüglich hatte ich eine unbeschwerte Kindheit, konnte mir meinen kindlichen Glauben bewahren und siehe da, da blubbert dieses verschütt geglaubte feeling an die Oberfläche und will mal eben fest gehalten werden. Gottes Wege sind unergründlich. Hallelujah!
 

Walther

Mitglied
hi 8erzwerg,

es ist gut zu wissen, daß einer glaubt, daß er was glaubt. manchen raubt der mangel an glauben den nachtschlaf, weil er - statt zu glauben - klaubt, und zwar in seinen gedanken. hier ist einer mit einer klaren ansage tätig. er und sein herr tragen die konsequenzen des gebets zu etwa gleichen teilen. :)

lg w.

lb gerd,

mein vorteil als protestierer ist es, nicht ministrieren zu dürfen. ich muß meinem herrn dienen. das müssen protestanten. sie dürfen ihn sich sogar raussuchen, weshalb das schwabenland, das evangelische, der beschreibung "am jedem eck a kirschaspaldung" nahe liegt.

schön gereimt. die frage ist, ob der herr sich auf den deal einläßt und, wenn ja, wie lange. ;)

lg w.
 

Gerd Geiser

Mitglied
Bliebe noch zu klären, was ein "Kirchaschbaldong" ist
????
(Im Übrigen bittet hier ein kindliches Gemüt den Lieben Gott einzig und allein darum, ihm zu helfen, keinen Blödsinn zu machen. Ein Kuhhandel liegt ihm fern.)
LG,
Gerd
 
A

AchterZwerg

Gast
Hätte ich geahnt, dass du so autobiographisch reagieren würdest, wäre ich lieber still geblieben. Ganz wie es sich zum göttlichen Zwiegespräch anderer Leute schickt, dem 8. aber natugemäß schwerfallen muss.
Wie sollte sich ein Zwerg auch anders gegen Goliathöses wehren als durch freches Labern?
Siehste!
 

Gerd Geiser

Mitglied
Lieber 8. Zwerg
Ein afrikanisches Sprichwort sagt: Man weicht leichter einem Elefanten aus als einem Moskito. Vielleicht heißt das auch, dass das Große vor allem im Kleinen verborgen ist. Und ich denke, deine Größe ist es, die mich die intimsten Dinge aus meiner Kindheit erzählen lässt. Ich komme nicht drum rum und an dir vorbei. Du laberst nicht nur frech gegen Goliath an, nein, du laberst ihn tot. Und woher nimmst du diese Stärke?
Weil David lernte Gott zu traun,
wurd Goliath von ihm verhaun.
So darfst du mir auch weiterhin in meine Zwiegespräche mit meinem besseren Selbst hinein reden. Und das tun nur wenige, wenn überhaupt.
 



 
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